Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 2 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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Mann vor sich, der sich gerade mit einem Heuballen abquälte. Er trug einen Overall und einen Hut und stand ihm mit dem Rücken gegenüber. Der Knecht? Oder etwa Julias Freund? Verlobter? Ehemann?

      Leon schluckte.

      Ganz selbstverständlich war er bisher davon ausgegangen, dass die schöne junge Frau ungebunden war. Wie kam er nur dazu? Julia war ganz bestimmt schon in festen Händen. Diese Erkenntnis fiel ihm jetzt wie Schuppen von den Augen.

      »Hey!«, rief er den Mann an. »Ist Julia Winter hier irgendwo?«

      Der Angesprochene drehte sich um, nahm den Hut ab, und eine Flut hellblonder Haare fiel aus ihm heraus.

      Julia!

      Fasziniert sah er sie an. Die derbe männliche Kleidung hob ihre Weiblichkeit nur noch deutlicher hervor.

      Sie lächelte. »Gut geschlafen?«

      »Fantastisch. Das Kirschwasser, das Ihre Großmutter gestern Abend noch mit mir getrunken hat, war ein sehr bekömmliches Schlafmittel.«

      Julia strich sich mit einer anmutigen Geste eine Strähne aus der Stirn.

      »Ich habe mir Gedanken gemacht, wie Sie den Tag verbringen könnten, falls Sie nicht schon eigene Pläne haben«, fügte sie rasch hinzu.

      »Habe ich nicht, nur den, dass ich meinen Wagen gern hier hätte.«

      »Kein Problem, ich fahre Sie hin.«

      »Ich habe aber keinen Ersatzreifen. Kann man den hier irgendwo kaufen?«

      »Klar, in Freiburg.«

      »Fahren Sie mich hin?«

      Er bemerkte, dass sie zögerte.

      »Natürlich bezahle ich das Benzin«, sagte er rasch.

      »Darum geht es nicht«, erwiderte sie fast mürrisch. »Ich habe heute nur wenig Zeit. Aber Sie können meinen Jeep haben.«

      Er nickte. »Falls Ihnen das nichts ausmacht, nehme ich Ihr Angebot gern an.« Er fand ihren Vorschlag sehr großzügig.

      »Bei uns ist der Gast König«, sagte sie nun mit schelmischem Blick, der sie noch liebenswerter machte.

      »Den Eindruck habe ich auch. Welche Pläne haben Sie denn für mich?«, erkundigte er sich jetzt neugierig.

      Sie trat auf ihn zu. Obwohl sie nicht klein war, musste sie zu ihm aufschauen. Ihr Blick war ernst, voller Ehrgeiz.

      »Falls Sie reiten wollen, könnte ich für Sie einen Ausritt beim Nachbarbauern buchen«, begann sie. Dabei hob sie den Daumen, als Nächstes den Zeigefinger. »Falls Sie angeln wollen, haben wir für Sie eine komplette Angelausrüstung im Haus. Inklusiv hohe Stiefel. Drittens …« Sie lächelte ihn an. »Meine Oma ist eine Anhängerin von Kneippschen Anwendungen. Sie könnte Sie einweisen. Viertens, Wanderwege gibt es ja genug, die können Sie selbst entdecken und Ausflüge …« Ein Hupen machte ihrem Redefluss ein Ende.

      Im nächsten Moment kam ein Auto auf den Hof gefahren. Es hielt vor dem Stall an, eine junge Frau in Rock und Pumps stieg aus.

      »Hallo, ich wollte nur mal auf einen Kaffee vorbeischauen!«, rief sie winkend.

      »Gehört diese rothaarige Schöne auch zu Ihrem Unterhaltungsprogramm?«, fragte Leon blinzelnd.

      »Das ist meine Freundin Vera«, stellte Julia die flotte Cabriofahrerin vor. »Sie kennen sie ja bereits«, fügte sie trocken hinzu.

      Vera reichte ihm die manikürte Hand.

      »Friseursalon«, sagte sie mit rauchig klingender Stimme und einem verführerischen Blick aus grünen Augen.

      »Stimmt. Shampoo«, erwiderte er mit freundlichem Lächeln.

      Diese junge Dame hatte gestern mit ihm flirten wollen. Er sah Julia an. »Wenn Sie beide Kaffeetrinken wollen, könnte ich doch schon einmal den Heuballen irgendwo hinbringen. Oder was soll damit passieren?«

      Julia wirkte verblüfft. »Ich …« Sie räusperte sich. »Er muss auf den Trecker dort hinten. Aber nicht nur er, noch vier weitere.«

      »Okay. Kein Problem. Das sehe ich als kleine Fitnessübung an. Den beiden Damen noch viel Spaß.« Vor der Friseurin, die ihn mit genau dem hungrigen Blick ansah, den er von so vielen anderen Frauen kannte, legte er eine Verbeugung hin, was ihn innerlich amüsierte. Dann ­betrat er höchst vergnügt und zufrieden mit seiner Reaktion den Stall. Vera hatte er deutlich gemacht, dass er nicht mit ihr flirten wollte, und Julia, dass er ein Mann war, der durchaus auch anpacken konnte.

      »Ein toller Typ«, sagte Vera mit versonnenem Blick aus dem Stubenfenster.

      »Hm.« Julia nippte am Kaffee.

      »Finde ich eigentlich komisch, dass jemand wie er hier Urlaub macht.«

      »Hm.«

      Vera sah sie an. »Der ist bestimmt gebunden. Verheiratet, schätze ich, und braucht jetzt eine Auszeit von Ehe und Familie. Vielleicht will er darüber nachdenken, wie er seine Geliebte loswerden kann.«

      Julia zog die Brauen zusammen.

      Darauf war sie noch gar nicht gekommen. Aber Vera hatte vielleicht sogar recht. Ein Mann wie Leon Schubert lief nicht mehr allein durch die Welt. Vermutlich hatte er eine Frau in Düsseldorf und hatte wegen ihr Italien den Rücken gekehrt. Warum war sie nicht selbst darauf gekommen?

      »Für so was habe ich einen Blick«, fuhr ihre Freundin fort, während sie wieder nach draußen blickte, wo Leon Schubert gerade die Seilwinde betätigte, um den Strohballen auf den Anhänger zu hieven. »Er flirtet nicht. Was ja nur für ihn spricht. Dafür, dass er seiner Partnerin treu ist.«

      Julia schluckte.

      »Ist ja auch egal«, erwiderte sie schulterzuckend, bevor sie einen Schluck Kaffee trank.

      Dann hörte sie Vera mit nur einem Ohr zu, die nun von einer Kundin erzählte, welche sie schon am frühen Morgen genervt hatte. Dabei stahl sich der Blick ihrer Freundin immer wieder durchs Fenster. Doch Leon Schubert ließ sich nicht mehr sehen. Ob er die Lust schon verloren hat?, fragte sie sich. Aber warum hielt er sich dann noch im Stall auf? Bald spürte sie, wie sie unruhig wurde. Ob ihm etwas passiert war? Diese Sorge begann, immer stärker an ihr zu nagen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie stand auf.

      »Ich muss mal sehen, was unser Gast im Stall macht.«

      Vera seufzte. »Und ich muss mal wieder ins Geschäft. Meine nächste Kundin kommt gleich.«

      Als die beiden jungen Frauen vor das Haus traten, hörten sie ein Geräusch. Ein heiseres Rufen. Da rannte Julia los.

      *

      Hinter der Stalltür hing Heustaub in der Luft, wie eine Wand. Er ließ Julia zurückprallen, machte ihr das Atmen fast unmöglich. Sie wedelte mit der Hand. Ihre Augen versuchten, das staubige Innere zu durchdringen. Von irgendwo klang ein Husten an ihr Ohr.

      »Herr Schubert?«

      »Hier.«

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