Dracula. Брэм Стокер

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Dracula - Брэм Стокер

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ein wildes, brennendes Begehren, dass sie mich mit ihren roten Lippen küssen möchten. Ich schreibe das alles nicht mit leichter Hand nieder, da Mina diese Zeilen einmal zu Gesicht bekommen und Schmerz darüber empfinden könnte; aber es ist nun einmal so. Sie flüsterten miteinander, und dann lachten sie – ein silbernes, melodisches, aber derart hartes Lachen, das nie der Sanftheit menschlicher Lippen entspringen konnte. Es war wie die unerträgliche, prickelnde Anmut, die Wassergläser hervorbringen, wenn man geschickt an ihren Rändern reibt. Das attraktive Mädchen schüttelte ganz kokett ihren Kopf, die beiden anderen drängten sie heran. Eine sagte:

         „Geh! Du bist die erste, und wir kommen nach dir; dir steht es zu anzufangen.“ Und die andere fügte hinzu:

         „Er ist jung und stark; das bedeutet Küsse für uns alle.“ Ich lag still da in meiner Marter lüsterner Vorahnungen und blinzelte knapp unter meinen Lidern hervor. Das schöne Weib kam heran und beugte sich über mich, bis ich ihren Atem spüren konnte. Er war süß, honigsüß, und jagte mir dasselbe Knistern durch die Nerven wie ihre Stimme; doch der süße Duft war mit Bitterkeit unterlegt, wie die herbe Anstößigkeit von Blut.

         Ich scheute mich, die Augen ganz zu öffnen, blickte aber blinzelnd hervor und konnte alles sehen. Das hübsche Mädchen kniete sich hin und beugte sich höhnisch über mich. Es war eine bewusste Wollüstigkeit, die beides gleichermaßen war: Spannend und abstoßend. Als sie ihren Nacken beugte, leckte sie wie ein Tier ihre Lippen, so dass ich im Mondschein den Speichel auf ihren scharlachfarbenen Lippen und ihrer roten Zunge glänzen sah, die zwischen den weißen, scharfen Zähnen hervortrat. Tiefer und immer tiefer beugte sie ihren Kopf herab, bis ihre Lippen zuerst meinem Mund und Kinn näher kamen, dann daran vorbei näherte sie sich rasch meiner Kehle. Dann hielt sie kurz inne, und ich konnte die leckenden Töne ihrer Zunge hören, als sie sich Zähne und Lippen damit befeuchtete. Ebenso spürte ich ihren stechend-heißen Hauch auf meinem Hals, der zu prickeln begann, ganz so, als würde sich eine kitzelnde Hand unbeirrbar nähern. Ich konnte die zarten, zitternden Lippen auf meiner überempfindlichen Haut entlang des Halses und dann die harten Spitzen von zwei scharfen Zähnen spüren, die mich kurz berührten und schließlich innehielten. Ich schloss die Augen in gleichgültiger Verzückung und wartete – wartete mit pochendem Herzen.

         Doch in diesem Augenblick, schoss mir ein anderes Gefühl – wie ein Blitzschlag – durch den Körper. Ich war mir sicher, die Anwesenheit des Grafen zu spüren, wie er in einem Sturm von Raserei heranzukommen schien. Meine Augen öffneten sich unfreiwillig, und ich sah, wie seine Hand den schlanken Nacken der schönen Frau ergriff und sie mit enormer Kraft zurückriss. Ihre blauen Augen trübten sich vor Wut, ihre Zähne knirschten rasend, und ihre zarten Wangen waren rot vor Leidenschaft. Und erst der Graf! Nie sah ich einen solchen Grimm und eine solche Wut. Der reine Dämon aus der Hölle. Seine Augen loderten. Das rote Licht in ihnen brannte grell, als ob das gesamte Höllenfeuer hinter ihnen flammte. Sein Gesicht war totenbleich, die Züge waren wie aus stählernem Draht gefertigt; die dicken Augenbrauen, die sich über der Nase trafen, schienen wie hoch stehende Barren aus weiß glühendem Metall. Ein heftiger Schwung seines Armes schleuderte das Mädchen von sich und bewegte sich dann auf die anderen zu, als wolle er sie zurücktreiben; es war die selbe herrische Armbewegung, wie er sie den Wölfen gegenüber verwendet hatte. Er sprach mit einer Stimme, die leise und beinahe geflüstert klang und trotzdem die Luft zu durchschneiden schien und an den Wänden widerhallte, die Worte:

         „Ihr wagt es, ihn anzugreifen? Wie könnt ihr eure Augen auf ihn werfen, wenn ich es Euch verboten habe? Zurück, sage ich Euch! Dieser Mann gehört mir! Hütet Euch davor, ihn mir nehmen zu wollen, oder ihr habt es mit mir zu tun.“ Das schöne Mädchen antwortete mit einem frechen und koketten Lachen:

         „Du hast selbst nie geliebt, und wirst niemals lieben!“ Darauf kamen die beiden anderen Mädchen herbei, und es ertönte ein so freudloses, hartes und seelenloses Lachen, das mich fast ohnmächtig werden ließ; es schien, als scherzten Teufel. Dann drehte sich der Graf um, sah mir aufmerksam ins Gesicht und sagte sanft flüsternd:

         „Ja, auch ich kann lieben; Ihr könnt selbst davon aus vergangenen Tagen erzählen. Ist es nicht so? Gut, ich verspreche Euch, wenn ich mit ihm fertig bin, könnt Ihr ihn nach Belieben küssen. Aber jetzt geht! Geht! Ich muss ihn aufwecken, denn es gibt noch einiges zu erledigen.“

         „Und sollen wir heute Abend leer ausgehen?“, sagte eine von ihnen mit leisem Lachen und zeigte auf ein Bündel, das er auf die Erde geworfen hatte und das sich bewegte, als befände sich etwas Lebendiges darin. Zur Antwort nickte er mit dem Kopf. Eines der Mädchen sprang zu dem Bündel und öffnete es. Wenn meine Ohren mich nicht täuschten, hörte ich das Keuchen und leise Jammern eines halb erstickten Kindes. Die Mädchen umkreisten es, während ich bestürzt vor Schrecken war. Aber als ich näher hinsah, verschwanden sie und mit ihnen das schreckliche Bündel. Es befand sich keine Tür in ihrer Nähe, und an mir konnten sie nicht unbemerkt vorbeigekommen sein. Sie schienen einfach in den Strahlen des Mondes zu zerfließen und durch das Fenster zu entweichen, denn ich konnte außen noch ihre schemen- und schattenhaften Umrisse für einen Augenblick erkennen, ehe sie gänzlich verschwanden.

         Dann überwältigte mich der Horror, und ich sank bewusstlos nieder.

      VIERTES KAPITEL

      DAS TAGEBUCH VON JONATHAN HARKER

      – Fortsetzung -

      Ich wachte in meinem eigenen Bett auf. Wenn es so ist, dass ich nicht alles geträumt hatte, dann muss mich der Graf hierher getragen haben. Ich versuchte, mich diesbezüglich zu beruhigen, konnte aber zu keinem eindeutigen Resultat kommen. Zwar gab es gewisse und kleine Anzeichen: So etwa, dass meine Kleider in einer Weise gefaltet und neben mein Bett gelegt waren, wie ich es nicht zu tun pflege. Meine Uhr war noch nicht aufgezogen, und es ist doch eine von mir stets peinlich genau eingehaltene Gewohnheit, dies zu tun, bevor ich zu Bett gehe. Und mehrere solche Details. Aber all diese Dinge sind kein Beweis, denn sie könnten ebenso gut die Vermutung bestätigen, dass mein Verstand nicht wie sonst war, und dass ihn aus diesem oder jenem Grunde irgendetwas in Unordnung gebracht hatte. Ich muss auf einen Beweis warten. Über eines jedoch bin ich froh: Wenn es der Graf war, der mich hierher brachte und entkleidete, so muss er es mit großer Eile gemacht haben, denn meine Taschen waren unberührt. Ich bin mir sicher, dass ihm das Tagebuch ein Rätsel gewesen wäre, welches er nicht toleriert hätte. Er hätte es mir sicher weggenommen oder vernichtet. Wenn ich mich in diesem Zimmer umsehe, obwohl es bisher für mich so voll von Schrecken war, ist es mir jetzt ein Zufluchtsort geworden. Denn nichts kann fürchterlicher sein als diese unheimlichen Frauen, die darauf warteten – und noch warten – mein Blut zu trinken.

      18. Mai. – Ich war wieder unten, um das Zimmer im Tageslicht zu sehen; ich muss die Wahrheit herausfinden. Als ich zum Eingang am Ende des Stiegenhauses kam, fand ich das Zimmer verschlossen vor. Die Tür war so gewaltsam gegen den Rahmen gedrückt worden, dass Teile der Holzumrahmung abgesplittert waren. Ich konnte bemerken, dass der Riegel nicht  vor geschoben war, aber die Türe war innen mit irgendetwas festgemacht. Ich fürchte, es war doch kein Traum, und werde auf Grund dieser Vermutung handeln müssen.

      19. Mai. – Ich bin am Arbeiten. Letzte Nacht bat mich der Graf in den mildesten Tönen, drei Briefe zu schreiben. In einem sollte ich sagen, dass meine Arbeit hier nahezu getan sei, und dass ich in wenigen Tagen die Heimreise antreten werde; im zweiten Brief, dass ich am folgenden Tag abzureisen gedenke; und den dritten, dass ich das Schloss verlassen hätte und in Bistritz angekommen sei. Ich hätte gerne aufbegehrt, fühlte aber, dass es bei der gegenwärtigen Lage der Dinge Wahnsinn wäre, offen gegen den Grafen zu kämpfen, in dessen absoluter Gewalt ich doch war; und ihm etwas abzulehnen, hätte nur seinen Argwohn stimuliert und seinen Zorn geweckt. Es ist ihm klar, dass ich zuviel weiß, und ich nicht leben darf, da ich ihm gefährlich werden könnte; meine einzige Chance besteht darin, meine Möglichkeiten zu erweitern. Vielleicht bietet sich mir doch irgendeine Möglichkeit

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