Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer
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Julia schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen, als müsse sie Spinnweben wegwischen, ihr wurde schwindelig, ihr Herzschlag drohte auszusetzen.
»Wie? Was?«, stammelte sie. »Heidi und Carsten …«
»Sind meine Tochter und mein Junge. Jawohl. Hat er dir das nicht gesagt? Hat dir das mein sauberer Herr Bruder tatsächlich verheimlicht? Das kann doch nicht wahr sein!«
Es war Julia, als sitze sie plötzlich in einem rasenden Riesenrad. Die ganze Welt erzitterte und drehte sich. Ihre Hände krallten sich um den Stamm einer jungen Birke.
»Aber – aber Heidi und Carsten nennen Matthias Vater«, stammelte sie hilflos.
»Allerdings. Meine Kinder halten mich für ihren Onkel. Das war so eine Abmachung zwischen meinem Bruder und mir, um die kleinen Geister nicht zu verwirren. Aber dass Matthias dich nicht eingeweiht hat, das ist doch ein starkes Stück!«
»Ich – ich kann das gar nicht glauben, nein …«
»Da ist auch allerhand Unglaubliches passiert!«, stieß Björn wild hervor. »Ich sehe die Dinge so: Mein Bruder hat absichtlich geschwiegen. Er hat begriffen, dass die Kinder der Hauptgrund für dich waren, ihn zu heiraten. Und weil er dich wollte – weil er sich ein solches Goldstück nicht entgehen lassen wollte! – hat er einfach den Mund gehalten.«
Julia starrte auf eine kleine Blaumeise, die lebhaft durch die Zweige hüpfte. Nur dieser Vogel war ihr deutlich und gegenwärtig, alles andere schien in unendlichen Fernen zu versinken.
Björn packte sie, stützte sie und legte den Arm um ihre Schultern. »Du wirst doch nicht umkippen?«
»Nein, nein, es geht schon. Björn, was wirst du tun? Ich meine, du wirst die Kinder doch bei uns lassen, bei Matthias und mir, nicht wahr?« Aus schreckhaft geweiteten Augen sah sie zu ihm auf.
Er antwortete nicht sogleich. Hinter seiner breiten Stirn schienen sich die Gedanken zu überstürzen.
Julia umkrampfte seine Arme. »Björn, du weißt doch, wie gut sich die Kinder mit mir verstehen. Hier haben sie alles, was sie brauchen!«
»Wirklich?«, fragte er mit einem lauernden Unterton.
»Ja, Björn, tausendmal ja. Ich werde für Heidi und Carsten sorgen, als ob ich sie in die Welt gesetzt hätte. Ich werde immer für sie da sein. Nirgendwo könnten sie es besser haben, glaube mir. Bitte, sag mir, dass alles beim Alten bleibt!«
»Das kann ich nicht«, murmelte er und blickte angestrengt geradeaus.
»Das kannst du nicht? Was soll das heißen?«, stieß Julia angstvoll hervor.
»Ich fand es sehr anständig von meinem Bruder, dass er sich nach dem Tod meiner Frau meiner Kinder angenommen hat. Ich war damals fix und fertig, wusste nicht mehr weiter, und hätte Heidi und Carsten womöglich ins ein Heim geben müssen. Ja, ich rechne es Matthias hoch an, aber schließlich war es von Anfang an nur als Übergangslösung gedacht.«
»Matthias liebt Heidi und Carsten doch auch, wenn er auch manchmal etwas streng war. Jetzt hat er ein ganz anderes, ein neues Verhältnis zu den Kindern.«
»Schon, aber es sind meine Kinder. Ich bin der Vater. Glaubst du etwa, ich will auf Heidi und Carsten verzichten?«
»Du könntest sie doch jederzeit besuchen kommen und brauchtest dein freies Leben nicht aufzugeben.«
»Mein freies Leben?« Björn lachte höhnisch auf. »Sollte dir entgangen sein, dass mir nicht mehr allzu viel daran liegt? Hast du meinen Brief nicht bekommen?«
»Doch …«
»Hast du nicht begriffen, dass ich dich heiraten wollte?«, fragte er kopfschüttelnd.
»Doch.«
Björn legte seine rechte Hand auf ihre Wange. »Ich liebe dich, Julia. Ich liebe dich, wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Komm zu mir, Julia. Dann ist alles in Ordnung. Deine Heirat mit meinem Bruder beruht doch nur auf einem Missverständnis – um es einmal milde auszudrücken.«
»Was sagst du da?« Julia starrte ihn an wie jemand, der aus einem Traum erwachte. »Ich soll zu dir kommen?«
»Ja, es gibt Scheidungen!«
»Scheidung …? Das sagst du mir an meinem Hochzeitstag?«, stammelte sie tonlos.
In diesem Moment hörten sie Schritte. Durch die Büsche schob sich die hochgewachsene, breitschultrige Gestalt des Forstmeisters.
»Julia, wo steckst du denn?« Die Worte klangen nicht unwillig, sondern besorgt. Das Glück leuchteten aus den dunklen Augen des Mannes. Doch als er seinen Bruder und seine junge Frau so eng beieinanderstehen sah, huschte ein Schatten über seine Züge.
Julia wandte sich um und taumelte ihm entgegen. »Matthias, warum hast du mir verschwiegen, dass Heidi und Carsten nicht deine Kinder sind? Warum hast du es mir nicht gesagt? Warum nicht?«
Matthias Hartmann wirkte plötzlich wie ein ertappter, schuldbewusster Schulbub.
Er suchte nach Worten, holte tief Luft.
»Du hast – du hast mich nie so direkt danach gefragt.«
Björn lachte spöttisch auf und ging auf seinen Bruder zu, geduckt wie ein Tiger auf dem Beutepfad, als wolle er Matthias anspringen. »Die Wahrheit ist, Bruderherz, dass du Julia in eine Falle gelockt hast.«
»Bist du übergeschnappt?«
»Durchaus nicht, ich habe meine sieben Sinne beisammen. Die Kinder waren das Lockmittel. Julia hätte dich nie und nimmer geheiratet, wenn sie gewusst hätte, dass Heidi und Carsten meine Sprösslinge sind!«
Matthias starrte entgeistert auf seine Frau.
»Ist das wahr?«, fragte der Förster schließlich gepresst.
Sie stand zwischen den beiden Brüdern wie ein hilfloses Lämmchen zwischen zwei Raubtieren. Gehetzt irrte ihr Blick hin und her. Der Brautschleier verfing sich in den tief herabhängenden Zweigen der Birke.
»Ich weiß es nicht!«, rief sie verzweifelt. »Alles passte so gut zusammen, ich mag dich – aber natürlich haben auch die Kinder eine große Rolle gespielt.«
»Es wird sich in unserem Leben ja nichts ändern«, erwiderte Matthias ruhig. »Björn weiß es sicher zu schätzen, dass Heidi und Carsten ein gutes Zuhause und eine liebevolle neue Mutter gefunden haben.«
»Aber er hat gesagt …«, keuchte Julia außer sich, »er hat gesagt, dass er auf seine Kinder nicht verzichten will!« Ihre Augen flackerten vor Angst.
»Ach, das ist ja ganz neu!« Matthias maß seinen jüngeren Bruder mit einem misstrauischen Blick. »Bisher war von übertriebener Vaterliebe nie die Rede. Und auch gar nichts zu bemerken.«
Björn hob die Faust, als ob er auf Matthias einschlagen wollte. »Lüg nicht! Es ist erst ein paar Wochen her, da habe ich gesagt, dass ich die Kinder zu mir nehmen werde, sobald ich die passende Gefährtin gefunden habe. Ist das wahr, oder nicht?«
»Du