Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marianne Schwarz
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»Du hast gesprochen, Rufus. Das ist richtig.«
»Nun ja, wie dem auch sei. Jedenfalls hat sich an unserer Vereinbarung nichts geändert. Ich aber scheine mich insofern geändert zu haben, als ich jetzt begonnen habe, über Ehe und Familie anders zu denken als bisher.«
Er lächelte selbstgefällig, wartete wohl auf eine Bemerkung Dorothees, die aber ausblieb.
»Kurz gesagt, Dorothee«, fuhr er also fort, »ich habe eingesehen, daß es in meinem Alter an der Zeit ist, eine Familie zu gründen. Und ich möchte Vater werden. Das ist eine überraschende Erkenntnis für mich, aber sie ist mir nicht unangenehm. Nein, durchaus nicht. Warum ich nun zu dir gekommen bin…«
»Das soll doch wohl nicht doch noch ein Heiratsantrag werden?« Dorothees Stimme klang skeptisch, durchaus nicht erfreut.
»Dieses Thema ist doch abgehakt, Dorothee.« Rufus Toelken war ungeduldig, er wollte sich jetzt nicht mehr unterbrechen lassen. »Du bist verheiratet, und du hast mir ja auch erklärt, daß dir an einer Ehe mit mir nichts liegt. Und so kann ich dir ja nun auch ganz offen sagen, daß ich, wenn ich nun eine Familie gründen will, natürlich eine junge Frau an meiner Seite haben möchte. Das bin ich, denke ich, schon meiner gesellschaftlichen Stellung schuldig. Und ich will noch ehrlicher sein, Dorothee«, fügte er schnell hinzu, als fürchtete er eine Antwort Dorothees, »ich weiß auch schon, welche Frau ich heiraten möchte. Sie kommt aus den allerersten Kreisen dieser Stadt und ist eine echte Schönheit. Ich schmeichele mir sagen zu können, daß sie meinen Antrag wohl höchstwahrscheinlich nicht ablehnen wird. Allerdings gibt es da ein einziges Problem, und darum bin ich jetzt hier bei dir. Als Bittsteller sozusagen.«
»Ach, das ist doch nun wirklich eine Rolle, die ganz und gar nicht zu dir paßt, Rufus«, sagte Dorothee mit eiskaltem Spott.
Rufus Toelken reagierte nicht darauf.
»Ich möchte nicht als unehelicher Vater geoutet werden, Dorothee«, sagte er sachlich. »Und das ist meine Bitte an dich. Ich möchte, daß du mich nicht als den Vater deines Kindes nennst. Das ist möglich, eine Mutter kann eine solche Auskunft verweigern. Ich habe dir ja bereits angeboten, daß ich finanziell zu meiner Verantwortung stehen werde. Ich bin bereit, dir eine einmalige großzügig bemessene Abfindung zu leisten, aber ich möchte dafür dein Versprechen, deine Versicherung, meinen Namen unerwähnt zu lassen. Das ist es, warum ich zu dir gekommen bin. Ich weiß, du bist eine kluge, großzügige Person, ich weiß, ich werde auf dich zählen können. Sollte man nicht vielleicht doch einmal über eine Adoption nachdenken?«
»Verlasse bitte meine Wohnung, Rufus«, sagte Dorothee eisig und setzte sich erst gar nicht in den Sessel, in dem sie gerade hatte Platz nehmen wollen. »Sofort. Und nimm deine Blumen mit. Ich hoffe, dir nie wieder zu begegnen. Nie wieder, und das meine ich so, wie ich es sage.«
»Ja, aber…«
»Ich werde deinen Namen verschweigen. Aber nicht etwa, um dich zu schonen, sondern weil ich mich schäme, einen Menschen wie dich so falsch eingeschätzt zu haben. Und vor allem – weil ich meinem Kind einen solchen Vater ersparen will.«
»Aber Dorothee, wir können doch über alles reden.«
»Geh jetzt!« sagte Dorothee. »Zwischen uns gibt es nichts mehr zu reden. Nie mehr.«
*
Dorothees Zorn hielt ein paar Tage an, und im Grunde war er sogar hilfreich. Er hinderte sie daran, schmerzliche Gedanken zu entwickeln. Etwa in der Form, daß sie ihres Alters wegen hinter einer jüngeren Frau zurückstehen müßte. Solche Gedanken wären in ihrer Situation zwar naheliegend gewesen, aber Dorothee blieb glücklicherweise davon verschont. Sie hatte genug Selbstwertgefühl. Sie hatte es nicht nötig, andere Frauen ihrer Jugend wegen zu beneiden. Und konnte sie nicht sogar stolz darauf sein, in ihrem Alter noch einmal schwanger geworden zu sein?
Ja, sie war stolz. Stolz und glücklich.
Wenn es da nicht doch diese winzige Charakterschwäche gäbe, die ihr allmählich tatsächlich zu schaffen machte. Sie fand einfach nicht den Mut, sich nach außen hin zu ihrer Schwangerschaft, zu ihrer späten Mutterschaft zu bekennen. Sie war zwar im allgemeinen eine kluge und vernünftige Frau, und sie empfand diese Schwäche selbst als lächerlich, aber sie konnte sich nicht darüber hinwegsetzen. Bis jetzt jedenfalls noch nicht. Dabei hatte sie ja nicht mehr viel Zeit. Wenn man genau hinsah, konnte man ihr die Schwangerschaft schon ansehen.
Sie mußte sich also allmählich darüber klarwerden, was sie tun sollte. Wie sie mit ihrem Problem fertig werden wollte.
Im Grunde genommen gab es da natürlich keine Lösung. Das wußte Dorothee auch, und hin und wieder sprach sie zu sich selbst, wie um sich damit selbst zu überzeugen. »Du bist vierundvierzig, und du bekommst ein Kind. Daran
gibt’s nun mal nichts zu deuteln«, sagte sie energisch zu sich selbst. »Also steh dazu, und sei deinem Kind eine vernünftige Mutter. Wieso interessiert dich überhaupt die Meinung der Leute? Davon bist du doch noch nie abhängig gewesen. Und das hast du doch auch – verdammt noch mal – nicht nötig.«
Ja, mit Worten war Dorothee wirklich vernünftig. Aber ihre Gefühle hinkten leider hinterher. Das spürte sie genau. Sie wußte, daß sie ein Problem hatte, und daß es sich auch mit noch so forschen Worten nicht einfach zerreden ließ.
Bei ihrem nächsten Arzttermin saß eine ihr bis dahin unbekannte Sprechstundenhilfe am Computer im Vorzimmer.
»Hat Schwester Gudrun heute frei?« fragte Dorothee.
»Nein«, sagte die Neue. »Schwester Gudrun ist nicht mehr bei uns. Sie hat ganz kurzfristig gekündigt, und unser Doktor war so großzügig, sie auch sofort zu beurlauben. Es gibt da wohl schwerwiegende familiäre Probleme.«
»Ach, das tut mir aber leid«, sagte Dorothee und meinte es auch so. Sie hatte die junge blonde Schwester auch wirklich sehr gemocht.
Das erwähnte sie auch dem Arzt gegenüber, nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren und der Arzt zufrieden festgestellt hatte, daß alles bestens in Ordnung sei und sie sich auf ein gesundes Kind freuen könne.
»Danke, Doktor«, lächelte Dorothee. »Ich freue mich wirklich. Und ich fühle mich bei Ihnen auch sehr gut betreut. Es tut mir aber leid, daß Schwester Gudrun nicht mehr bei Ihnen ist. Ich mochte sie so besonders gern.«
»Ja, Frau Werth, das bedauere ich auch. Schwester Gudrun war eine gute und allseits beliebte Mitarbeiterin. Aber ich mußte sie natürlich gehen lassen.«
»Ob ich sie einmal besuchen sollte?« fragte Dorothee spontan. »Würden Sie mir ihre Adresse geben, Herr Doktor?«
Der Arzt zögerte einen Augenblick, meinte dann aber: »Warum nicht, Frau Werth? Gudrun wird es mir sicher nicht verübeln. Vielleicht kann sie jetzt auch Freunde gebrauchen. Lassen Sie sich die Adresse dann beim Empfang geben.«
*
Gleich am nächsten Tag machte Dorothee sich auf den Weg. Sie hatte für Gudrun einen hübschen bunten Blumenstrauß und für deren Töchterchen einen niedlichen kleinen Plüschhasen gekauft. Und als sie sah, wie Gudrun sich über ihren unerwarteten Besuch sichtlich freute, wußte sie, daß ihr so plötzlich gefaßter Entschluß richtig gewesen war.
»Kommen Sie herein, Frau Werth«, sagte Gudrun herzlich. »Ich bin zwar nicht auf Besuch vorbereitet, aber ich freue mich riesig. Wie haben Sie mich denn nur