Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Die beiden Frauen begannen allmählich Geschäfte miteinander zu machen. Als Mercedes Saxon die Kunst gelehrt hatte, sich auf der Ukulélé zu begleiten, was namentlich ein geschmeidiges Handgelenk erfordert, schlug sie ihr einen Tauschhandel vor. Die Zeit sei vorbei, dass sie sich etwas aus derlei Dummheiten mache, und sie bot Saxon das Instrument im Tausch gegen ein Morgenhäubchen an, das sie so bewunderte.
»Sie ist immerhin einige Dollar wert«, sagte Mercedes. »Sie hat mich selbst zwanzig gekostet, aber das ist natürlich einige Jahre her. Aber sie ist immer noch so viel wert wie ein Morgenhäubchen.«
»Aber geht das Morgenhäubchen nicht auch unter dem Begriff Dummheiten?« fragte Saxon, obgleich sie mit dem Tausch sehr zufrieden war.
»Es ist nicht für meine eigenen grauen Locken«, erklärte Mercedes offen. »Ich verkaufe es und bekomme Geld dafür. Viele von den Dingen, die ich verfertige, wenn die Gicht meine Finger nicht untauglich macht, verkaufe ich. La la, mein Kind, für Barrys fünfzig Dollar monatlich kann ich mir nicht alle teuren Gewohnheiten leisten. Den Rest verschaffe ich mir selber. Und alte Leute brauchen Geld für Dinge, von denen junge Menschen keine Ahnung haben.«
»Ich bin mit dem Tausch sehr einverstanden«, sagte Saxon, »und ich kann mir ja, wenn ich mir Geld für das Material gespart habe, ein neues Häubchen machen.«
»Machen Sie gleich mehrere«, riet Mercedes. »Ich verkaufe sie für Sie – natürlich gegen eine kleine Provision für meine Mühe. Ich kann Ihnen sechs Dollar für jedes geben. Wir können ja immer noch darüber reden. Für das, was Sie an dem Geschäft verdienen, können Sie sich Material für ihr eigenes verschaffen und noch etwas dazu.«
*
Vier große Ereignisse trafen im Laufe des Winters ein. Bert und Mary heirateten und mieteten ein Häuschen in der Nähe von Saxon und Billy. Billys Wochenlohn wurde wie alle anderen Fuhrmannslöhne in Oakland herabgesetzt. Billy begann einen Rasierapparat zu benutzen. Und endlich hatte Saxon sich als schlechte Prophetin erwiesen und Sarah als eine gute. Saxon wollte ihrer Sache erst ganz sicher sein, ehe sie es Billy erzählte. Anfangs, als es nur ein Verdacht war, hatte sie sich bei dem Gedanken an das Neue, Unbekannte nicht von einer gewissen Unruhe und Angst befreien können. Dann hatten sich wirtschaftliche Sorgen gemeldet, und sie dachte an die unumgängliche Folge: vermehrte Ausgaben. Als sie aber allmählich ihrer Sache ganz sicher wurde, spülte eine warme Freudenwoge alle Sorgen fort. Ihr und Billys Kind! Der Satz tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf, und jedes Mal gab es ihr vor Freude einen Stich im Herzen.
An dem Abend, als sie Billy die große Neuigkeit mitteilte, hielt er zurück, was er ihr von der Lohnherabsetzung hatte erzählen wollen, und war ebenso glücklich über das kleine Wesen, das bald kommen sollte.
»Was machen wir? Gehen wir zur Feier des Tages ins Theater?« fragte er, und seine Arme, die sie so hart gepresst hatten, lockerten sich so weit, dass sie antworten konnte. »Oder wollen wir zu Hause bleiben, nur du und ich und – und wir drei?«
»Lass uns zu Hause bleiben«, erklärte sie. »Du sollst mich nur festhalten und immer festhalten.«
Es lag Frost in der Luft, und Billy holte den großen Sessel und stellte ihn vor den Herd. Saxon kuschelte sich hinein, den Kopf an seiner Schulter, und er drückte ihre Wange an sein Haar.
»Wir haben doch nicht falsch gehandelt, dass wir uns heirateten, als wir uns erst eine Woche kannten«, sagte er nachdenklich. »Ja, weißt du, Saxon, wir sind beinahe verliebter ineinander als in der ersten Zeit – und jetzt – – lieber Gott, Saxon, es ist fast zu herrlich, um wahr zu sein. Der kleine Spitzbube! Ich möchte darauf wetten, dass es ein Junge wird! Und du kannst darauf schwören, dass ich ihn lehren will, seine Fäuste zu gebrauchen und sich durchzuschlagen. Und Schwimmen soll er auch lernen. Wenn er nicht schwimmen kann, ehe er sechs –«
»Aber wenn er nun ein Mädchen wird?«
»Sie muss ein Junge sein«, antwortete Billy.
Sie lachten beide, küssten sich und seufzten vor Zufriedenheit.
»Und jetzt werde ich das Geld festhalten«, erklärte er, als sie eine Weile in tiefe Gedanken versunken dagesessen hatten. »Keine Runde mehr für die Kameraden! Nein, jetzt halten wir uns an den Wasserwagen. Und der Tabak wird auch ein bisschen herabgesetzt. Hm, warum sollte ich mir nicht selbst meine Zigaretten drehen können? Das ist zehnmal billiger, als wenn man fertige kauft. Ich kann mir auch den Bart stehen lassen. Es ist eine Menge Geld, die der Barbier im Jahre aus einem herauszieht. Ja, für die Summe kann man sich direkt ein Kind halten.«
»Wenn Sie sich den Bart stehenlassen, Herr Roberts, lasse ich mich von Ihnen scheiden«, drohte Saxon. »Du bist so hübsch mit einem glattrasierten Gesicht. Ich liebe dein Gesicht zu sehr, als dass ich es mir verdecken lassen wollte. Oh, mein lieber, lieber Billy! Ich habe nie gewusst, was Glück ist, ehe wir heirateten.«
»Ich auch nicht.«
»Und so soll es bleiben, nicht wahr?«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, versicherte er.
Und Billy verschwieg ihr hartnäckig die Lohnherabsetzung. Erst zwei Wochen später, als sie in Kraft trat, und er ihr die verminderte Summe in den Schoß schüttete, erzählte er ihr den Zusammenhang. Am nächsten Tage kamen Bert und Mary, die jetzt schon einen Monat verheiratet waren, zum Mittagessen und sprachen davon. Bert war sehr pessimistisch und machte unheilverkündende Andeutungen von einem bevorstehenden Eisenbahnerstreik.
»Wenn ihr nur den Mund halten wolltet«, sagte Mary scharf, »so würde alles gut gehen. Aber die Gewerkschaftsagitatoren machen die Eisenbahner ganz wild. Es ist direkt, um Krämpfe zu kriegen – wie sie die Leute aufputschen. Wenn ich Chef wäre, würde ich allen, die sie anhörten, die Löhne herabsetzen.«
»Aber du bist doch selbst Mitglied der Plätterinnengewerkschaft«, sagte Saxon mit mildem Vorwurf.
»Ja, weil ich musste – wenn ich Arbeit haben wollte.«
»Aber sieh doch, Billy«, fuhr Bert fort. »Die Fuhrleute haben