Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband) - Clark Darlton страница 16
»Ich hatte einen ähnlichen Ausdruck auf der Zunge«, gestand Bully. »Du bist ein sehr stolzer Mensch, ich weiß.«
»Ich bin stolz auf mein Menschentum. Wir haben den Mond bezwungen, und wir werden auch einmal die Sterne erobern.
Das unwahrscheinliche Raumschiff da drüben beweist noch lange nicht, dass seine Insassen wesentlich intelligenter sind als wir. Es kann das Erbe von zehntausend arbeitsamen Generationen sein – etwas, was den Leuten einfach in den Schoß gefallen ist. Etwas nicht wissen, das ist durchaus nicht identisch mit Dummheit. Man sollte darüber nachdenken, ob man dem Nichtwissenden Gelegenheit zum Lernen gegeben hat oder nicht. Wenn er sie aber hatte, dann kommt es wieder auf das Wissen seiner Lehrer an. Er kann nicht mehr in seinem Hirn aufnehmen, als ihm die Lehrer mitgegeben haben. Wir Menschen sind eine junge Zivilisation. Unsere Gehirne sind wie Schwämme, in die noch allerhand hineinpasst. Deshalb sage nur nicht, dass du dir plötzlich wie ein Halbaffe vorkommst.«
Rhodan war wütend geworden. Er schien vergessen zu haben, welch ein Gebilde da vor ihren Augen lag.
Bully fasste bedächtig nach der Maschinenwaffe.
»Lass es sein«, warnte Rhodan. »Damit sind unsere Probleme nicht zu lösen. Wir haben uns auf alle Fälle mit der Tatsache abzufinden, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen im Universum sind. Für mich ist das durchaus keine Überraschung. Jeder denkende Mensch sollte eine solche Möglichkeit erwogen haben.«
»Mir wäre wohler, wenn dies eine kümmerliche Rakete der AF wäre«, flüsterte Bully. »Was geschieht nun? Zu meinem Glück hast du die Befehlsgewalt.«
Erneut spähte Rhodan zu den zersplitterten Felswänden hinüber.
»Ein vernünftiger Kommandant wäre niemals auf diese Art gelandet. Ich bestimmt nicht. Wenn man aber bei einer Landung ein halbes Ringgebirge abrasiert, dann ist anzunehmen, dass man das nicht freiwillig getan hat. Es sieht mir eher danach aus, als hätten die Unbekannten Schiffbruch erlitten. Das macht sie eigentlich menschlich.«
Rhodan lächelte über seine eigene Feststellung.
Er richtete sich zur vollen Größe auf.
»Bist du wahnsinnig! Herunter«, zischte Bully.
»Wir kommen hier nicht mehr weg«, erwiderte Rhodan entschlossen. »Bis General Pounder eine andere Rakete schickt, sind wir längst tot, und der nächsten Besatzung würde es ebenso ergehen wie uns. Hier gibt es nichts mehr zu überlegen. Vielleicht geht der tiefere Sinn dieser Feststellung auch in deinen dicken Schädel hinein.«
Rhodan war innerlich aufgewühlt. Er ahnte, dass sie hier mit Existenzfragen der Menschheit konfrontiert wurden.
In diesem Augenblick lachte jemand. Es war ein nur kurzes, kaum hörbares Geräusch.
Bully fuhr mit schussbereiter Waffe auf. Sein Gesicht verzerrte sich.
»Hast du das gehört?«, flüsterte er atemlos. »Da liegt jemand auf unserer Frequenz. Verdammt ...«
»Was dachtest du denn?«, klang Rhodans Stimme aus seinem Empfänger. »Weshalb, denkst du wohl, habe ich hier ein Schauspiel mit ausgedehnten Dialogen aufgeführt? Natürlich hören die Fremden mit! Dass sie unsere kümmerlichen Helmsender nicht zerstört haben, ist ein Zeichen ihrer Intelligenz. Sie wissen genau, dass wir damit nicht bis zur Erde durchkommen.« Er setzte sich in Bewegung.
Bully blieb reglos stehen. Die Waffe baumelte locker in seinen Händen.
»Gehe meinetwegen. Ich habe keine große Lust, intelligenten Tintenfischen oder ähnlichen Monstren vertrauensselig in die Fangarme zu laufen. Ich bleibe!«
Rhodan sah ihn ärgerlich an.
»Du hast zu viele Romane gelesen. Ein tintenfischähnliches Lebewesen wird niemals Raumschiffe bauen, auch dann nicht, wenn es wider Erwarten intelligent werden sollte. Es gibt auf der Erde genügend kluge Menschen, die nichtmenschliche Intelligenz ohne weiteres als möglich ansehen. Jedoch denken sie nicht an Schreckensgebilde. Rede also keinen Unsinn und komm! Wir haben keine andere Wahl, als zu versuchen, Kontakt aufzunehmen.«
»Vielleicht doch«, murmelte Bully verstört. »Es gefällt mir nicht, wie ein hilfloses Schaf in das Schiff zu tappen. Das geht gegen meinen Instinkt.«
Rhodan wandte sich um und trat wortlos hinter der Deckung hervor. Er bemühte sich, logisch zu denken. Er wusste, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab, als mit den Unbekannten in Verbindung zu treten.
Seine Maschinenwaffe baumelte am Halteriemen über der rechten Schulter. Seine Arme hingen schlaff am Körper herab. Rhodan war nicht gewillt, die erste Begegnung eines Menschen mit einer fremden Intelligenz in eine Auseinandersetzung mit der Waffe zu verwandeln. Es wäre ein übler Gruß gewesen; unwürdig und beschämend für einen Menschen von klarem Verstand.
Je näher er dem gigantischen Raumschiff kam, um so mehr spürte er das Bedrückende der Begegnung. Die Unbekannten hatten die Initiative ergriffen. Immerhin hatten sie nur indirekt gehandelt. Rhodan kam zu dem begründeten Schluss, dass die Funkstörung mehr ein Ausdruck der gegnerischen Vorsicht als der einer gewollten Vernichtung gewesen war. Der Gedanke beruhigte ihn. Er vertraute darauf, dass die Fremden ihre Überlegenheit nicht einsetzen würden, um einen tödlichen Angriff durchzuführen.
Das Riesenschiff war weiter entfernt, als er angenommen hatte. Wuchtig und bedrohlich wölbten sich die Wände vor Rhodan auf. Als er noch einige hundert Meter im gleißenden Sonnenlicht zurückgelegt hatte, konnte er das Raumschiff nicht mehr in voller Größe übersehen. Es mochte mehr als 500 Meter Durchmesser besitzen.
Die Landebeine waren dicke Säulen mit großen Auflagetellern an den Enden. Rhodan lächelte schwach, als er die Übereinstimmung mit der STARDUST-Konstruktion bemerkte. Die Fremden mussten ähnliche Gedankengänge wie der Mensch haben, zumindest in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht.
Er hörte Bullys heftigen Atem im Funkgerät aufklingen. Gleich darauf tauchte der Freund neben ihm auf.
Reginald Bull schloss sich ihm wortlos an. Rhodan nickte ihm schweigend zu. Bully lächelte verbissen zurück. Trotz aller Beherrschung konnte er das Beben seiner Lippen nicht verbergen.
Sie kamen nur langsam voran. Über ihnen ragte die Wölbung des Riesenschiffs auf. Die Sonne erfasste nur noch einen Teil des unter dem Kugelkörper liegenden Bodens. Dort, wo die tiefe Finsternis begann, blieb Rhodan endgültig stehen. Er sah nach oben, den Kopf weit in den Nacken gelegt und den Oberkörper nach hinten gebeugt.
Seine Augen erfassten die gähnenden Öffnungen an der Unterseite des Äquatorwulstes, der sich als ein mächtiger Ring von mehr als 70 Meter Breite erwies.
»Wenn sie jetzt starten, werden wir atomisiert«, sagte er gelassen. Seine Hand wies nach oben. »Das dürften wohl Düsenöffnungen sein, vorausgesetzt, sie arbeiten nach dem uns bekannten Prinzip. Die glasierten Bodenflächen rings um das Schiff haben wohl einmal in Weißglut gekocht. Ich schätze das Startgewicht der Kugel unter irdischen Schwereverhältnissen auf etwa zwei Millionen Tonnen. Wie bringt man eine solche Masse auf Fahrt?«
»Ich empfehle eine Feuerwerksrakete«, meinte Bully sarkastisch. Zorn stieg in ihm auf. Man schien sie überhaupt nicht zu beachten. Wieder fragte er sich, ob sie für die Fremden nicht doch so etwas wie Affen waren. Er konnte sich mit dem besten Willen nicht gegen diese Gedanken wehren. Er besaß nicht das Selbstvertrauen des Freundes. Bully flüchtete sich in