Stolz und Vorurteil. Джейн Остин
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Er besaß jetzt ein schönes Haus; sein Einkommen war reichlich – also beschloss er, zu heiraten. Als er der Familie in Longbourn den Ölzweig anbot, hatte er das im Sinne gehabt; denn er beabsichtigte, eine seiner Cousinen zur Frau zu nehmen, wenn er sie so liebenswert und hübsch finden sollte, wie sie ihm allgemein geschildert worden waren. Das war es auch, was er mit der Entschädigung für sein Erbe und einer Wiedergutmachung meinte, und seiner Ansicht nach war der Plan ganz vorzüglich, nicht nur passend und angemessen, sondern überdies höchst edelmütig und selbstlos.
So gut sein Plan ihm schon von vornherein erschienen war, beim Anblick seiner schönen Cousinen fand er ihn geradezu unübertrefflich. Janes liebliches Gesicht bekräftigte ihn in seinem Edelmut und enthob ihn zudem noch der Schwierigkeit, seiner Überzeugung von den Vorrechten der Ältesten zuwiderhandeln zu müssen. Jane war die feste Wahl seines ersten Abends auf Longbourn, und daran sollte sich für alle Zeiten nichts mehr ändern. Wider Erwarten musste er sich indessen bereits am nächsten Morgen zu einer Änderung bequemen: ein viertelstündiges Gespräch unter vier Augen mit Mrs. Bennet, das seinen natürlichen Gang von den Vorzügen seines bescheidenen Heims bis zur mehr oder weniger offenen Erklärung seiner Hoffnungen auf eine aus Longbourn stammende Hausfrau nahm, gipfelte unter billigendem Kopfnicken und ermunterndem Lächeln in einer Warnung vor eben der Jane seiner Wahl. Was ihre jüngeren Töchter beträfe – so könne sie natürlich noch nicht ja oder nein sagen – doch beständen ihres Wissens da keine Bindungen; – ihre älteste Tochter aber – das wolle sie ihm lieber gleich anvertrauen – sie empfinde es als ihre Pflicht, es ihm wenigstens anzudeuten – werde sich voraussichtlich schon binnen kurzem verloben!
Es blieb Mr. Collins daher nichts weiter übrig, als Jane zu vergessen und durch Elisabeth zu ersetzen. Das war denn auch schnell getan – Mr. Collins brauchte dazu weniger Zeit, als Mrs. Bennet gebrauchte, um ein neues Scheit in das Feuer zu legen. Elisabeth kam dem Alter und Äußeren nach an zweiter Stelle; Mr. Collins wurde also die nächstfolgende Wahl nicht schwer.
Das Gespräch war so recht nach Mrs. Bennets Herzen gewesen; sie wiegte sich jetzt in der Hoffnung, in Bälde zwei verheiratete Töchter zu haben. Und der Mann, von dem sie tags zuvor nichts hatte hören wollen, war jetzt hoch in ihrer Achtung gestiegen.
Lydias Spaziergang nach Meryton wurde zu einem Spaziergang aller Schwestern außer Mary. Auch Mr. Collins folgte der überaus liebenswürdigen Aufforderung Mr. Bennets, der seine Bibliothek endlich wieder für sich allein haben wollte, und schloss sich seinen Cousinen an. Seit dem Frühstück hatte Mr. Bennet es sich gefallen lassen müssen, von seinem Vetter, der zum Schein den umfangreichsten Band aus der ganzen Sammlung vor sich hatte, endlose Beschreibungen seines Hauses und Gartens anzuhören. Mr. Bennets Gleichmut war bedenklich ins Wanken geraten: er war es gewohnt, in seiner Bibliothek ungestört und in Ruhe zu arbeiten und zu lesen; er wolle es gern auf sich nehmen, wie er einmal zu Elisabeth sagte, in jedem anderen Zimmer seines Hauses ausschließlich Dummheit und Einbildung anzutreffen, aber seine Bibliothek wolle er davon frei wissen. Seine höfliche Aufforderung an seinen Vetter entsprang also einem übervollen Herzen, das sich endlich Luft machen konnte. Und Mr. Collins, der seinerseits weit mehr ein Spaziergänger als ein Bücherfreund war, verschob seine weiteren Studien auf einen späteren Zeitpunkt, schloss sein gewichtiges Buch und folgte seinen Cousinen auf die Landstraße.
Mit hochtrabend klingenden Nichtigkeiten von seiner Seite und einsilbigen Entgegnungen ihrerseits verging die Zeit, bis sie in Meryton anlangten. Nun konnte nicht einmal das Gebot der Höflichkeit die jüngeren Schwestern länger zwingen, ihm zuzuhören. Ihre Augen wanderten hierhin und dorthin, in der Hoffnung, einen roten Offiziersrock zu entdecken.
Sie waren die Hauptstraße noch nicht weit entlanggegangen, als der Anblick eines unbekannten Herrn, der an der Seite eines Offiziers ging, die Neugierde aller Schwestern erregte. Der Offizier war eben jener Mr. Denny, nach dessen Verbleib Lydia sich hatte erkundigen wollen, und er verbeugte sich höflich, als er ihrer ansichtig wurde. Aber alle Aufmerksamkeit hatte sich dem Fremden zugewandt; alle hätten gar zu gern gewusst, wer er wohl sein könne. Fest entschlossen, wenn möglich nicht zu lange in Ungewissheit zu bleiben, kreuzten Lydia und Kitty, gefolgt von den anderen, die Straße und trafen am gegenüberliegenden Bürgersteig zu ihrer großen Freude in demselben Augenblick ein wie die beiden Herren, die den Weg wieder zurückgegangen waren. Mr. Denny begrüßte sie und bat um die Erlaubnis, seinen Freund, Mr. Wickham, vorstellen zu dürfen, der am Tage zuvor mit ihm von London eingetroffen sei, um, wie er sich freue ihnen mitteilen zu können, in sein Regiment einzutreten.
Das hätte auch gar nicht anders sein dürfen: eine Uniform war nämlich genau das, was dem jungen Mann noch fehlte, um ihn vollkommen zu machen. Aussehen, Haltung und Manieren schienen sonst tadellos zu sein. Er knüpfte sogleich mit größter Selbstverständlichkeit ein Gespräch an, ohne jedoch den Eindruck zu erwecken, sich vordrängen zu wollen. Und so stand die ganze Gesellschaft in lebhaftester Unterhaltung beieinander, als Pferdegetrappel laut wurde und Darcy und Bingley aus einer Seitenstraße auftauchten. Als sie die