Dracula. Брэм Стокер

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Dracula - Брэм Стокер

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die um mich herum lagen. Eines war ein Atlas, und natürlich war die Karte von England aufgeschlagen – scheinbar viel benützt. Als ich darauf sah, bemerkte ich, dass bestimmte Orte mit kleinen Kreisen versehen waren. Einer an der Ostseite von London, dort, wo sein zukünftiges Eigentum lag; zwei weitere waren bei Exeter und bei Whitby an der Küste von Yorkshire.

         Es dauerte fast eine Stunde, bis der Graf wieder zurückkam.

         „Aha“, sagte er; „immer noch über Ihren Büchern? Gut! Aber Sie dürfen nicht immer arbeiten. Kommen Sie mit. Ich wurde informierte, dass Ihr Souper schon bereit steht.“ Er nahm meinen Arm und führte mich in das nächste Zimmer, wo ich ein vorzügliches Abendessen angerichtet fand. Der Graf entschuldigte sich erneut, dass er bereits gegessen habe, als er auswärts war. Er saß da, wie in der Nacht vorher, und redete, während ich aß. Nach dem Mahl rauchte ich, und der Graf blieb bei mir, indem er mich über alle erdenklichen Dinge ausfragte – Stunde um Stunde. Ich merkte, dass es wirklich sehr spät wurde, sagte aber nichts, da ich mich verantwortlich fühlte, den Wünschen meines Gastgebers in jeder Weise entgegen zu kommen. Ich war nicht müde, denn die lange Ruhe von gestern hatte mich gekräftigt; aber ich empfand unwillkürlich den Schauer, der einen bei Anbruch des Tages befällt. Der Wechsel der Tageszeiten ähnelt in gewisser Hinsicht den Gezeiten der See. Es wird berichtet, dass todkranke Menschen gewöhnlich bei Anbruch der Dämmerung oder beim Wechsel der Gezeiten sterben; jeder, der ermüdet war, und auf einem Posten auszuharren hatte und selbst dem Einfluss dieser Änderung der Atmosphäre ausgesetzt war, dem wird das leicht begreiflich sein. Dann hörten wir draußen den Schrei eines Hahns, der mit unheimlicher Klarheit durch die reine Morgenluft zu uns drang. Graf Dracula sprang auf und sagte:

         „Was, schon wieder Morgen? Wie nachlässig von mir, Sie so lange aufzuhalten! Sie müssen Ihre Unterhaltung über meine neue englische Heimat weniger interessant gestalten, sodass ich nicht vergesse, wie die Zeit uns davon fliegt.“ Dann verabschiedete er sich mit höflicher Verbeugung.

         Ich begab mich auf mein Zimmer und zog die Vorhänge zurück, aber da gab es nur wenig zu sehen; Mein Fenster ging auf den Hof, und alles, was ich sehen konnte, war das warme Grau des erwachenden Tages über dem Hof. So zog ich die Vorhänge wieder zu und schrieb meine Tageserlebnisse nieder.

      8. Mai. – Anfangs, als ich mein Tagebuch zu schreiben begann, befürchtete ich, zu ausufernd zu werden; nun bin ich aber froh, dass ich von Anfang an kein Detail ausließ, da alles hier so merkwürdig ist, dass mir nichts anderes verblieb, als mich unbehaglich zu fühlen. Ich wünschte, ich wäre wieder heil weg von hier oder erst gar nicht hierher gekommen. Es mag ja sein, dass mich das ungewohnt lange Aufbleiben mitnimmt; aber wenn es nur das allein wäre! Wenn ich nur jemanden hätte, mit dem ich mich aussprechen könnte, dann ließe es sich leichter ertragen, aber es gibt hier niemanden. Zur Konversation habe ich nur den Grafen, und der! – Ich fürchte, ich bin die einzig lebende Seele innerhalb dieser Mauern. Ich will die Sache etwas sachlicher auffassen als die Fakten es erlauben; es wird mir helfen, das Ganze hier durchzustehen. Meine Fantasie darf keine Sprünge machen; andernfalls bin ich verloren. Nun aber weiter mit dem, was ich erlebte – oder zu erleben glaubte.

         Ich schlief nur wenige Stunden, und als ich merkte, dass ich nicht weiter schlafen könne, stand ich auf. Ich hatte meinen Rasierspiegel am Fenster befestigt und begann, mich zu rasieren. Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter, und ich hörte die Stimme des Grafen „Guten Morgen“ sagen. Ich schrak zusammen, denn ich hatte ihn nicht kommen sehen, wenngleich der Spiegel es mir ermöglichte, das ganze Zimmer hinter mir zu überblicken. Aus Schreck hatte ich mich leicht geschnitten, achtete aber im Augenblick nicht darauf. Nachdem ich den Gruß des Grafen erwidert hatte, wandte mich nochmals zu dem Spiegel, ob ich mich nicht doch getäuscht hätte. Dieses Mal war jeder Irrtum ausgeschlossen, denn der Mann stand so nah bei mir, dass ich ihn über meine Schulter hinweg sehen hätte können. Aber der Spiegel zeigte nichts von ihm! Das ganze Zimmer hinter mir war sichtbar; aber außer mir war keiner sonst im Spiegel zu erblicken. Das war merkwürdig und rückte an die oberste Stelle der Dinge, die mir hier an Merkwürdigkeiten untergekommen sind. Ich empfand wieder dieses grauenhafte Unbehagen, wie immer, wenn der Graf in meine Nähe trat; nun bemerkte ich, dass die kleine Verletzung blutete, und dass das Blut über mein Kinn herunter tropfte. Ich legte den Rasierer weg und wandte mich zur Seite, um mir ein Pflaster zu holen. Der Graf sah mein Gesicht, und seine Augen glänzten in dämonischem Feuer, und er griff rasch nach meiner Kehle. Ich drehte mich weg und dabei berührte seine Hand die Perlen meines Rosenkranzes. Das brachte einen raschen Wandel in ihm; seine Erregung legte sich so rasch, dass ich kaum glauben konnte, sie wäre jemals da gewesen.

         „Nehmen Sie sich in acht“, sagte er, „dass Sie sich nicht schneiden. In diesem Land ist dies gefährlicher als Sie glauben mögen.“ Dann ergriff er meinen Toilettenspiegel und fuhr fort: „Und dieses verflixte Ding ist schuld an dem Unheil. Es ist ein miserables Spielzeug menschlicher Eitelkeit. Fort damit!“ Er öffnete das große Fenster, und mit einem Ruck seiner schrecklichen Hand warf er den Spiegel hinaus, der tief unten auf dem Pflaster des Schlosshofes in tausend Scherben zerbarst. Dann ging er, ohne ein Wort zu sagen. Es ist mir sehr unangenehm, denn ich muss nun, wenn ich zum Rasieren etwas sehen will, den Deckel meiner Uhr oder den Boden meiner Seifenschale benutzen, die zum Glück aus Metall gefertigt sind.

         Als ich das Speisezimmer betrat, war das Frühstück schon vorbereitet; vom Grafen war hingegen nichts zu sehen. So aß ich alleine. Es ist merkwürdig, dass ich den Grafen bis heute noch nicht essen oder trinken sah. Er scheint überhaupt ein komischer Kauz zu sein! Nach dem Frühstück unternahm ich eine kleine Erkundungstour im Schloss. Ich trat auf den Flur hinaus und entdeckte ein kleines Zimmer mit wunderbarer Aussicht gegen Süden. Das Schloss steht in der Tat am Rande eines atemberaubenden Abgrundes. Ein Stein, den man aus dem Fenster werfen würde, fiele wohl über tausend Fuß hinab, ohne irgendwo anzustoßen! So weit das Auge reicht, erstreckt sich ein Meer von grünen Baumwipfeln, die nur gelegentlich von tiefen Gräben unterbrochen werden. Da und dort tauchen Silberstreifen auf, wo die Flüsse sich in den tiefen Schluchten durch die Wälder schlängeln.

         Aber ich bin nicht in der Laune, Schönheiten zu beschreiben. Nachdem ich mich kurz dem Reiz dieser herrlichen Natur hingegeben hatte, setzte ich meine Nachforschungen fort; Türen, Türen, überall Türen. Allesamt verschlossen und verriegelt. Nirgends gab es einen Ausweg, außer über die Fenster. Das Schloss ist ein wahrhaftes Gefängnis, und ich bin ein Gefangener!

      DRITTES KAPITEL

      DAS TAGEBUCH VON JONATHAN HARKER

      – Fortsetzung -

      Als ich zu der Erkenntnis kam, dass ich ein Gefangener sei, ergriff mich Raserei. Ich lief die Stiegen auf und ab, probierte jede Tür und spähte bei jedem Fenster hinaus, das ich finden konnte; aber bald ereilte mich die Gewissheit meiner Hilflosigkeit, die alles andere überschattete. Wenn ich auf die paar Stunden zurück schaue, kommt es mir so vor, als sei ich verrückt gewesen, denn ich benahm mich wie eine Ratte, die in eine Falle geraten war. Als ich davon überzeugt war, dass meine Lage hoffnungslos sei, setzte ich mich ruhig nieder – so ruhig wie ich noch nie zuvor in meinem Leben etwas getan habe – und sann darüber nach, was nun wohl am besten zu geschehen hätte. Darüber denke ich immer noch nach und bin bis jetzt zu keinem Ergebnis gekommen. Eines aber ist gewiss: Es wäre absolut unnütz, dem Grafen meine Ideen zu unterbreiten. Er weiß recht wohl, dass er mich gefangen hält; und da er es selbst tut und Gründe dafür haben muss, würde er mir höchstens Probleme bereiten, wenn ich ihm etwas von meinen Absichten sagen würde. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, wird es das Beste sein, ich lasse nichts von meinen Erfahrungen und Befürchtungen verlauten und halte die Augen offen. Ich fühle, dass ich entweder von meiner Angst getäuscht werde wie ein kleines Kind, oder aber ich befinde mich in einer verzweifelten Klemme. Und ist Letzteres der Fall, so muss ich unbedingt meinen ganzen Verstand daran setzen, um heraus zu kommen. Kaum war ich zu diesem Entschluss gelangt, da hörte ich, wie unten die schwere Tür sich schloss und wusste, dass

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