Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Billy ergab sich stöhnend und seufzend auf Gnade und Ungnade und ließ sie tun, was sie wollte.
»So, jetzt ist es gut«, sagte sie, als sie fertig war. »Es ist kinderleicht. Und außerdem bedeutet es sechsundzwanzig Dollar jährlich. Dafür kann man ein Kinderbett und einen Kinderwagen und eine ganze Menge anderer Dinge bekommen. So, sitz noch ein bisschen still.«
Sie wusch und trocknete ihm den Hals und puderte ihn zuletzt mit Talkum.
»Jetzt bist du so fein und hübsch wie ein kleines Kind, mein süßer Billy.«
Die unerwartete Berührung ihrer Lippen, die sich in einem langen Kuss auf seinen Nacken pressten, ließ ihn sich wie in Schmerzen winden, aber wenn seine Gefühle auch sehr gemischt waren, so waren sie doch keineswegs direkt unangenehm.
Zwei Tage darauf ließ er sich wieder von Saxon beim Rasieren helfen, wenn er sich auch in der Zwischenzeit geschworen hatte, dass er nichts mehr mit der Höllenmaschine zu tun haben wollte. Diesmal ging es schon leichter.
»Das ist gar nicht so schlecht«, räumte er ein. »Ich komme der Geschichte auf die Spur. Es liegt alles am Regulieren. Man kann sich so fein rasieren, wie man will. Das kann ein Barbier nicht. Ab und zu schneidet er mich doch.«
Von jetzt an machte er eifrig Proselyten für den Rasierapparat. Er konnte Berts Besuch nicht abwarten, sondern schleppte den Apparat in sein Haus, um ihn ihm zu zeigen.
»Wir sind ein paar schöne Idioten gewesen, Bert, all die Jahre, die wir uns in den Barbierstuben allen möglichen Krankheiten ausgesetzt haben. Sieh mal her. Sieh, wie das geht. Weich wie Seide. Leicht wie gar nichts. Sechs Minuten nach der Uhr. Kannst du es besser? Wenn ich erst richtige Übung habe, mache ich es in drei. Man kann im Dunkeln damit arbeiten. Man kann sich einfach gar nicht schneiden, selbst wenn man es möchte. Und ich spare sechsundzwanzig Dollar im Jahr damit. Saxon hat es selbst ausgerechnet, und sie versteht sich darauf, sage ich dir.«
*
Die Handelsverbindung zwischen Saxon und Mercedes entwickelte sich immer mehr. Mercedes konnte offenbar jede feine Handarbeit verkaufen, die Saxon ihr lieferte, und Saxon war froh und glücklich über ihre Arbeit. Das Kind, das sie erwartete, und Billys herabgesetzter Lohn ließen sie mehr über die wirtschaftliche Grundlage ihrer Existenz nachdenken. Es wurde zu wenig Geld auf die Sparkasse gebracht, und sie fühlte Gewissensbisse, wenn sie daran dachte, wie viel sie für die kleinen Bedürfnisse des Hauses und ihrer Person opferte. Dazu war es das erstemal, dass sie das Geld eines anderen verbrauchte. Seit ihrer frühesten Jugend war sie gewohnt gewesen, nur ihr eigenes Geld zu verbrauchen, und jetzt hatte sie dank Mercedes wieder Geld zur Verfügung und konnte sich von ihrem Verdienst noch teurere und herrlichere Wäsche leisten.
Mercedes machte Vorschläge, und Saxon verfertigte die hübschen Dinge aus leichten Stoffen und Spitzen, zuweilen sogar mit gewissen Verbesserungen, die sie selbst erfand. Sie nähte feine Batisthemden mit ihren eigenen feinen Spitzen und französischer Stickerei auf Brust und Schultern; sie verfertigte handgenähte Kombinations, auch aus Batist, und Nachthemden, so leicht und fein wie Spinnweben, gestickt und mit Besatz aus irischen Spitzen. Auf Mercedes’ Vorschlag nähte sie ferner ein ganz entzückendes, sehr kompliziertes Morgenhäubchen, für das die alte Frau ihr zwölf Dollar bezahlte.
Sie war glücklich und arbeitete jeden Augenblick des Tages eifrig, und auch die Ausstattung des Kindes wurde nicht versäumt. Die einzigen Kleidungsstücke, die sie fertig kaufte, waren drei feine kleine Strickjacken. Alles andere verfertigte sie mit eigenen Händen – kleine Windeln versah sie mit Hexenstich, sie strickte ein Jäckchen und ein Häubchen und Fäustlinge, nähte Mützchen, glatte Prinzeßkleidchen von sehr vernünftiger Länge, Hemdchen mit winzigen Passen, mit Seide gestickte Flanellröcke; sie strickte Strümpfe und häkelte Schuhe, die sie bei der Arbeit ausgefüllt sah von den kleinen unruhigen, rosigen Zehen und den runden Schenkelchen, und verfertigte schließlich viele herrliche, weiche, viereckige Mullstücke. Etwas später lieferte sie ihr Meisterstück, ein Mäntelchen aus weißer Seide mit Stickerei. Wenn sie sich aber recht bedachte, wusste sie gut, dass die Liebe, die sie in alles einnähte, eher Billy gehörte als diesem verschwommenen, unfassbaren kleinen neuen Leben, das sich trotz all ihren Versuchen, es vor sich zu sehen, doch nie fassen lassen wollte.
»Hm«, sagte Billy, als er die ganze Garderobe des kleinen Geschöpfes untersucht hatte und auf die gestrickten Jäckchen zurückkam, »die sehen mehr als alles nach einem richtigen Jungen aus. Ich kann ihn schon in richtigem Männerzeug sehen.«
Saxon, deren Augen sich plötzlich mit Freudentränen füllten, drückte eines der Jäckchen an seine Lippen. Er küsste es feierlich, aber sein Blick ruhte in dem Saxons.
Saxons Wohlstand sollte jedoch bald aufhören, und zwar auf eine sehr traurige und demütigende Art. Eines Tages, als eines der großen Warenhäuser Ausverkauf hatte, fuhr sie über die Bucht nach San Franzisko, um Einkäufe zu machen. Als sie durch die Sutter Street ging, wurde ihr Blick von einigen Waren gefesselt, die in einem kleinen Ladenfenster ausgestellt waren. Sie wollte zuerst ihren Augen nicht trauen, denn dort, auf dem Ehrenplatz, stand das herrliche Morgenhäubchen, für das Mercedes ihr zwölf Dollar gegeben hatte. Der Preis, der daran stand, betrug achtundzwanzig Dollar. Saxon ging hinein und sprach mit der Geschäftsinhaberin, einer mageren Frau mittleren Alters mit einem scharfen Blick und von fremder Abstammung.
»Es ist nicht meine Absicht, etwas zu kaufen. Aber ich mache feine Handarbeiten von der Art, wie Sie sie haben, und ich möchte gern wissen, was Sie dafür bezahlen – zum Beispiel für das Morgenhäubchen im Fenster.«
Die Frau warf einen hastigen, prüfenden Blick auf Saxons linke Hand, bemerkte die vielen kleinen Stiche der Nähnadel in ihrem Zeigefinger und betrachtete dann forschend ihre Kleidung und ihr Gesicht.
»Können Sie so etwas machen?«
Saxon nickte.
»Ich habe der Frau, die das gemacht hat, zwanzig Dollar bezahlt.«