Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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trinken Sie zum Essen? Wein, Bier, Wasser, Saft?«

      »Gern Wein, falls Sie haben«, erwiderte er und setzte sich, ein wenig ernüchtert, nachdem sein Scherz nicht gerade auf fruchtbaren Boden gefallen war.

      »Glottertaler?« Sie sah ihn an. Ernst und offen.

      Diese Augen! Er wollte ihren Blick festhalten, doch sie wich ihm aus.

      »Glottertaler ist okay.«

      Wie ein Oberkellner im feinsten Restaurant legte sie ein weißes Tuch korrekt über den rechten Arm und sagte: »Salat ist der erste Gang. Dann gibt es eine Fenchelsuppe, danach Forelle Müllerin, und zum Nachtisch können Sie wählen zwischen einem Stück Schwarzwälder Kirsch oder Bayerischer Creme.«

      Er hob die Brauen. »Dafür, dass ich der einzige Gast bin, sind Sie aber gut sortiert.«

      Sein Erstaunen rief ein Lächeln auf ihr Gesicht, das ihm wie ein heller warmer Sonnenstrahl vorkam.

      »Salat haben wir im Garten, Fenchel in der Tiefkühltruhe, Forellen im eigenen Teich und die Schwarzwälderkirschtorte hat meine Oma gestern frisch gemacht, weil wir Besuch hatten.«

      Er sah zu ihr hoch.

      Aufrecht stand sie vor ihm, wie eine stolze Kriegerin. Dieses Mal hielt sie seinem Blick stand.

      »Wissen Sie was?«, fragte er, während eine warme Woge sein Inneres überflutete. »Ich bin ein Glückspilz.«

      Sie sagte nichts darauf, erwiderte nur seinen Blick. Mit einem Lächeln. Er sah in diese Märchenaugen und fühlte sich von einem überwältigenden Drang ergriffen aufzustehen, sie in die Arme zu ziehen und zu küssen. Hatte er den Verstand verloren? Auf Anhieb hatte ihn ihre Schönheit fasziniert. Aber in Wirklichkeit war es ihre Ausstrahlung, die sie so anziehend machte, ihre Art. Sie war nicht nur äußerlich schön. Dass sie ihre Großmutter unterstützte, dass sie um das Überleben dieser Pension kämpfte, sich bis jetzt nicht hatte unterkriegen lassen, das imponierte ihm.

      Es ist ein Zauber, dachte er, während er in ihr Gesicht sah und gleichermaßen verblüfft wie besorgt erkannte, dass er in diesem Augenblick tatsächlich richtig glücklich war.

      Julia räusperte sich, senkte den Kopf und als sie ihn wieder hob, schenkte sie ihm ein verbindliches Lächeln und sagte: »Meine Großmutter wird den Wein sofort bringen.«

      *

      Was war bloß los mit ihr? In ihrer Lehre war sie dafür bekannt gewesen, mit jedem Gast umgehen zu können. Warum nicht mit Leon Schubert?

      Julia verdrängte den kritischen Blick ihrer Großmutter, nachdem sie ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich unwohl fühlen und in ihr Apartment hinübergehen würde.

      Hier saß sie nun, blickte zum Haus hinüber. Die Stube war erleuchtet, aus dem Schornstein stieg Rauch. Durch das niedrige Fenster sah sie ihre Großmutter mit Leon Schubert lachen.

      Mit einem Seufzer griff sie nach dem Telefon und wählte die Nummer ihrer Freundin. Ohne ein Wort der Begrüßung sagte sie: »Der Italiener ist bei uns.« Sie hörte selbst, wie vorwurfsvoll sie klang.

      »Welcher Italiener?«, fragte Vera erstaunt.

      »Der, der bei dir heute Nachmittag ein Shampoo gekauft hat und dem du unsere Pension empfohlen hast.«

      Stille. Dann Veras empört klingende Stimme: »Moment mal. Ich kann mich erinnern, dass so ein toller Typ hier im Salon war, aber ich habe ihm doch nicht eure Pension empfohlen.«

      Julia stutzte. »Hat er aber gesagt.«

      »Dann hat er was Falsches gesagt«, erwiderte Vera ruhig und eindringlich klingend. »Vielleicht hat er auch noch irgendwo anders im Dorf eingekauft und was verwechselt.«

      Julia knabberte an ihrer Unterlippe.

      Das mochte eine Erklärung sein.

      »Na ja, auf alle Fälle passt er nicht hierher«, fuhr sie fort. »Er kann nur schlechte Reklame für uns machen.«

      »Apropos Reklame«, sagte ihre Freundin. »Hast du die Sache auf den Weg gebracht?«

      Julia wusste genau, was Vera meinte. »Schon vor fünf Tagen.«

      »Und?«

      »Ich habe noch nichts gehört. Keine Mail, kein Brief, kein Anruf.«

      »Das verstehe ich nicht«, sagte Vera empört. »Wir haben so tolle Bilder von eurem Haus und der Umgebung gemacht, und der Text war auch gut. Genau richtig, um im Massentourismus eine Nische zu besetzen.«

      »Vielleicht habe ich bei den falschen Reiseveranstaltern angefragt.«

      »Bei denen, die Hütten vermieten, würdet ihr auch fehl am Platz sein. Eure Stärke ist doch die außergewöhnliche Lage, die familiäre Betreuung. Oma Winter bietet sogar einen Kochkurs an«, ereiferte sich ihre Freundin im Brustton der Überzeugung. »Reiten, Angeln, Kneippsche Anwendungen in der Steinache, die an eurem Haus vorbeiplätschert, nur ein kleiner intimer Kreis von Gästen, Singles sind besonders willkommen … Hast du das alles in dein Angebot reingepackt?«

      Julia seufzte. »Ja, habe ich.«

      »Du musst Geduld haben. Diese Leute brauchen ja auch ein paar Tage zur Bearbeitung. Aber jetzt noch mal zu dem tollen Typen. Wie lange bleibt er denn?«

      »Er sagte, eine Woche, aber wenn du mich fragst, sehe ich ihn schon morgen wieder abfahren.«

      »Dann sollte ich morgen früh vielleicht mal vorbeikommen.« Vera lachte ihr rauchiges Lachen.

      »Kannst du machen«, erwiderte Julia.

      Sie kannte ihre Freundin. Ein Flirt war Vera stets willkommen. Normalerweise amüsierte sie sich darüber, wenn die Friseurin den Männern den Kopf verdrehte. Im Fall von Leon Schubert jedoch missfiel ihr diese Vorstellung.

      Ich bin doch wohl nicht eifersüchtig?, fragte sie sich erschrocken, während Vera jetzt am anderen Ende der Leitung über die Neuigkeiten aus dem Ort plauderte.

      *

      Am nächsten Morgen machten die Ruhweiler große Augen. Entgegen der Wettervorhersage wurden sie von der Sonne begrüßt, die für diesen Tag schönes Wetter und gute Laune versprach. Julia und Hilde atmeten auf. Ebenso Leon Schubert. Nach einem hervorragendem Frühstück und einem lustigen Geplauder mit Oma Hilde trat er aus der Tür ins Freie.

      Von dem Sturm des vergangenen Tages war nichts mehr zu sehen. Alles war aufgeräumt, das Pflaster gefegt, auf den Gartentischen lagen adrette Tischdecken, die Geranien auf den Fensterbänken versprühten ihre Farbe. Die beiden Frauen mussten Zauberhände haben.

      Er lächelte.

      Welch eine Idylle! Die Sonne streute einen weichen Goldglanz auf Wiesen und Wälder. Regentropfen, funkelten und blitzten wie Tausende von Diamanten. Im Spaliergeäst neben der Haustür schnäbelte zärtlich ein Starenpärchen. Sommerduft wehte ihm um die Nase, süß und mild. Wunderbar. Es roch nach Glück. Plötzlich erfüllte ihn ein Gefühl von Freude, Friede und Behaglichkeit.

      Wo war Julia? Er hatte sie beim

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