Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer
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»Nun?«
»Ich habe die Richtige gefunden.«
»Tatsächlich? Und du bist überzeugt, dass sie auch die richtige Mutter für die Kinder ist?«
»Allerdings. Denn die Richtige, von der ich spreche, ist Julia!«, stieß er hervor.
Das Gesicht des Forstmeisters lief hochrot an. »Du vergisst offenbar, dass Julia meine Frau ist.«
»Ich liebe Julia, und sie liebt mich. Sie ist in die Kinder vernarrt, und darum hat sie den schlimmsten Fehler ihres Lebens gemacht, nur darum«
»Nein!«, wimmerte Julia, »nein!«
Sie presste beide Hände an die Ohren. »Ich kann das alles nicht mehr hören. Björn, ich bitte dich, lass mir die Kinder. Bitte!«
»Ich werde nichts überstürzen, aber dass ich euch meine Kinder für immer überlasse – das kommt natürlich gar nicht infrage!«
Julia stürzte davon. Sie raffte ihr langes weißes Brautkleid hoch und stolperte, wie von Furien gehetzt, durch den Garten ins Haus. Das fröhliche Lachen und Stimmengewirr, das ihr entgegenschlug, verursachte ihr Übelkeit. Unbemerkt hastete sie die Treppen hinauf bis zum Dachboden. Dort ließ sie sich auf einen Stuhl mit gedrechselter Lehne sinken. Ein Albtraum?
Sie biss sich in die Unterlippe, dass sie aufstöhnte. Also kein Traum, sondern schreckliche Wirklichkeit!
Sie hatte aus Versehen den falschen Mann geheiratet! Welch eine Ironie des Schicksals! Björn, vor dessen leidenschaftlicher Liebe sie fliehen wollte, wäre der Richtige gewesen. Er war der Vater der Kinder, die sie so liebte!
Aber es war erst wenige Stunden her, seit sie Matthias vor dem Altar die Treue versprochen hatte.
»… bis dass der Tod euch scheidet.«
Sie stöhnte ihre Verzweiflung heraus, grub die Zähne in die Fingerknöchel. Was sollte sie nur tun? Ihren Mann verlassen?
Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Sie musste sich mit aller Gewalt zusammenreißen, um nicht ohnmächtig zu werden.
Eine Viertelstunde später schritt sie die Treppen hinab und mischte sich wieder unter die Gäste, die feucht-fröhlich feierten. Niemand bemerkte die Zerrissenheit ihres Herzens. Irgendwie gelang es ihr, die Zeit bis zur Abfahrt der Gäste durchzustehen. Lächeln – lächeln! Am liebsten hätte sie sich wie ein verwundetes Tier in einen finsteren Winkel verkrochen, um sich auszuweinen.
Heidi und Carsten waren an diesem Abend rechtschaffen müde. Julia brachte sie zu Bett – ihre Kinder.
Ihre Kinder? Welch ein groteskes Missverständnis! Oder tatsächlich eine Falle – wie Björn behauptet hatte?
Als Heidi in den Kissen lag, streckte sie die Händchen nach Julia aus. Die junge Frau beugte sich nieder. Das Kind schlang die Ärmchen fest um ihren Hals und flüsterte: »Tante Julia, dürfen wir jetzt Mami zu dir sagen?«
Diese Frage versetzte Julia fast einen Schock. Welch ein seliger Moment wäre dies gewesen, wenn das Schicksal sich nicht auf so grausame Weise gegen sie verschworen hätte!
Sie konnte die Kinder unmöglich enttäuschen. »Natürlich dürft ihr«, erwiderte sie und schluckte den Kloß, der in ihrer Kehle steckte, gewaltsam hinunter. »Ich freue mich.«
Als sie sich aufrichtete, stand Carsten im Schlafanzug vor ihr und meinte ernsthaft: »Keiner von den anderen Kindern hat eine so hübsche Mami wie wir.«
»Und keine ist so lieb!«, rief Heidi eifrig.
»Schön, dass ihr mit mir zufrieden seid, meine Schätzchen!«, lächelte Julia, und unhörbar setzte sie hinzu: »Hoffen wir, dass uns allen schlimme Enttäuschungen erspart bleiben.«
Nachdem die Kinder ihr Gutenachtgebet gesprochen hatten, musste Julia sie noch einmal zärtlich an sich drücken, denn beide steckten sehnsüchtig die Arme aus. Die Kinder waren glücklich an diesem Tag – wenigstens die Kinder.
Wie lange noch?
Als Julia das Kinderzimmer verließ, kam ihr das sonst so behagliche Forsthaus wie ein unheimliches Verlies am Ende der Welt vor. Hier war sie gefangen mit ihren Nöten und ihrer Verzweiflung. Sie hatte geglaubt, am Ziel ihrer Wünsche zu sein, und musste feststellen, dass sie völlig in die Irre gelaufen war.
Matthias kam ihr entgegen – ihr Mann.
Er wirkte müde, als schleppe er eine ungeheure Last auf den Schultern.
»Julia, du wirst sehen, alles wird gut«, begann er mit dumpfer Stimme und legte den Arm um sie.
»Woher nimmst du diesen Optimismus?«
»Die Drohungen, die Björn ausgestoßen hat, waren sicher nicht ernst gemeint. Was soll er mit den Kindern anfangen? Du wirst sehen, wenn er sich innerlich erst einmal beruhigt hat, wird er einsehen, dass Heidi und Carsten bei uns am besten aufgehoben sind. Warten wir’s ab.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Björn hat mir neulich erst erzählt, dass es keine Frau in seinem Leben gibt, die er heiraten möchte. Die Kinder müssten also in ein Heim.«
»Nein!«, stieß Julia wie in panischer Angst mit geweiteten Augen hervor und trat ein paar Schritte zurück.
»Beruhige dich, Björn ist kein schlechter Kerl, der seine Kinder missbrauchen würde, nur um seine Rachsucht zu befriedigen.« Der Forstmeister senkte den Kopf. »Liebst du meinen Bruder, Julia?«
Flammende Röte schoss Julia ins Gesicht. Sie warf den Kopf wild und trotzig in den Nacken. »Habe ich irgendetwas verbrochen? Muss ich mir ein Kreuzverhör gefallen lassen? Mein einziges Verbrechen ist, dass ich die Kinder liebe.«
»Und Björn«, setzte der Förster traurig hinzu. »Deine Antwort war deutlich genug.«
Mit ein paar schnellen Schritten trat Julia dicht vor ihren Mann hin. »Was ist Liebe? Weißt du es? Ich nicht. Früher habe ich mir eingebildet, es genau zu wissen, aber jetzt sind all meine schönen Vorstellungen wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Ob ich Björn liebe? Ich habe ein Abenteuer mit ihm erlebt, ja. Er ist der Typ, der die Fantasie eines Mädchens entzündet, ein Herzensbrecher, wie er im Buche steht. Aber war das Liebe? Was hat der Dorfpfarrer heute gesagt? Erst am Ende eines langen gemeinsamen Lebens stellt sich heraus, ob man einen Menschen wirklich liebt. So ist das!«
Ein wehmütiges Lächeln zitterte um die Lippen des Försters. Er legte die Hände auf Julias Schultern. »Ich liebe dich und werde dich immer lieben …« Er wollte sie an sich ziehen, doch mit einer blitzschnellen Bewegung machte die junge Frau sich frei. »Lass mich bitte! Ich kann jetzt nicht!« Sie lief wie gejagt aus dem Haus.
Im Garten kam ihr Bruni, das Rehkitz, zutraulich entgegen und sah aus großen treuen Augen zu ihr auf. Mit einem Seufzer der Verzweiflung ließ sich Julia auf die Knie ins Gras sinken, schmiegte beide Arme um den Hals des Tieres und presste ihre Wange gegen das Fell.
»Ach, Bruni, du hast ein Zuhause gefunden, du hast es gut. Heidi und Carsten haben