Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 15
OMAL. O schweig, Schaddin; die Alla-Moddins Seufzer nicht rührte, die willst Du durch Beredsamkeit bewegen? – Haben wir darum endlich nach langem Kriege jene Insulaner besiegt, um nun mit sanften Reden vor den Mauern unsrer Feinde zu erscheinen? Schaddin, Deinen Muth hat das Alter gelähmt, Dein Arm ist im Kriege schwach geworden, darum ist Deine Sprache so friedlich. Jener Krieg auf Suhlu hat uns schon über sechs Monden von Alla-Moddins Befreiung zurückgehalten, er ist glücklich geendigt, und unser guter König sollte noch immer in seinem Kerker schmachten?
SCHADDIN. Geben ihn die Spanier nicht frei, nun so mag denn Gewalt, – aber unser nacktes Heer gegen jene unüberwindlichen Bollwerke, ihre donnernden Feuerschlünde, – wir sind wehrlos, was haben wir auf unsrer Seite?
OMAL. Das Recht, Schaddin. – Dies große Gefühl legt Götterkraft in unsern Busen, die Gewalt des Blitzes in unsre Schwerter, Gefahr und Tod treten vor diesem blendenden Schilde scheu zurück, Mauern stürzen nieder, und Donner spielen furchtsam um diesen Glanz. Nichts vermag den Kämpfer für das Recht zu besiegen, er kennt keine Unüberwindlichkeit, die Götter gehn neben ihm, alles stürzt erbebend auf die Kniee und bekennt sich zitternd überwunden. Ha! wäre nicht diese große Gerechtigkeit des Schicksals, wer wagte es dann, den Bösewicht zu bestrafen? – Frevler würden mit ehernem Stabe die Tugend beherrschen, – – nein, die Götter, Schaddin, die Götter stehn auf unsrer Seite; von ihrem hohen Richterstuhl ausgesandt, sind wir hiehergekommen, die Schändlichen zu strafen, die Götter werden ihre Diener nicht verlassen.
SCHADDIN. Wenn sie uns senden, warum stemmte sich dann ein Sturmwind gegen unsre Schiffe, sie von diesen feindseligen Ufern zurückzuhalten? – O Freunde, hörtet ihr die Wirbelwinde nicht, die in schrecklichen Flüchen zu uns sprachen? – Mir war, als säh' ich zwischen den zerrissenen Wolken eine dunkle Hand, die uns mit ernster Bedeutung zuwinkte, – laßt uns ihr folgen. – Winde und Wogen werfen sich uns ungestüm entgegen, laßt uns den Wink der Götter verstehen. –
OMAL. Laßt ihn uns verstehen, sie schelten unser Zögern, unsern Kleinmuth, – dies ist mein Glaube. –
SCHADDIN. Sprich Du itzt, Runwal; Du bist nach mir im Rath der nächste. –
RUNWAL. Dort seufzt Alla-Moddin! und dies ist die Loosung unser Schwert zu schwingen, und wie entfesselte Sturmwinde mit unsern Lanzen gegen Manilla's Mauern zu wüthen. Meine Zunge ist nicht geschickt zum Reden, meine Worte sind rauh, – aber laut pocht mein Herz in meinem Busen, und seine Schläge zucken gewaltig bis in meinen Arm. – Auf! unser König seufzt dort! – hört ihr's? – O ich bedarf keiner Ueberredung, in dem Namen Alla-Moddin liegt alles, was ich sagen könnte. Laßt Eure Speere und Schwerter im frühsten Strahl des Morgens glänzen, Alla-Moddin sei frei, und Manilla stürze nieder! dies ist mein Rath: wer anders denkt, der spreche! alle schweigen.
OMAL. Kein Ton? – Runwal, Du hast die Worte meiner Seele gelesen, auch ich bin der Meinung. In diesem Schwert, in diesem Köcher liegt meine Beredsamkeit. Welcher Mann wird für seinen guten König nur sprechen, wenn er für ihn handeln kann? Kein Wort von Zögerung. Mit der Sonne stehn wir vor Manilla's Thoren, das Schwert der Rache in der Hand, – mag Schaddin doch zurückbleiben.
SCHADDIN. Er wird nicht zurückbleiben. Mein Rath war friedlich, weil er mir der beste schien, aber auch mein Muth erhebt sich höher in Gefahren. – – Ihr habt beschlossen: Nun auf zum Kriege! Auf zum Kampfe! Blast einen Kriegsgesang! Singt Schlachtlieder! Meine Hand bebt, es zuckt mein Schwert in der Scheide, die Pfeile klappern streitlustig in meinem Köcher. – Omal, Du hast mich schwer gekränkt.
OMAL. Hier hast Du meine Hand, Du bist mein wackrer Bruder.
RUNWAL. Ich wünsche, die Sonne wäre schon aufgegangen. Wenn Pfeile um mich zischen, Schwerter über meinem Haupte schwirren, und Schild gegen Schild sich drängt, – o dann hebt sich meine Seele höher, und mein Auge glänzt vor Freude. –
OMAL. Und die Wirbelwinde sollen das schöne Suhlu verheeren, wenn ich dies Schwert eher niederlege, bis Alla-Moddin frei ist! – Schaddin, und Ihr, meine übrigen Freunde, geht jetzt wieder zurück, und rüstet Euch und Eure Schaaren zum kommenden Morgen. SCHADDIN und die übrigen Suhlunaner steigen wieder hinter den Felsen zurück. Du, Runwal, bleibe hier, wir wollen auf diesem Felsensitze den grauen Morgen erwarten.
Dritte Scene
OMAL. RUNWAL.
OMAL reicht RUNWAL die Hand. Runwal! Du bist mein Freund! – Gieb mir Deine Hand! Du fichtst morgen zu meiner Seite: fall' ich, so kümmre Dich nicht darum, laß meinen Leichnam immerhin zertreten werden, und denke nur an Alla-Moddin. – Eben das thu' ich, solltest Du zu Boden stürzen.
RUNWAL. O wie wird mein Herz emporschwellen, wenn ich über die Steinhaufen Manillas hinschreite, und den Kerker Alla-Moddins sprenge.
OMAL. Wie lange zögert heut die Sonne!
RUNWAL. Sieh, wie sich schon alle Finsterniß nach Westen hinzieht, wie der schläfrige Tag sich langsam hinter jenem Berge aufhebt, und mit den lichtscheuen Augen blinzelt.
OMAL springt auf. Es wird heller in Osten!
RUNWAL. Dort schon der lächelnde Bruder des Tags, der ewig junge Morgenstern, der seine goldnen Locken aus den kalten Wogen hebt.
OMAL. Das Morgenroth zieht sich flammend in Osten herauf, und reicht uns sein feuriges Schwert, die Feinde zu strafen.
RUNWAL. Sieh, wie die Gegend aus der Finsterniß hervorsteigt, wie die Erinnerung vergangener Zeiten.
OMAL. Steh auf! – Sieh, dorthin, wo der Fels sich öffnet, wo jene schwarze Wolke so eben vorbeischwebt, dort in jene Bucht hinein liegt Manilla! – Ha! dort seh ich seine Thürme, dort seufzt Alla-Moddin, und klagt über unser Zögern. – Itzt komm! – Wir wollen unsre Freunde versammeln. Er bläst auf seinem Horn, eine ähnliche Antwort von unten; sie steigen hinab.
RUNWAL im Hinabsteigen. Wie furchtbar diese Klippen durch einander geworfen sind!
OMAL. Wie ein Meer, das sich im Sturm versteinerte.
Manilla, im Hintergrunde die Festungswerke und die Stadt, vor dieser ein großer Wall, unter Bäumen auf einer Ebne.
Vierte Scene
LINI, oben auf dem Wall; er kömmt fröhlich mit seiner Laute. Noch Sterne am Himmel? – Willkommen, was habt ihr indeß gemacht? – Es sind aber nur so wenig goldene Punkte dort, es muß wohl bald Tag sein. – Ach ja, denn noch keine Nacht ist mir so lang geworden, als diese. Lustige Wasser rauschten um mich her, blühende Bäume wehten über meinem Haupte, Suhluaner tanzten nach fröhlichen Flöten, – noch nie war ich so angenehm traurig und fröhlich zugleich, ich sah schon alles im halben Traum, was ich zu sehen wünschte, und weinte dann, daß es noch nicht wirklich da war, daß es immer noch Nacht blieb, so oft ich auch die Augen aufschlug, und von neuem wieder einschlief: – aber jetzt ist es da. – Wie die Winde durch die Bäume rauschen, wie der Himmel im goldenen Scheine glüht! – Ha! dort fährt in purpurnen Fluthen die Sonne mit ihren flammenden Segeln empor!– Wie sich alles freut! die Vögel jauchzen, die Bäume sind fröhlich, die grünen Thale lachen, –