Die großen Ordensgründer. Anton Grabner-Haider

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Die großen Ordensgründer - Anton  Grabner-Haider marixwissen

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gilt. Unter den Griechen gab es Schulen der Lebensweisheit (Philosophie), die asketisch und gemeinschaftlich lebten. Deren Argument für den Verzicht auf Sexualität war, dass sexuelles Erleben das klare Denken des Verstandes störe. Diese Grundannahme finden wir in der antiken Kultur bei den Schulen der Pythagoräer, der Stoiker und der Neupythagoräer, später auch der Neuplatoniker. Allerdings lebten die meisten Anhänger der Philosophie in freundschaftlichen Beziehungen (philia) und erfreuten sich der Sinnlichkeit und Sexualität.4

      Antonios von Ägypten

       Aus dem Leben des Wüstenvaters

      Bekannt wurde die anachoretische Lebensweise durch den Ägypter Antonios, der um 251 in Kome in Mittelägypten geboren wurde und aus einer wohlhabenden Familie stammte. Als seine Eltern starben, war er 20 Jahre alt und musste fortan für seine jüngere Schwester sorgen, wie es das griechische und römische Familienrecht vorsah. Als gebildeter Christ des Lesens mächtig, las er in dieser Zeit einmal einen Text aus dem Matthäusevangelium: »Wenn du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Dann wirst du einen großen Lohn im Himmel haben« (Mt 19,21). Dieses Jesuswort bezog Antonios nun auf sein Leben. Was tun? - Er beriet sich mit seiner Schwester. Diese konnte er überreden, dass sie in eines der Häuser der gottgeweihten »Jungfrauen« eintrat, die es unter Christen seit einiger Zeit gab. Danach verschenkte er die geerbten Besitzungen seines Vaters an die Armen seines Dorfes und begann als Einsiedler ein asketisches Leben in der Nähe seines Dorfes.

      Doch bald verließ er sein Dorf und wanderte in die Libysche Wüste im Westen, wo er sich auf einem Berg niederließ und eine Wohnhöhle baute. Da er in den Dörfern der Umgebung bereits bekannt war, zogen auch andere Männer als Einsiedler zu ihm in die Wüste. Sie bauten auf dem Wüstenboden ein Dorf für Einsiedler, lebten dort in Gebet und Meditation und ernährten sich von der Arbeit ihrer Hände, wohl marginal vom Feldbau in Gebieten mit kleinen Wasserquellen. Diese Asketen hielten Beziehungen zu den Dörfern im Niltal aufrecht, so dass von dort immer wieder Laienchristen und Kleriker kamen, um sich bei den Anachoreten Rat und Trost zu holen. Kranke Menschen wollten von Dämonen befreit und von Krankheiten geheilt werden. Selbst Presbyter und Episkopen kamen zu Antonios in die Wüste, um seinen Rat einzuholen.5

      Für kurze Zeit zog Antonios in die Großstadt Alexandria, um dort verfolgte Mitchristen im Glauben zu bestärken. Danach kehrte er wieder in die Wüste zurück, blieb aber durch Boten mit den Christen in Alexandria verbunden. Viele Christen schätzten fortan die Anachoreten als moralische Vorbilder und als Vermittler göttlicher Lebenskraft. Das galt selbst für das Kaiserhaus: Antonios stand im Briefwechsel mit dem römischen Kaiser Konstantin I. und mit seinen beiden Söhnen. Als er schon alt geworden war, bat ihn Athanasios, der Bischof von Alexandria, noch einmal in die Großstadt am Nil, um dort gegen die Arianer zu predigen, eine auf die Lehren des Arius zurückgehende christliche Bewegung, die glaubte, dass Jesus Christus nur ein von Gott angenommener göttlicher Sohn sei. Gegen diesen hatten die auf dem allgemeinen Konzil von Nikaia versammelten Bischöfe im Jahr 325 ausdrücklich formuliert, dass Christus dem göttlichen Vater wesensgleich (homoousios) sei.

      Antonios folgte dem Wunsch seines bischöflichen Freundes und predigte eine Zeitlang in Alexandria gegen den Glauben der Arianer. Danach zog er sich wieder in seine Mönchssiedlung in der lyrischen Wüste zurück. Dort starb er im Jahr 356 mit 105 Jahren. Ein Jahr später verfasste derselbe Bischof Athanasios sein berühmtes Buch über den Asketen und Anachoreten Antonios (Bios Antoniou, lat. Vita Antonii). Darin lobte der Bischof die Lebensform des Asketen und machte mit diesem Buch Antonios zum Begründer der Anachoreten bzw. des Mönchslebens. Historisch ist das jedoch nicht ganz richtig, da es doch schon vor Antonios Einsiedler in Ägypten, in Palästina und in Syrien gab.

       Dem Vorbild des Antonios folgen

      Das Buch des Bischofs zeigte große Wirkung in Alexandria, wo sich nun viele Laienchristen für die asketische Lebensform interessierten. Das Grab des Antonios wurde 561 in der Wüste gefunden, seine sterblichen Überreste wurden bald darauf nach Alexandria gebracht. Als diese ägyptische Großstadt im Jahr 635 von den arabischen Moslems erobert wurde, haben Christen die Gebeine des Antonios nach Konstantinopel gebracht. Von dort kamen sie später nach Südfrankreich (Arles), wo sie bis heute verehrt werden. Das Buch des Bischofs Athanasios förderte in Ägypten die asketische Lebensform: Viele Bewohner der Dörfer und Städte zogen in die Wüste, um dort auf niedrigem Niveau zu leben. Bald darauf aber entstanden hier, wie auch im Westen des römischen Reichs, asketische Wohngemeinschaften in der Nähe einzelner Städte oder in diesen selbst. Um 420 berichtet der Bischof Aurelius Augustinus von Hippo von solchen asketischen Gemeinschaften in Rom, Mailand und Trier.

      Die besondere Leistung des Antonios scheint es gewesen zu sein, dass er die Einsiedler seiner Umgebung zu kleinen Gemeinschaften zusammengeführt hat. Er hat keine schriftliche Regel für das Zusammenleben hinterlassen, doch sein Vorbild wirkte durch lange Zeit hindurch.6 Von ihm sind einige Briefe in griechischer Sprache überliefert, die sogar in die arabische und lateinische Sprache übersetzt wurden. Diese Briefe sowie Papyrustexte aus Ägypten zeigen uns, dass diese frühen Asketen und Mönche keineswegs ungebildet waren. Viele von ihnen konnten lesen und schreiben und sie kannten z. B. auch die Lehren des Theologen Origenes aus Alexandria. Etliche kamen aus reichen Familien, andere stammten von verarmten Bauern und Lohnarbeitern ab.

      Mit der Lebensgeschichte des Antonios wurde vielen Christen ein neuer Lebensweg vor Augen geführt. Auch sie schätzten fortan das Fasten, das Gebet und die Meditation, sowie die zeitweilige Einsamkeit. Nach dem Bericht des Bischofs Athanasios hatte Antonios seine ersten Unterweisungen von einem Asketen bekommen. Diese Eremiten (von griech. eremos = Wüste) lebten in loser Verbindung miteinander, hatten aber keine Regeln für ihr Zusammenkommen. Oft folgten sie dem Rat eines »Altvaters«, dem sie sich anschlossen. Es wird auch von teuflischen und dämonischen Versuchungen der Einsiedler berichtet. Zur Zeit des Antonios gab es, wie bestimmte Quellen andeuten, bereits mehrere Gruppen von Anachoreten in Ägypten.

      Diese anderen Quellen des frühen Mönchtums sind die »Historia monachorum in Aegypto«, die von Mönchen aus Palästina verfasst wurden, sowie die »Historia Lausiaca« des Palladios von Helenopolis (ca. 364–430 n. Chr.), die »Collectiones patrum« und die Schrift »De institutis coenobiorum« des Johannes Cassianus. Die »Apophtegmata patrum.« sind Sammlungen von Sprüchen und Ereignissen aus dem Leben der Einsiedler und Asketen. Manche dieser Mönche wurden von den Bischöfen als »Häretiker« (Abweichler) verurteilt, weil diese nicht ihren Lehren über Gott und Jesus Christus anhingen. Athanasios wollte mit seiner Biographie eine Brücke zwischen dem freien Mönchtum und dem Amt des Bischofs schlagen.7

       Die Vita Antonii

      Zur Spiritualität des Antonios gehörten laut Athanasios die Nüchternheit in allen praktischen Dingen des Lebens, der Sinn für das rechte Maß und die unterscheidende Klugheit. Einem Jäger soll er gesagt haben, wenn er den Bogen übermäßig spanne, werde dieser zerbrechen. So sei es auch mit dem geistlichen Leben – die Kasteiungen und Abhärtungen des Körpers dürfen nicht übertrieben werden. Von den Mönchen wird die Brüderlichkeit gefordert, sie sollen sich grundsätzlich gleichwertig fühlen. Unter ihnen soll es keine Herren und Diener geben, alle müssen sich um einander kümmern. Auch sündhafte Brüder, die einen moralischen Fehler begehen, dürfen von der Fürsorge der Gemeinschaft nicht ausgeschlossen werden.

      Jeder Mensch sei ein potenzieller Sünder und den Versuchungen des Teufels ausgesetzt. Deswegen sollen die Mönche nicht auf ihre eigene Gerechtigkeit vertrauen, das Vergangene müssen sie loslassen und ihre Zunge immer im Zaum halten. Antonios lehrte seine Anhänger

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