Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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er. Als er sie dann aber von oben bis un­ten ge­mus­tert hat­te, war er wie­der ent­täuscht. »Kann nicht sein. Muss mich ir­ren. In dem Stall da ha­ben Sie nie ge­wohnt.«

      Fro­na nick­te hef­tig mit dem Kopf.

      »Dann bist du’s also doch? Die klei­ne, blon­de Hexe, im­mer bar­fuß und mit blo­ßen Bei­nen? Die ich im­mer hab’ käm­men müs­sen?«

      »Ja, ja!«

      »Der klei­ne Sa­tan, der mit dem Hun­de­ge­spann durch­ge­brannt ist und mit­ten im Win­ter über den Pass woll­te, weil ihr der alte Matt er­zählt hat­te, dort drü­ben höre die Welt auf?«

      »Matt, lie­ber al­ter Matt! Und weißt du noch, wie ich mit den Mäd­chen aus dem In­dia­ner­la­ger schwim­men ge­gan­gen bin?«

      »Und ich dich gra­de noch an den Wu­scheln ge­kriegt hab’, wie du schon am Er­sau­fen warst!«

      »Und wie du da­bei einen von dei­nen neu­en Gum­mi­schu­hen ver­lo­ren hast?«

      »Na, ob ich das noch weiß! Gra­de erst bei dei­nem Va­ter ge­kauft, da im La­den, für zehn Dol­lar, Gott er­bar­me sich mei­ner.«

      »Und dann bist du fort­ge­zo­gen … über den Pass ins Land hin­ein … und hast nichts mehr von dir hö­ren las­sen. Alle Welt hat ge­glaubt, du wärst tot.«

      »Was du al­les noch weißt! Und warst doch so ein win­zi­ges Frau­en­zim­mer.«

      »Acht Jah­re alt war ich.«

      »Lass mich mal nach­rech­nen, Mä­del. Zwölf Jah­re war ich drin­nen im Land, heut’ zum ers­ten Mal wie­der an der Küs­te. Dann hast du jetzt also dei­ne zwan­zig auf dem Bu­ckel?«

      »Und bin fast eben­so groß wie du, al­ter Matt!«

      »Ein aus­ge­wach­se­nes, großes Mä­del und gar nicht so übel. So’n biss­chen mehr Fleisch könn­test du gern auf den Kno­chen ha­ben.«

      »Mit zwan­zig braucht man kein Fett. Füh­le lie­ber hier!«

      Sie streck­te ihm den ge­beug­ten Arm hin und zeig­te ihre Mus­keln.

      »Don­ner­wet­ter!« Er griff tüch­tig zu. »Als ob du fürs täg­li­che Brot ge­schafft hät­test.«

      »Das nicht, aber Keu­len­schwin­gen, Bo­xen, Fech­ten! Au­ßer­dem Schwim­men, zwan­zig Klimm­zü­ge hin­ter­ein­an­der! Und dann kann ich noch auf den Hän­den lau­fen!«

      »Dann hast du dei­ne Zeit nicht schlecht an­ge­wen­det. Hier ha­ben die­se Kaf­fern er­zählt, du wärst fort­ge­reist, um da drü­ben Bü­cher zu büf­feln.«

      »Das ist heu­te nicht mehr ganz so, Matt. Sie pfrop­fen ei­nem den Kopf nicht mehr so voll, dass die Bei­ne zu dünn wer­den, um ihn zu tra­gen. Aber du, was machst du, Matt? Was hast du in die­sen zwölf Jah­ren al­les ge­trie­ben?«

      »Also schau mich an, Mä­del. Wie ich vor dir ste­he, bin ich Herr Matt­hew McCar­thy, Kö­nig Matt der Ers­te aus der El­do­ra­do-Dy­nas­tie. Mein Be­sitz ist un­be­grenzt, und ich hab’ mehr Gold­staub ge­macht, als ich je ge­träumt hät­te. Jetzt hab’ ich ge­nug, jetzt möcht’ ich wie­der mal einen an­stän­di­gen Whis­ky gra­ben. Ei­nen von der rich­ti­gen Sor­te, ehe ich st­er­be. Dazu fah­re ich rü­ber in die Staa­ten, denn hier her­aus kommt im­mer nur das ge­pansch­te Zeug. Au­ßer­dem will ich mich nach mei­nen Vor­fah­ren um­se­hen. Ich glau­be be­stimmt, dass ich wel­che habe. Wenn du im üb­ri­gen ein paar Pfund Gold­staub nö­tig hast, kannst du’s mir ja sa­gen.«

      »Den hol’ ich mir selbst, wenn ich wel­chen brau­che.«

      Der Ir­län­der Matt bahn­te sich jetzt sei­nen Weg durch die Men­ge der Chechaquos, die ehr­fürch­tig vor ihm zur Sei­te wi­chen, und in sei­nem Fahr­was­ser se­gel­te die leich­te, klei­ne Fro­na. In den Au­gen all die­ser Leu­te wa­ren sie bei­de eine Art Göt­ter des Nor­dens.

      »Der El­do­ra­do-Kö­nig Matt McCar­thy und eine rich­ti­ge Wel­se, wirk­lich und wahr­haf­tig, eine Toch­ter von Ja­cob Wel­se!«

      *

      Sie trat aus dem glit­zern­den Bir­ken­wald her­aus und flog leicht über die be­tau­te Wie­se da­hin, wäh­rend die ers­ten Son­nen­strah­len auf ih­rem flat­tern­den Haar flamm­ten. Die Erde strotz­te von Feuch­tig­keit und quoll un­ter ih­ren Fü­ßen, und die nas­sen Pflan­zen schlu­gen ihr ge­gen die Knie, dass flüs­si­ge Dia­man­ten leuch­tend sprüh­ten. Die Mor­gen­rö­te färb­te ihre Wan­gen und fun­kel­te in ih­ren Au­gen, und sie glüh­te von Ju­gend und Lie­be. Denn da sie kei­ne Mut­ter ge­habt, war sie am Bu­sen der Na­tur auf­ge­wach­sen, und sie lieb­te die al­ten Bäu­me und die Sch­ling­pflan­zen lei­den­schaft­lich. Das un­deut­li­che Ge­mur­mel er­freu­te ihr Ohr, und der feuch­te Bro­dem der Erde stieg ihr süß in die Nase.

      Dort, wo der obe­re Teil der Wie­se in ei­nem dunklen, en­gen Wald­weg ver­schwand, fand sie zwi­schen langs­ten­ge­li­gem Lö­wen­zahn und leuch­ten­den But­ter­blu­men ein Bü­schel Alas­ka-Veil­chen. Sie warf sich der Län­ge nach zu Bo­den, be­grub ihr Ant­litz in der duf­ten­den Küh­le und press­te die pur­pur­ne Pracht an sich. Sie schäm­te sich nicht. Sie war zu den kom­pli­zier­ten Le­bens­be­din­gun­gen der großen Welt, zu ih­rem Schmutz und zu ih­rer ver­derb­li­chen Hit­ze ge­wan­dert und war ein­fach, rein und ge­sund wie­der­ge­kehrt. Und sie freu­te sich des­sen, wie sie jetzt dalag und zu­rück­g­litt zu den al­ten Ta­gen, als die Welt mit dem Ho­ri­zont be­gon­nen und ge­en­det hat­te und sie über den Pass ge­reist war, um den Ab­grund zu schau­en.

      Fro­nas Kind­heit war un­ter sehr har­ten Be­din­gun­gen ver­lau­fen. Es hat­te nur we­ni­ge, aber stren­ge Bin­dun­gen für sie ge­ge­ben, die sie spä­ter den »Brot- und Bett­glau­ben« nann­te. Das war, so­viel ihr be­kannt war, auch der Glau­be ih­res Va­ters ge­we­sen, von dem sie im üb­ri­gen wuss­te, dass sein Name un­ter den Män­nern einen gu­ten Klang hat­te. Es war der Glau­be, mit dem star­ke, rei­ne Män­ner je­der Ge­fahr trotz­ten oder in den Tod gin­gen, der Glau­be Ja­cob Wel­ses und Matt McCar­thys, der In­dia­ner­jun­gen, mit de­nen sie ge­spielt hat­te, der In­dia­ner­mäd­chen, de­ren Feld­her­rin sie im Ama­zo­nen­krieg ge­we­sen, der Wolfs­hun­de so­gar, die sich in den Strän­gen müh­ten und Schlit­ten über den Schnee zo­gen. Das war ein ge­sun­der Glau­be, greif­bar und gut.

      Ein Rot­kehl­chen zirp­te aus dem Bir­ken­wald, ein Reb­huhn schwirr­te im Wal­de auf, ein Eich­hörn­chen schoss über ih­rem Kopf mit si­che­rem Sprung von ei­nem Baum zum an­de­ren. Der Tag be­gann. Vom Fluss her, den sie nicht sah, tön­ten die Rufe der Glücks­jä­ger, die sehr früh das La­ger ver­las­sen hat­ten und an­fin­gen, sich ih­ren schwe­ren Weg nach Nor­den zu er­kämp­fen.

      Als Fro­na Gras und Blu­men lan­ge ge­nug um­armt hat­te, stand sie auf und schlug den al­ten Weg nach dem La­ger des Dyea-Stam­mes ein. Sie be­geg­ne­te ei­nem Kna­ben, der bis auf die ge­flick­ten Ho­sen ein nack­ter Bron­ze­gott war. Er

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