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"Mister James". Er ging oder lief vielmehr hinunter, den Ankommenden entgegen: "Wo ist Paul, wo ist Paul, Mr. James?"

      Der so Angeredete, ein Mann von hoher, magerer Gestalt, harten Gesichtszügen und einem Augenpaar, welches wie die Lichter eines Wolfes unter dichten, überhängenden Brauen hervorfunkelte, blieb stehen, zog ein seidenes Taschentuch hervor und verhüllte sich, wie von Schmerz überwältig, das Gesicht.

      Brown wurde bleich, und seine Stimme zitterte, als er die Frage wiederholte: "Wo ist Paul, Mr. James?"

      Mr. James Osborne wischte sich die Augen und winkte dem Alten, ihm zur Veranda zu folgen, auf der die Negerin, die den ganzen Vorgang beobachtet hatte, wie versteinert stand.

      Mr. James ließ sich wie erschöpft in einen Stuhl fallen und seufzte tief.

      Sein Begleiter war im Garten geblieben. Brown starrte den Bruder seines ehemaligen Herrn mit steigendem Entsetzen an, und die Negerin war vor Aufregung und Angst bei diesem sonderbaren Gebahren Osbornes fast grau im Antlitz geworden.

      "Bereitet euch auf das schlimmste vor, guter Brown", sagte Mr. James.

      "Allmächtiger Gott, was giebt's, was hat's gegeben?"

      "Unser lieber Junge ist uns für immer entrissen, Brown", und Mr. Osborne drückte wieder das Taschentuch vor die Augen.

      Der greise Brown zitterte wie Espenlaub, und kein Wort wollte über seine bleichen Lippen.

      Die Negerin aber hatte kaum die Worte vernommen, welche so großes Unheil ankündigten, als sie in ein Jammern und Heulen ausbrach, wie es nur der so leidenschaftlichen Natur der schwarzen Rasse eigentümlich ist.

      "O Gott, o Gott, Jessus, Masser Paul, o Gott, o Gott", schrie und stöhnte sie und stürzte dann, die Schürze über den Kopf werfend, ins Haus hinein.

      Brown ermannte sich so weit, um fragen zu können: "Tot? Paul ist tot?"

      Mr. Osborne nickte stumm.

      Dem alten Mann wankten die Knie, und er hielt sich an dem Tische. Er holte mehrmals tief Atem, fragte dann mit einer seltsamen Ruhe weiter: "Wie ist das gekommen, Mister James?"

      "Ach, das unglückliche, unglückliche Kind. Wie es gekommen ist? Nur mit Entsetzen denke ich an jene Nacht. O, mein Gott!" Wieder führte der würdige Mann das Taschentuch an die Augen. "Wir waren", fuhr er nach einer gemessenen Pause fort, "tiefer in die Prairie geraten, als wir beabsichtigten, da wir die Weideplätze der Herden nicht gleich fanden. Keine Gefahr besorgend, hatten wir ein Nachtlager bezogen und uns dem Schlafe hingegeben. Wir, d.i. Paul, ich und drei Leute, welche ich in einem Platze an der Grenze angeworben hatte, um uns vor den Gefahren der Steppe zu beschützen. Gegen Mitternacht weckten mich Schüsse. Wir waren überfallen von Räubern, roten oder weißen, wahrscheinlich von ersteren. Wir griffen zu den Waffen, und einige Schüsse verscheuchten das Gesindel, welches auf einen energischen Widerstand nicht gefaßt war. Paul, das unglückliche Kind, war aus dem Schlafe aufgescheucht, in sinnbetörender Todesangst in die Prairie hineingelaufen - und dort hat ihn die Kugel eines der Mörder getroffen. Wir fanden den Leichnam erst spät am Tage, nach langem Suchen."

      Es entstand hiernach ein Schweigen, das der alte Mann endlich mit der in scharfem Tone gestellten Frage unterbrach: "Und ihr andern kamt alle mit heiler Haut davon?"

      "Wir hatten uns ins Gras niedergeworfen und feuerten von da, doch waren zwei meiner Begleiter verwundet, und ein Maultier wurde erschossen."

      "Und Pauls Körper?"

      "Er ruht im Schoße der Erde; wir haben ihm, wo wir ihn fanden, das Grab bereitet."

      "Ohne Coroner, ohne Totenjury, Mr. Osborne?"

      "Nicht doch. Ließ den Sheriff holen von dem nicht zu fernen, am Kansas gelegenen Garfield. Kam mit zwei ehrenwerten Bürgern, stellte die Untersuchung an, vernahm uns eidlich, fällte den Spruch: 'Von unbekannter Hand ermordet'. Dann erst übergaben wir Pauls sterbliche Überreste der Erde."

      "Und weiter, Mr. James?"

      "Weiter? O, mein Gott, der Coroner machte Anzeige in Garfield, und man versprach dort, die Mörder, wahrscheinlich Cheyenne-Indianer, zu verfolgen. Ich machte mich schweren Herzens auf die Heimreise."

      "Und das schriftliche Erkenntnis des Coroners?"

      "Legte ich gestern der Behörde in Monmouth vor; diese fand, daß nach dem Gesetze verfahren worden sei. Paul Osborne ist de facto und de jure tot."

      Brown ging einigemal auf der Veranda in erkennbar tiefer, seelischer Erregung auf und ab, dann blieb er mit finsterer Miene vor Osborne stehen und sagte: "Dann seid ihr wohl der Erbe des Jungen, Sir?"

      "O, leider, lieber Brown, der Erbe des hoffnungsvollen Jünglings, der Erbe als der nächste Verwandte."

      "So? Hat der Richter das erkannt?"

      "So ist es, lieber Brown. Bin ein Mann der Ordnung und habe vom Richter Bullstone in Monmouth ein Erkenntnis erwirkt, nachdem ich ihm den Totenschein Pauls und den Spruch der Jury vorgelegt hatte."

      Browns Miene wurde immer finsterer.

      "Nun, James Osborne, so hättet ihr ja endlich euren Willen. Edward, der brave, wilde Edward, verjagt, verschollen, wer weiß, wo dessen Gebeine bleichen, euer Bruder John gestorben, Gott weiß wie, und jetzt der Knabe dahingeschlachtet, nun ist ja alles euer Eigentum."

      "Wollte Gott, es wäre noch das des Knaben", entgegnete in heuchlerischem Tone der Angeredete.

      Jetzt brach aber der greise Mann mit einer mühsam zurückgehaltenen, durch den Schmerz um den Verlust des Jünglings gesteigerten Wut in einem Tone los, der die Veranda erzittern machte.

      "Meinst du denn, elender Heuchler, Schurke und Mörder, ich kenne dich nicht, kenne dein schwarzes Herz nicht von Jugend auf?"

      Jäh sprang Osborne bei diesem Ausbruch empor, und seine grünlich blitzenden Augen waren in unsäglicher Wut auf das zornig erregte Antlitz des alten Mannes gerichtet.

      "Ja, glotze mich an, Schuft; Elieser Brown fürchtet dich nicht, du sollst, Mörder, den Tod des Vaters und des Sohnes büßen, wenn es noch Gerechtigkeit auf Erden und im Himmel giebt."

      Osborne, dessen Gesicht sich in grimmiger Wut zu einer häßlichen Fratze verzogen hatte, hob die gewichtige Faust, um den alten Mann niederzuschlagen. Doch ehe er sie fallen lassen konnte, drängte sich ein halbes Dutzend Neger, Frau Cornelia, welche die Schreckensbotschaft im Hause verbreitet hatte, darunter, heulend aus dem Hause.

      "O, Masser Paul! Unser Masser Paul! Unser Liebling. Wo ist Masser Paul? Masser Paul tot?" schrieen sie in Schmerzenstönen durcheinander.

      "Ruhig, schwarze Bestien!" donnerte James Osborne sie an, "ruhig, oder ich lasse euch peitschen, bis ihr die Seele aushaucht."

      Einen Augenblick herrschte Stille; die Schwarzen waren eingeschüchtert. Dann aber trat Frau Cornelia vor und sagte, zornig erregt: "Ihr lassen schwarze Gentlemen peitschen, weil sie weinen um jungen Massa? So? O, ihr ganz schlechter Mann, Masser James, Cornelia euch kenn von ganz klein auf, ihr schlechter Bruder, ihr schlechter Mann!"

      "Ruhig, Kanaille, oder du spürst die Peitsche zuerst!"

      Die Alte aber stemmte die Hände in die Hüften und sagte keck: "O, ihr lassen

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