Stolz und Vorurteil. Джейн Остин
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Читать онлайн книгу Stolz und Vorurteil - Джейн Остин страница 16
»Gerade so habe ich Sie eingeschätzt«, sagte Elisabeth.
»Sie fangen schon an, mich zu durchschauen?« fragte er sie lächelnd.
»Oh ja – ich glaube, Sie vollkommen zu kennen.«
»Ich würde das ja gern als ein Kompliment auffassen. Aber es ist doch ziemlich erbärmlich, sich so leicht durchschauen zu lassen.«
»Wie man’s nimmt; es ist, finde ich, gar nicht gesagt, dass ein schwieriger Charakter besser oder schlechter sein muss als der Ihre.«
»Lizzy!« rief Mrs. Bennet ermahnend, »vergiss nicht, wo du dich befindest, und lass dich hier nicht so hemmungslos gehen, wie man es dir zu Hause bedauerlicherweise erlaubt.«
»Ich wusste gar nicht«, fiel Bingley sogleich ein, »dass Sie Charaktere zu lesen verstehen. Es muss eine recht amüsante Beschäftigung sein.«
»Ja, und am amüsantesten sind die schwierigen Fälle. Den einen Vorteil haben sie.«
»Auf dem Lande«, mischte sich jetzt Darcy in die Unterhaltung, »werden Sie wohl schwerlich sehr viel Gelegenheit erhalten, Ihre Studien zu treiben. Die Gesellschaft hier ist doch recht gleichförmig und eng begrenzt.«
»Aber alle Menschen ändern sich so sehr in sich selbst, dass man ständig Neues an ihnen entdecken kann.«
»Allerdings!« rief Mrs. Bennet, die sich durch die Art, wie er über die ländliche Gesellschaft gesprochen hatte, persönlich gekränkt fühlte. »Allerdings! Sie können mir glauben, das kann man hier auf dem Lande genau so erleben wie in der Stadt.«
Niemand war auf einen solchen Ausbruch gefasst gewesen, und Darcy wandte sich schweigend ab. Mrs. Bennet nutzte den vermeintlichen Sieg über ihn zu einem weiteren Triumph aus.
»Ich weiß überhaupt nicht, worin der vielgerühmte Vorzug Londons bestehen soll; etwa in den paar Geschäften und Vergnügungsstätten? Das Leben auf dem Lande ist doch unvergleichlich viel angenehmer als das in der Stadt; finden Sie nicht auch, Mr. Bingley?«
»Wenn ich mich auf dem Lande befinde«, entgegnete er, »möchte ich es nie wieder verlassen; doch wenn ich in der Stadt bin, geht es mir auch nicht viel anders. Beides hat seine Vorteile, und ich fühle mich hier wie dort zu Hause.«
»Sie haben eben die richtige Einstellung. Aber der Herr dort«, und sie blickte zu Darcy hinüber, »schien das Leben auf dem Lande für gar nichts zu erachten.«
»Du irrst dich, Mutter«, sagte Elisabeth, die anfing, sich für ihre Mutter zu schämen. »Du hast Mr. Darcy ganz falsch verstanden. Er wollte nur sagen, dass man auf dem Lande nicht so viele und so verschiedene Menschen antrifft wie in der Stadt; und darin musst du ihm doch recht geben.«
»Gewiss, Liebling, das hat auch niemand behauptet. Aber was die Anzahl betrifft – ich glaube nicht, dass es irgendwo sonst einen so großen geselligen Kreis gibt wie gerade hier bei uns. Wir zum Beispiel verkehren in mindestens zwei Dutzend Familien!«
Nur aus Rücksicht auf Elisabeth gelang es Bingley, seinen Ernst hierbei zu wahren. Seine Schwester war weniger feinfühlend und richtete ihren Blick mit einem vielsagenden Lächeln auf Darcy. In der Hoffnung, ihre Mutter auf andere Gedanken zu bringen, fragte Elisabeth, ob Charlotte Lucas seit ihrer Abwesenheit einmal dagewesen wäre.
»Ja, sie besuchte uns gestern mit ihrem Vater. Ein ungewöhnlich netter Mensch, dieser Sir William! Finden Sie das nicht auch, Mr. Bingley? So ganz der Mann von Welt: vornehm und ungezwungen; immer weiß er jedem etwas Nettes zu sagen. Das verstehe ich unter Wohlerzogenheit; und die Leute, die sich so wichtig vorkommen, dass sie nicht einmal ihren Mund aufmachen können, die verkennen völlig, dass sie auf falschem Wege sind.«
»Blieb Charlotte zum Essen?«
»Nein, sie wollte durchaus nach Hause. Ich nehme an, man brauchte sie in der Küche. Bei mir, Mr. Bingley, müssen das die Dienstboten tun. Meine Töchter sind anders erzogen worden. Aber jeder nach seinem Geschmack, und die Lucas-Töchter sind wirklich sehr liebe Mädchen. Zu schade, dass sie nicht hübsch sind! Nicht, dass ich Charlotte nichtssagend finde – aber sie ist ja auch unsere liebste Freundin!«
»Sie schien mir eine sehr nette junge Dame zu sein«, sagte Bingley.
»Oh ja, gewiss; aber Sie müssen zugeben, sie sieht unbedeutend aus. Lady Lucas sagt es selbst oft genug und beneidet mich um Janes gutes Äußere. Ich möchte nicht in den Fehler verfallen, meine eigenen Kinder herausstreichen zu wollen, aber ein so hübsches Mädchen wie Jane findet man nicht häufig. Ich wiederhole nur, was alle sagen; meinem eigenen Urteil würde ich natürlich nicht vertrauen. Als sie erst fünfzehn Jahre alt war, verliebte sich ein Bekannter meines Bruders in London so sehr in sie, dass meine Schwägerin täglich einen Antrag erwartete. Doch bis wir abreisten, wurde nichts daraus. Vielleicht fand er sie zu jung. Immerhin, er schrieb ein paar Gedichte über sie, und die waren gar nicht schlecht!«
»Und damit endete seine Liebe«, unterbrach Elisabeth ungeduldig. »Wahrscheinlich nicht die erste, über die ein Gedicht hinweggeholfen hat. Wer hat wohl zuerst die Entdeckung gemacht, dass Poesie gegen Liebe hilft?«
»Ich hatte bisher angenommen, dass Poesie die Nahrung der Liebe sei«, meinte Darcy.
»Wenn die Liebe kräftig und gesund ist, vielleicht. Was gesund ist, kann auf jedem Boden gedeihen. Ist aber die Liebe lediglich eine schwächliche, kränkelnde Art Zuneigung, dann bedarf es bloß eines schönes Sonetts, um sie enden zu lassen.«
Darcy lächelte nur; und Elisabeth fürchtete, ihre Mutter möchte sich in der Pause, die folgte, von Neuem eine Blöße geben. Sie überlegte krampfhaft, was sie noch sagen könnte, aber ihr wollte gar nichts einfallen; und bald setzte Mrs. Bennet auch wieder mit erneuten Dankesbezeugungen ein, denen sie dieses Mal auch noch eine Entschuldigung für die Mühe anfügte, die außerdem noch Lizzy mache. Bingley antwortete ihr freundlich und höflich wie immer und zwang seine Schwester, ebenfalls höflich zu sein. Das fiel Caroline sehr schwer, und sie gab sich