Sprachkunst. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Sprachkunst - Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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und berühmter als die Preisträger. Es geht doch schließlich um die Preisträger und das preiswürdige Stück Literatur und nicht um Rumgeschwafel. Oftmals kam es mir so vor, dass dem Laudator nichts Neues einfallen wollte und er nur die vom Autor selbst gemachten Kurzbeschreibungen seiner eigenen Person verlas. Mehr Langeweile geht dann gar nicht.

      Ich wollte aber Preise. Ich wollte ausgezeichnet werden. Ich wollte mich nicht mehr anmachen lassen, dass ich keine Veröffentlichungen hatte. Ich wollte veröffentlichen.

      Wie wichtig Preise sind, das sieht man immer wieder, wenn ein Schriftsteller plötzlich den Literaturnobelpreis gewinnt. Die ganze Welt wird aufmerksam und die Bücher des Autors werden in andere Sprachen übersetzt und selbstverständlich doppelt und dreifach gekauft. So hoch hinaus wollte ich ja gar nicht. Nur einen kleinen anständigen Preis – bitte – bitte – eine milde Gabe für einen noch-nicht-Autoren.

      Oftmals gaben Wettbewerbe Stichworte und Thema vor. Bei Ausschreibungen für Anthologien musste der literarische Erguss einem Motto folgen. Auch das waren spannende Aufgaben. Fördert es doch die unerwartete Beschäftigung mit einem Thema, zu dem man sonst nicht geschrieben hätte. Man muss sich zwingen dem Thema gerecht zu werden. Wenn dann noch die Anforderungen einengen, zum Beispiel die Anzahl der Wörter oder Seiten, dann ist das schon eine Herausforderung. So entstand meine preisgekrönte Zug-Geschichte DIE EWIG REISENDE zum Thema UNTERWEGS. Auch die Geschichte DIE MACHT DER GEWOHNHEIT zum Thema DAS MEER-PRINZIP entstand so.

      Wenn man einmal etwas geschrieben hat und es dann noch veröffentlicht wird, ist das der große Applaus für einen Autor.

      Klasse, wenn Autoren gekauft, gelesen und für gut befunden werden. Wenn Autoren von ihrer schreibenden Kunst leben können, noch besser. Allerdings können das die Wenigsten.

      Mir war es wichtig veröffentlicht und gelesen zu werden. Und am schönsten ist es ein Feedback, eine Rezension oder einfach nur einen Kommentar zu dem Werk zu erhalten. Das große Geld war nie angestrebt. Auch in meiner Kunst nicht. Ich brachte immer wieder meine Bilder und Objekte nach Ausstellungsende gerne nach Hause zurück.

      Es geht mir bei meinen literarischen Werken also um Beachtung und die Auseinandersetzung mit den Lesenden.

      Ich hoffe, ich drücke nicht allzu sehr auf die Tränendrüse, wenn ich von negativen Vorfällen meiner Literatur-schreibe-Zeit schreibe. Es gibt Preise, die ich fast in Empfang nehmen durfte, Wettbewerbe bei denen ich fast gewonnen hätte. Es gibt Ausschreibungen bei denen ich vergessen, übergangen, oder nur kritisiert wurde. Ich habe trotzdem weitergemacht, weitergeschrieben, alles versucht um einen Erfolg zu verbuchen. Nach Enttäuschungen ist man ja nun nicht gerade „on-the-Top“. Es braucht immer etwas Zeit darüber hinwegzukommen. Mal war es einfach, weil das nächste Event schon anstand, mal war es hammerschwer, ständige Ablehnung zu erfahren. Aber aus Schaden wird man bekanntlich klug und klug ist ja auch schon mal was. Nach Ablehnung kommt irgendwann auch mal wieder ein Lichtblick. Dann erst recht, habe ich mir gesagt und schon kam die nächste Idee für ein Projekt.

      Mein Ex-Partner Xaver hielt nur bedingt etwas von meiner Schreiberei. Er meinte, ich soll nicht immer auf Preise und Auszeichnungen schielen. „Wenn Du die für bekloppt hältst, die deine Werke gut finden, genauso wie Du die für bekloppt hältst, die Deine Werke ablehnen, warum läufst Du ihnen dann nach? Das kann Dir unmöglich guttun“, sagte Xaver immer. Aber der Literaturmarkt fordert ja gerade das. Ohne Preis – tote Hose. Er fand mein Motto „irgendwann steht schon ein Bekloppter morgens auf und findet etwas von mir gut“ – völlig daneben. Auf der anderen Seite ist mir so etwas mehrere Male passiert. Gerade war ein Text von mir noch superschlecht bewertet und abgelehnt worden und eine Woche später wurde gleicher Text in eine Anthologie aufgenommen. Was soll man davon halten? Die Texte werden auch nur subjektiv und kaum objektiv bewertet und dann geschieht so etwas Verwunderliches.

      Dies ist also das eBook, das Auskunft geben soll über das Erwachen der Schreiblust, über den Weg vom Poesiealbumreimer zum preisgekrönten Schriftsteller, der nie wirklich große Erfolge verbuchen konnte, aber doch immer „am Ball“ blieb und weiter hoffte und weiterschrieb und schreibt.

      Resignation – oftmals. Kapitulation vor dem Literaturbetrieb – niemals! Also weitermachen!

      Kapitel 1: Poesiealbumreimklau

      Angefangen hat wohl alles mit der Poesiealbumreimerei aus den 1970er Jahren. Mädchen gaben ihren besten Freundinnen und ausgewählten Klassenkameraden ihr Poesiealbum, um einen Spruch für die Ewigkeit zu erhaschen. Das sollte die treue Freundschaft untermauern.

      Es gab Zeiten in denen mehrere Alben in meinem Zimmer herumlagen und auf Vers-Erfüllung hofften. Die leeren Seiten starrten mich an und warteten auf Schreibentjungferung. Bei so vielen Alben wollten mir kaum genug sinnvolle Sprüche einfallen. Manchmal schrieb ich aus dem einen Album ab, um dem anderen ein Vers hinzuzufügen und umgekehrt. Manchmal mischte ich ein paar Verse sinnvoll. Zwei Zeilen aus dem einen Gedicht und zwei weitere Zeilen aus einem anderen Gedicht und schon war ein neues Verslein kreiert. War alles nicht sehr erbaulich, aber bei so vielen Hausaufgaben musste das manchmal sein.

      Lasen die Damen den verfassten Spruch jemals wieder? Es kam keine Rückmeldung oder Beschwerde. Also auf ein Neues – die Wortklauberei in das nächste Album eingetragen.

      Nie durfte eine Verschönerung fehlen, dann gab es Beschwerden. Ein Glanzbild musste es sein, am besten mit viel Glitter und Sternchen. Oder man malte selbst etwas hinein. Damals war ich noch nicht von der künstlerischen Muse geküsst worden und ließ Selbstgemaltes Mal lieber sein. Das kam erst viel später.

      Auf Biegen und Brechen einen neuen Spruch für so ein Album zu finden ist gar nicht so leicht. Sinnvoll, lustig und mit Herz geschrieben sollte der Spruch schon sein. Bei vielen Alben die mir gegeben wurden, die ich aber gar nicht wollte, klaute ich Sprüche von den Alben meiner beiden älteren Schwestern. Natürlich besaßen auch sie solche Alben.

      Ständig musste man auf der Suche nach neuen Versquellen sein. Einmal saß ich in der Stadtbibliothek und wollte mir neue Bücher ausleihen, da fiel mir ein Buch mit Versen für Poesiealben in die Hände. Flugs hatte ich die schönsten 20 Verse abgeschrieben und war wieder für neue Poesiealben-Angriffe gewappnet.

      Nicht gerade kreativ, aber immerhin gut durchdacht und brauchbar. Dann brauchte ich mir nicht selbst das Hirn verbiegen und wählte nur sorgfältig ab, welches Gedicht für welches Mädel in Betracht kam. Dann waren die Mädels „befriedigt“ und ich hatte mehr Zeit um draußen in der Natur zu spielen.

      Zeiten in denen ich stundenlang ohne Unterlass schrieb kamen auch erst viel später.

      Kapitel 2: Schulische Schreibformate

      Meine ersten Gedichte sind verschollen. Ich maß damals der Reimerei noch keine große Bedeutung zu. Ich versah Geschenkkarten mit eigenen Versen. Nach der Beschenkung war der Spruch aus den Augen - aus dem Sinn. Zahllose kleine Gedichte sind so spurlos verschwunden. Nach Jahren hatte ich mal den Versuch unternommen, ob irgendjemand so ein Gedicht von mir aufgehoben hatte. Ich fragte Tanten und Onkel und bekam meist die Antwort: „Was für ein Gedicht?“ Ah, ja! Sie sind wohl alle in den Papierkorb gewandert. Wie schade, ich meine da waren schon ganz brauchbare Verse dabei gewesen. Nun gut. Auf nimmer Wiedersehen futsch.

      In der Schule gefielen mir die freien Aufsätze die wir Kinder zur Aufgabe bekamen. Selbst ausgedachte Kurzgeschichten mit Humor und Spannung zu versehen waren genau mein Ding. Meiner Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Einige dieser „Jugendsünden“ mit denen ich gute bis sehr gute Schulnoten einheimsen konnte,

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