Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 2 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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in Bewegung.

      »Wir brauchen Windeln, Milch, alles mögliche. Ein Glück, daß die Geschäfte sozusagen nie schließen. Sag mal, müssen wir vorsichtig sein? Darf außer Chico niemand wissen, daß Miguel hier ist? Bist du straffällig geworden? Mußt du vielleicht ebenfalls versteckt werden, Christof?«

      »Würdest du es tun?«

      »Aber selbstverständlich! Wie kannst du nur daran zweifeln!«

      »Na dann«, sagte Christof und nahm das Kind auf den Arm, »geh du lieber einkaufen. Ich verschanze mich solange mit Miguel im Patio, für alle Fälle. Man kann nie wissen. Chico wird uns bewachen.«

      Später, als Kati mit den Einkäufen zurück war, als sie das Bettchen aufgeklappt und entstaubt, das Kind gewindelt und gefüttert hatte, als es eingeschlafen war und Kati eine Hühnersuppe aufwärmte, die Serafina in den Kühlschrank gestellt hatte, sagte sie mit bebender Stimme: »Ich verstehe das nicht! Miguel konnte schon soviel. Er konnte sitzen, plappern, sich allein aufrichten. Nichts davon ist heute noch zu merken. Er muß schändlich vernachlässigt worden sein!«

      »Deshalb«, versetzte Christof, »habe ich ihn mitgenommen, ohne die Guzmans zu fragen, auf eigene Verantwortung, einfach so…«

      »Erzähl mir alles«, bat Kati und stellte die Suppenterrine auf den Tisch.

      Christof füllte einen Napf für seinen Hund, sank wieder auf seinen Stuhl und begann mit gedämpfter Stimme zu berichten, vom ersten Hinweis, den ihm seine Mutter gegeben hatte, bis zu seinen Erlebnissen im Hause Guzman.

      »Kann sein, daß wir Scherereien kriegen«, schloß er dann bedenklich.

      »Die stehen wir durch«, sagte Kati mit großer Entschiedenheit, »wenn wir uns einig sind —«

      »Genau. Ich habe übrigens meine Meinung geändert. Ich würde dich jederzeit heiraten, auch so – das heißt – nur Miguel zuliebe. Als ich heute mittag auf Marlons Terrasse stand und die Faust in der Tasche ballen mußte, statt ihm sofort beizustehen in seinem einsamen Kampf gegen ein Moskito-Geschwader, da bin ich mir so schäbig vorgekommen! Diese Tortur hätte dem Kind erspart bleiben können, wenn ich mehr Mumm gehabt hätte, wenn ich dich unterstützt hätte…«

      »Christof!«

      »Nein, laß es mich zu Ende bringen. Ist gar nicht einfach für mich – denn ein Gefühlsmensch bin ich ja eigentlich nicht.«

      »Nein, nein, überhaupt nicht«, murmelte Kati und unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen, »du fütterst zwar grundsätzlich zuerst den Hund, bevor du selbst ißt, du schnappst dir das Kind und bringst es ins Krankenhaus, und ohne große Liebe kannst du dir keine Hochzeit vorstellen – aber ein Gefühlsmensch bist du eigentlich nicht!«

      Christof strich sich verlegen durchs Haar.

      »Tja, man hat nun mal ein bestimmtes Bild von sich selbst, nicht wahr?«

      Kati betrachtete ihn gerührt. Er war so ehrlich. Und so jung. Jünger, als es seine Jahre vermuten ließen. Einer, der zugab, seinen Weg erst suchen zu müssen.

      Ihr Herz flog ihm entgegen.

      »Ich habe meine Meinung auch geändert, Christof. Du hattest völlig recht.

      »Womit?«

      »Mit deiner Abneigung gegen eine Ehe, die man eingeht wie einen Teilzeitjob, aus rein praktischen Erwägungen.«

      »Habe ich das gesagt?« Er rollte die Augen zum Nachthimmel empor, als erwarte er eine Antwort von oben.

      »In anderen Worten vielleicht«, gab Kati zu, »aber auf jeden Fall hattest du recht.«

      In dieser Nacht blieben sie zusammen in der Caille Trinidad Nummer zwölf, eine kleine verschworene Gemeinschaft, bestehend aus Miguel, der immer wieder jammernd aufwachte, um sich liebevoll trösten und beruhigen zu lassen; aus Christof, der auf dem Sofa ausgestreckt mit offenen Augen träumte; aus Kati, die unermüdlich umherstreifte und ihrer aller Zukunft plante; aus Chico, der sich immer schon gewünscht hatte, ein Familienhund zu werden.

      *

      Einen schöneren Abschluß ihres ersten Schuljahres konnten sich die Kinder der deutschen Schule in Montelindo nicht vorstellen, als an der Hochzeit ihrer Lehrerin Katharina Busch teilzunehmen und zwar aktiv.

      Erich Knobel persönlich hatte ein Lied mit ihnen eingeübt, das sie nach der kirchlichen Trauung auf der Plaza vor der Kathedrale singen würden. Ein Lied, das auch dem letzten ahnungslosen Zuschauer oder zufälligen Passanten deutlich machen würde, daß hier eine deutsche Hochzeit gefeiert wurde.

      Angelika Knobel hatte angeregt, daß die kleinen Mädchen in Dirndl-Kleidern und die Jungen in Kniebundhosen auftreten sollten, worauf sowohl Eltern wie auch Kinder begeistert eingegangen waren.

      »Wer ist das?« fragte Kati, die im Wohnzimmer ihrer Schwiegermutter auf einem Drehschemel saß, umflattert von zwei Frisörinnen und einer Schneiderin.

      Die Mädchen kicherten, die Schneiderin biß sich auf die Lippen.

      Herta Hersfeld nahm den Herrn, der etwas hektisch im Türrahmen aufgetaucht war, beim Arm und drehte ihn kritisch hin und her. Er trug einen schwarzen Frack, ein gefälteltes, gestärktes, blendend weißes Hemd und in der Hand einen Zylinder, den er probeweise auf sein gefällig geschnittenes Blondhaar setzte.

      »Christof«, fragte Kati halblaut, »bist du das?«

      Er schwenkte den Zylinder, verbeugte sich aus der Hüfte heraus, stieß ein Tischchen beiseite und stürmte mit langen Schritten auf sie zu.

      »Ich komme mir so komisch vor in dieser Verkleidung.«

      »Du siehst umwerfend aus«, murmelte Kati andächtig, »jeder Filmstar würde vor Neid erblassen.«

      Christof krauste die Stirn, schüttelte zweifelnd den Kopf und zog sie an beiden Händen von ihrem Schemel empor. Sie trug noch immer ein kurzes Kittelkleid, das ihr die Schneiderin verpaßt hatte, denn die knisternde, mattweiße Hochzeitsrobe würde sie erst im letzten Moment anziehen, wenn Frisur und Kosmetik nichts mehr zu wünschen übrig ließen.

      »Was für ein Aufwand«, seufzte Christof und schmiegte seine frisch rasierte Wange hilfesuchend an ihr Gesicht, »dabei will ich weder in die Ehrenlegion aufgenommen werden, noch den Helden in einem Kostümfilm spielen. Ich will dich heiraten, Kati, sonst nichts!«

      »Wie schön, mein Schatz! Sag es noch einmal!«

      »Aber das weißt du doch längst!«

      »Ich höre es trotzdem immer wieder gern.«

      »Du bist die Liebe, die ich immer gesucht habe. Die einzig wahre, große Liebe.«

      »Darauf kommt es an, Christof, daß wir uns lieben! Nichts sonst zählt!«

      »Eben! Drum! Auf diesen ganzen Rummel könnten wir doch gut verzichten.«

      »Natürlich. Ich ginge auch so mit dir bis ans Ende der Welt, auf der Stelle, so wie ich bin«, sie zupfte an ihrem Kittelkleid, »aber es wäre eine solche Enttäuschung für alle.«

      Sie legte ihm die Arme um den Hals und küßte

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