Die großen Ordensgründer. Anton Grabner-Haider

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Die großen Ordensgründer - Anton  Grabner-Haider marixwissen

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Säkularinstitute

       Geistliche Gemeinschaften

       ANMERKUNGEN

       WEITERFÜHRENDE LITERATUR

      VORWORT

      Orden sind kirchliche Gemeinschaften von Frauen und Männern, die in besonderer Weise dem Evangelium Jesu folgen wollen. Sie leben daher die drei »evangelischen Räte«, nämlich den strikten Gehorsam gegenüber den Vorgesetzten, die Armut an persönlichen Gütern und den Verzicht auf sexuelle Beziehungen. Von Orden (ordo = Ordnung) im strengen Sinn können wir erst seit dem Mittelalter sprechen, doch diese beerbten das frühe Mönchtum der Kirche, das bis zu den Anfängen des Christentums zurück reicht. Daher werden die Verbindungen zum Mönchtum des Ostens und des Westens ausführlich dargestellt.

      Die christlichen Klöster und Orden sind ein wesentlicher Teil der europäischen Kultur, sie haben das religiöse, geistige und wirtschaftliche Leben durch lange Zeitepochen nachhaltig geprägt. So haben sie in der spätantiken Kultur Teile des Bildungsgutes weitergegeben und entfaltet, freilich ist Vieles verloren gegangen. Im Mittelalter haben die Klosterschulen neben den Domschulen und den Palastschulen (scholae palatinae) die Bildung getragen, dort wurden die sieben freien Künste, die Philosophie und die Theologie gelehrt.

      In den Schreibstuben der Klöster wurde der größte Teil des alten europäischen Bildungsgutes von unzähligen Mönchen und Nonnen mit der Hand abgeschrieben und verbreitet, bis zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks. Die Klöster waren die Zentren der mittelalterlichen Heilkunst und mit den Heilkräutern aus den Klostergärten wurde die ganze Bevölkerung im Umland versorgt. Die wissenschaftliche Medizin der Antike war freilich weitgehend verloren gegangen.

      Nun waren die Klöster über lange Zeit hin auch Zentren der Wirtschaft, mit Feldbau und Gartenbau, mit Viehzucht, Handwerk und Handel. Sie waren durch den regelmäßigen wie überregionalen Austausch der Klöster untereinander zumeist wirtschaftlich innovativer als die weltlichen Herrschaften der Grafen, Fürsten und Könige.

      Durch die Reformation wurden viele Klöster aufgehoben, es kam in den katholisch gebliebenen Ländern zu einer Neuorientierung des Ordenslebens. Vor allem der neu gegründete Orden des Jesuiten prägte über 300 Jahre die Kultur und die Politik der Gegenreformation und der Barockzeit. Im Barock erreichte die Kultur der Klöster ihren Höhepunkt, es wurden prächtige Neubauten und kunstvolle Kirchen, vor allem von italienischen Künstlern, ausgeführt. Die Klöster waren damals Zentren der Musik, der Malerei, der Baukunst, des Theaters und der spirituellen Bildung.

      Einen Einbruch in diese Kultur brachten die Französische Revolution und als deren Folge die Säkularisation von Kirchengütern. Denn nun wurden viele Klöster und Orden aufgelöst und ihr Besitz ging an die weltlichen Fürsten über. Doch bald wurden neue Orden und Kongregationen für Männer und Frauen gegründet, die sich den veränderten Bedürfnissen der Zeit stellten. Nun entstanden die großen Orden der Schulbildung, der Armenpflege, der Krankendienste sowie der Glaubensmission in fremden Ländern und Kontinenten.

      Nach dem tiefen Einschnitt, den die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert markieren, haben die Orden begonnen, sich wiederum neu zu orientieren. Das II. Vatikanische Konzil (1962–1965) hat diese Entwicklung aufgegriffen und klare Vorgaben für die Reform und Neuorientierung der Klöster erstellt. Gleichzeitig sind neue Formen des gemeinschaftlichen religiösen Lebens entstanden und weiterhin im Entstehen, die so genannten Säkularinstitute und Movimenti der Gegenwart.

      In diesem Buch werden die Ordensgründer nicht nur erratisch in ihrem Lebensweg und Ideen zur Darstellung gebracht, sondern versucht, ihre Ordensgründungen auch kulturgeschichtlich einzuordnen und auf diesem Hintergrund verständlich zu machen. So finden der Leser und die Leserin nicht nur Stichworte im Sinne eines Ordensgründerlexikons, sondern auch längere Ausführungen zu den Anfängen des christlichen Mönchtums in Ägypten, Palästina und Syrien, über dessen Ausbreitung in der Ostkirche und dann vor allem in der Kirche des Westens. Auch der Kultur des Mönchtums in Mittelalter und Neuzeit ist ein eigenes Kapitel gewidmet, und da die Frauen bei den Ordensgründern bis in die jüngste Vergangenheit eindeutig unterrepräsentiert sind, biete ich im Kapitel über die Ordensgründerinnen im 19. und 20. Jahrhundert zusätzlich einen kleinen Überblick über bedeutende Ordensfrauen in der Geschichte des Mönchtums. Das Buch wird mit einer gerafften Darstellung der so genannten Säkularinstitute und der religiösen Bewegungen (movimenti) der Gegenwart und einigen Überlegungen zur Zukunft der Orden abgeschlossen. Diese Überlegungen verstehen sich als Problemanzeige zur Frage, wie die spirituellen Leitideen und einige der Lebensformen der Orden und Klöster auch in einer postmodernen Zeit gelebt werden können.

      Danken möchte ich Herrn Kardinal Dr. Christoph Schönborn (Wien), der mir wertvolle Informationen über die »Movimenti« in Österreich zur Verfügung gestellt hat, sowie Pater August Janisch vom Stift Rein bei Graz, der mich auf wichtige Literatur zur gesamten Thematik aufmerksam gemacht hat.

       Anton Grabner-Haider

      EINLEITUNG:

      AUF DEN SPUREN JESU – ZURÜCK ZU DEN ANFÄNGEN!

      Die Orden und Klöster haben ohne Zweifel die christliche und europäische Kultur durch fast 1600 Jahre entscheidend mitgeprägt. Dabei haben sie eine Vielfalt an Lebensformen, Denkweisen und Glaubensüberzeugungen entfaltet. In der Frühzeit waren es Wanderlehrer und Einsiedler sowie Gruppen von gottgeweihten Mönchen und »Jungfrauen«, die asketisch lebten und ganz dem göttlichen Willen folgen wollten. Auch die frühe Jesusbewegung bestand schon aus solchen Wanderasketen, die ihren sesshaften Zeitgenossen ein damals erstrebenswertes, alternatives Lebensmodell vorführten.

      Es waren vielfach marginalisierte Personen, soziale Außenseiter, die durch den großen Druck der Steuern und die Ausbeutung durch die Reichen wirtschaftlich nicht mehr weiterkonnten und daher aus ihren gesellschaftlichen Bezügen ausbrechen mussten. Deren Verzicht auf entfaltete Sexualität und die Weitergabe des Lebens war auch ein Protest gegen eine sozial ungerechte Welt und Gesellschaft. Sie dagegen lebten in einer engen Beziehung zu Gott, bei dem sie sich als ihrem Schöpfer geborgen fühlten. Zeitweise verzichteten sie auf Essen und Trinken, auf Schlaf und eben auch auf Sexualität, um dieser ihrer Gottheit näher zu sein.

      Diese frühen Wanderasketen übten sich im Gebet und im einfachen Leben, viele von ihnen waren wohl Ekstatiker. Sie folgten den Empfehlungen des Wanderlehrers Jesus von Nazaret, der aus ihrer Sicht zu Demut, Armut und sexueller Enthaltsamkeit aufgerufen hatte. Aus diesen Wertvorgaben wurden später die so genannten »evangelischen Räte«, die das Leben der Mönche und Nonnen entscheidend prägen sollten. Der Begriff Mönch bezeichnet ursprünglich den als Einzelnen Lebenden (griech. monachos = der Einzelne), Nonne lautet sich vom lateinischen nonna her und bedeutet Mutter und Großmutter.

      Diese Wanderasketen lebten schon bald in losen Verbindungen und fluktuierenden Gemeinschaften, andere wiederum verbanden sich zu dauerhaften Lebensgemeinschaften, die im Osten anfänglich den Regeln des griechischen und im Westen jenen des römischen Hauses folgten. So entstanden die ersten christlichen Klöster in Ägypten, in Palästina und in Syrien. Zu den gottgeweihten Mönchen und Jungfrauen kamen viele Menschen aus den Dörfern und Städten, um sich bei ihnen Rat zu holen, von Krankheiten geheilt zu werden und göttlichen Segen zu erbitten, da die Ansicht allgemein

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