Gesammelte Werke. Джек Лондон

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 92

Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

Скачать книгу

eben! Wenn ir­gend­ein Bar­bier gut ge­nug ist, dich im Na­cken zu ra­sie­ren, so kann ich es auch.«

      Bil­ly er­gab sich stöh­nend und seuf­zend auf Gna­de und Un­gna­de und ließ sie tun, was sie woll­te.

      »So, jetzt ist es gut«, sag­te sie, als sie fer­tig war. »Es ist kin­der­leicht. Und au­ßer­dem be­deu­tet es sechs­und­zwan­zig Dol­lar jähr­lich. Da­für kann man ein Kin­der­bett und einen Kin­der­wa­gen und eine gan­ze Men­ge an­de­rer Din­ge be­kom­men. So, sitz noch ein biss­chen still.«

      Sie wusch und trock­ne­te ihm den Hals und pu­der­te ihn zu­letzt mit Tal­kum.

      »Jetzt bist du so fein und hübsch wie ein klei­nes Kind, mein sü­ßer Bil­ly.«

      Die un­er­war­te­te Berüh­rung ih­rer Lip­pen, die sich in ei­nem lan­gen Kuss auf sei­nen Na­cken press­ten, ließ ihn sich wie in Schmer­zen win­den, aber wenn sei­ne Ge­füh­le auch sehr ge­mischt wa­ren, so wa­ren sie doch kei­nes­wegs di­rekt un­an­ge­nehm.

      Zwei Tage dar­auf ließ er sich wie­der von Sa­xon beim Ra­sie­ren hel­fen, wenn er sich auch in der Zwi­schen­zeit ge­schwo­ren hat­te, dass er nichts mehr mit der Höl­len­ma­schi­ne zu tun ha­ben woll­te. Dies­mal ging es schon leich­ter.

      »Das ist gar nicht so schlecht«, räum­te er ein. »Ich kom­me der Ge­schich­te auf die Spur. Es liegt al­les am Re­gu­lie­ren. Man kann sich so fein ra­sie­ren, wie man will. Das kann ein Bar­bier nicht. Ab und zu schnei­det er mich doch.«

      Von jetzt an mach­te er eif­rig Pro­se­ly­ten für den Ra­sier­ap­pa­rat. Er konn­te Berts Be­such nicht ab­war­ten, son­dern schlepp­te den Ap­pa­rat in sein Haus, um ihn ihm zu zei­gen.

      »Wir sind ein paar schö­ne Idio­ten ge­we­sen, Bert, all die Jah­re, die wir uns in den Bar­bier­stu­ben al­len mög­li­chen Krank­hei­ten aus­ge­setzt ha­ben. Sieh mal her. Sieh, wie das geht. Weich wie Sei­de. Leicht wie gar nichts. Sechs Mi­nu­ten nach der Uhr. Kannst du es bes­ser? Wenn ich erst rich­ti­ge Übung habe, ma­che ich es in drei. Man kann im Dun­keln da­mit ar­bei­ten. Man kann sich ein­fach gar nicht schnei­den, selbst wenn man es möch­te. Und ich spa­re sechs­und­zwan­zig Dol­lar im Jahr da­mit. Sa­xon hat es selbst aus­ge­rech­net, und sie ver­steht sich dar­auf, sage ich dir.«

      *

      Die Han­dels­ver­bin­dung zwi­schen Sa­xon und Mer­ce­des ent­wi­ckel­te sich im­mer mehr. Mer­ce­des konn­te of­fen­bar jede fei­ne Hand­ar­beit ver­kau­fen, die Sa­xon ihr lie­fer­te, und Sa­xon war froh und glück­lich über ihre Ar­beit. Das Kind, das sie er­war­te­te, und Bil­lys her­ab­ge­setz­ter Lohn lie­ßen sie mehr über die wirt­schaft­li­che Grund­la­ge ih­rer Exis­tenz nach­den­ken. Es wur­de zu we­nig Geld auf die Spar­kas­se ge­bracht, und sie fühl­te Ge­wis­sens­bis­se, wenn sie dar­an dach­te, wie viel sie für die klei­nen Be­dürf­nis­se des Hau­ses und ih­rer Per­son op­fer­te. Dazu war es das ers­te­mal, dass sie das Geld ei­nes an­de­ren ver­brauch­te. Seit ih­rer frü­he­s­ten Ju­gend war sie ge­wohnt ge­we­sen, nur ihr ei­ge­nes Geld zu ver­brau­chen, und jetzt hat­te sie dank Mer­ce­des wie­der Geld zur Ver­fü­gung und konn­te sich von ih­rem Ver­dienst noch teu­re­re und herr­li­che­re Wä­sche leis­ten.

      Mer­ce­des mach­te Vor­schlä­ge, und Sa­xon ver­fer­tig­te die hüb­schen Din­ge aus leich­ten Stof­fen und Spit­zen, zu­wei­len so­gar mit ge­wis­sen Ver­bes­se­run­gen, die sie selbst er­fand. Sie näh­te fei­ne Ba­tisthem­den mit ih­ren ei­ge­nen fei­nen Spit­zen und fran­zö­si­scher Sti­cke­rei auf Brust und Schul­tern; sie ver­fer­tig­te hand­ge­näh­te Kom­bi­na­ti­ons, auch aus Ba­tist, und Nacht­hem­den, so leicht und fein wie Spinn­we­ben, ge­stickt und mit Be­satz aus iri­schen Spit­zen. Auf Mer­ce­des’ Vor­schlag näh­te sie fer­ner ein ganz ent­zücken­des, sehr kom­pli­zier­tes Mor­gen­häub­chen, für das die alte Frau ihr zwölf Dol­lar be­zahl­te.

      Sie war glück­lich und ar­bei­te­te je­den Au­gen­blick des Ta­ges eif­rig, und auch die Aus­stat­tung des Kin­des wur­de nicht ver­säumt. Die ein­zi­gen Klei­dungs­stücke, die sie fer­tig kauf­te, wa­ren drei fei­ne klei­ne Strickja­cken. Al­les an­de­re ver­fer­tig­te sie mit ei­ge­nen Hän­den – klei­ne Win­deln ver­sah sie mit He­xen­stich, sie strick­te ein Jäck­chen und ein Häub­chen und Fäust­lin­ge, näh­te Mütz­chen, glat­te Prin­zeß­kleid­chen von sehr ver­nünf­ti­ger Län­ge, Hemd­chen mit win­zi­gen Pas­sen, mit Sei­de ge­stick­te Fla­nell­rö­cke; sie strick­te St­rümp­fe und hä­kel­te Schu­he, die sie bei der Ar­beit aus­ge­füllt sah von den klei­nen un­ru­hi­gen, ro­si­gen Ze­hen und den run­den Schen­kel­chen, und ver­fer­tig­te schließ­lich vie­le herr­li­che, wei­che, vier­e­cki­ge Mull­stücke. Et­was spä­ter lie­fer­te sie ihr Meis­ter­stück, ein Män­tel­chen aus wei­ßer Sei­de mit Sti­cke­rei. Wenn sie sich aber recht be­dach­te, wuss­te sie gut, dass die Lie­be, die sie in al­les ein­näh­te, eher Bil­ly ge­hör­te als die­sem ver­schwom­me­nen, un­fass­ba­ren klei­nen neu­en Le­ben, das sich trotz all ih­ren Ver­su­chen, es vor sich zu se­hen, doch nie fas­sen las­sen woll­te.

      »Hm«, sag­te Bil­ly, als er die gan­ze Gar­de­ro­be des klei­nen Ge­schöp­fes un­ter­sucht hat­te und auf die ge­strick­ten Jäck­chen zu­rück­kam, »die se­hen mehr als al­les nach ei­nem rich­ti­gen Jun­gen aus. Ich kann ihn schon in rich­ti­gem Männ­er­zeug se­hen.«

      Sa­xon, de­ren Au­gen sich plötz­lich mit Freu­den­trä­nen füll­ten, drück­te ei­nes der Jäck­chen an sei­ne Lip­pen. Er küss­te es fei­er­lich, aber sein Blick ruh­te in dem Sa­x­ons.

      Sa­x­ons Wohl­stand soll­te je­doch bald auf­hö­ren, und zwar auf eine sehr trau­ri­ge und de­mü­ti­gen­de Art. Ei­nes Ta­ges, als ei­nes der großen Wa­ren­häu­ser Aus­ver­kauf hat­te, fuhr sie über die Bucht nach San Fran­zis­ko, um Ein­käu­fe zu ma­chen. Als sie durch die Sut­ter Street ging, wur­de ihr Blick von ei­ni­gen Wa­ren ge­fes­selt, die in ei­nem klei­nen La­den­fens­ter aus­ge­stellt wa­ren. Sie woll­te zu­erst ih­ren Au­gen nicht trau­en, denn dort, auf dem Ehren­platz, stand das herr­li­che Mor­gen­häub­chen, für das Mer­ce­des ihr zwölf Dol­lar ge­ge­ben hat­te. Der Preis, der dar­an stand, be­trug acht­und­zwan­zig Dol­lar. Sa­xon ging hin­ein und sprach mit der Ge­schäfts­in­ha­be­rin, ei­ner ma­ge­ren Frau mitt­le­ren Al­ters mit ei­nem schar­fen Blick und von frem­der Ab­stam­mung.

      »Es ist nicht mei­ne Ab­sicht, et­was zu kau­fen. Aber ich ma­che fei­ne Hand­ar­bei­ten von der Art, wie Sie sie ha­ben, und ich möch­te gern wis­sen, was Sie da­für be­zah­len – zum Bei­spiel für das Mor­gen­häub­chen im Fens­ter.«

      Die Frau warf einen has­ti­gen, prü­fen­den Blick auf Sa­x­ons lin­ke Hand, be­merk­te die vie­len klei­nen Sti­che der Nähna­del in ih­rem Zei­ge­fin­ger und be­trach­te­te dann for­schend ihre Klei­dung und ihr Ge­sicht.

      »Kön­nen Sie so et­was ma­chen?«

      Sa­xon nick­te.

      »Ich habe der Frau, die das ge­macht hat, zwan­zig Dol­lar be­zahlt.«

Скачать книгу