Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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Bill nen­nen sie ihn. Er ist ein großer Jun­ge, aber mäch­tig zäh. Er ist Be­rufs­bo­xer, und alle Mä­del lau­fen ihm nach. Ich habe Angst vor ihm. Ein gu­tes Mund­werk hat er nicht, er ist un­ge­fähr wie der große Bär, den wir vor­hin sa­hen, Brr–rf! Brr–rf! – eben­so. Üb­ri­gens ist er ei­gent­lich kein rich­ti­ger Be­rufs­bo­xer, son­dern Kut­scher und Ge­werk­schafts­mit­glied. Fährt für Cor­ber­ly und Mor­ri­son. Manch­mal aber tritt er in Verei­nen auf. Er ist hit­zig, und ob er einen Mann zu Bo­den schlägt oder isst, kommt auf ei­nes her­aus. Ich glau­be nicht, dass er dir ge­fal­len wird, aber er tanzt groß­ar­tig. Schwer, weißt du. Er glei­tet und schrei­tet nur über den Bo­den. Du musst se­hen, dass du mit ihm tanzt. Und er ist kein Kni­cker. Aber hit­zig, – oha!«

      Und die Un­ter­hal­tung ging ih­ren Gang. Es war je­doch meis­tens Mary, die sprach, und sie kam im­mer wie­der auf Bert Wan­ho­pe zu­rück.

      »Ihr bei­de scheint ja sehr be­freun­det zu sein«, mein­te Sa­xon.

      »Ja, ich wür­de ihn mor­gen hei­ra­ten, wenn es sein soll­te«, fuhr es aus ihr her­aus. Dann sah sie plötz­lich ganz ver­lo­ren aus und wur­de blass, fast hart im Ge­sicht vor hilflo­ser Verzweif­lung. »Er hat mich nur noch nicht ge­fragt. Er ist – –« Sie zö­ger­te ein Weil­chen, dann brach die Lei­den­schaft aus ihr her­aus: »Nimm dich vor ihm in acht, Sa­xon, wenn er sich je an dich her­an­ma­cht. Er ist ein dre­cki­ger Kerl. Aber ei­ner­lei, ich wür­de ihn lie­ber heut als mor­gen hei­ra­ten. An­ders kriegt er mich nie.« Sie öff­ne­te den Mund, um et­was zu sa­gen, seufz­te aber statt­des­sen tief. »Es ist eine ko­mi­sche Welt, in der wir le­ben, nicht wahr? Zum Tot­la­chen. Und alle Ster­ne sind auch Wel­ten. Ich möch­te wis­sen, wo Gott sich ver­birgt. Bert Wan­ho­pe sagt, es gebe gar kei­nen Gott. Aber er ist schreck­lich – sagt die schreck­lichs­ten Din­ge. Ich glau­be an Gott. Du nicht auch? Wo, glaubst du, ist Gott, Sa­xon?«

      Sa­xon zuck­te die Ach­seln und lach­te.

      Die Töne ei­ner Tanz­me­lo­die er­klan­gen jetzt vom Tanz­bo­den, und die bei­den jun­gen Mäd­chen spran­gen auf.

      »Wir kön­nen gut ein paar Run­den tan­zen, ehe wir es­sen«, schlug Mary vor. »Dann ist Nach­mit­tag, und dann kom­men die Män­ner. Die meis­ten von ih­nen sind Kni­cker, des­halb kom­men sie so spät, denn dann brau­chen sie den Mä­dels kein Es­sen zu spen­die­ren. Aber Bert ist no­bel, und Bil­ly auch. Komm, mach schnell, Sa­xon.«

      Nur we­ni­ge Paa­re wa­ren auf dem Tanz­bo­den, als sie ka­men, und die zwei Mäd­chen tanz­ten den ers­ten Wal­zer mit­ein­an­der.

      »Da ist Bert«, flüs­ter­te Sa­xon, als sie zum zwei­ten Mal her­um­ka­men.

      »Tu, als sä­hest du sie nicht«, flüs­ter­te Mary zu­rück. »Lass uns nur wei­ter tan­zen. Sie dür­fen nicht glau­ben, dass wir ih­nen nach­lau­fen.«

      Aber Sa­xon merk­te gut, dass Ma­rys Wan­gen sich ge­rötet hat­ten, und dass sie has­ti­ger at­me­te.

      »Hast du den an­de­ren ge­se­hen?« frag­te Mary, wäh­rend sie in ei­nem lan­gen Glei­ten Sa­xon nach dem ent­ge­gen­ge­setz­ten Ende der Estra­de führ­te. »Das ist Bil­ly Ro­berts. Bert sag­te, dass er kom­men wür­de. Er soll für dich das Es­sen aus­ge­ben und Bert für mich. Es wird ein groß­ar­ti­ger Tag, du wirst se­hen. Gott, wenn doch die Mu­sik an­hal­ten möch­te, bis wir ans an­de­re Ende kom­men.«

      Und sie walz­ten wei­ter, auf der Jagd nach Ka­va­lie­ren und Mit­ta­ges­sen – zwei fri­sche jun­ge Ge­schöp­fe, die un­zwei­fel­haft gut tanz­ten, und die froh über­rascht wa­ren, als die Mu­sik sie in be­denk­li­cher Nähe vom Ziel ih­rer Wün­sche ans Land spül­te.

      Bert und Mary nann­ten sich beim Vor­na­men, aber Sa­xon sag­te »Herr Wan­ho­pe« zu Bert, ob­wohl er sie stets Sa­xon nann­te. Sie kann­ten sich alle bis auf Sa­xon und Bil­ly Ro­berts. Mary stell­te sie mit ner­vö­ser und nach­läs­si­ger Eile vor.

      »Herr Ro­berts – Fräu­lein Brown. Sie ist mei­ne bes­te Freun­din. Ihr Vor­na­me ist Sa­xon. Ist das nicht ein wahn­sin­nig ko­mi­scher Name?«

      »Ich fin­de, dass er gut klingt«, ant­wor­te­te Bil­ly, nahm den Hut ab und streck­te die Hand aus. »Gu­ten Tag, Fräu­lein Brown.«

      Als ihre Hän­de sich tra­fen und Sa­xon fühl­te, dass er har­te Haut an den Hän­den hat­te wie alle Kut­scher, er­fass­te sie mit ei­nem ein­zi­gen schnel­len Blick eine Men­ge an­de­rer Din­ge. Al­les, was er be­merk­te, wa­ren ihre Au­gen, und er hat­te eine schwa­che Vor­stel­lung da­von, dass sie blau wa­ren. Erst spä­ter am Tage kon­sta­tier­te er, dass sie grau wa­ren. Sie hin­ge­gen sah gleich sei­ne Au­gen, wie sie wa­ren, tief­blau, groß und schön mit ei­nem ei­ge­nen ver­dros­se­nen kna­ben­haf­ten Blick. Sie fand, dass sie ehr­lich aus­sa­hen, und sie ge­fie­len ihr gut, wie ihr auch sei­ne Hand so­wie die Berüh­rung die­ser Hand ge­fiel. Eben­falls hat­te sie, wenn auch nur ganz flüch­tig, Zeit ge­habt, die kur­ze ge­ra­de Nase, die hel­le Ge­sichts­far­be und die fes­te, kur­ze Ober­lip­pe zu be­mer­ken, ehe ihr schnel­ler Blick mit Wohl­ge­fal­len auf dem gut­ge­form­ten Mund mit den rei­nen Li­ni­en und den ro­ten lä­cheln­den Lip­pen ruh­te, die die be­nei­dens­wert wei­ßen Zäh­ne ent­blö­ßten. Ein Jun­ge, ein großer star­ker Jun­ge von Mann, dach­te sie, und wäh­rend sie sich zu­lä­chel­ten und ihre Hän­de sich lös­ten, fand sie noch Zeit, sein Haar zu be­mer­ken: kur­z­es, lo­cki­ges, sehr hel­les Haar, fast wie mat­tes Gold, so schi­en ihr, aber doch zu hell, um wirk­lich Gold zu glei­chen.

      Die Au­gen hat­ten dunkle Wim­pern und wa­ren ver­schlei­ert und vol­ler Tem­pe­ra­ment – es war kein ver­wun­dert star­ren­der Kin­der­blick –, und der aus glat­tem brau­nen Stoff be­ste­hen­de An­zug war nach Maß an­ge­fer­tigt. Sa­xon schätz­te so­fort den gan­zen An­zug ein und be­wer­te­te ihn im ge­hei­men auf min­des­tens fünf­zig Dol­lar. Auch von der Un­ge­schick­lich­keit des skan­di­na­vi­schen Ein­wan­de­rers war nichts an ihm zu be­mer­ken. Im Ge­gen­teil, er war ei­ner der we­ni­gen Glück­li­chen, de­ren Mus­keln durch die schön­heits­ver­las­se­ne Klei­dung der Zi­vi­li­sa­ti­on hin­durch Schön­heit aus­strah­len. Jede sei­ner Be­we­gun­gen war ge­schmei­dig, be­son­nen und wohl­be­rech­net. Aber das sah sie nicht und mach­te sie sich nicht klar. Was sie sah, war nur ein gut ge­klei­de­ter Mann mit Schön­heit in Hal­tung und Be­we­gung. Die be­herrsch­te Ruhe, die über sei­nem gan­zen Auf­tre­ten lag, die­ses Spiel von Mus­keln war et­was, das sie eher fühl­te als sah, und eben­so fühl­te sie, dass hier war, wo­nach sie sich ge­sehnt hat­te: eine Be­frei­ung und Ruhe, dop­pelt an­ge­nehm und will­kom­men für je­mand, der sechs Tage lang von mor­gens bis abends Fein­wä­sche ge­plät­tet hat­te. Wie die Berüh­rung sei­ner Hand ihr an­ge­nehm ge­we­sen war, so fühl­te sie ein, wenn auch un­kla­res Be­ha­gen bei al­lem an ihm, Kör­per und See­le.

      Als er ihre Ball­kar­te nahm und mit ihr zu spa­ßen be­gann, wie jun­ge Leu­te zu tun pfle­gen, stell­te sie fest, wie plötz­lich die­ses Ge­fal­len an ihm ge­kom­men war. Noch nie hat­te ein Mann einen sol­chen Ein­druck auf sie ge­macht. Sie konn­te es nicht las­sen, sich zu fra­gen: Ist dies der Mann?

      Er tanz­te

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