Goethes Briefe an Leipziger Freunde. Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Goethes Briefe an Leipziger Freunde - Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Joh. Jac. Riese war ein Jugendfreund Goethes und studirte in Marburg, während Goethe in Leipzig war. Bei seinem späteren Aufenthalt in Frankfurt verkehrte er wiederum lebhaft mit Riese (Werke XXII. S. 68 f.). Ein Portrait desselben in Lebensgröße in schwarzer Kreide von Goethe ausgeführt befindet sich noch im Besitze seines Neffen, Herrn J. Riese in Frankfurt; die Goetheschen Briefe sind leider alle bis auf diese Studentenbriefe vernichtet, welche H. König in Lewalds Europa (1837, I. S. 145 ff.) in buchstabengetreuer Copie bekannt gemacht hat; danach sind sie hier wiederholt. Die Handschrift der ersten beiden Briefe ist stumpf und derb, ohne viel Unterscheidungszeichen, im dritten viel zierlicher, die Feder scheint frisch geschnitten.

       Inhaltsverzeichnis

      Leipzig, d. 30ten Octbr. 1765.

       Lieber Riese.

      Euer Brief vom 27ten, der mich äuserst vergnügt hat, ist mir eben zugestellet worden. Die Versicherung daß ihr mich liebt, und daß euch meine Entfernung leid ist, würde mir mehr Zufriedenheit erweckt haben; wenn sie nicht in einem so fremden Tone geschrieben wäre. Sie! Sie! das lautet meinen Ohren so unerträglich, zumahl von meinen liebsten Freunden, daß ich es nicht sagen kann. Horn hat es auch so gemacht, ich habe mit ihm gekeift. Fast hatte ich Lust, mit euch auch zu keifen. Doch! Transeat! Wenn ihr es nur nicht wieder tuht. —

      Ich lebe hier recht zufrieden. Ihr könnt es aus beiliegendem Briefe sehen, der schon lange geschrieben ist; ihr würdet ihn schon längst haben; wenn Horn nicht vergessen hätte mir eure Addresse zu senden. Die Beschreibung von Marpurg ist recht komisch.

      Das beste Trauerspiel Mädgen sah ich nicht mehr. Wenn ihr nicht noch vor eurer Abreise erfahret, was sie von Belsazar denkt; so bleibt mein Schicksal unentschieden. Es fehlt sehr wenig; so ist der Fünfte Aufzug fertig. In 5füßigen Jamben.

      Die Versart, die dem Mädgen wohl gefiel

      der ich allein, Freund, zu gefallen wünschte.

      Die Versart, die der große Schlegel selbst

      und meist die Kritiker für's Trauerspiel

      die schicklichsten und die bequemsten halten.

      Die Versart, die den meisten nicht gefällt,

      Den Meisten deren Ohr sechsfüßige

      Alexandriner noch gewohnt. Freund, die,

      die ist's die ich erwählt mein Trauerspiel

      zu enden. Doch was schreib ich viel davon.

      Die Ohren gällten dir gar manchesmahl,

      von meinen Versen wieder drum mein Freund,

      Erzähl ich dir was angenehmeres.

      Ich schaute Gellerten, Gottscheden auch

      und eile jetzt sie treu dir zu beschreiben.

      Gottsched ein Mann so groß alß wär er vom alten Geschlechte

      Jenes der zu Gath im Land der Philister gebohren,

      Zu der Kinder Israels Schrecken zum Eichgrund hinabkam.

      Ja so sieht er aus und seines Cörperbaus Größe

      Ist, er sprach es selbst, sechs ganze Parisische Schue.

      Wollt ich recht ihn beschreiben; so müßt ich mit einem Exempel

      Seine Gestalt dir vergleichen, doch dieses wäre vergebens.

      Wandeltest du geliebter auch gleich durch Länder und Länder

      Von dem Aufgang herauf biß zu dem Untergang nieder,

      Würdest du dennoch nicht einen der Gottscheden ähnlichte finden.

      Lange hab ich gedacht und endl. Mittel gefunden

      Dir ihn zu beschreiben doch lache nicht meiner, Geliebter.

      Humano capiti, cervicem jungens equinam

      Derisus a Flacco non sine jure fuit.

      Hinc ego Kölbeliis imponens pedibus magnis,

      Et magna, magni, brachiaque manusque Rolandi,

      Ridebor forsan? Ne rideatis amici.

      Dieß ist das wahre Bild von diesem großen Mann,

      So gut als ich es nur durchs Beyspiel geben kann.

      Nun nimm geliebter Freund die jetzt beschriebnen Stücke

      So zeiget glaub es mir sich Gottsched deinem Blicke.

      Ich sah den großen Mann auf dem Catehder stehn,

      Ich hörte was er sprach und muß es dir gestehn.

      Es ist sein Fürtrag gut, und seine Reden fließen

      So wie ein klarer Bach. Doch steht er gleich den Riesen,

      Auf dem erhabnen Stuhl. Und kennte man ihn nicht

      So wüßte man es gleich weil er steets prahlend spricht.

      Genug er sagte viel von seinem Kabinette

      Wie vieles Geld ihn das und jen's gekostet hätte.

      Und andre Dinge mehr, genug mein Freund Ich muß schließen. Du weißt doch er hat eine Frau. Er hat wieder geheurahtet, der alte Bock! Ganz Leipzig verachtet ihn. Niemand geht mit ihm um.

      Apropos. Hast du nicht gehört? Der Hofraht beklagt sich über den Mangel der Mädgen zu Göttingen.

      Zu was will er ein Mädchen?

      Um die retohrischen Figuren auszuüben

      Zu sehn ob die Protase ein hartes Herz erweicht.

      Zu sehn ob man durch Reglen der Liebe Zweck erreicht

      Zu sehn ob Mimesis, die Ploce, die Sarkasmen

      Und ob er in dem Tohne, wie er den Ulfo singt,

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