Sherlock Holmes: 40+ Krimis in einem Buch. Arthur Conan Doyle

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Sherlock Holmes: 40+ Krimis in einem Buch - Arthur Conan Doyle

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Wangen übergoß eine wärmere Farbe, sein Gesicht nahm einen durchgeistigten Ausdruck an, wie stets, wenn ihn ein Ruf zur Arbeit erreichte. Den Kopf vorgebeugt, hörte er mit angestrengter Aufmerksamkeit McDonalds kurzer Schilderung der Aufgabe zu, die uns in Birlstone erwartete. Alles, was der Inspektor darüber zur Hand hatte, war, wie er uns erklärte, ein kurzer Bericht, der mit dem frühmorgendlichen Milchzug nach London gesandt worden war. White Mason, das Haupt der Grafschaftspolizei, dem die Untersuchung offiziell unterstand, war einer seiner persönlichen Freunde, weshalb McDonald dessen Benachrichtigung schneller empfing, als sonst geschieht, wenn die Zentrale in Scotland Yard von der Provinzpolizei um Beistand angerufen wird. Der hauptstädtische Detektiv findet meistens schon eine recht kalte Spur vor, wenn er zur Stätte eines Verbrechens gerufen wird.

      »Mein lieber Inspektor McDonald«, lautete der Brief, den er uns vorlas. »Die amtliche Anforderung Ihrer Dienste finden Sie unter besonderem Umschlag. Das Folgende ist für Sie privat. Drahten Sie mir, mit welchem Zug Sie morgens in Birlstone eintreffen werden. Ich werde Sie entweder selbst erwarten, oder, wenn meine Zeit dies nicht erlaubt, Sie abholen lassen. Der Fall ist eine Sensation. Zögern Sie nicht einen Moment. Wenn Sie Mr. Holmes mitbringen können, tun Sie es. Er wird die Sache nach seinem Geschmack finden. Man möchte glauben, daß die Geschichte direkt auf einen Bühneneffekt angelegt war, wenn nicht ein Toter in ihrem Mittelpunkt stände. Sie können mir glauben, es ist eine Sensation.«

      »Ihr Freund scheint kein Dummkopf zu sein«, bemerkte Holmes.

      »Nein, Herr, White Mason hat es in sich, wenn Sie meinem Urteil glauben wollen.«

      »Haben Sie sonst noch irgend etwas zu berichten?«

      »Nein, er wird uns alles sagen, wenn wir ihn treffen.«

      »Es stand aber doch in dem Brief nicht ein Wort von Mr. Douglas und daß er in schrecklicher Weise ermordet wurde. Woher wissen Sie denn das?«

      »Das war in dem anliegenden Bericht enthalten. Das Wort ›schrecklich‹ kommt darin allerdings nicht vor; dergleichen kennt die amtliche Ausdrucksweise nicht. Lediglich der Name John Douglas ist angeführt und dazu bemerkt, daß der Tod von einem Kopfschuß herrühre, der aussehe wie von einem Schrotgewehr. Auch ist angeführt, wann das Verbrechen entdeckt wurde, nämlich gestern nahe an Mitternacht. Schließlich steht noch darin, daß es sich zweifellos um Mord handele, daß bisher niemand verhaftet wurde und der Fall einige ungewöhnliche und erstaunliche Eigenarten aufweise. Das ist alles, was uns bisher vorliegt, Mr. Holmes.«

      »Wenn Sie gestatten, Mr. Mac, wollen wir es zunächst dabei bewenden lasse». Die Versuchung, sich auf Grund ungenügenden Tatsachenmaterials vorschnelle Ansichten zu bilden, ist eines der größten Übel unseres Berufes. Sicher ist bisher nur das Folgende: das Vorhandensein eines gefährlichen Kopfes in London und eines Toten in Sussex. Alles, was dazwischen liegt, müssen wir noch herausfinden.«

      Zurück

      Nunmehr möchte ich mir erlauben, meine eigene unbedeutende Persönlichkeit im weiteren Verlauf dieser Erzählung auszuschalten und die Ereignisse, die sich vor unserer Ankunft an der Stätte des Mordes abgespielt hatten, so zu schildern, wie sie im Lichte späterer Aufklärung erschienen sind. Dies ist, wie ich glaube, die einzige Art, wie ich den Leser mit den handelnden Personen und der eigenartigen Umgebung, in der sich ihr Schicksal abspielte, vertraut machen kann.

      Das Dorf Birlstone liegt am Nordrande der Grafschaft Sussex und besteht aus einer kleinen Gruppe altertümlicher Fachwerkgebäude. Nachdem Jahrhunderte vorübergezogen waren, ohne irgendein Zeichen an dem Dörfchen zu hinterlassen, hatten sich in den letzten Jahren, offenbar von der malerischen Lage angezogen, eine Anzahl wohlhabender Leute, deren Villen aus den umliegenden Wäldern hervorblickten, darin niedergelassen. Diese Wälder sind der äußerste Kranz des großen Weal-Forstes, der sich von dort bis in die nördlichen Kalkdünen erstreckt. Einige kleine Kaufmannsläden traten ins Leben, um den Bedürfnissen der vermehrten Bevölkerung Rechnung zu tragen, und es hat fast den Anschein, als ob sich Birlstone aus einem altehrwürdigen Dörfchen zu einer modernen Stadt entwickeln wird. Es ist der Mittelpunkt eines weit ausgebreiteten Landstriches, denn der nächste bedeutende Ort, Tunbridge Wells, liegt mehr als zehn Meilen davon ab, jenseits der Grenze der Grafschaft, in Kent. Etwa eine halbe Meile vom Dorfe entfernt erhebt sich in einem alten Park, berühmt wegen seines Bestandes an riesigen Buchen, das alte Herrenhaus von Birlstone. Teile davon reichen in die Zeit der ersten Kreuzzüge zurück, als Hugo de Capus eine Burg inmitten des Besitzes, mit dem ihn der rote König belehnt hatte, erbaute. Ein Feuer hat im Jahre 1543 dieses Gebäude zerstört. Einige der rauchgeschwärzten Ecksteine waren noch vorhanden und fanden Verwendung, als später, in der jakobinischen Zeit, auf den Ruinen der feudalen Burg ein Landhaus in Ziegelmauerwerk errichtet wurde. Dieses Herrenhaus mit seinen vielen Giebeln und rombischen Fenstern war noch fast so, wie es aus den Händen des Baumeisters, Anfang des siebzehnten Jahrhunderts, hervorgegangen war. Den äußeren der beiden Wallgraben, mit denen sein kriegerischer Vorläufer umgeben war, hatte man aufgelassen. Er diente jetzt einer so prosaischen Aufgabe wie der eines Gemüsegartens. Der innere war noch vorhanden und lief, etwa zwölf Meter breit, aber nur einige Fuß tief, um das ganze Haus herum. Er wurde von einem kleinen Bach gespeist, der jenseits seinen Ausfluß hatte, so daß das Wasser darin, obwohl trübe, doch keineswegs stagnierend und ungesund war. Die Fenster des Erdgeschosses lagen nur etwa einen Fuß über dem Wasserspiegel. Der einzige Zugang zum Hause führte über eine Zugbrücke, deren Ketten und Windevorrichtungen längst verrostet und brüchig geworden waren. Die gegenwärtigen Inhaber des Herrenhauses hatten sie indessen mit bemerkenswertem Eifer instand setzen lassen, und die Zugbrücke konnte nunmehr wieder aufgezogen und herabgesenkt werden, was auch tatsächlich jeden Abend, beziehungsweise jeden Morgen, geschah. Indem so der Brauch aus der alten Ritterzeit erneuert wurde, verwandelte sich das Herrenhaus die Nacht über gewissermaßen in eine Insel, eine Tatsache, die eine sehr wichtige Rolle in den Ereignissen spielte, die alsbald die Aufmerksamkeit ganz Englands auf das alte Herrenhaus lenken sollten. Es war eine Reihe von Jahren unbewohnt geblieben und drohte, in einen malerischen Trümmerhaufen zu zerfallen, als es Douglas in Besitz nahm. Die Familie des neuen Inhabers bestand lediglich aus zwei Personen, John Douglas und seiner Frau. Douglas war ein bemerkenswerter Mann, sowohl was Charakter als Äußeres anbelangt. Er war etwa fünfzig Jahre alt, hatte ein derbes Gesicht mit kräftigem Kinn und auffallend lebhaften grauen Augen, einen graugesprenkelten Schnurrbart und eine sehnige, kraftvolle Gestalt, die nichts von der Elastizität und Beweglichkeit der Jugend eingebüßt hatte. Er war von heiterem Wesen, freundlich gegen jedermann, aber etwas brüsk in seinem Benehmen, wodurch er den Eindruck erweckte, daß es in seinem Leben Zeiten gegeben habe, wo er sich in weit niedrigeren Gesellschaftsschichten bewegte, als in jenen Kreisen, die in der Grafschaft Sussex tonangebend waren. Wenn auch seine Nachbarn der begüterten Klasse ihn mit Neugier betrachteten und mit Zurückhaltung behandelten, hatte er sich unter den Dorfbewohnern bald große Beliebtheit errungen. Er steuerte freigebig zu allen gemeinnützigen Unternehmungen bei, nahm an den örtlichen Veranstaltungen stets gern teil und war jederzeit zur Hand, mit seiner wohlklingenden Tenorstimme das Konzertprogramm zu bereichern. Anscheinend verfügte er über reichliche Geldmittel, die, wie man sagte, aus den kalifornischen Goldfeldern stammten. Aus Gesprächen mit ihm und Andeutungen, die seine Frau fallen ließ, ging klar und deutlich hervor, daß er einen Teil seines Lebens in Amerika verbracht hatte. Der gute Eindruck, den er durch seine Freigebigkeit und seine leutseligen Manieren erweckt hatte, wurde noch erhöht durch den Ruf vollkommenster Furchtlosigkeit. Obgleich ein miserabler Reiter, ließ er es sich nicht entgehen, an jeder Fuchsjagd teilzunehmen, und er hatte bereits eine Anzahl schwerer Stürze erlitten in seinem zähen Bemühen, es den Besten gleichzutun. Als im Pfarrhaus einmal ein Brand ausbrach, zeichnete er sich durch den Mut aus, mit dem er in das brennende Gebäude eindrang, um Einrichtungsgegenstände zu retten, nachdem die Ortsfeuerwehr dies bereits als unmöglich aufgegeben hatte. Auf diese Weise war es gekommen, daß John Douglas, der Besitzer des Herrenhauses, sich in den fünf Jahren seines Aufenthaltes in Birlstone zu einer

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