Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур Шницлер
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер страница 34
Anatol. Und habe nicht einmal daran geglaubt!
Berta. Ich hab dich ganz gut verstanden! Was ihr Männer euch nur einbildet, daß man euch nicht versteht ...
(Baron Diebl und Max kommen.)
Baron Diebl. Da drunten beginnt's lustig zu werden! Jetzt eben handelt es sich um die Taufe des Fräulein Hanischek!
Berta. Ah, da muß ich hinunter, ich habe einen so reizenden Namen für sie ausgedacht ...
Anatol. Noch einen Augenblick, Berta!
Berta. Nun, rasch, rasch!
Anatol. Geh!
Berta. Narr! (Mit Baron Diebl ab.)
Max. Was wolltest du denn?
Anatol. Eine letzte Frage an sie stellen, die sie mir heute sicher beantwortet hätte.
Max. Was hattest du denn mit ihr zu sprechen?
Anatol. Denke dir, ich bekam plötzlich so Lust, mir von Berta unsere Liebesgeschichte erzählen zu lassen! Sie hat mich damals ausgelacht, mit andern kokettiert, mich kaum verstanden, wahrscheinlich auch betrogen ...
Max. Nun, was weiter? Diese Person ...
Anatol. Ja, aber was sie damals zu sein schien! Konnte man's denn ahnen? Welche Kunstfertigkeit in der Verstellung! Und dabei war sie damals ... ach was, damals ... bevor sie den ersten Kuß von einem Mann empfangen, war sie es ja! Das Erlebte ist ja so zufällig! Ihr erster Liebhaber darf auf sie nicht stolzer sein als ihr letzter!
Max. Nun ja ... Willst du nun fort?
Anatol. Aber muß sie denn jetzt die Wahrheit gesprochen haben? In diesem Weibe haben sich die Erinnerungsbilder mit der Zeit vielleicht verändert, verschoben, verfälscht! Sie hat mich damals vielleicht wirklich verstanden und weiß es heut nicht mehr!
Max. Ja sag, was bist du für ein Grübler! Um dieses Weib, das du seit zwanzig Jahren vergessen, grämst du dich in diesem Augenblick von neuem?
Anatol. Es ist dumm ... es ist krank! Aber mein Leichtsinn ist so schwermütig geworden. Ich schleppe alle meine Erinnerungen mit mir herum ... und an manchen Tagen streue ich sie aus ...
Max. Wie einen Sack von Perlen ...
Anatol. Und lauter falsche!
Max. Wenn aber eine davon echt war?
Anatol. Was hilft's ihr? Sie muß mit den andern den Fluch des Mißtrauens tragen! Man kennt sie nicht auseinander, unmöglich! Und wer weiß, vielleicht hab ich einmal das Weib geliebt, das mich wirklich verstanden, und durfte glücklich sein ... und hab es nicht gewagt ... Kommst du mit mir? (Sie gehen die Treppe hinunter.)
Annette (rasch hereinstürzend, sieht sich um).
Flieder (ihr nach). Wohin, wohin?
Annette. Bist du schon wieder da?
Flieder. Ich wußte es ja, es zog dich wieder da herauf!
Annette. Aber was sprichst du denn? Zu wem denn?
Flieder. Was willst du auf der Terrasse?
Annette. Mit dir allein sein!
Flieder. Mit mir?
Annette. Ich wußte es ja, daß du mir folgst!
Flieder. So?
Annette. Es hat mich früher so geärgert, daß du mich so lange allein ließest! Und wärst du mir nicht gefolgt ... ich hätte nicht mehr glauben können, daß du mich liebst ...
Flieder. Weißt du's nun?
Annette. Ob ich's weiß ... mein Geliebter!
Flieder. Ich will dir was sagen, Schatz, gehen wir!
Annette. Wie ...?
Flieder. Ja. Kehren wir nicht mehr unter die Menschen zurück, da unten ... Gehen wir ... allein ... zu dir ...
Annette. Aber jetzt schon? (Zerstreut.) Schau, da geht er ...
Flieder (sehr ärgerlich). Wer denn?
Annette. Nun, Anatol ... und Max!
Flieder. Was schaust du denn hinaus? Was interessiert dich denn das?
Annette. Man wird doch etwas bemerken dürfen!
Flieder. Aber nicht, wenn ich dir von meiner Liebe spreche! Und gerade diesen Herrn beliebst du zu bemerken!
Annette. Am Ende gar eifersüchtig?
Flieder. ...?
Annette. Aber mein süßes Engerl ... auf so einen Alten!!
(Vorhang.)
Der einsame Weg
Schauspiel in fünf Akten