Der exzellente Butler Parker 7 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Der exzellente Butler Parker 7 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 3
»Sehen Sie, Mister Parker, so macht man das«, meinte sie und lächelte triumphierend. »Mit Höflichkeit allein kommt man im Leben nicht weiter und macht sich...«
Sie hatte den jungen Mann an der Tür unterschätzt.
Er hatte sich wieder versammelt und hielt eine Art Dachlatte in der rechten Hand. Damit drang er auf Lady Agatha ein und hatte eindeutig die feste Absicht, sie damit zu attackieren.
Womit Josuah Parker selbstverständlich nicht einverstanden war.
Er benutzte seinen altväterlich gebundenen Regenschirm als Degen und stach blitzschnell zu. Er traf mit der Spitze die Armbeuge des Angreifers, der einen spitzen Schrei ausstieß und dann die Dachlatte zu Boden gehen ließ.
»Ihre Manieren lassen Wünsche offen«, tadelte Parker gemessen. »Sie sehen sich schließlich einer Dame gegenüber, der man Respekt zu zollen hat«
Der Mann wich zurück, rieb sich die schmerzende Stelle und blickte ein wenig hilflos zur Seite. Dort erschien ein zweiter junger Mann, der eindeutig nicht über die geistige Beweglichkeit verfügte, die Lage zu überblicken. Er hörte das Stöhnen seines Partners, sah vor sich zwei nicht gerade taufrischjunge Besucher und verschätzte sich ebenfalls.
»Was läuft denn hier?« brüllte er gereizt.
»Könnten Sie möglicherweise bestätigen, daß es sich um den Lagerraum der Firma Richard Dexter handelt?« erkundigte sich der Butler und lüftete die schwarze Melone.
»Wer... Wer, zum Teufel, sind Sie?« wollte der Mann wissen. Er mochte einige Jahre älter sein als der Stöhnende, »Sie haben die Ehre und den Vorzug, Lady Simpson einige Fragen beantworten zu dürfen«, gab der Butler zurück.
»Schmeiß sie ’raus«, verlangte der Getroffene mit gepreßter Stimme und versuchte, seinen Arm anzuheben, was allerdings mißlang.
»Sie lagern hier Antiquitäten?« fragte Parker. Er schien nichts gehört zu haben.
»Da liegt ja dieser billige Plunder«, dröhnte plötzlich Myladys sonore Stimme. Sie setzte ihre Fülle in Bewegung und marschierte auf eine Segeltuchplane zu, die man auf dem Zementboden ausgebreitet hatte. Auf dieser Plane lagen tatsächlich die Bruchstücke jener Möbel, die sie aus dem Lot gebracht hatten.
»Stop, keinen Schritt weiter«, drohte der zweite Mann wütend und verstellte leichtsinnigerweise Mylady den Weg. Sie hatte ihren perlenbestickten Pompadour bereits in Schwingungen versetzt und legte den kleinen Handbeutel auf die Brust des Mannes.
Das Resultat war frappierend.
Der sogenannte Glücksbringer darin, nämlich das schwere Hufeisen eines Brauereipferdes, brachte das Brustbein und die Rippen des Mannes in eine gewisse Vibration. Der Mann schnappte verzweifelt nach Luft, sackte in sich zusammen und lagerte sich anschließend auf der Plane neben den Möbeltrümmern.
»Wagen Sie es nicht noch mal, eine wehrlose Frau anzugreifen«, warnte die ältere Dame ihn nun eindringlich. »Ich könnte sonst sehr ärgerlich werden.«
»Nun, Mister Parker, gibt es etwas, was mir auffallen sollte?« erkundigte sich Lady Simpson ausgesprochen leutselig. Sie saß auf einem sogenannten ›Love-Seat‹, einem Sitzmöbel, das im Grund aus anderthalb Sesseln bestand.
Die ältere Dame hatte sich sicherheitshalber für diese Konstruktion entschieden, um sich ausbreiten und bequem sitzen zu können. Vor ihr auf dem Betonboden der Schreinerei lagen die beiden jungen Männer, die von Parker gefesselt worden waren. Er hatte dazu zähes Klebeband benutzt, wie es zum Sichern von Paketen dient.
»Der Bestand an alten Stilmöbeln ist nur beachtlich zu nennen, Mylady«, antwortete Josuah Parker, der aus der halbdunklen Tiefe des Raums kam. »Mister Richard Dexter dürfte über einen beachtlichen Kundenkreis verfügen.«
»Sagt mir das etwas?« wollte sie wissen. Sie spielte mit den Schußwaffen, die Parker aus den Taschen der beiden Möbeltischler gezogen hatte.
»Diese alten Stilmöbel, Mylady, dürften aus einer Serienproduktion stammen«, redete der Butler weiter. »Von einem bestimmten Modell gibt es jeweils drei bis sechs Kopien.«
»So etwas ahnte ich bereits, Mister Parker.« Sie nickte wissend. »Es handelt sich also um Fälschungen, wie?«
»Treffender hätten Mylady es gar nicht feststellen können.«
»Die Tatsachen reden eine Sprache, die man nur als deutlich bezeichnen kann.«
»Und diese Subjekte hier stellen die Fälschungen her!« Sie wußte es wieder mal im vorhinein und beugte sich über die beiden Männer, die sie verschreckt anschauten.
»Die beiden Personen, Mylady, dürften nichts anderes als Lagerarbeiter sein«, ließ der Butler sich vernehmen. »Hier in der Schreinerei gibt es keinerlei Anzeichen dafür, daß hier gearbeitet wird.«
»Aber sie werden wissen, woher diese billigen Kopien kommen«, vermutete Lady Agatha munter. »Und ich sage Ihnen bereits jetzt, Mister Parker, daß sie reden werden.«
»Wir haben keinen blassen Schimmer«, sagte der erste Lagerarbeiter.
»Wir passen nur auf«, erklärte der zweite Mann hastig.
»Das wird sich zeigen.« Agatha Simpsons Stimme bekam einen grollenden Unterton. »Ich hasse es, wenn man mich belügen will.«
»Wenn Mylady gestatten, wird meine Wenigkeit sich mit dem Versandbüro befassen«, meinte Parker. »Möglicherweise finden sich dort Unterlagen, die weiterhelfen können.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an, Mister Parker.« Die ältere Dame stand auf, worauf der ›Love-Seat‹ sich deutlich hörbar entspannte. Die leicht geknickten Beine des Sitzmöbels richteten sich wieder auf.
Lady Agatha schritt zu den Stilmöbeln hinüber, die an der langen Wand der ehemaligen Schreinerei zu sehen und partieweise übereinandergestapelt waren.
Sie stellten auf den ersten Blick ein Vermögen dar. Jedes dieser Stücke machte einen ungemein alten Eindruck, und die Lady benutzte ihre zusammenklappbare Stielbrille, um sich mit Details der Einlegearbeiten vertraut zu machen.
Butler Parker befand sich bereits in einem kleinen Verschlag, der als Versandbüro diente. Er war sofort fündig geworden und sortierte diverse Rechnungen und Versandpapiere.
Die Geschäfte des Mister Dexter waren beachtlich. Er bediente künden in England, Schottland und Wales, in Holland, Frankreich und vor allen Dingen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Rechnungen zeigten bemerkenswert hohe Summen. Dexter verkaufte die Massen-Kopien tatsächlich als echte Antiquitäten.
Parker hatte ein modernes Kopiergerät in einer Nische entdeckt und machte sich daran, die Unterlagen der Reihe nach zu kopieren. Diese Kopien ließ er in der linken Brusttasche seines schwarzen Covercoats verschwinden und nahm dann ein Telefon-Register in die von schwarzen Lederhandschuhen umspannten Hände. Nach kurzem Nachdenken brachte er dieses Register in der rechten Innentasche