Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer страница 37

Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

Скачать книгу

      In einer weißen Kutsche, von zwei prachtvollen Schimmeln gezogen, fuhren Julia, Matthias und die festlich gekleideten Kinder zur Kirche.

      Heidi griff verstohlen nach Julias Hand. »Du bist so eine schöne Braut, Tante Julia, wie eine richtige Märchenprinzessin.«

      Julia errötete vor Freude. Die Begeisterungsrufe ihrer Schützlinge, als sie ihnen erklärt hatte, dass sie nun für immer bei ihnen bleiben werde, klangen noch heute in ihren Ohren. Seitdem waren Heidi und Carsten noch anhänglicher und liebevoller.

      »Bleibst du auch ganz bestimmt für immer?«, vergewisserte sich der siebenjährige Junge noch einmal, als die Kutsche vor der Kirche stoppte.

      Julia strich über sein blondes Haar.

      »Ehrenwort, Carsten. Ich bleibe jetzt immer bei euch.«

      »Prima. Du bist die Allerbeste. Schade, dass Vati dich heiratet, ich hatte dich auch genommen, später natürlich.«

      Julia küsste ihn zärtlich auf die Wange. »Danke. Das ist mein schönstes Hochzeitsgeschenk.«

      Die Glocken läuteten, als gelte es, das größte Fest der Welt zu verkünden. Die Orgel brauste und jubilierte wie Engels­chöre.

      Es war Julia, als schreite sie auf Wolken, nicht auf steinernen Fliesen durch den Mittelgang. Sie war stolz auf ihren Mann. Matthias, der hoch aufgerichtet an ihrer Seite ging, sah fantastisch aus, um viele Jahre verjüngt. Das Glück verklärte seine Züge.

      Und dann standen sie vor dem Altar. Der Dorfpfarrer sprach mit einfachen, bewegenden Worten vom Sinn der Ehe.

      »Die Ehe, meine Lieben, ist ein Prüfstein. Zueinander halten, füreinander da sein, nicht nur in den guten, sondern vor allem in den bösen Tagen, das zeigt erst den Wert eines Menschen. Schöne Worte können leere Versprechungen sein, auch im Angesicht Gottes. Wenn zwei Menschen aber am Ende des Lebens stehen und einander in die Augen sehen können, ohne die Wimpern niederzuschlagen, dann haben sie die Prüfung bestanden, dann sind ihre Seelen aus einem rohen Stein zu einem kostbaren Diamanten geschliffen. Denkt immer daran, die Liebe kann alles Schlechte und Böse zum Guten wenden, und zwar nur die Liebe. Das Unterpfand der Liebe aber ist die Treue …«

      Obwohl Julia intensiv den Worten des alten Pfarrers lauschte, fühlte sie sich plötzlich unbehaglich.

      Ein sonderbares Gefühl beschlich sie. Wie unter einem inneren Zwang musste sie den Kopf nach links wenden.

      Hinter der Treppe, die zur Kanzel führte, stand er – Björn.

      Sein flammender Blick war wie ein Fausthieb, der Julia direkt aufs Herz traf.

      Björn Hartmann – er musste hierhergerast sein, als er im Forsthaus eingetroffen war. Er trug ein offenes grünkariertes Hemd. Sein Gesicht war gerötet. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Er starrte sie an, als wollte er sich jeden Moment auf sie stürzen, um sie mit seinen starken Händen zu packen, ihr den Brautschleier aus dem Haar zu fetzen und sie aus der Kirche zu tragen. Julia spürte, wie es ihr eisig über den Rücken rieselte. Wie aus weiter Ferne hörte sie die Stimme des Pfarrers.

      Björn wirkte wie ein verwundetes, überaus gereiztes Tier der Wildnis. Dass ihn ihre Eheschließung mit seinem Bruder derart treffen würde, hatte sie nicht geahnt. Liebte Björn sie tatsächlich? War es echte Liebe? Nicht nur ein Spiel im Sommerwind?

      Mit Gewalt musste Julia sich zwingen, weiter der Trauungszeremonie zu folgen. Als der alte Pfarrer die feierliche Frage an sie richtete, antwortete sie mit besonders klarer, fester Stimme: »Ja!«

      Sie wollte Björn ein Signal geben.

      Als sie die Kirche unter brausenden Orgelklängen verließen und in die Kutsche stiegen, ließ der Heimgekehrte sich nirgends blicken.

      Während der Fahrt durch den Wald zum Forsthaus fühlte Julia sich innerlich zerrissen. Freude und Furcht kämpften in ihrem Herzen.

      Matthias und sie hatten nur wenig Gäste eingeladen, einige Verwandte und Freunde. Trotzdem wäre Julia jetzt am liebsten mit ihrem Mann und den Kindern allein gewesen. Immer wieder musste sie sich zusammenreißen, um die fröhliche, unbeschwerte Braut darzustellen.

      Die Hochzeitsgesellschaft hatte gerade an der Tafel Platz genommen, als Björn eintrat. Er trug einen dunklen Anzug, in dem er seltsam fremd wirkte. Er ging auf das frischgebackene Brautpaar zu, drückte Julia und seinem Bruder die Hände. »Ich gratuliere und wünsche euch Glück.« Nur Julia bemerkte das mühsam unterdrückte wütende Beben seiner Stimme. »Leider habe ich kein Hochzeitsgeschenk, denn darauf war ich wahrhaftig nicht gefasst. Nein, wirklich nicht«, setzte er noch einmal sehr nachdrücklich hinzu und warf Julia abermals einen Blick zu, der ihr durch Mark und Bein ging.

      Erst Stunden später standen sich Julia und Björn plötzlich allein gegenüber. Die Gäste hatten dem Wein kräftig zugesprochen. Die junge Ehefrau war für einen Moment in den Garten hinausgeeilt, um Atem zu schöpfen.

      Sie hörte Schritte und wusste, dass es Björn war, der ihr folgte. Am liebsten wäre sie sofort wieder ins Forsthaus geflüchtet, an die Seite ihres Mannes, doch einmal musste es zu einer Aussprache mit Björn unter vier Augen kommen. Warum also nicht gleich? Dann hatte sie es wenigstens hinter sich. Sie eilte noch ein paar Schritte weiter, um außer Hörweite des Hauses zu kommen, dann blieb sie stehen und drehte sich langsam um.

      Auch Björn hielt inne. Er war nur noch einen knappen Meter von ihr entfernt.

      »Schön siehst du aus, bildschön.« Seine Stimme klang heiser.

      »Du bist mir bestimmt nicht gefolgt, um mir das zu sagen, Björn«, sagte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bebte.

      »Julia, ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Ich glaubte an einen makabren Scherz. Bis ich euch dann vor dem Altar stehen sah. Warum, Julia? Warum hast du nicht wenigstens auf meine Rückkehr gewartet?«

      »Björn, ich will ganz offen zu dir sein. Um einen Sinn im Leben zu sehen, brauche ich eine Aufgabe, eine wirkliche Aufgabe, die nur ich erfüllen kann und die mich ausfüllt.«

      Björn runzelte die Stirn. »Aufgabe? Ich dachte, du hättest dich Hals über Kopf in Matthias verliebt. So heftig, dass du es gar nicht mehr aushalten konntest!«

      »Bitte, mach jetzt keine Witze.«

      »Wieso Witze? Das habe ich wirklich geglaubt. Was für eine Aufgabe? Was meinst du?«

      »Das ist doch nicht so schwer zu begreifen. Du weißt, wie sehr ich Heidi und Carsten mag. Die Kinder brauchen eine neue Mutter. Natürlich habe ich deinen Bruder nicht nur deswegen geheiratet, aber es hat eine gewichtige Rolle gespielt. Du verstehst jetzt sicher, nicht wahr?« Flehend schaute sie ihm in die hellen Augen.

      Björn starrte sie entgeistert an. »Wie bitte?« Seine Züge spannten sich. »Habe ich richtig gehört? Wegen der Kinder hast du geheiratet?«

      »Auch wegen der Kinder, habe ich gesagt. Das sollte dir genügen. Sei bitte ein fairer Verlierer, Björn.«

      Da warf der abenteuerlich wirkende Mann den Kopf in den Nacken und begann zu lachen, laut und dröhnend zu lachen. Julia musterte ihn zuerst irritiert, dann ängstlich. Was hatte das zu bedeuten? War ihr Schwager übergeschnappt?

      Er lachte, dass ihm die Tränen über die Wangen

Скачать книгу