Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 27
Ralph Osborne, der aus Virginien eingewandert war, hatte diese umfangreichen Ländereien vor mehr als fünfzig Jahren erworben und sich häuslich darauf niedergelassen. Die glückliche Lage am Flusse, das rasche Aufblühen des Staates machte seinen Fleiß fruchtbringend, so daß er als reicher Mann starb.
Ralph hinterließ drei Söhne, John, Edward und James, denen sein Eigentum zu teil ward. John, der ältere, der bereits selbständig war, als der Vater diese Erde verließ, ein ebenso fleißiger als umsichtiger Geschäftsmann, erwarb, indem er seinen jüngeren Brüdern ihren Anteil in Geld auszahlte, das ganze Gut und steigerte dessen Wert und Ertrag, besonders durch Anlage von Ziegeleien, außerordentlich.
Er war ein ehrenwerter Mann von freundlicher Gemütsart, und seinen Brüdern mit viel Liebe zugethan. Edward, der zweite Bruder, ein wilder Bursche mit einer lebhaften Neigung zu abenteuerlichem Leben, aber ein ehrlicher, treuherziger Geselle, stand seinem Herzen am nächsten. Mit seinem Anteil am Vermögen war der bald fertig geworden, und so gern ihm der ältere eine Heimat auf der heimischen Scholle bereitet hätte, seine unstete Gemütsart trieb ihn stets wieder in die Weite. Ein Zwist zwischen den beiden Brüdern, dessen Veranlassung niemals aufgeklärt worden war, hatte schließlich eine, wie es schien, unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen geöffnet. Edward war gegangen, und nie ward in Woodhouse, so hieß das Gut, wieder etwas von ihm vernommen.
James, der dritte Bruder, war das gerade Gegenteil Edwards, er war schlau, berechnend, habgierig und unwahr durch und durch. Der harmlose John war bei dem heuchlerischen Wesen des Jüngsten und der aufrichtigen Zuneigung, die er für die Brüder fühlte, über seinen wahren Charakter nie ganz ins klare gekommen, wenn er auch dunkel fühlte, daß derselbe nicht sehr lobenswert sei.
Trotz seiner Schlauheit hatte James in seinen Unternehmungen Unglück, und dies war vornehmlich seiner blinden Habgier zuzuschreiben, die ihn oft den Schatten der Dinge für deren Wesen nehmen ließ, und auch sein Vermögen war bald durch übel berechnete Spekulationen verzehrt.
John, dessen Einnahmen sich fortwährend steigerten, hatte ihm wiederholt geholfen, und ihn endlich, mit mehreren Tausend Dollar ausgerüstet, nach Colorado gesandt, wo einiges Kapital sich damals leicht verzehnfachen ließ. Dort schien James endlich Erfolge erzielt zu haben, denn ein Jahr vor dem Tode Johns erschien er in Woodhouse und erstand in dessen Nähe eine kleine Farm, um sie zu bewirtschaften. Auch hierbei unterstützte ihn der großmütige Bruder.
Kurz nach seinem Zerwürfnis mit seinem Bruder Edward, welches diesen für alle Zeit in die Ferne trieb, heiratete John. Nach einem Jahre ward ihm ein Knabe geboren, der, schwach an Körper, auf den Rat des Arztes auf einer kleinen Farm im Walde, seiner Gesundheit wegen, erzogen wurde und im vierten Lebensjahre durch Nachlässigkeit der Dienstboten seinen Tod in den Fluten des Arkansas fand. Bald darauf wurde Paul geboren, der bald der Stolz und die Freude, ja das ganze Glück des Vaters ward, und dies umsomehr, als ihm die geliebte Lebensgefährtin starb, als das Kind nur wenige Wochen zählte. Paul, ein gut beanlagter Knabe, der sich rasch und kräftig entwickelte, war noch nicht ganz sechzehn Jahre, als, während er in Little Rock, der Hauptstadt des Staates, die Schule besuchte, sein Vater plötzlich von hinnen schied und ihn unter der Vormundschaft seines Oheims James, welche der Richter angeordnet hatte, zum Erben einer großen Besitzung machte.
Dies war in großen Zügen die Geschichte der Osborne in den letzten Jahrzehnten, und das stattliche Haus am Arkansas war die Heimstätte des jungen Paul, der in so früher Jugend der Herr eines großen Vermögens wurde.
Die Lage des Hauses war sehr glücklich gewählt; prächtig war der Blick auf den breiten Fluß und das gegenüberliegende Ufer. Wie gewöhnlich, war auch heute der Strom reich belebt von großen und kleinen Kähnen aller Art, deren Segel sich im Wasser widerspiegelten.
Von Zeit zu Zeit rührten die Schaufelräder eines Dampfers die Fluten zu schäumenden Wellen auf, die in immer leichteren Schwingungen sich fortpflanzend, endlich an den Ufern mit leichter Brandung erstarben.
Außer dem freundlichen Wohnhaus, das ein wohlgepflegter Garten umgab, boten sich dem Auge Ställe und Vorratshäuser in der Nähe. Felder, welche Mais und Weizen trugen, zeigten sich ringsum, und kleine Gehölze dazwischen brachten angenehme Abwechslung in das Bild.
Bei den Wirtschaftsgebäuden zeigte sich einiges Leben, mehrere Neger waren dort mit ländlichen Arbeiten beschäftigt, Garten und Wohnhaus aber lagen still und vereinsamt da. Die Jalousien waren herabgelassen und alles machte hier den Eindruck der Verlassenheit.
Der alte Mann in einfacher Farmertracht, der auf der Veranda saß und in einer Zeitung las, vermochte durch seine Anwesenheit diesen Eindruck nicht zu verscheuchen.
Er legte die Zeitung fort und blickte über den Strom hinweg sorgenvoll in unbestimmte Ferne, und ein trüber Ernst lagerte auf den derben Zügen des sonngebräunten, von schneeweißem Haar umrahmten Gesichtes.
Während er so, in Sinnen verloren, an der Brüstung der Veranda stand, öffnete sich eine kleine in das Innere des Hauses führende Thür, und eine dicke Negerin trat heraus. Die Frau war alt, denn das Kopftuch umhüllte graues Haar, doch sah sie noch gut aus, und ihr einfaches Kalikokleid ließ an Sauberkeit nichts zu wünschen übrig.
Sie warf einen Blick auf den alten Herrn, trat dann auf ihn zu, knixte und sagte: "Alte Corneli doch fragen, ob Masser Brown keine Nachricht von Masser Paul bekommen?"
Der mit Brown angeredete Mann wendete sich um, und die Negerin erschrak, als sie sein kummervolles Gesicht erblickte.
"Jesus, Masser Brown, ihr doch nicht bekommen schlechte Nachricht von Paul?"
"Gott mag wissen, Cornelia, wie es mit dem Jungen steht", entgegnete der Alte betrübt, "längst hätten James Osborne und er zurück sein müssen, längst Nachricht von Paul gekommen sein - und eben lese ich im Little Rock-Observer, daß in Kansas Weiße von Indianern überfallen und gemordet worden sind."
Die alte Frau fuhr heftig zusammen und fragte mit vor Aufregung zitternder Stimme: "Jessus, Masser Brown, ihr doch nicht glauben, unser Paul von wilden Menschen ermordet?"
"Ich will's nicht glauben, Cornelia. Mr. Osborne ist ein kluger Mann und begiebt sich nicht leicht in Gefahr - ich will's nicht glauben, kann's nicht glauben; Gott wird ihn schon schützen, den Jungen."
"Denken auch, Masser Brown, liebe Gott nicht so grausam sein und Paul töten lassen von schlechtem Injin."
Der Mann schlug heftig mit der Hand auf die Brüstung der Veranda und sagte mit starkem Ausdruck: "Hätte ich den Jungen doch nicht reisen lassen, am wenigsten mit diesem", - er verschluckte ein Wort, "der keinen Finger aufheben würde, um ihn vor Gefahr zu schützen; aber Paul war ja wie versessen darauf, die Prairien zu sehen. Ist ihm ein Unglück begegnet, werde ich es mir zeitlebens nicht verzeihen."
Die alte Negerin weinte und sagte schluchzend: "Ich mich zu Tode ängstigen um kleinen Masser Paul, er so gutes Kind, ihn lieb haben von ganz klein auf. Ich nicht denken können, daß ihm Unglück widerfahren, er so hübsch und klug, ihm niemand ein Leid thun."
"Mögest du die Wahrheit sagen, Cornelia. Ist dem Jungen was geschehen, auch mir würde das Herz brechen."
Die beiden hatten nicht beachtet, daß ein stromaufgehender Dampfer zwei Passagiere abgesetzt hatte, welche ein Boot an das Ufer dicht vor Osbornes Hause führte; erst Schritte, welche sich vor der Veranda hören ließen, machten sie aufmerksam, daß sich jemand nähere.
Kaum erblickte Brown die Männer, welche sich auf