Dracula. Брэм Стокер

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Dracula - Брэм Стокер

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mir nur das, was ich mir schon die ganze Zeit gedacht hatte, nämlich dass es keine Dienstboten im Hause gab. Als ich ihn dann durch eine Türspalte das Dinner auftragen sah, war ich meiner Sache sicher; denn wenn er diese häuslichen Verrichtungen alle selbst besorgt, so steht doch außer Zweifel, dass er eben niemand dafür hat. Ein jäher Schreck durchfuhr mich, denn, wenn niemand im Hause war, dann muss der Graf selbst das Fuhrwerk gelenkt haben, das mich hierher brachte. Ein scheußlicher Gedanke; denn dann hatte er auch Gewalt über die Wölfe, denen er mit einem Wink seiner Hand Stillschweigen gebot. Warum hatten alle Leute in Bistritz und auch meine Reisegefährten so lebhafte Sorge um mich? Was war der Grund, dass man mir Kruzifix, Knoblauch, wilde Rosen und Ebereschenzweige schenkte? Wie dankbar bin ich der alten Frau, die mir den Rosenkranz um den Hals hängte; er ist Trost und Stärkung für mich, wenn ich ihn berühre. Ein seltsames Ding, das ich bisher mit einer Abneigung als götzendienerisches Symbol zu betrachten gewohnt war. Nun brachte es mir Hilfe in meiner Einsamkeit und Not. Liegt es in der Beschaffenheit des Dinges selbst oder ist es nur das Medium, das eine trostreiche Erinnerung an das Mitgefühl der alten Frau wachruft? Später, wenn es mir noch möglich sein sollte, werde ich die Sache eingehend studieren und mir Aufklärung darüber verschaffen. In der Zwischenzeit muss ich alles über Graf Dracula auskundschaften – was mir dabei helfen kann, ihn zu verstehen. Heute Abend möchte ich das Gespräch so lenken, dass er mir etwas von sich erzählt. Ich muss äußerst vorsichtig sein, um nicht seinen Verdacht zu wecken.

         Mitternacht. – Ich hatte ein langes Gespräch mit dem Grafen. Ich fragte ihn einiges über die Geschichte Transsylvaniens, und er erwärmte sich auffallend dieses Themas. Seine Erzählungen von Ereignissen und Personen – besonders von Schlachten – waren so lebhaft geschildert, als hätte er alles selbst miterlebt. Er erklärte es mir nachher damit, dass er Bojar sei. Und der Stolz seines Hauses und seines Namens ist des Bojaren größter Stolz. Sodass ihr Ruhm auch immer sein Ruhm und dass ihr Schicksal auch immer sein Schicksal sei. Wenn er von seiner Familie sprach, sagte er immer „wir“ und sprach davon im Plural, wie wenn ein König spricht. Ich wünschte, ich könnte alles so niederschreiben, wie er es erzählte, denn für mich war das alles äußerst spannend. Es schien, als hätte er die ganze Geschichte seines Landes in sich. Er wurde immer erregter, als er sprach, und ging durchs Zimmer, während er seinen langen, weißen Schnurrbart strich und seine Hände auf verschiedene Gegenstände legte, als wolle er sie zerdrücken mit größter Wucht. Eines aber möchte ich, so gut wie ich nur kann, wörtlich wiedergeben; es enthüllt auf seine Art die Geschichte seiner Herkunft:

         „Wir Szekler haben ein Recht, stolz zu sein, denn in unseren Adern fließt das Blut vieler tapferer Völker, die wie Löwen um die Herrschaft kämpften. Hierher, im Wirbel europäischer Rassen, trug der ugrische Stamm von Island den Kampfgeist, den Thor und Wodan ihm eingepflanzt hatten. Sie fielen als gefürchtete Berserker an den Küsten Europas, Asiens und Afrikas ein, sodass die Völker dachten, eine Armee bestehend aus Werwölfen sei eingebrochen. Und auch als sie in dieses Land kamen, trafen sie auf die Hunnen, deren kriegerischer Wahnsinn wie eine lodernde Flamme über die Erde hinweg gefegt war; bis die sterbenden Menschen erzählten, sie seien die Nachkommen jener alten Hexen, die, aus Skythien vertrieben, sich in der Wüste mit den Teufeln verbanden. Narren, Narren! Welcher Teufel oder welche Hexe war so mächtig wie Attila, dessen Blut in diesen Adern kreist?“

         Er streckte seine Arme aus. „Ist es ein Wunder, dass wir ein Stamm von Eroberern sind; dass wir stolz sind, dass wir die Magyaren, die Lombarden, die Awaren, die Bulgaren und die Türken – die gegen unsere Grenzen anrückten – in die Flucht trieben? Ist es verwunderlich, dass Großfürst Arpad, als er mit seinen Legionen über das ungarische Vaterland hinwegfegte, uns hier antraf, als er die Grenze erreichte; dass die Landnahme durch Arpad hier endete? Und als die ungarische Flut in Richtung Osten schwappte, war es klar, dass die Szekler mit den siegreichen Magyaren verbündet waren, und auf Jahrhunderte hinaus wurde uns der Schutz der Grenze gegen die Türken anvertraut. Es war keine leichte Aufgabe, denn wie die Türken sagen: „Das Wasser schläft, aber der Feind nicht.“ Wer hätte stolzer auf das von den vier Nationen anvertraute „blutige Schwert“ sein können als wir, und wer eilte auf ihren Kriegsruf schneller zu den Fahnen des Königs als wir? Dann kam die große Schmach unseres Volkes, die Schmach von Cassova. Wer war es, der als Woiwode die Donau überschritt und die Türken auf eigenem Boden schlug, als die Flaggen der Walachen und Magyaren vor dem Halbmond in den Staub sanken? Das war ein Dracula! Doch wehe, als er fiel, war es sein eigener unwürdiger Bruder, der das Volk an die Türken verkaufte und damit die Schande der Sklaverei herbei brachte. War es nicht dieser Dracula, der seine Nachkommen mit seinem Geist anfeuerte, immer und immer wieder über den breiten Strom in die Türkei einzufallen? Er wurde zurückgetrieben und kam wieder, wieder und wieder, und kehrte als Einziger vom blutigen Schlachtfeld heim, wo sein Stamm niedergemetzelt worden war, und dann wusste er, dass nur er allein letztlich triumphieren könne. Man sagt ihm nach, dass er nur an sich dachte. Bah! Was taugt ein Kriegsvolk ohne einen Führer? Wo endet ein Krieg, der weder vom Kopf noch vom Herz geleitet wird? Dann, als wir nach der Schlacht von Mohacs das ungarische Joch abschüttelten, waren wir, die Führer, wieder aus dem Blute Draculas, denn unser Geist hätte es nicht ertragen, unfrei zu sein. Ja, junger Herr, die Szekler – und das Herzblut, Gehirn und Schwert von Dracula – können sich einer Vergangenheit rühmen, die kein Allerweltsgeschlecht wie die Habsburger oder die Romanows je erreichen wird. Die kriegerischen Zeiten sind vorbei. Blut ist zu kostbar in diesen Tagen unehrenhaften Friedens; und der Ruhm großer Geschlechter ist nur mehr wie eine Sage, die erzählt wird.“

         Es war zu dieser Stunde fast wieder Morgen geworden, und wir gingen zu Bett. (Anmerkung: Dieses Tagebuch gleicht erschreckend der Einleitung von „Tausend und einer Nacht“, denn mit dem Hahnenschrei endet jedes Mal die Erzählung – oder ebenso wie der Geist von Hamlets Vater.)

      12. Mai. – Ich beginne mit Tatsachen, mit den nackten und reinen Tatsachen, die durch Bücher und Zahlen belegt sind, und an denen nicht gezweifelt werden kann. Ich darf sie nicht mit eigenen Erfahrungen vermengen. Als der Graf vergangenen Abend aus seinem Zimmer kam, begann er, mich über rechtliche Dinge und wirtschaftliche Schritte auszufragen. Ich hatte den ganzen Tag bis zur Erschöpfung über den Büchern verbracht. Ich war auf die Idee gekommen, um mein Gedächtnis auf Trab zu halten, das zu wiederholen, was ich beim Examen auf der Lincoln’s Inn Rechtsschule geprüft worden war. Der Graf verwendete eine eigene Fragenmethodik, und deshalb werde ich versuchen, sie möglichst in einer Reihenfolge wieder zu geben; ein vertieftes Wissen könnte mir irgendwo und irgendwann vielleicht nützlich sein.

         Zuerst fragte er mich, ob es in England erlaubt sei, zwei oder mehrere Rechtsberater zu haben. Ich erzählte ihm, er könne ein Dutzend anstellen, wenn er es wünsche, aber dass es nicht vernünftig wäre, mehr als einen Advokaten in einer Angelegenheit zu beschäftigen, denn es könne doch immer nur einer wirklich tätig sein. Und ein Wechsel des Mandatars würde nur seinen Interessen entgegenstehen. Er schien es zu verstehen und fragte dann weiter, ob es Schwierigkeiten gäbe, jemanden für monetäre und einen anderen für Schifffahrtsangelegenheiten anzuheuern, falls irgendwo ein regionales Handeln nötig sei, was durch die große Entfernung des finanziellen Sachwalters erschwert würde. Ich bat ihn, sich klarer auszudrücken, damit absolut keine Gefahr bestehe, von mir falsch informiert zu werden. Er sagte daraufhin:

         „Ich will es Ihnen anhand eines Beispiels illustrieren. Sie und mein Freund, Peter Hawkins, kaufen mit Hilfe seiner Kanzlei im Schatten der herrlichen Kathedrale von Exeter – die weit entfernt von London liegt – für mich mein Grundstück in London. Gut! Nun, lassen Sie es mich offen sagen, es würde Sie doch verwundern, dass ich mich der Dienste jemandes bedient hätte, dessen berufliches Umfeld so weit entfernt liegt, anstatt jemand zu engagieren, der dort residiert. Es lag mir aber vor allem daran, dass der von mir Beauftragte nur dadurch geleitet werden sollte, meine sämtlichen Wünsche zu erfüllen. Nachdem es aber nicht ausgeschlossen erscheint, dass ein Londoner Anwalt dabei seine oder die Interessen von Bekannten im Auge haben könnte, beschloss ich, mir einen aus der weiteren Umgebung von London zu wählen – einen, der ausschließlich meinen Interessen folgt. Nun nehme ich an, ich will per Schiff Waren nach Newcastle, Durham, Harwich oder Dover transportieren lassen – und das ist bei der Ausdehnung meiner

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