Stolz und Vorurteil. Джейн Остин

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Stolz und Vorurteil - Джейн Остин страница 27

Stolz und Vorurteil - Джейн Остин Klassiker bei Null Papier

Скачать книгу

Wie konn­te man so sei­nem letz­ten Wil­len zu­wi­der han­deln?«

      »Das Te­sta­ment ent­hielt eine ge­ring­fü­gi­ge Un­ge­nau­ig­keit, die dem Ge­setz jede Mög­lich­keit ge­nom­men hät­te ein­zu­schrei­ten. Der wirk­li­che Sinn stand für einen recht­lich den­ken­den Men­schen au­ßer je­dem Zwei­fel – Mr. Dar­cy je­doch sah sich be­mü­ßigt, sei­nem Zwei­fel nach­zu­ge­ben; er er­klär­te, das Te­sta­ment ent­hal­te nur eine be­ding­te Emp­feh­lung und ich habe alle An­sprü­che durch mein lo­cke­res Le­ben, durch mei­ne Ver­schwen­dungs­sucht, über­haupt aus al­len er­denk­li­chen Grün­den ver­lo­ren. Fest steht, dass die Stel­le vor zwei Jah­ren frei wur­de und dass ein an­de­rer sie zu­ge­spro­chen be­kam; und nicht we­ni­ger steht fest, dass ich mir in al­ler Auf­rich­tig­keit nichts vor­zu­wer­fen wüss­te, wes­we­gen ich ih­rer hät­te ver­lus­tig ge­hen müs­sen. Wahr­schein­lich bin ich zu we­nig vor­sich­tig in mei­nen Äu­ße­run­gen, und es ist mög­lich, dass ich über Dar­cy und zu ihm selbst all­zu frei­mü­tig ge­spro­chen habe. Et­was an­de­res kann ich mir nicht den­ken. Die Sa­che ist eben die, dass wir grund­ver­schie­de­ne Cha­rak­tere sind und dass er mich hasst.«

      »Das ist wirk­lich ab­scheu­lich! So et­was müss­te öf­fent­lich ge­brand­markt wer­den!«

      »Frü­her oder spä­ter wird das auch ge­sche­hen, aber ich will nicht der An­lass dazu sein. Die Erin­ne­rung an sei­nen Va­ter hin­dert mich, den Sohn bloß­zu­stel­len.«

      »Aber«, frag­te Eli­sa­beth nach ei­ner Wei­le, »was mag ihn zu ei­ner so ge­mei­nen Hand­lungs­wei­se ge­trie­ben ha­ben?«

      »Ver­mut­lich eine ge­wis­se Ei­fer­sucht. Wäre der Va­ter mir we­ni­ger zu­ge­tan ge­we­sen, dann hät­te der Sohn mich viel­leicht mehr ge­schätzt. Aber die Lie­be, die der alte Mr. Dar­cy mir be­wies, hat ihn wohl schon als Kind ge­reizt. Er war nicht so ver­an­lagt, dass er eine Be­vor­zu­gung, wie ich sie ge­noss, mit Gleich­mut hät­te er­tra­gen kön­nen.«

      »So schlecht hat­te nicht ein­mal ich von Mr. Dar­cy ge­dacht, wenn ich ihn auch von An­fang an nicht ge­mocht habe; für so schlecht hät­te ich ihn nie ge­hal­ten! Ich nahm wohl an, dass er alle Welt ver­ach­tet, aber ich ahn­te nicht, dass er zu ei­ner so ge­mei­nen Nie­der­tracht, ei­ner sol­chen Un­ge­rech­tig­keit und Un­mensch­lich­keit her­ab­sin­ken könn­te!«

      Nach ei­ni­gen Au­gen­bli­cken schwei­gen­den Nach­den­kens füg­te sie hin­zu: »Ich er­in­ne­re mich al­ler­dings, dass er in Ne­ther­field ei­nes Ta­ges mit sei­nem un­ver­söhn­li­chen Cha­rak­ter prahl­te. Er muss ein ab­scheu­li­cher Mensch sein!«

      »Ich möch­te mich dar­über lie­ber nicht äu­ßern«, ent­geg­ne­te Wick­ham. »Ich kann dar­über schwer un­be­fan­gen re­den.«

      Eli­sa­beth schwieg wie­der, tief in Ge­dan­ken ver­sun­ken; dann rief sie aus: »Das Pa­ten­kind, den Lieb­ling sei­nes Va­ters, den ei­ge­nen Freund in ei­ner sol­chen Wei­se zu be­han­deln! Ei­nen Freund noch dazu, der von frü­he­s­ter Kind­heit an sein bes­ter Ge­fähr­te ge­we­sen ist!«

      »Ja, den größ­ten Teil un­se­rer Kind­heit ver­brach­ten wir zu­sam­men; wir wohn­ten im sel­ben Haus, spiel­ten die glei­chen Spie­le, von der­sel­ben vä­ter­li­chen Lie­be be­hü­tet. Mein Va­ter übte an­fäng­lich den­sel­ben Be­ruf aus, dem Ihr On­kel hier mit so großem Er­folg nach­geht; aber dann gab er al­les auf, um dem al­ten Mr. Dar­cy die­nen zu kön­nen, und ver­wand­te sei­ne gan­ze Ar­beits­kraft und sei­ne große Er­fah­rung auf die Ver­wal­tung des Dar­cy­schen Be­sit­zes. Er stand in ho­hem An­se­hen bei Mr. Dar­cy und war sein ver­trau­ter Freund. Mr. Dar­cy hob im­mer wie­der die große Dank­bar­keit her­vor, zu der ihn mei­nes Va­ters tä­ti­ge Hil­fe ver­pflich­te­te, und als er mei­nem Va­ter kurz vor des­sen Tode frei­wil­lig das Ver­spre­chen gab, für mich sor­gen zu wol­len, da tat er es be­stimmt eben­so­sehr, um sei­ne Dan­kes­schuld sei­nem al­ten Freun­de ge­gen­über ab­zu­tra­gen, wie aus Lie­be zu mir.«

      »Wie häss­lich von Mr. Dar­cy!« rief Eli­sa­beth aus. »Wenn er schon kei­ner bes­se­ren Re­gung nach­ge­ben woll­te, dann hät­te er doch zu stolz sein müs­sen, umso un­eh­ren­haft zu han­deln; an­ders kann man das nicht nen­nen!«

      »Ja, es ist wirk­lich un­er­klär­lich«, er­wi­der­te Wick­ham, »denn sei­ne gan­ze Hand­lungs­wei­se wird doch sonst von die­sem Stolz be­herrscht, und der Stolz hat sich oft als sein bes­ter Freund be­wie­sen; kei­ne an­de­re Re­gung hät­te es je ver­mocht, ihn auf der ge­ra­den Bahn zu hal­ten. Aber wir sind alle zu Zei­ten un­be­re­chen­bar, und sein Ver­hal­ten ge­gen mich wur­de eben von ei­nem noch stär­ke­ren Ge­fühl be­stimmt, als es sein Stolz ist.«

      »Die­ser ab­scheu­li­che Hoch­mut soll­te sein Freund ge­we­sen sein?«

      »Ja, denn er hat es be­wirkt, dass Dar­cy häu­fig frei­ge­big und groß­zü­gig auf­tritt. Dann gibt er den Be­dürf­ti­gen mit vol­len Hän­den, un­ter­hält ein gast­freund­li­ches Haus, er­lässt sei­nen Mie­tern die Zah­lung und hilft den Ar­men. Fa­mi­li­en­stolz ist das und auch Soh­ness­tolz; denn er ist sehr stolz auf die Stel­lung, die sein Va­ter ein­nahm. Der Wunsch, der Fa­mi­lie Ehre zu ma­chen und der ei­ge­nen Be­liebt­heit kei­nen Ab­bruch zu tun, ist eine star­ke Trieb­kraft. Er be­sitzt auch noch einen Bru­der­stolz, der ihn zu­sam­men mit ei­ner ge­wis­sen brü­der­li­chen Lie­be zu ei­ner star­ken Stüt­ze sei­ner Schwes­ter macht; Sie wer­den von ihm nie an­ders als von ei­nem gu­ten und lie­be­vol­len Bru­der spre­chen hö­ren.«

      »Wie ist Miss Dar­cy?«

      Wick­ham schüt­tel­te den Kopf.

      »Ich wünsch­te, ich könn­te ant­wor­ten: sehr lie­bens­wert. Es schmerzt mich tief, von ei­ner Dar­cy nichts Gu­tes sa­gen zu kön­nen. Aber sie äh­nelt ih­rem Bru­der zu sehr; sie ist stolz, all­zu stolz. Als Kind war sie freund­lich und zu­trau­lich und mir äu­ßerst zu­ge­tan; aber jetzt ist sie mir ganz fremd ge­wor­den. Sie sieht gut aus, ist etwa sech­zehn Jah­re alt und, so viel ich ge­hört habe, sehr ge­bil­det. Seit dem Tode ih­res Va­ters wohnt sie in Lon­don bei ei­ner Dame, die ihre Er­zie­hung lei­tet.«

      Sie ver­such­ten da­nach, von die­sem und je­nem zu re­den, aber nach ei­ner län­ge­ren Pau­se kehr­te Eli­sa­beth zu dem The­ma zu­rück, das sie am meis­ten be­schäf­tig­te.

      »Wie mag es nur kom­men, dass Mr. Bingley, der doch die Lie­bens­wür­dig­keit in Per­son ist, sich zu ei­nem sol­chen Men­schen hin­ge­zo­gen fühlt? – Ken­nen Sie Mr. Bingley?«

      »Nein, gar nicht.«

      »Er ist ein rei­zen­der, ge­sel­li­ger und fröh­li­cher Mensch. Ob er Mr. Dar­cy viel­leicht noch nicht durch­schaut hat?«

      »Das ist sehr gut mög­lich. Mr. Dar­cy ver­steht sich dar­auf, ge­fäl­lig zu er­schei­nen, wenn er sich et­was da­von ver­spricht. An Fä­hig­kei­ten man­gelt es ihm ja durch­aus nicht. Er kann ein un­ter­halt­sa­mer Ge­sell­schaf­ter sein, wenn es sich für ihn lohnt. Un­ter sei­nes­glei­chen ist er ja ein ganz an­de­rer

Скачать книгу