Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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In Karstens Augen blitzt es auf. »Du weißt verdammt viel von mir.«
»Und du scheinst zu vergessen, daß wir im Zeitalter der Atombombe leben, daß es Zeitungen gibt und findige Reporter, die ihre Blätter weit hinaus in die Welt flattern lassen. Mich hat eine solche Zeitungsnotiz zurückgerufen. Meinst du, ich hätte die vielen tausend Kilometer hinter mich gebracht, um mich jetzt von dir mit ein paar nichtssagenden Worten abspeisen zu lassen?«
»Was willst du wissen?« Das klingt feindselig und abwehrend.
»Alles!«
»Mein Gott!« Karsten kann nicht mehr still sitzen. Er wandert im Zimmer umher, fühlt sich von den Blicken Reinckes verfolgt und aufmerksam beobachtet und ist ratloser und verschlossener denn je.
»So rede doch endlich, Uli!« fällt Reinckes Stimme in die eingetretene Stille.
Wieder dieses ratlose, widerwillige »Mein Gott!«
»Liebst du diese Frau noch?«
»Ja, ja, und nochmals ja. Ich liebe sie noch.« Heftig aufbrausend bricht es aus Karsten.
»Trotzdem sie dich verlassen und – verraten hat!« sagt Reincke behutsam, als wolle er dem Freund nicht weh tun.
»Noch ist nichts erwiesen. Wenn ich sie erst gefunden habe, wird sich alles als Mißverständnis aufklären«, verteidigt Karsten die Frau.
Auch Reincke erhebt sich, stellt sich vor dem Freund auf und sieht ihn eindringlich an. »Du tust mir leid, alter Junge. Ich versuche dich zu verstehen. Du liebst und willst diese Liebe nicht beschmutzt sehen. Und wenn du erkennen mußt, daß du doch einem Irrtum zum Opfer gefallen bist?«
Karstens Blick wird hart. Die Backenknochen spielen. »Dann – dann werde ich mit ihr abrechnen.«
Gnade ihr Gott – setzt Reincke in Gedanken hinzu.
»Paß auf, Uli, komm für ein paar Tage mit zu mir. Wir wollen uns richtig ausruhen, du und ich.«
Unschlüssig verharrt Karsten in Nachdenken. »Später vielleicht, Wulli. Im Augenblick kann ich nicht unter Menschen gehen. Bitte, verstehe mich. Ich bin hier ganz gut aufgehoben Milli Bothe ist großartig.«
Enttäuscht verläßt später William Reincke den Freund und kehrt in seine Heimatstadt zurück.
*
Marion Wendland zählt die Tageseinnahme und verschließt sie sorgfältig in die Stahlkassette. Frank Bendler sieht ihr gedankenverloren zu. Er liegt beinahe im Sessel, die Beine weit von sich gestreckt, die Zigarette lässig im Mundwinkel.
»Sag’ mal, wer ist eigentlich der große dunkle Mann, der dir so eifrig den Hof macht?« unterbricht er die Stille.
Sie sieht nicht auf, fühlt aber, wie es ihr heiß in die Wangen schießt.
»Reincke heißt er.«
»Ach, ein Sohn der Reincke-Werke? Etwa der Forscher, der sich dauernd in fremden Erdteilen herumtreibt?«
Sie hebt die Schultern. »Kann sein. Ja, ich glaube mich zu entsinnen, daß er mir Ähnliches erzählt hat.« Sie versucht, ganz harmlos auszusehen. Aber Augen der Liebe sind scharf.
»Du interessierst dich aber mehr für ihn, als es mir lieb ist.«
»Was soll das heißen?« Feindseligkeit schwingt zwischen ihnen.
»Daß es mir nicht gleichgültig ist, mit wem du flirtest«, sagt er ruhig, aber mit einem gefährlichen Unterton.
Sie wendet sich kühl ihrer Arbeit wieder zu. »Du bist verrückt«, sagt sie verächtlich.
»Nein, durchaus nicht«, erwidert er, immer noch unheimlich ruhig, was sie erzittern läßt. »Ich liebe dich nur und habe keine Lust, dich an einen anderen Mann zu verlieren.«
Du hast mich ja nie richtig besessen. Mein Herz gehörte dir nicht – möchte sie ihm am liebsten zurufen, doch sie schweigt sich aus.
Am nächsten Abend erscheint William Reincke wieder in der Bar. Er nimmt seinen alten Platz vor Marion ein und strahlt sie an.
»Ich freue mich immer, wenn ich Sie sehe«, sagt er, nachdem er ihr herzhaft die Hand geschüttelt hat. »Sie sehen heute nicht mehr so blaß aus. Ich dachte schon, Sie würden krank.«
Sie hantiert zwischen Flaschen und Gläsern.
»Sekt?« fragt sie und er nickt. Aber Sie müssen mittrinken.«
»Zigarette?« Er reicht ihr das wertvolle Etui und gibt ihr Feuer. Er sieht sich um, bemerkt Frank Bendler, der ihm keinen gerade freundlichen Blick zuwirft und dreht sich ihr wieder zu. »Richtig wohl fühle ich mich hier.« Und dann neigt er sich etwas über den Bartisch. »Trotzdem möchte ich Sie einmal außerhalb dieses Hauses treffen. Ist das möglich?«
»Ich glaube kaum«, gibt sie abweisend zurück. »Der Betrieb geht hier bis in die frühen Morgenstunden hinein. Am Tage muß ich mich ausruhen.«
»Und wann schnappen Sie frische Luft«, erkundigt er sich hartnäckig.
»Manchmal mache ich für eine Stunde Besorgungen«, sagt sie schließlich.
Er atmet tief die Luft ein. »Großartig! Eine dieser Stunden belege ich mit Beschlag. Wann?«
»Mein Gott«, wehrt Marion Wendland sich gegen diese Hartnäckigkeit. »Ich kann Ihnen das nicht sagen.«
»Sagen Sie lieber, Sie wollen nicht« bohrt er weiter. »Also, wann darf ich Sie abholen? Und wo wohnen Sie?«
Sie fährt sich mit der Rechten verzweifelt durch das dichte, leuchtende Haar. »Also dann meinetwegen morgen schon. Und ich wohne hier im Hause.«
Er lacht und blitzt sie mit seinen kräftigen weißen Zähnen glücklich an. »Na, großartig. Übrigens haben Sie einen schönen Namen.«
Sie errötet tief. »Was finden Sie nicht alles schön.«
»An Ihnen?« Er blinzelt verschmitzt. »Alles finde ich schön –«
»Um Gottes willen«, wehrt sie erschrocken ab.
»Übrigens scheinen Sie noch nicht lange hier in der Stadt zu sein. Bei dem Vorgänger waren Sie jedenfalls nicht.«
Sofort wird sie verschlossen.
»Nein!« erwidert sie kurz, unfreundlich.
»Auch in der Stadt nicht?« Er hat es gern, wenn er sie in die Enge treiben kann, ohne den wahren Grund zu kennen.
»Warum soll ich nicht in der Stadt gelebt haben?« fragt sie spitz zurück.
»Weil Sie mir sonst aufgefallen wären«, bemerkt er mit Bewunderung.
Sie macht eine abwehrende Handbewegung. »Sie sind ja, wie Sie selbst erzählt haben, dauernd unterwegs.«
»Nun