PLÖTZLICH ZAUBERER. Scott Meyer
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Er hatte erst überlegt, einen Berggipfel auszuwählen, um dort zu landen, und jetzt war er froh, dass er es nicht gemacht hatte. Als er sich kurz vorstellte, was passiert wäre, wenn er dreißig Meter abseits des Gipfels mitten in der Luft aufgetaucht wäre, ließ ihn der Gedanke erschaudern.
Martin befand sich nun im mittelalterlichen England. Das war sowohl ein Problem als auch ein Vorzug. Er hatte diese Zeit und diesen Ort zur Flucht bewusst ausgewählt, weil er Englisch sprach und die Menschen zu dieser Zeit an Magie geglaubt hatten. Um seine sogenannte Macht zu demonstrieren, könnte er schweben oder sich teleportieren. Verdammt, das Handy selbst, würde für sie wie Magie sein. Er könnte es den Menschen einfach nur zeigen und sie wären überzeugt.
Seine Kleidung und sein Verhalten würden allerdings seltsam erscheinen, und sein Englisch würde nicht dem örtlichen Dialekt entsprechen. Bestimmt würden die Menschen sofort glauben, dass er aus einer anderen Welt käme. Außerdem trug er die Plastiktüte bei sich, in welche die Agenten seine Habseligkeiten gepackt hatten. Das war ganz offensichtlich etwas, das die Einheimischen noch niemals zuvor gesehen hatten. Zu guter Letzt hatte er auch noch bei sich, weswegen er nach Hause geeilt war, mal ganz davon abgesehen, dass er seine Eltern ein letztes Mal hatte sehen wollen. Er hielt es hoch, um es sich genauer anzuschauen, und war erfreut, sich für eine Halloweenparty als Draco Malfoy aus den Harry-Potter-Büchern verkleidet zu haben. Damals war es nur eine Ausrede gewesen, damit er sich die Haare hatte blondieren können, was allerdings nicht geklappt hatte. Doch jetzt besaß er dafür eine dunkle Robe, auf die eine Schlange genäht war, und einen Zauberstab. Er probierte den Umhang an. Seit der Highschool hatte er zwar an Gewicht zugelegt, aber die Robe passte immer noch ganz gut. Nun, sie war zwar eng, aber nicht allzu eng.
Er wandte dem Ozean den Rücken zu und ging dann davon. Der Plan war es, Menschen zu finden und sie davon zu überzeugen, dass er ein Zauberer war. Das würde ihm hoffentlich etwas zu essen und eine Zuflucht einbringen. Es war ein einfacher Plan, und dieses Mal würde er funktionieren. Er wusste ja schließlich, wie er es nicht machen durfte.
Ja Sir, dachte er, ich werde mich einfach bedeckt halten. Erster Schritt: Ein paar Menschen finden und sie davon überzeugen, dass ich magische Kräfte habe.
Kapitel 9
Nachdem er eine Stunde gelaufen war, erklomm Martin schließlich einen kleinen Hügel. Er war lange nicht so weit gekommen, wie er gehofft hatte. Ihm wurde klar, wie anstrengend es war, durch die Wildnis zu wandern, selbst wenn keine Bäume im Weg standen. Ein Spaziergang auf dem Bürgersteig war nichts im Vergleich zu dieser Tortur. Er war irritiert, dass niemand diese Tatsache ihm gegenüber je erwähnt hatte. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Menschen, die sich in seiner Zeit mit Wandern beschäftigten, dies zum Spaß machten und nicht böse darüber waren, wenn es mal länger dauerte.
Es war später Nachmittag. Bald würde es Abend sein, und obwohl er wusste, dass Menschen seit Jahrtausenden draußen schliefen, hatte er selbst es noch niemals getan. Er wusste ja gar nicht, was ihn hier des Nachts vielleicht angreifen würde, aber er hatte ein paar Filme gesehen und dementsprechend wohl doch die eine oder andere leise Ahnung.
Wölfe. Wegelagerer. Böse Königinnen.
Er verbrachte eine Weile damit, darüber nachzudenken, wie er wohl von einer bösen Königin angegriffen werden würde. Eigentlich klang das ja gar nicht so schlecht. Trotzdem mochte er den Gedanken nicht, die Nacht draußen verbringen zu müssen. Er wusste zwar, dass er jederzeit in seine eigene Zeit zurückgehen konnte, wenn es richtig schlimm werden würde, aber auch dort wartete schließlich eine Menge Ärger auf ihn. Hier war er alleine, müde und hungrig, aber immerhin wurde er gerade nicht verfolgt, und so beschloss er, dass er dieser Zeit und diesem Ort eine Chance geben würde.
Er schob den Unterkiefer nach vorne und dachte: Martin Banks, Zeittourist.
Er erreichte nun die Hügelspitze und erblickte in der Ferne nahe eines Waldrandes etwas, das aussah wie ein breiter Weg. Martin schätzte, dass es mindestens noch eine weitere Stunde dauern würde, bis er dort hingelangte. Er konnte ziemlich weit schauen. Nirgendwo waren andere Menschen zu sehen. Also zog er sein Handy heraus, schätzte die Entfernung und ein paar Sekunden später stand er genau dort.
Der Weg bestand aus zwei Furchen, die gut genug verstärkt worden waren, um keine große Furche zu werden. In der einen Richtung verschwand der Weg in den Wäldern. In der anderen führte er entlang des Waldrands durch offenes Weideland, sodass Martin sehen konnte, dass sich niemand darauf befand, zumindest in den nächsten achthundert Metern nicht. Er wusste nicht, welche Richtung ihn zuerst zu einem Dorf führen würde, aber er wusste, in welcher Richtung er leichter reisen konnte. Ein paar Sekunden später hatte er die achthundert Meter des Weges hinter sich gebracht.
Er verbrachte die nächste halbe Stunde damit, große Teile des Landes zu überspringen. Es gab viele breite und übersichtliche Wegabschnitte, an denen er sich mühelos entlangteleportieren konnte. An ein paar Stellen verschwand der Weg zwar hinter einer Biegung, in der Ferne sah er ihn aber stets wieder. Darum sprang er immer zum nächsten sichtbaren Punkt und ließ auf diese Art unzählige Kilometer hinter sich.
Er war fast schon entmutigt, weil ihm immer noch keine anderen Menschen begegneten, als er in der Ferne plötzlich welche erblickte. Es schienen zwei Männer zu sein, die auf ihn zuritten. Sie waren noch einige Hundert Meter entfernt. Er machte sich auf den Weg zu ihnen und hoffte, durch sie zumindest herausfinden zu können, wie weit das nächste Dorf noch entfernt lag.
Als sich der Abstand zwischen ihnen verringerte, konnte er noch mehr Details erkennen. Es waren entweder Männer oder kräftige, unattraktive Frauen. Sie trugen Schwerter. Ich schwöre bei Gott, SCHWERTER!
Martin konnte erkennen, dass sie ihn ebenfalls gesehen hatten. Sie schienen aber nicht beunruhigt zu sein und wurden nicht einmal schneller.
Jede Sekunde offenbarten sich neue, unerwünschte Einzelheiten. Ihre Kleidung bestand hauptsächlich aus Leder und einem Stoff, der irgendwie kratzig aussah. Dieser war außerdem fleckig – und mit fleckig war schmutzig gemeint. Das Seltsamste aber war, wie sie beide lächelten.
Martin beruhigte lediglich, dass er jederzeit erneut die Fluchttaste betätigen konnte, falls sie irgendetwas versuchen sollten. Sie würde ihn sofort zurück zu den Klippen bringen. Er öffnete die App, hoffte aber, dass er sie nicht brauchen würde. Lange genug hatte er in der Stadt gelebt, um zu wissen, dass Angst zu zeigen das absolut Schlimmste war, was er in so einer Situation machen konnte. Er zwang sich deshalb selbst zu einem Lächeln und ging schneller auf die beiden zu.
Als sie sich näherten, schwand ihr Lächeln. Vielleicht denken sie ja, ich will sie angreifen, dachte Martin. Ich trage schließlich die Robe eines Zauberers. Er wollte verhindern, dass sie präventiv angriffen. Schließlich wollte er ihnen ja gar nichts Böses. Er wollte doch nur wissen, wo sich das nächste Dorf befand.
Martin beschloss daher, sich freundlich zu verhalten.
»Hallo!«, rief er und winkte lässig mit seiner rechten Hand, während die linke, weiterhin sein Handy umklammerte, den Daumen über der Fluchttaste schwebend.
Die Männer beugten sich zueinander und sagten etwas. Sie waren noch etwa dreißig Meter entfernt. Dann ließen sie ihre Pferde anhalten.
Vielleicht ist ›Hallo‹ ein zu modernes Wort, dachte Martin. Sie wissen bestimmt nicht, was es bedeutet. Ich sollte vorsichtiger sein, was ich sage. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie sich die Menschen in den alten Zeiten begrüßt hatten.
»Hey! Heil! Seid gegrüßt!«, schrie er und winkte energisch.