Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 30
Da Paul Durst verspürte, ging er auf einen jungen Indianer, den er in seiner Nähe beschäftigt sah, zu und bat um Wasser. Da derselbe augenscheinlich nicht englisch verstand, machte ihm Paul durch Gebärden deutlich, was er wünsche. Der Indianer winkte ihm, mitzugehen, und führte ihn durch einige Felsspalten von ungleicher Weite zu einem größeren Kessel, durch dessen Mitte, wie der Jüngling mit Erstaunen gewahrte, das klare Wasser eines Flusses rann, der wohl siebzig bis achtzig Schritt breit sein mochte. Auf seinem andern Ufer erhoben sich schroffe, zerrissene Felsen, wie auf dem, auf welchem er stand. Die Ufer des Flusses innerhalb des Rondells, welches die Felsen einfaßten, zeigten frisches Gras in saftigem Grün und zwischen einigen Bäumen Buschwerk. Auch hier waren Pferde angepflockt. Paul war eingeschärft worden, in Gegenwart der Indianer auch nicht die geringste Neugierde zu verraten, selbst sorgsam seine Blicke zu wahren, um nicht das Mißtrauen der Wilden zu erwecken, und er war um so vorsichtiger, als es ihm schien, als ob die Kiowas besonders in Bezug auf seine Person nicht ohne Mißtrauen wären. Er sah sich deshalb kaum um, obgleich der junge Kiowa, der ihn hergeführt hatte, durchaus zutrauensvoll und freundlich war. Paul löschte in dem klaren Wasser seinen Durst und dabei überkam ihn der Wunsch, ein Morgenbad zu nehmen. Er verständigte den Wilden durch Gebärden hiervon, indem er die Bewegung des Schwimmens machte. Der Kiowa lachte und nickte und warf rasch seine wenigen Kleider ab. Paul that das gleiche, und beide sprangen in die Flut.
Die Strömung war nicht stark und erlaubte, gegen sie anzuschwimmen. Paul sowohl als der Indianer waren gute Schwimmer. In der Mitte angekommen warf sich der Jüngling auf den Rücken und musterte nun in dieser Lage die gegenüberliegenden Felsen, welche zerklüftet und ausgehöhlt sich erwiesen, wie die auf der andern Seite. Der Gedanke lag nahe, daß der Trapper, wenn er, was doch mehr als wahrscheinlich war, in diesem Lager verwahrt wurde, in einer der Höhlen jenseits untergebracht sei. Doch gewahrte Paul nichts, was darauf hindeutete, daß drüben Menschen hausten. Er blickte, umherschwimmend, stromauf und stromab. Nach oben hin wurden die Felsen niedriger, doch vermochte er die Prairie, aus welcher der Oshonta kam, nicht zu gewahren, stromab zeigten sich nur starre Felsen, und Paul glaubte das Geräusch eines Wasserfalls zu vernehmen. Als er seinen Blick wieder nach dem Felsen des jenseitigen Ufers richtete, traf sein Auge auf das Haupt eines alten Indianers, der aus einer Felsöffnung hervorlugte. Also war auch das andre Ufer bewohnt. Paul merkte sich die Stelle, wo ihm der Indianer auf einen Augenblick erschienen war.
Eine rauhe, befehlende Stimme klang von dem Ufer her, wo das Lager war, und Paul sah den älteren der Indianer, die ihn und Stone hiehergeführt hatten, dort stehen und seinem Schwimmgenossen gebieterisch zuwinken. Dieser schwamm hierauf eilig zum Ufer zurück, und Paul tat das gleiche. Kaum hatten sie das Land erreicht, als die beiden Indianer rasch einige Worte wechselten, und Paul wollte es scheinen, als ob der jüngere einen scharfen Verweis erhielte. Während er sich rasch ankleidete, wandte sich der ältere in ganz erträglichem Englisch mit den Worten an ihn: "Der junge Weiße schwimmt wie die Otter."
"Es geht, Indianer", entgegnete ihm lächelnd der Jüngling, "und ich vergnüge mich gern im Wasser."
"Es ist gefährlich", sagte ausdrucksvoll der Wilde, "im Oshonta zu baden, die Wachen könnten ein Bleichgesicht im Wasser für einen Feind halten und darauf schießen."
"O", sagte Paul darauf, "wollt ihr einen Gast, der kommt, euch die Büchsen zu reparieren, für einen Feind halten?"
"Nicht gut für weißen Mann, im Fluß schwimmen, es gefährlich", wiederholte der Kiowa.
"Nun, wenn du meinst, will ich es lassen."
Es war aber klar, daß die Anwesenheit Pauls am Ufer und im Flusse dem Wilden unangenehm war, ein Zeichen mehr, daß der Gefangene jenseits des Flusses bewacht wurde und die Roten nicht wissen lassen wollten, daß sie einen weißen Gefangenen bewahrten.
Er ging mit dem Indianer zurück nach ihrem Nachtlager und dieser sagte: "Kann das junge Blaßgesicht ebensogut Büchsen heilen als schwimmen?"
"Wollen sehen, Indianer, einiges verstehe ich davon", erwiderte Paul zuversichtlich.
Der Kiowa holte im Weitergehen aus einem Wigwam ein Gewehr, gab es dem Jüngling und sagte: "Sieh nach, was ihm fehlt."
Paul vermutete, daß es auf eine Probe seiner Geschicklichkeit abgesehen sei, um ihn zu prüfen, und beschloß, sein möglichstes zu thun, um seine mangelhaften Kenntnisse nicht zu verraten. Auch kannte er schon von früher her die Konstruktion des Schlosses, verstand, es auseinander zu nehmen und zu erkennen, wo der Fehler steckte, einen leichteren Schaden auch auszubessern. Lernt man das auf dem Lande, wo nicht immer ein Büchsenmacher zur Hand ist, so war es in der Steppe noch mehr geboten, einige Fertigkeit in der Behandlung eines Flintenschlosses zu besitzen. Der Trapper und Puck besaßen nicht nur die einzelnen Schloßteile vorrätig, um eine gesprungene Feder, mangelnde Schrauben ec. ersetzen zu können, sondern verstanden auch trefflich ein Schloß zusammenzusetzen, wie einen Kolben zu schnitzen, und Paul hatte hiervon etwas von ihnen gelernt.
Das Gewehr, welches der Indianer ihm gab, war eine alte Feuerschloßmuskete, deren Schloß in Unordnung geraten war.
Paul besah und prüfte sie mit großer Kennermiene unter den beobachtenden Augen des Indianers. Er ging zu der Höhle, in welcher sie geschlafen hatten, wo der Kentuckyer immer noch schnarchte. Ohne ihn in seiner Beschäftigung zu stören, griff Paul nach einem Schraubenzieher und löste das Schloß. Er sah sofort, daß die ziemlich ausgelaufene Nuß die Feder nicht mehr hielt. Das war ein Fehler, der zunächst leicht auszubessern war, wenn auch für andauernde Wirkung eine neue Nuß eingesetzt werden mußte. Paul legte die einzelnen Teile des Schlosses auseinander, griff zur Feile und schärfte die fassenden Vorsprünge der Nuß, bis sie der Feder Widerstand leisteten.
Der Indianer sah allem mit gespannter Aufmerksamkeit zu.
Paul ölte dann alles sorgfältig ein, setzte das Schloß zusammen, schraubte es ein und überreichte das Gewehr dem Indianer.
Der Hahn arbeitete wieder in alter Weise.
"Gut", sagte Chamulpa in dem tiefen Kehltone dieser Leute, "das junge Blaßgesicht ist ein guter Medizinmann für die Flinte. Es ist gut."
Paul hatte seine Probe glänzend bestanden, und der Indianer war augenscheinlich höchst befriedigt von dem Erfolge.
Ein lautes Gähnen und ein starkes Räuspern verrieten, daß der Kentuckyer erwacht sei, und gleich darauf trat auch Stone ins Freie.
"Segne meine Seele", sagte er und blickte sich um, "kalkuliere, daß ich den schönsten Morgen verschlafen habe. Was machst du denn so früh hier draußen?" fuhr er Paul rauh an, der bei seinem Erscheinen eine ehrfurchtsvolle Haltung angenommen hatte und nun in bescheidenem Tone erwiderte: "Ich wachte früh auf, Master, und wollte euch nicht stören."
Der Indianer sagte begütigend: "Du nicht zornig, Büchsenschmied, er gut und klug, er heilen Flinte."
"Zeigt einmal her."
Stone nahm die Muskete und ließ den Hahn spielen. "Hm, alles in Ordnung. Das hast du gemacht, Junge?"
"Ja, Master."
"Na, es ist gut. Künftig weckst du mich, wenn ein roter Gentleman ein Gewehr auszubessern hat, verstehst du?"
"Ja, Master."
"Aber nun, alter Junge", wandte er sich an den Indianer, "schaffe etwas zu essen und Feuer und Wasser, daß wir uns eine Tasse Thee machen können."