Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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wie die Würde seiner Haltung, kündeten den Häuptling an. Kaum erblickte ihn der Büchsenmacher, als er mit der biederen Dreistigkeit, die den Mann aus Kentucky auszeichnete, auf ihn zuschritt und sagte: "Segne meine Augen, Herr Krähenfeder, freut mich, Sir, euer ehrliches Antlitz zu sehen", und er streckte ihm die Rechte entgegen.

      Der finster blickende Kiowahäuptling machte keine Miene, sie zu ergreifen, und richtete die dunklen Augen bald auf Stone, bald auf Paul. Der unverfrorene Kentuckyer ließ sich aber nicht verblüffen durch die gemessene Haltung des Mannes, sondern fuhr fort: "Oho, alte Krähenfeder, ist das ein Empfang für einen werten Freund, der die Flinten wiederherstellt, oder seid ihr unzufrieden, Sir, mit meiner Arbeit vom vorigen Jahre? Sprecht euch aus."

      "Der Büchsenschmied mache nicht so viel Worte und antworte, wenn er gefragt wird", entgegnete lakonisch der Häuptling.

      "Nun, segne meine Seele, das nenne ich einen herzlichen Willkommensgruß. Na, dann fragen Euer Gnaden."

      "Wo kommst du her?"

      "Vom Verdigris, Sir."

      "Du sahst die Cheyennes?"

      "Ew. Ehren haben's durchaus getroffen; sah die Herren Cheyennes."

      "Wo, diesseits oder jenseits des Flusses?"

      "Jenseits, Sir."

      "Du sahst diesseits keine mehr?" Des Indianers Augen ruhten mit ernstem, drohendem Ausdruck auf Stone.

      "Segne meine Augen, keine Menschenseele war in der blutigen Steppe, bis mir endlich die beiden roten Gentlemen begegneten, die mich hierherführten."

      Während dieser Unterredung hatte Paul Zeit, den Häuptling zu betrachten. Er war ein kräftig, ja athletisch gebauter Mann mit einem energischen, finsteren Ausdruck auf seinen adlerartigen Zügen, die nur Gefühle des Hasses und des Zornes ausdrücken zu können schienen. Die Erscheinung des Häuptlings der Kiowas hatte etwas Furchteinflößendes.

      Das kecke Auftreten des Kentuckyers verscheuchte indes den Eindruck, den die Persönlichkeit des Häuptlings auf Paul gemacht hatte, und anscheinend gleichmütig stand er da.

      "Der Büchsenschmied sah keine Kiowakrieger in der Prairie?" forschte Krähenfeder weiter.

      "Hatte leider nicht das Vergnügen."

      Die Augenbrauen des Kiowa zogen sich drohend zusammen, als er jetzt fragte: "Du kennst den Grauen Bären?"

      "Ist ein Fakt, Mann, kenne den alten Gentleman; hat mir im verflossenen Jahre das Leben gerettet, als Prairieräuber mich überfielen."

      Plötzlich wandte der junge Indianer die dunklen Augen auf Paul Osborne und fragte: "Und du kennst den Grauen Bären auch? Ich weiß es."

      So sehr der Knabe sich vorgenommen hatte, seine Ruhe zu bewahren, schrak er doch merklich zusammen bei dem Blicke und der unerwarteten Frage des wilden Kriegers. Aber ehe er noch antworten konnte, brach Stone in lautes Lachen aus, und sagte: "Haha! Segne meine Seele, Mann; ist das Muttersöhnchen noch nie aus dem alten Kentucky herausgekommen und säße am liebsten wieder daheim bei seiner Mutter Kochtopf."

      "Ich sah ihn mit dem Medizinmann in der Steppe."

      "Nein, alte Krähenfeder", und Bill schüttelte sich vor Lachen, "diesmal hast du dich bei all deiner Weisheit doch geirrt, der hat noch keinen Medizinmann und keinen Grauen Bären gesehen. Den wollen wir erst besuchen, wenn wir von hier aufbrechen. Mach mir das Söhnchen nicht grauslich, der Junge hat noch keinen großen Häuptling gesehen, weiß gar nicht, was du willst, und ängstigt sich. Wollte, hätte den Burschen zu Hause gelassen, macht mir Ärger und Beschwerden genug."

      Mochte der Indianer die unverkennbare Befangenheit Pauls dem Eindruck seiner Persönlichkeit zuschreiben, mochte dessen so jugendliche Erscheinung oder die dreiste Zuversicht des Kentuckymannes sein Mißtrauen verscheuchen, sein Blick wurde freundlicher.

      Krähenfeder hatte zwar selbst den Angriff auf den alten Trapper, der dessen Gefangennahme zum Zwecke hatte, geleitet, aber Paul dabei nur in weiter Entfernung zu sehen bekommen. Doch wußte er aus dem früheren Berichte eines Spähers, der vor dem Überfall das Heim des Grauen Bären umschlichen hatte, von der Anwesenheit eines jungen Bleichgesichts dort, und sein erwachtes Mißtrauen glaubte in Paul diesen Begleiter des Trappers erblicken zu müssen. Der junge Kiowa, der Paul gesehen hatte, war nicht anwesend, um des Häuptlings Verdacht zu bestätigen oder zu verscheuchen. Die jugendliche Persönlichkeit des knabenhaften Jünglings, die gar nichts Kriegerisches an sich hatte, selbst die Befangenheit, die Paul dem wilden Manne gegenüber nicht zu verbergen vermochte, nebst dem so überaus sicheren Benehmen Stones mochte wohl den Gedanken, in Paul Osborne einen Gefährten des Trappers vor sich zu haben, verscheucht haben.

      Er streckte jetzt die Hand gegen Bill aus und sagte höflich: "Der Büchsenschmied ist im Lager der Kiowas willkommen."

      Der Kentuckyer ergriff die dargebotene Rechte und entgegnete: "Na, so lasse ich es mir gefallen, Häuptling. Denke, Bill Stone ist überall bei den roten Gentlemen willkommen, wo unbrauchbar gewordene Waffen wieder herzustellen sind. War ganz erstaunt, daß du mich so unfreundlich empfingst."

      "Der Büchsenschmied möge es vergessen; es schwebte eine Wolke um Krähenfeders Haupt."

      "Alles recht, alte Rothaut, denke, werden uns vertragen."

      Krähenfeder erhob sich und winkte Bill, mit ihm zur Seite zu treten. Außer Hörweite von den andern sagte der Indianer mit gedämpfter Stimme: "Der Büchsenschmied ist ein ehrlicher Mann und spricht nur mit einer Zunge."

      "Darauf kannst du dich verlassen."

      "Er ist Freund den Kiowas?"

      "Na, natürlich, sonst wäre ich nicht zu euch gekommen."

      "Er ist auch Freund den Cheyennes?"

      "Richtig, ich bin Freund aller derer, welche Arbeit für mich haben und sie anständig mit Fellen und Pferden bezahlen."

      "Er ist auch Freund dem Grauen Bären?"

      "Nun, das versteht sich, Häuptling", entgegnete Bill mit seiner ganzen Treuherzigkeit, "ich sagte dir ja, daß er mir das Leben gerettet hat."

      Noch leiser fuhr der Indianer fort: "Er kennt auch seinen Medizinmann?"

      "Wenn du den kleinen verwachsenen Menschen damit meinst", entgegnete Stone nun auch mit gedämpfter Stimme, "der bei ihm wohnt, ja."

      "Er kann einen starken Zauber machen, wie?"

      "Hm", sagte der schlaue Kentuckyer und blickte sich scheu um, "ob er ein Zauberer ist, das weiß ich nicht, aber ein unheimlicher Geselle ist er jedenfalls."

      "Wie meinst du?" fragte der Indianer, der den Ausdruck unheimlich nicht verstand.

      "Na, weißt du, Krähenfeder, im Bösen möchte ich mit dem Krüppel nicht zusammenkommen, es ist ein furchtbarer Kerl, und du hättest nur sehen sollen, wie die Prairieräuber, die mich im vorigen Jahre überfallen hatten, ausrissen, als sie ihn sahen."

      Krähenfeder war unter denen gewesen, die den Trapper und Puck vor einigen Jahren angegriffen hatten, und der Eindruck, den ihm die seltsame Gestalt des Zwerges damals gemacht hatte, wirkte noch nach.

      Noch leiser fuhr er fort:

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