Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 12
Vierzehnte Scene
VORIGE. LORENZO mit einer Wache.
ALLA-MODDIN. O getäuschte Erwartung!
LORENZO. Alla-Moddin!
ALLA-MODDIN. Was verlangst Du?
LORENZO. Folge zum Statthalter.
ALLA-MODDIN. Es sei. – Er geht mit einigen von der Wache ab.
Funfzehnte Scene
VORIGE ohne ALLA-MODDIN.
AMELNI zu LORENZO. Warum siehst Du uns so düster und bedeutungsvoll an? Es liegt eine Nachricht auf deinen Lippen, die Du auszusprechen fürchtest. Sprich!
LORENZO. Ich bedaure Euch.
AMELNI. Wie hat sich diese Empfindung zu Dir verloren?
LORENZO. Euren Fluch nicht über mich! – Er winkt, einer von der Wache reicht ihm Ketten.
LINI. Was hast Du da?
LORENZO. Ein Geschenk – für Dich.
LINI. Für mich?
AMELNI. Götter! – Alla-Moddin – Deine Ahndung! –
LINI. Was soll ich damit?
ALLA-MODDIN hinter der Scene. Unmöglich! Verrätherei! Alle Flüche des Himmels auf Euer Haupt herab, Bösewichter!
LINI. Der Vater schreit! –
AMELNI. Warum hassen mich Suhlu's Götter so sehr, daß ich dies alles erleben muß?
ALLA-MODDIN, hinter der Scene, man hört Ketten rasseln. Zurück! – O Himmel, gieb Deinen Blitz in meine Hand!
LINI weinend. Ich muß weinen, wenn ich den Vater so schreien höre.
ALLA-MODDIN ungesehen. Omal! – Valmont!
LORENZO zu LINI. Komm! – Er will ihm die Ketten anlegen.
LINI. Lieber Mann, was willst Du thun?
LORENZO, sich die Augen trocknend. Die grausame Pflicht meines Amtes erfüllen.
LINI. Du willst mir diese großen Ringe anlegen? – Sie sind zu schwer für meine kleinen Arme. –
LORENZO. Ich muß.
LINI. Laß es immer sein, denkst Du mich dadurch fester zu halten? – Ich muß ja doch hier bleiben.
AMELNI faßt LINI in ihre Arme. Ist denn alles Erbarmen hier todt? – Wenn Du Kinder hast, so schone seiner.
LINI. Vielleicht hast Du auch einen kleinen Sohn, wie ich bin, bedenk' einmal, wenn man ihn so binden wollte, würd' es Dir nicht wehe thun? – Laß mir immer die Arme frei, ich kann ja sonst nicht einmal meinen lieben Vogel dort füttern, und Du wirst doch nicht verlangen, daß er vor Hunger sterben soll? – Du siehst mich an. – Sieh mich freundlich an, und ich will Dich auch als einen guten Mann loben, ich will Dich den besten aller Spanier nennen. – Bist Du schon je so gebunden gewesen? – Gewiß nicht, denn sonst würdest Du meinen kleinen Händen diese Quaal nicht anthun wollen. –
LORENZO. Ich vermag es nicht. Er wirft die Ketten hin und geht ab.
Sechszehnte Scene
VORIGE ohne LORENZO.
LINI. Nun bin ich wieder froh, er geht.
AMELNI. O traure, daß er ging, mit ihm ging Dein Schutzgeist hinweg, denn sieh nur die Augen dieser Männer, die wie Gewitterwolken auf Dein Angesicht hängen. – Ich kann Dich nicht schützen. – Sie geht zurück, setzt sich auf ein Ruhebett, verhüllt ihr Gesicht und weint.
Einer von der Wache nimmt die Ketten auf, und geht damit auf LINI zu.
LINI. Du wirst mich doch nicht binden wollen? – Du siehst wirklich so aus. – Schämst Du Dich denn nicht? – Auf Suhlu ist der ein Bösewicht, der einem Kinde wehe thut. – Folge jenem Manne nach, – ich habe Dich nie gesehen, und Du könntest so grausam sein? – Wie starr er mich ansieht! als ob er mich nicht verstände! – Seht, ich weine, denn ich fürchte mich wirklich vor Euch, – bei Euch in Europa weint man wohl nicht, denn Ihr lacht über mich, – freilich spreche ich nur wie ein Kind. – Ihr seid lauter Grausamkeit, und Euer Betragen macht, daß ich wirklich zornig auf Euch werde! – Nun wohl! – Hier sind meine Arme! – Ich will nicht hinsehn, damit Ihr Euch nicht schämt, wenn ich Euch ansehe, – nun bindet mich, denn eben so leicht könnt' ich diese ehernen Ringe zum Mitleid bewegen, als Euch. – Er wendet sich hinweg und wird gefesselt, die Wache geht ab.
Siebzehnte Scene
AMELNI. LINI.
LINI. Ach Mutter! wie glücklich, daß sie Dich vergessen haben, ich will Deine Hände ansehen, und dabei die Last der meinigen vergessen.
AMELNI. O Lini! – Du bist ein fürchterlicher Anblick.
LINI. Ach Mutter! – Du mußt mir zuweilen etwas auf der Laute vorspielen, denn ich kann es nun nicht mehr. Er geht zu seinem Vogel. Sieh einmal, Freund, wie ich aussehe! – Du kannst nun froh sein, daß Du Deine Füße noch frei hast. – Du bist doch ein guter Vogel, ich glaube, Du würdest weinen, wenn es Dich Deine Eltern gelehrt hätten, so wie ich es von meiner Mutter gelernt habe.
Achtzehnte Scene
VORIGE. ALLA-MODDIN.
ALLA-MODDIN stellt sich stumm am Eingang des Gefängnisses, in seelenloser Betäubung mit seinen Ketten rasselnd.
AMELNI fährt bei diesem Geklirre auf, sieht ihn, und stürzt auf ihn zu. O mein Alla-Moddin!
ALLA-MODDIN gleichsam erwachend. Bin ich Alla-Moddin? – Unmöglich! – Er in Ketten? – O Amelni! Amelni!
LINI.