Gesammelte Werke von Nikolai Gogol. Nikolai Gogol

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Gesammelte Werke von Nikolai Gogol - Nikolai Gogol

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unbeweglich im Sack gelegen hatte, begann bei diesen Worten vor Freude zu tanzen; aber der Schmied glaubte, daß er den Sack irgendwie selbst mit der Hand gestoßen hatte, schlug mit seiner kräftigen Faust darauf, schüttelte ihn auf den Schultern und ging zum dicken Pazjuk.

      Dieser dicke Pazjuk war einst wirklich Saporoger gewesen; niemand wußte, ob man ihn aus der Ssjetsch vertrieben hatte oder ob er von selbst weggelaufen war. Er lebte schon seit langem, seit zehn, vielleicht auch seit fünfzehn Jahren in Dikanjka; anfangs lebte er wie ein echter Saporoger: er arbeitete nicht, schlief drei Viertel des Tages, aß wie sechs Erntearbeiter und trank auf einen Zug einen ganzen Eimer; das alles fand in ihm auch Platz, denn Pazjuk war zwar klein von Wuchs, aber von einem sehr beträchtlichen Umfang. Auch trug er so weite Pluderhosen, daß seine Beine, so große Schritte er auch machen mochte, überhaupt nicht zu sehen waren und man den Eindruck hatte, als ob ein Branntweinfaß auf der Straße daherrolle. Vielleicht hieß er nur deswegen der Dicke. Es waren kaum einige Wochen nach seiner Ankunft im Dorfe vergangen, als schon alle wußten, daß er ein Hexenmeister sei. Wenn jemand an etwas erkrankte, so ließ er gleich den Pazjuk kommen; Pazjuk brauchte nur einige Worte zu flüstern, und die Krankheit war wie weggeblasen. Es kam vor, daß einem hungrigen Edelmann eine Fischgräte im Halse stecken blieb; Pazjuk verstand ihm so geschickt mit der Faust auf den Rücken zu klopfen, daß die Gräte sofort den vorgeschriebenen Weg einschlug, ohne der adligen Kehle irgendeinen Schaden zuzufügen. In der letzten Zeit sah man ihn selten. Der Grund davon war vielleicht seine Faulheit, vielleicht auch der Umstand, daß es ihm von Jahr zu Jahr schwerer fiel, durch die Türen zu kommen. Nun mußten die Bürger, die von ihm etwas wollten, sich selbst zu ihm bemühen.

      Der Schmied öffnete nicht ohne Furcht die Tür und sah Pazjuk nach türkischer Sitte mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden vor einem kleinen Fasse kauern, auf dem eine Schüssel mit Klößen stand. Diese Schüssel stand wie mit Absicht in der Höhe seines Mundes. Ohne einen Finger zu rühren, hielt er den Kopf über die Schüssel geneigt, schlürfte die Brühe und packte ab und zu mit den Zähnen einen Kloß.

      – Nein –, dachte sich Wakula, – dieser ist noch fauler als Tschub: jener ißt wenigstens mit einem Löffel, aber dieser will nicht mal eine Hand heben! –

      Pazjuk war wohl von seinen Klößen ganz in Anspruch genommen und schien das Eintreten des Schmiedes gar nicht bemerkt zu haben, welcher sich vor ihm schon an der Schwelle tief verbeugte.

      »Ich komme zu deiner Gnaden, Pazjuk!« sagte Wakula und verbeugte sich wieder.

      Der dicke Pazjuk hob den Kopf und fing wieder an, die Klöße zu verschlingen.

      »Die Leute sagen, nimm es nicht übel …«, sagte der Schmied, sich zusammennehmend. »Ich sage das, nicht um dich irgendwie zu beleidigen – die Leute sagen, du seist ein bißchen verwandt mit dem Teufel.«

      Als Wakula diese Worte gesprochen hatte, erschrak er gleich, weil er dachte, er hätte es zu geradeheraus gesagt und die derben Worte nicht genügend gemildert; er erwartete, daß Pazjuk nun das Fäßchen mit der Schüssel packen und ihm an den Kopf werfen würde; darum neigte er sich ein wenig auf die Seite und hielt sich die Hand vor, damit ihm die heiße Brühe nicht das Gesicht bespritze.

      Aber Pazjuk sah ihn an und fuhr fort, die Klöße zu verschlingen.

      Der Schmied fühlte sich ermutigt und entschloß sich, fortzufahren. »Ich komme zu dir, Pazjuk. Gott gebe dir alles Gute und auch Brot in Proportion!« (Der Schmied verstand manchmal auch ein neumodisches Wörtchen zu gebrauchen; dies hatte er sich in Poltawa angewöhnt, als er dem Hauptmann den Bretterzaun anstrich.) »Ich Sünder muß zugrunde gehen! Nichts in der Welt kann mir helfen! Komme, was kommen mag. Nun muß ich den Teufel selbst um Hilfe bitten, Pazjuk«, sagte der Schmied, als er Pazjuks beharrliches Schweigen sah, »was soll ich machen?«

      »Wenn du den Teufel brauchst, so geh zum Teufel!« antwortete Pazjuk, ohne ihn anzublicken und fortwährend seine Klöße verschlingend.

      »Darum komme ich ja auch zu dir«, antwortete der Schmied mit einer Verbeugung. »Ich glaube, außer dir weiß niemand den Weg zu ihm.«

      Pazjuk sagte kein Wort und verschlang die letzten Klöße.

      »Erweise mir die Gnade, guter Mensch, schlag es mir nicht ab!« drang der Schmied in ihn. »Wenn du Schweinefleisch brauchst, oder Würste, oder Buchweizenmehl, oder sagen wir mal Leinwand, Hirse oder dergleichen … wie es unter guten Menschen üblich ist … so werde ich nicht geizen. Sag mir wenigstens, beispielsweise, wie man den Weg zu ihm findet?«

      »Der braucht nicht weit zu gehen, der den Teufel auf dem Buckel hat«, sagte Pazjuk gleichgültig, ohne seine Stellung zu ändern.

      Wakula starrte ihn an, als stünde auf seiner Stirn die Erklärung dieser Worte geschrieben. – Was sagt er? – fragte stumm seine Miene, während sein halbgeöffneter Mund bereit war, das erste Wort wie einen Kloß zu verschlingen.

      Aber Pazjuk schwieg.

      Da merkte Wakula, daß vor Pazjuk nun weder Klöße standen noch ein Faß; dafür befanden sich auf dem Boden vor ihm zwei Holzschüsseln: die eine mit Quarkkuchen, die andere mit Sahne gefüllt. Seine Gedanken und Augen richteten sich unwillkürlich auf diese Speisen: – Wir wollen mal sehen –, sagte er zu sich selbst, – wie Pazjuk die Quarkkuchen essen wird. Er wird sich wohl nicht bücken wollen, um sie wie die Klöße zu essen; auch ist es nicht so einfach: man muß ja erst den Quarkkuchen in die Sahne tunken. –

      Kaum hatte er sich das gedacht, als Pazjuk den Mund öffnete, die Quarkkuchen ansah und den Mund noch weiter aufsperrte. Ein Quarkkuchen sprang aus der Schüssel, fiel klatschend in die Sahne, drehte sich auf die andere Seite um, hüpfte in die Höhe und flog ihm in den Mund. Pazjuk verzehrte ihn und machte wieder den Mund auf; ein zweiter Quarkkuchen wanderte ihm auf die gleiche Weise in den Mund. Ihm selbst blieb nur die Mühe, zu kauen und zu schlucken.

      – Welch ein Wunder! – dachte der Schmied und riß vor Erstaunen weit den Mund auf; im gleichen Augenblick merkte er, daß auch ihm ein Quarkkuchen in den Mund hereinspringen wollte und seine Lippen schon mit Sahne beschmiert hatte. Der Schmied stieß den Quarkkuchen von sich, wischte sich den Mund ab und vertiefte sich in Gedanken darüber, was für Wunder es doch in der Welt gäbe und was für Kunststücke der Teufel dem Menschen beibringen könne; dabei dachte er sich wieder, daß Pazjuk allein ihm helfen könne.

      – Ich will mich vor ihm noch einmal verbeugen… soll er es mir ordentlich erklären … Aber, verflucht! Heute ist ja Fasttag, und er ißt Quarkkuchen! Was bin ich doch wirklich für ein Narr: ich stehe da und nehme die Sünde in mich auf! Zurück! … – Und der fromme Schmied lief Hals über Kopf aus dem Hause.

      Aber der Teufel, der im Sacke saß und sich schon im voraus freute, konnte es nicht verschmerzen, daß ihm eine so treffliche Beute entgehen sollte. Kaum hatte der Schmied den Sack heruntergelassen, als er heraussprang und sich ihm rittlings auf den Nacken setzte.

      Den Schmied überlief es kalt; er erschrak, erbleichte und wußte nicht, was er tun sollte; er wollte schon ein Kreuz schlagen … Aber der Teufel beugte seine Hundeschnauze rasch zu seinem rechten Ohr und sagte: »Das bin ich, dein Freund; für meinen Freund und Kameraden will ich alles tun! Ich gebe dir Geld, so viel du willst!« piepste er ihm ins linke Ohr. »Oksana wird heute noch unser sein«, flüsterte er ihm wieder ins rechte Ohr.

      Der Schmied stand nachdenklich da.

      »Gut«, sagte er schließlich. »Um diesen Preis bin ich bereit, dir zu gehören!«

      Der Teufel schlug die Hände über dem Kopfe zusammen und fing vor Freude an, auf dem Nacken des Schmiedes zu galoppieren. – Jetzt bist du hereingefallen,

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