Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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sagen Sie mir die Wahrheit. Was ist los mit mir?«, fragte die junge Frau hilflos.

      Paula seufzte. Am liebsten hätte sie Teresa Berger im Unklaren gelassen. Schnell sah sie hinüber zu Jenny Behnisch. Ihr stummes Nicken war Antwort genug.

      »Ihr Körper ist zu geschwächt, um sich erfolgreich gegen die Krankheitserreger zu wehren. Um die Entzündung dauerhaft in den Griff zu bekommen, wäre ein weiterer Eingriff nötig.«

      »Aber?« Teresa bemerkte das Zögern der erfahrenen Chirurgin.

      Dr. Clement unterdrückte ein tiefes Seufzen.

      »Wir wissen nicht, ob und wie Sie eine weitere Narkose verkraften. Wie gesagt, Sie sind sehr schwach …«

      Die Angst schnürte Teresa die Kehle zu. Ihr verzweifelter Blick wanderte von Jenny Behnisch zu der Chirurgin und zurück.

      »Wollen Sie damit sagen, dass ich nicht wieder aufwachen könnte?«, hauchte sie tonlos.

      »Keine Angst«, tat die Klinikchefin nach gründlichem Nachdenken ihre Meinung kund. »Unsere Anästhesisten haben viel Erfahrung und wissen, wie weit sie gehen können. Dr. Clement will damit lediglich sagen, dass wir die Operation möglicherweise vorzeitig abbrechen müssen.«

      Teresa ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen.

      »Aber dann wäre ja nichts gewonnen«, sprach sie das laut aus, was Paula und Jenny dachten.

      »Diese Gefahr besteht in der Tat«, räumt Dr. Behnisch offen ein. Sie hielt nichts davon, Patienten zu vertrösten und mit Halbwahrheiten abzuspeisen, so bitter die Wahrheit auch manchmal war. »Wir können nur hoffen, dass die Entzündung nicht zu weit fortgeschritten ist. Und wir müssen so zügig wie möglich operieren. Aber letztlich liegt die Entscheidung bei Ihnen.«

      Teresa haderte mit sich, kam aber zu keinem Schluss. Es gab nur einen einzigen Menschen auf der ganzen Welt, in dessen Hände sie ihr Schicksal legen wollte. Sie würde das tun, was er ihr riet.

      »Ich möchte bitte mit Dr. Norden sprechen und seine Meinung hören«, bat sie leise.

      Paula Clement und Jenny Behnisch tauschten ernste Blicke. Dann nickte die Chefin.

      »Die letzte Entscheidung kann Ihnen der Kollege auch nicht abnehmen. Die werden Sie selbst treffen müssen. Aber er wird Ihnen vielleicht einen Rat geben«, mutmaßte sie verständnisvoll. Sie griff nach dem Telefon auf dem Nachttisch und wählte die Nummer der Praxis Dr. Norden, die sie schon so lange auswendig kannte.

      *

      Als Marco am Telefon von Teresa über die schlimme Nachricht informiert wurde, raste er in halsbrecherischem Tempo in die Klinik. Es grenzte an ein Wunder, dass er weder von der Polizei aufgehalten noch in einen Unfall verwickelt wurde. Als er den Wagen vor der Klinik abstellte, leistete er insgeheim Abbitte und schwor, niemals wieder andere und sich selbst in eine solche Gefahr zu bringen.

      »Mein Liebling, was machst du denn für Sachen?«, fragte er, als er atemlos an Teresas Krankenbett im Vorraum zum OP stand. Er beugte sich über sie und streichelte zärtlich über ihre fieberheiße Wange.

      »Eigentlich wollte ich nicht, dass du mich so siehst«, stellte Teresa kläglich fest und deutete auf die grüne Haube, die ihre Haare bedeckte.

      »Einen schönen Menschen entstellt nichts«, erwiderte Marco so liebevoll, dass Teresa die Tränen in die Augen traten. »Außerdem weißt du doch, dass du ein Hutgesicht hast. Du würdest noch mit einem Eimer auf dem Kopf gut aussehen.«

      Teresa lachte unter Tränen.

      »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Lügner bist. Aber ein charmanter.«

      »Ich würde alles dafür tun, wenn es dir nur besser geht«, versicherte Marco weich. »Wie kann ich dir nur helfen?«

      Die Antwort kam sofort.

      »Das habe ich dir doch schon gesagt. Zieh zu Anian und mir.« Teresa konnte sich selbst nicht erklären, warum dieser Wunsch plötzlich so dringend geworden war. Vielleicht lag es daran, dass ihr ihre eigene Verletzlichkeit und Schwäche in dieser schweren Zeit unerbittlich vor Augen geführt wurde.

      Marco unterdrückte ein Seufzen. Die Auseinandersetzung mit Anian kam ihm wieder in den Sinn. Nicht gerade die beste Voraussetzung für ein gelungenes Zusammenleben, wie er insgeheim befand.

      »Darüber sprechen wir nach der Operation noch einmal«, vertröstete er seine Freundin zärtlich. »Wie gesagt, ich finde, wir sollten Anian einbinden und das nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden.«

      Teresa war zu schwach, um sich noch weiter zu wehren, und fügte sich Marcos Wunsch.

      »Also gut. Aber eine Bitte habe ich noch.« Ihr Blick wanderte hinüber zu den Schwestern, die alles für die kurz bevorstehende Operation vorbereiteten. Durch eine Glasscheibe konnte sie die Ärzte sehen, die die Ergebnisse des Laborberichts und die weitere Vorgehensweise besprachen. Auch Dr. Norden war gekommen und würde bei dem Eingriff zugegen sein, wofür Teresa ihm mehr als dankbar war. »Sag Anian nichts davon, wie schwierig diese Operation wird.« Selbst wenn ihr Bruder ihr das Leben in letzter Zeit mitunter zur Hölle machte, wollte sie ihn unter allen Umständen schonen. Er hatte in seinem jungen Leben schon mehr mitgemacht, als gut für ihn war.

      Marco war anderer Meinung.

      »Ich finde ja, er ist alt genug, um die Wahrheit zu verkraften«, bemerkte er, »aber natürlich ist mir dein Wunsch Befehl.« Um sein Versprechen zu bekräftigen, hob er die Hand zum Schwur. Dann beugte er sich über seine Freundin und küsste sie innig zum Abschied. »Wir sehen uns später. Und Kopf hoch. Alles wird gut!«, versprach er fast feierlich.

      *

      »Wo ist meine Schwester?« Vor Panik war Anians Stimme schrill. Er stand im leeren Krankenzimmer und starrte ungläubig auf den Platz, wo tags zuvor noch Teresas Bett gestanden hatte.

      »Frau Berger wurde in den OP gebracht«, informierte Schwester Iris den aufgeregten jungen Mann. Sie wusste, wie schlimm es um Teresa stand, und empfand tiefes Mitgefühl mit Anian. »Wenn du dich beeilst, kannst du vielleicht noch kurz mit ihr sprechen«, machte sie deshalb ein ungewöhnliches Angebot.

      Das ließ sich Anian nicht zwei Mal sagen.

      »Wo muss ich hin?«, fragte er hektisch.

      »Warte, ich telefoniere schnell, damit die Ärzte noch ein paar Minuten warten. Dann bringe ich dich hin.«

      Anian hatte Glück, und Schwester Iris löste ihr Versprechen umgehend ein.

      Überrascht vom unerwarteten Auftauchen ihres Bruders lächelte Teresa, und Anian fiel ein wahres Gebirge vom Herzen. Wenn sie noch lachen konnte, war ja alles nur halb so schlimm.

      »Hey, Tessa, ist es so schön im OP oder warum willst du schon wieder da rein?«, fragte er über die Maßen erleichtert.

      »Ich glaube eher, den Ärzten gefällt es so gut, an mir herumzuschnippeln«, spielte sie das Spiel ihm zuliebe mit.

      Zu ihrer Verwunderung wurde Anians Miene düster.

      »Die sollen zusehen, dass sie dich wieder in Ordnung kriegen. Ich brauch dich

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