Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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nicht sehen lassen.

      Ein feines Scharren vor der Tür machte ihn aufmerksam.

      »Wer ist da?« rief er.

      »Glory«, erwiderte das blinde Mädchen. »Brauchen Sie einen Rasierapparat?«

      Forest unterdrückte einen Fluch. Woher wußte das halbwüchsige Mädchen von seinen Schwierigkeiten? Er lief zur Tür und riß sie auf. Fast prallte er mit Glory zusammen, die ihn dünn anlächelte, als könnte sie sein Gesicht genau erkennen.

      »Ich hörte, daß Sie schon seit einer Viertelstunde auf sind«, meinte sie. »Die Mieter vor Ihnen rasierten sich immer sofort.«

      »Ich hab den Rasierapparat im Gepäck«, redete Ray sich heraus. Er fand selbst, daß seine Worte nicht überzeugend klangen.

      »Sie können einen von uns nehmen«, schlug Glory vor. »Irgendein Mieter ließ mal einen Apparat zurück. Warten Sie, ich werde ihn holen.«

      Er sah ihr nach, als sie mit traumwandlerischer Sicherheit und völlig unverkrampft durch den kleinen Korridor ging und auf eine Tür zuhielt. Dort blieb sie stehen, drehte sich zu ihm um und lächelte wieder.

      »Die Morgenzeitung ist schon da«, rief sie ihm zu. »Wollen Sie sie lesen?«

      »Später vielleicht.«

      »Da steht aber alles von der Schießerei am Rangierbahnhof drin. Und von einem Attentat auf einen Cadillac.«

      Ray Forest fühlte, wie sein Mund schlagartig trocken wurde. Er hüstelte unterdrückt.

      »Ich werd’ mir die Zeitung gleich holen«, meinte er gespielt gleichgültig. Doch er hielt sich nicht daran, folgte Glory in die einfache Küche und entdeckte die Zeitung auf dem Tisch, auf dem. auch für ihn gedeckt worden war. Er stürzte sich förmlich auf das dicke Morgenblatt, faltete es auseinander und überflog die großen Schlagzeilen. Erst jetzt fiel ihm auf, daß die Mutter des blinden Mädchens nicht in der Küche war. Er fragte Glory danach.

      »Mammy ist schon unten am Stand«, erwiderte sie. »Ich löse sie in zwei Stunden ab …!«

      »Kommst du denn mit dem Geld klar, wenn du verkaufst?« fragte er taktlos.

      »Ich höre am Klang, um welche Geldstücke es sich handelt. Und ich fühle genau, welche Scheine mir gegeben werden. Ich sehe mit meinen Fingern, Sir!«

      Rays Interesse war aber bereits erloschen. Er überlas den Artikel und kehrte mit den Augen immer wieder zu dem Absatz zurück, in dem die Adresse eines Augenzeugen genannt wurde. Dieser Augenzeuge hieß Josuah Parker und war der Butler eines Strafverteidigers Mike Rander.

      Unmöglich, dieser Knilch kann mich doch niemals gesehen haben, sagte sich Forest. Das ist doch ein verdammter Bluff der Polizei, um mich verrückt zu machen. Ich weiß doch genau, daß der Fahrer des Cadillacs am Steuer verbrannte, wenn’s auch der falsche gewesen ist.

      Er ließ die Zeitung sinken und sah Glory zu, die frischen Kaffee aufbrühte und Kanne und Zuckerdose auf den Tisch brachte. Ihre Handgriffe waren sicher, sie zögerte in ihren Bewegungen überhaupt nicht.

      Hastig trank der Gangster den heißen Kaffee, fragte nach dem Rasierapparat und ging in den Waschraum. Während er sich rasierte, kehrten seine Gedanken zu dem Zeitungsartikel zurück. Ob es doch einen Augenzeugen gab? Sollte Irving sich draußen im Wald getäuscht haben? Falls die Meldung stimmte, dann mußte er erst einmal dafür sorgen, diesen Josuah Parker stumm zu machen. Forest dachte an seinen 45er!

      Della Sheridan, eine hochbeinige, rotblonde Frau von etwa 30 Jahren, räkelte sich wohlig in dem breiten, französischen Bett und blinzelte in die einfallende Sonne.

      Endlich regnete es nicht mehr. Der Tag versprach sehr schön zu werden. Della fühlte sich bester Laune. Sie wollte ganz bewußt nicht an unangenehme Dinge denken.

      Das Telefon neben dem Bett plärrte.

      Sie runzelte die immer noch glatte Stirn, stützte sich auf und griff nach dem Hörer.

      »Della Sheridan«, meldete sie sich.

      »Haben Sie die Morgenausgabe gelesen, Della?« fragte eine wohlklingende, sympathische Stimme.

      »Noch nicht, ich schlafe ja noch …!«

      »Sie sollten sich aber einige Artikel genau ansehen, Della. Dieser Ray Forest läuft frei herum.«

      »Na und …? Das weiß ich doch.«

      »Sie werden nicht mehr ruhig sein, wenn Sie erst wissen, daß der Fahrer des Cadillac Irving und Forest gesehen und genau identifiziert hat.«

      »Ausgeschlossen …!«

      »Es ist immerhin möglich, Della. Rechnen wir mit dem Unmöglichen. Der Zufall spielt oft die verrücktesten Streiche. Schließlich wissen wir, daß dieser Parker den Anschlag ja heil überstand. Warum soll er die beiden … Strolche nicht gesehen haben?«

      »Mit anderen Worten, jetzt soll Jagd auf diesen Forest gemacht werden?« Della Sheridan war intelligent, sie verstand sehr gut.

      »Wie gut wir uns doch verstehen, Della …! Genau das muß erledigt werden. Und zwar so schnell wie möglich. Aber nicht nur Forest muß dran glauben, auch dieser Josuah Parker. Wir müssen sehr vorsichtig sein.«

      »Deshalb sollten wir jetzt nichts mehr unternehmen«, schlug Della schnell vor. »Die Polizei dürfte sehr aufgescheucht worden sein.«

      »Wir müssen die beiden Männer erledigen«, wiederholte die Stimme noch einmal. »Erst dann können wir uns sicherfühlen, Della. Sie werden mir zustimmen, denke ich. Lassen Sie sich das mal in aller Ruhe durch den Kopf gehen.«

      »Ich … ich möchte eine Pause einlegen«, erwiderte Della Sheridan energisch. Sie strich sich durch das rotblonde Haar. Sie drückte sich mit den Füßen nach oben, griff mit der freien Hand nach der Packung und zündete sich eine Zigarette an. »Forest kann uns nicht gefährlich werden. Er kennt ja die Zusammenhänge nicht. Ich weiß, daß Irving den Mund hielt.«

      »Haben Sie diesen Josuah Parker vergessen, Della?«

      »Wie soll er einen einzigen Mann hier in Denver finden? Das steht eins zu einer Million, oder etwa nicht?«

      »Selbst diesen Zufall will ich ausschalten, Della. Das große Geschäft soll uns nicht an der Nase Vorbeigehen.«

      »Und wenn dieser Parker die Stadt bereits verlassen hat?«

      »Ich weiß, daß er geblieben ist. In den Morgenausgaben steht seine genaue Adresse. Ich denke, daß Sie diese … Affäre bis gegen Abend erledigt haben, Della. Ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann.«

      Bevor Della Sheridan antworten konnte, wurde auf der Gegenseite bereits aufgelegt. Della sprang aus dem Bett, zerdrückte die Zigarette mit einer jähen, ärgerlichen Bewegung im Aschenbecher und betrat den ans Schlafzimmer angrenzenden Salon. Sie brauchte jetzt einen starken Schluck, um präzise nachdenken zu können.

      Dieser neue Auftrag paßte ihr nicht. Sie stand zu ihren Einwänden. Das Attentat auf den Cadillac, der Mord am Fahrer Mr. Gilpans und schließlich die Schießerei am Rangierbahnhof hatten bereits viel Staub aufgewirbelt. Warum

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