Die großen Ordensgründer. Anton Grabner-Haider

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Die großen Ordensgründer - Anton  Grabner-Haider marixwissen

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wie sich mit Blick sowohl auf zeitgenössische jüdische als auch griechische Einrichtungen vergleichbarer Art zeigt. Zudem gab es selbst im Christentum schon früher asketische Bewegungen, deren Prinzipien und Ideale im Unterschied zu den so genannten Wüstenvätern aber nicht weiterwirkten.

      So beschrieb der jüdische Philosoph Philo von Alexandria im 1. Jahrhundert n. Chr. eine asketisch ausgerichtete christliche Gruppe der »Therapeuten« in Ägypten. Ihre Mitglieder lasen regelmäßig die Heiligen Schriften der griechischen Bibel (Septuaginta), verfassten Gesänge und Hymnen an Gott und Jesus Christus und lebten in Meditation. Sie verzichteten auf Sexualität und Fleischgenuss, tranken keinen Wein und lebten vegetarisch. Bei ihren gemeinsamen Mahlzeiten verharrten sie im Schweigen, danach lasen und meditierten sie die Texte der Heiligen Schriften.1

      Ab dem 2. und 3. Jahrhundert sind uns christliche Briefe über die »Jungfräulichkeit« überliefert, die aus Syrien und Palästina stammen. Darin ist von asketischen Gruppen die Rede, die in ihrer Lebensform noch den frühchristlichen Wanderlehrern glichen. Sie zogen von Dorf zu Dorf und predigten das Evangelium von Jesus Christus, sprachen außerdem Fürbitten für die Bewohner und heilten die Kranken. In diesen Kreisen hatte sich eine Ethik der zwei Vollkommenheitsstufen gebildet. Die erste und niedere Stufe bildeten die verheirateten Laienchristen, welche Kinder groß zogen und in den verschiedensten Berufen arbeiteten. Die zweite und höhere Stufe bildeten die asketischen Männer und Frauen, die um des »Himmelreiches« willen ihre Sippen und Familien verließen.

       Das engelsgleiche Leben

      Bald wurde diese asketische Lebensform das »engelgleiche Leben« genannt, weil gelehrt und geglaubt wurde, dass die Engel als Geistwesen ganz ohne Sexualität lebten. Diese asketischen Gruppen hießen die Enkratiten (griech. enkrateia = Enthaltsamkeit), denn sie verzichteten auf Ehe und Familie, zeugten und gebaren keine Kinder und verweigerten die Weitergabe des Lebens. Wahrscheinlich war mit dieser asketischen Lebensform auch ein Protest gegen die als ungerecht empfundene Lebenswelt der antiken und spätantiken Kultur verbunden. Für die Enkratiten war die Sexualität zwischen Männern und Frauen eine Folge des »Sündenfalls«, da im Paradies – so las man die Texte in Gen 1-4, wo erst nach der Vertreibung aus dem Paradies von der Zeugung der ersten Menschenkinder, Kain und Abel, berichtet wird – Adam und Eva sexuell enthaltsam gelebt hätten.

      In ihren Schriften, z. B. in den so genannten Thomasakten, warnten diese Asketen vor den Gefahren der Sexualität, denn sie sei immer mit dem Wirken böser Dämonen verbunden. Diese leibfeindlichen Christen rieten vom Erleben der Sexualität, von Ehe und Familie und von der Kinderzeugung ab. Mit ihrer Lebensform unterbrachen sie die Weitergabe von Leben bzw. überließen diese anderen Mitchristen. Gegen diese asketischen Gruppen mussten viele Theologen in der Folge die Notwendigkeit und Heiligkeit der Ehe betonen, denn hätte sich der Enkratismus zur allgemeinen christlichen Lebensform entwickelt, wären die Christen – dies zu Ende gedacht – letztlich ausgestorben. Doch auch in den entstehenden Großkirchen gab es eine hohe Wertschätzung der ehelosen Lebensform, was viele Schriften der Theologen und Kirchenväter zeigen. Auch sie lehrten, dass ehelose Männer und Frauen näher bei Gott und Christus seien als verheiratete Laienchristen.2

      Im syrischen Christentum waren wandernde Einzelasketen sehr angesehen. Sie erhielten von den sesshaften Mitchristen durchaus Unterstützung und wurden mit Kleidung und Nahrung versorgt. Sie spendeten den Laienchristen den göttlichen Segen und konnten viele Krankheiten heilen. Jene Wanderasketen aber standen schon früh in einem Gegensatz zu den Bischöfen in den christlichen Gemeinden. So schrieb Johannes Cassianus, der Wandermönch müsse den Kontakt mit den Bischöfen und mit den Frauen meiden. Viele dieser Asketen standen eine Zeitlang auf Steinsäulen, um göttlichen Segen auf die Menschen herabzuflehen. Die Menschen pilgerten zu ihnen, um die Vergebung ihrer Sünden oder die Heilung von Krankheiten zu erbitten.

       Erste Wohngemeinschaften

      Andere Asketen wie Antonios von Ägypten lebten dagegen bald in Wohngemeinschaften zusammen. Sie zogen in die Wüste oder an den Rand der Wüste, errichteten dort regelrechte Asketendörfer, die untereinander in Beziehung lebten, und waren davon überzeugt, durch die asketische Lebensform das Bürgerrecht im »Reich Gottes« zu bekommen. Zuerst waren es vor allem Männer, die solche asketische Gemeinschaften bildeten, doch schon früh sind auch weibliche Asketinnen bekannt und Gemeinschaften von gottgeweihten Jungfrauen entstanden. In den Städten und größeren Siedlungen gab es schon seit langem Wohngemeinschaften von nicht verheirateten Frauen, die bei Familien oder Sippen wohnten. Diese Häuser der gottgeweihten Jungfrauen standen unter der besonderen Aufsicht der Bischöfe, die für ihren ehrenwerten Ruf zu sorgen hatten. Wie beliebt diese Häuser waren, zeigt sich am Beispiel der Schwester des Theologen Gregorios von Nyssa. Sie beschloss im Jahr 339, im Alter von gerade einmal zwölf Jahren, allein zu leben und nicht zu heiraten. So gründete sie eine Lebensgemeinschaft von Jungfrauen, die in Jesus Christus ihren »Bräutigam« sahen.

      Zu Beginn des 4. Jahrhunderts bildete der Asket Pachomios in Tabenissi (ägypt. Hain der Isis) in Oberägypten eine Gemeinschaft von Mönchen. Er wurde damit zum Begründer des gemeinschaftlichen (koinobitischen) Mönchtums. Den Mönchen um Pachomios schlossen sich Männer aus verschiedenen Motiven an: Einige flüchteten vor der schweren Landarbeit, andere entzogen sich der großen Steuerlast im späten römischen Imperium, wieder andere waren wirtschaftlich verarmt und konnten nicht mehr weiter. Sie alle fanden hier einen Ort der Zuflucht und Geborgenheit, einen Ort neuer Lebenschancen.

      Selbst Menschen der oberen sozialen Schichten traten zu dieser Zeit in diese asketischen Gemeinschaften ein. Kaiser Valens hatte dies den kurialen Familien zwar im Jahr 365 verboten, da er die Wirtschaftskraft und die aus sozialen Verpflichtungen resultierenden Leistungen der adeligen Familien und Sippen benötigte. Der Trend war jedoch auch durch Gesetze nicht aufzuhalten.3

       Das Mönchtum im Osten

      Ab dem 4. Jahrhundert verbreitete sich das asketische Mönchtum vor allem in Syrien und Ägypten. Besonders Männer neigten dazu, den Verlockungen des weltlichen Lebens zu entsagen, vielleicht, weil sie damit viele leidvolle Erfahrungen gemacht hatten. Auf jeden Fall gab es eine Reihe Vorbilder für diesen Schritt in das asketische Leben: Jesus selbst, der in die Wüste gegangen war, um Gott nahe zu sein; Moses, der Prophet; Elija oder Johannes der Täufer. Den Asketen ging es entschieden darum, moralisch vollkommen zu sein, wie Jesus es im Evangelium empfohlen hatte. Später war von den drei »evangelischen Räten« die Rede, nämlich von der Empfehlung zur Armut, zum Gehorsam und zur sexuellen Enthaltsamkeit.

      Die frühen Mönche übten sich im Fasten, sie verzichteten zeitweise auf Schlaf und lebten im Gebet und in der Meditation. Sie wollten ihre Seele von Schuld reinigen, befleißigten sich der regelmäßigen Bibellektüre und lernten Bibelsprüche sowie Psalmen auswendig. Ihren Unterhalt erarbeiteten sie sich durch Hilfsdienste in der Landwirtschaft, zum Beispiel bei Arbeiten in Obstgärten. Diese Asketen nannten sich früh »Freunde Gottes« und vermittelten in diesem Selbstverständnis den anderen Laienchristen göttliche Gnadenkraft und die Vergebung der Sünden. In Ägypten wurden sie bald »Anachoreten« genannt, weil sie aus dem Niltal in die höher gelegene Wüste aufgestiegen waren (griech. anachoresis bedeutet Aufstieg in höhere Regionen). Viele dieser Mönche flohen aus dem dicht besiedelten Niltal auf die Hochebene der Wüste, einige von ihnen wollten dem wirtschaftlichen und sozialen Druck ihrer Umwelt entkommen. Es war die Last der hohen Steuern und der harten Arbeit in Unfreiheit, die viele Menschen flüchten ließ.

      Diese Anachoreten bauten sich aus einfachsten Materialien neue Siedlungen und gaben ihren kleinen Gemeinschaften eine feste Struktur. Zentraler Antrieb all ihres Tuns war die Grundorientierung am Evangelium Jesu.

      Das

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