Stolz und Vorurteil. Джейн Остин
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»Ich hatte gar nicht vor, mit meiner Erklärung hinter dem Berg zu halten«, sagte er, sobald sie ihn zu Wort kommen ließ. »Entweder Sie haben sich diese Art, den Abend zu verbringen, ausgesucht, weil Sie als Freundinnen persönliche Dinge zu besprechen wünschen; oder weil Sie wissen, dass Ihre Figuren beim Gehen am besten zur Geltung kommen. Im ersten Fall wäre ich Ihnen ganz und gar im Wege; im zweiten kann ich Sie hier vom Feuer aus viel besser sehen und bewundern.«
»Also, das ist wirklich scheußlich von Ihnen!« rief Caroline aus. »Wie können Sie nur so etwas von uns behaupten! Wie wollen wir ihn jetzt bestrafen?«
»Nichts einfacher als das, wenn Sie es wirklich wollen«, sagte Elisabeth. »Sie sind doch so viel zusammen, und Sie müssen doch wissen, wie man ihn am besten ärgern kann.«
»Aber nein, ich weiß es durchaus nicht. Das hat mich unsere Freundschaft noch nicht gelehrt. Wie sollte man auch eine so gleichmäßige Laune, einen so schlagfertigen Geist necken können! Nein, darin ist er uns wohl überlegen. Und lachen – wir wollen uns lieber nicht lächerlich machen, indem wir ohne Grund lachen. Darcy hätte dann wohl alle Ursache, uns wirklich für töricht zu halten.«
»Über Mr. Darcy soll man nicht lachen können?« rief Elisabeth. »Dann wäre er fürwahr ein seltener Mensch, und ich hoffe, er bleibt so selten, denn ich wüsste mit solchen Bekannten nicht viel anzufangen. Dazu lache ich viel zu gern!«
»Miss Bingley«, sagte Darcy, »hat mich einer Eigenschaft gerühmt, die unmenschlich wäre. Der beste und weiseste Mensch oder vielmehr die beste und weiseste Handlung kann ins Lächerliche verdreht werden, wenn man unbedingt über alles im Leben lachen muss.«
»Allerdings«, erwiderte Elisabeth, »solche Menschen gibt es auch, und ich hoffe sehr, nicht zu ihnen zu gehören. Was weise und gut ist, berührt mich durchaus nicht als komisch. Aber jede Torheit und jeder Unsinn, Launen und kleine Eitelkeiten, das alles amüsiert mich sehr, muss ich gestehen, und darüber lache ich, wo es mir begegnet. Und gerade das alles, nehme ich an, sind Eigenschaften, die Ihnen fehlen.«
»Ganz so vollkommen kann nicht einmal ich sein. Aber ich bin mein Leben lang bestrebt gewesen, alle Schwächen zu vermeiden, die einen der Lächerlichkeit preisgeben können.«
»Eitelkeit und Stolz, zum Beispiel.«
»Ja, Eitelkeit ist eine Schwäche. Aber Stolz – bei einem überlegenen Geist wird Stolz sich immer in Grenzen halten.«
Elisabeth wandte sich ab, um ein Lächeln zu verbergen.
»Damit dürfte Ihre Prüfung Mr. Darcys zu Ende sein«, sagte Caroline. »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen, wenn ich fragen darf?«
»Es ist mir vollständig klar geworden, dass Mr. Darcy fehlerfrei ist. Er gibt es ja selbst ganz offen zu.«
»Sie irren«, sagte Darcy, »ein solcher Anspruch liegt mir ganz fern. Ich habe Fehler genug, aber nicht den, so hoffe ich wenigstens, ohne Einsicht und Verstand zu sein. Für meine Gutmütigkeit möchte ich allerdings nicht die Hand ins Feuer legen. Ich bin sicherlich zu wenig nachsichtig oder doch nicht nachsichtig genug, um nach jedermanns Geschmack zu sein. Ich kann Dummheit und Niedertracht anderer Leute nicht so leicht übersehen, wie ich es vielleicht sollte, und auch ein schlechtes Betragen mir gegenüber nicht. Und schließlich, glaube ich, muss ich mich selbst als empfindlich und nachtragend bezeichnen; ist meine gute Meinung von jemandem dahin, dann gleich für immer.«
»Gut, das ist wirklich ein Fehler!« meinte Elisabeth. »Nachtragend zu sein, ist zweifellos eine hässliche Eigenschaft. Aber Sie haben sich Ihren Fehler gut ausgesucht; über so etwas kann man sich nicht lustig machen. Von mir haben Sie also nichts mehr zu fürchten.«
»Meiner Ansicht nach hat jeder Charakter einen Geburtsfehler, irgendeinen schlechten Trieb, der sich durch keine noch so gute Erziehung ausmerzen lässt.«
»Und Ihr Geburtsfehler ist der, an jedem Menschen zu viel auszusetzen.«
»Und der Ihre ist«, erwiderte er lächelnd, »absichtlich alles misszuverstehen.«
»Ach, machen wir doch ein wenig Musik«, rief Caroline ungeduldig aus, gelangweilt von einem Gespräch, an dem sie keinen Anteil nehmen konnte. »Louisa, du hast doch nichts dagegen, dass ich deinen Mann in seinem Schläfchen ein wenig störe?«
Ihre Schwester hatte nicht das Geringste dagegen, und das Klavier wurde wieder aufgemacht. Darcy war eigentlich froh darüber, wenn er es sich recht überlegte; er spürte die Gefahr, die darin lag, wenn er sich zu viel mit Elisabeth beschäftigte.
12. KAPITEL
Am nächsten Morgen schrieb Elisabeth an ihre Mutter, dass Jane sich wieder wohlauf fühle, und ob sie den Wagen bekommen könnten. Aber Mrs. Bennet hatte mit der Rückkehr ihrer Töchter erst für den kommenden Dienstag gerechnet und war keineswegs gewillt, diesen Plan ohne weiteres einem früheren Zeitpunkt zu opfern. Ihre Antwort kam daher Elisabeths Wunsch, möglichst bald nach Hause zurückzukehren, durchaus nicht entgegen: sie schrieb, der Wagen stehe unter keinen Umständen vor dem nächsten Dienstag zur Verfügung, und fügte in einer Nachschrift hinzu, sie könne ihre beiden Töchter gut und gern noch länger entbehren, falls Mr. Bingley und seine Schwestern auf eine Verlängerung des Besuches drängen sollten. – Nun, länger zu bleiben kam natürlich nicht in Frage, und Elisabeth wagte auch zu bezweifeln, dass man sie dazu auffordern würde; im Gegenteil, sie fürchtete, man könne ihnen vorwerfen, sie nähmen die Gastfreundschaft auf Netherfield unnötig lange in Anspruch. Sie schlug daher Jane vor, Mr. Bingley um seinen Wagen zu bitten, und schließlich einigten sie sich, dass sie noch am selben Vormittag abfahren wollten.
Diese Mitteilung traf auf viele ernstlich besorgte Proteste. Jane gab deshalb der wiederholten Aufforderung, wenigstens noch bis zum folgenden Morgen zu bleiben, nach; die Heimfahrt wurde also um einen Tag verschoben.
Caroline warf sich zwar selbst augenblicklich die Dummheit vor, den Verzug verschuldet zu haben; denn ihre Eifersucht und Abneigung gegen die eine Schwester Bennet wogen weit schwerer als ihre Zuneigung zu der anderen. Der Herr des Hauses dagegen war aufrichtig