Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marianne Schwarz
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Alles war absolut glaubwürdig und wurde akzeptiert.
*
Hanno Werth war ein sehr gut aussehender Mann von fünfundzwanzig Jahren. Er war ziemlich groß, man sah ihm den durchtrainierten Sportler an, er hatte dickes braunes Haar und braune Augen, ein sympathisches Gesicht mit einer lebhaften Mimik, die viel über die jeweiligen Empfindungen des jungen Mannes verriet.
So war jetzt in dem sonnengebräunten Gesicht nicht nur deutliche Überraschung zu erkennen, als Gudrun Noack ihm die Tür im Haus am Weidengrund öffnete, sondern gleichzeitig auch, daß ihm diese unbekannte blonde junge Frau sofort sehr gut gefiel. Aber die Verwunderung war zunächst noch größer.
»Ich möchte zu Frau Werth«, sagte er. »Habe ich mich vielleicht in der Hausnummer geirrt?«
»Nein, nein, da sind Sie schon richtig«, antwortete Gudrun freundlich. »Frau Werth wohnt hier und hat hier auch ihr Büro. Kommen Sie als Kunde? Dann darf ich Sie vielleicht gleich ins Büro führen. Ich gebe meiner Tante Bescheid, sie wird dann sofort zu Ihnen kommen.«
»Kunde? Wieso Kunde?« fragte der Besucher konsterniert. »Mein Name ist Hanno Werth.«
»Ach, dann sind Sie…«
»Ja, ich bin der Sohn.«
»Wie schön!« Gudruns hübsches Gesicht strahlte förmlich. »Da wird Dorothee sich aber freuen. Kommen Sie herein, Herr Werth. Nein, natürlich nicht ins Büro. Hierhin, ins Wohnzimmer.«
»Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?« fragte Hanno Werth ein wenig steif, denn er überblickte die Situation überhaupt nicht.
»Ich bin die Nichte von Frau Werth«, antwortete Gudrun gewohnheitsgemäß, denn diese Erklärung hatte sie in letzter Zeit so oft abgegeben, daß sie ihr völlig geläufig war. Erst das verblüffte Gesicht des Besuchers erinnerte sie daran, daß dies hier ja eine etwas andere Situation war. Doch zum Glück erschien jetzt Dorothee auf der Treppe. Sie war oben bei den Kindern gewesen.
»Hanno!« rief sie verblüfft und erfreut. »Das ist aber wirklich eine Überraschung, daß du zu mir kommst. Aber ich freue mich, mein Junge. Ich freue mich wirklich. Das ist mein Sohn, Gudrun. Das ist Hanno.«
»Ja, ich weiß«, nickte Gudrun. Man spürte eine leichte Unsicherheit bei ihr. »Wir haben uns bereits bekannt gemacht. Ich lasse euch jetzt allein, ich muß ja ohnehin gleich fort. Wenn du mich aber brauchst…«
»Nein, nein, Gudrun. Ich hätte dich zwar gern hier, aber du hast deine Pflichten. Nun komm doch erst einmal herein, Hanno. Also, ich freue mich riesig, dich zu sehen. Jetzt erst merke ich, wie sehr ich dich vermißt habe.«
»Nun, davon hast du uns aber nichts spüren lassen, Mutter. Mich nicht und Vater auch nicht.«
»Ach ja, Hanno, du hast ja recht. Ich habe mich euch gegenüber nicht gut benommen. Aber ich konnte einfach nicht anders. Vielleicht bist du noch zu jung, um das zu begreifen. Allerdings, wenn ich dich so ansehe… du siehst richtig erwachsen aus. Gar nicht mehr mein kleiner Junge.«
»Der bin ich schon lange nicht mehr, Mutter. Das solltest du eigentlich gemerkt haben.« Er blickte sich in dem großen hellen Raum um. »Ganz nett«, sagte er. »Völlig anders als bei uns zu Hause in Santiago. Übrigens, wer ist die junge Frau, die mir die Tür geöffnet hat? Sie sprach von ihrer Tante. Dann müßte sie ja meine Cousine sein. Und da sollte ich doch eigentlich etwas von ihrer Existenz wissen, oder?«
Eine solche Komplikation hatte Dorothee bisher noch nicht bedacht. Doch sie erfand rasch eine neue Geschichte. »Gudrun ist die Tochter einer Freundin von mir«, sagte sie. »Und es hat sich so ergeben, daß wir einen gemeinsamen Haushalt führen. Das ist für uns beide von Vorteil. Aber nun sage du mir doch, womit dein überraschender Besuch zu erklären ist. Ich freue mich natürlich, das weißt du, aber ich glaube nicht, daß du nur gekommen bist, um mich zu sehen. Oder hat dein Vater dich etwa geschickt? Aber das kann ich eigentlich auch nicht glauben, er erledigt seine Angelegenheiten doch im allgemeinen selbst.«
»Richtig, Mutter«, grinste Hanno. »Ich soll dich zwar von Vater grüßen, aber geschickt hat er mich natürlich nicht. Mein Kommen hat tatsächlich einen anderen, einen ganz besonderen Grund.«
»Na also, was auch immer der Grund ist, ich freue mich. Doch zunächst einmal, kann ich dir etwas anbieten, hast du Hunger? Hier gibt es zwar keine Köchin wie zu Hause, aber ich könnte dir schnell etwas machen.«
»Nein, danke, Mutter. Ich habe im Hotel gegessen.«
»Im Hotel? Du wohnst in einem Hotel?«
»Ja, in München. Und nicht allein. Das ist es, warum ich hier bin.«
»Jetzt bin ich aber neugierig.« Dorothee setzte sich ihrem Sohn gegenüber. »Also, warum bist du hier?«
Dorothee saß so, daß das Licht der etwas tiefstehenden Sonne sie voll traf und ihr rotgoldenes Haar förmlich aufleuchten ließ. Sie trug ein schlichtes blaues Leinenkleid und weder Schmuck noch Make-up.
Hanno schaute sie an und man merkte ihm die Verblüffung förmlich an. »Du siehst richtig toll aus, Mutter«, sagte er spontan. »Ich kenne dich als die bildschöne, gepflegte Herrin unseres Hauses in Santiago, aber so, wie du hier und jetzt aussiehst… Das ist wirklich erstaunlich. Tatsächlich, ich kann nur staunen.«
»Danke, mein Junge, das ist ein Kompliment, über das ich mich wirklich freue. Mir geht es auch sehr gut, und ich bin mit meinem Leben hier recht zufrieden. Aber du wolltest mit mir über den Grund deines Kommens sprechen.«
»Richtig, Mutter, und ich will es kurz machen.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Wir haben auch gar nicht so sehr viel Zeit. Wie schon gesagt, ich bin in einem Münchener Hotel abgestiegen, und zwar mit meiner Braut. Ja, du hörst richtig, Mutter, ich bin verlobt. Zwar noch nicht offiziell, das Verlobungsfest wird ein großes gesellschaftliches Ereignis in Santiago werden, aber wir beide, Yvonne und ich, fühlen uns auch so bereits fest miteinander verbunden. Und ich kann dir sagen, Mutter, ich bin nicht nur glücklich, sondern auch unbändig stolz. Denn der Name Veron wird dir bestimmt etwas sagen. Eine der bekanntesten, einflußreichsten Familien in Santiago, und zu dieser Familie werde ich nun bald gehören. Yvonne de Veron – sie wird meine Frau, deine Schwiegertochter, Mutter. Das muß dich doch auch stolz machen.«
»Stolz?« meinte Dorothee und schüttelte mit leisem Lächeln den Kopf. »Warum sollte ich stolz sein? Aber ich freue mich für dich. Ich freue mich, wenn du glücklich bist, und ich wünsche dir von Herzen, daß du die richtige Wahl getroffen hast. Ja, Hanno, das wünsche ich dir. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Dir und deiner Braut, die ich noch nicht kenne.«
»Darum sind wir ja hier, Mutter. Yvonne ist eine vielbeschäftigte Frau, sie ist in der Modebranche tätig, auf internationaler Ebene sozusagen. Aber sie hat diesen Abstecher nach München ermöglicht, weil ihr etwas daran liegt, dich kennenzulernen. Darum bitte ich dich, mich nach München zu begleiten, damit ich dich heute noch meiner Braut vorstellen kann.«
Dorothee versuchte erst gar nicht, sich ihr Befremden nicht anmerken zu lassen. »Du willst mich deiner Braut vorstellen?« fragte sie spröde. »Wird das nicht im allgemeinen andersherum gehandhabt?«
»Ach,