Der Marquis und das arme Madchen. Barbara Cartland

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Der Marquis und das arme Madchen - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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gab Zeiten, in denen sie ihrem Vater verübelte, daß er glücklich war, solange er anderen Menschen helfen konnte. Er ging völlig in seinem Beruf auf, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welche Opfer dies von seiner Familie erforderte.

      Erst vor einer Woche hatte sie ihn daran erinnern müssen, daß der Bauer Bostock noch immer nicht für die Operation an seiner Hand vor einem Jahr bezahlt hatte.

      „Die Bostocks haben schwere Zeiten gehabt“, war die Antwort ihres Vaters gewesen. „Er wird mich schon bezahlen, wenn er das Geld dafür hat.“

      Aber all ihre Proteste stießen auf taube Ohren. Auch wußte sie, ob der Bauer Bostock oder irgendein anderer Patient seine längst fällige Rechnung bezahlen würde, das Geld würde ausgegeben werden, um Milch für ein krankes Kind zu kaufen, oder einem Invaliden zu helfen, der nicht in der Lage war, seine Medikamente selbst zu bezahlen.

      „Ich werde dafür sorgen, daß dieser Patient seine Rechnung bezahlt. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“

      Rowena gab sich dies Versprechen, als sie das seidene Nachthemd nahm und an die Tür des Krankenzimmers klopfte.

      Sie war nicht etwa schüchtern oder verschämt, denn schon oft hatte sie ihrem Vater geholfen, und dabei nackte Menschen gesehen. Aber sie wußte, daß Abe und die anderen wahrscheinlich schockiert sein würden bei dem Gedanken, daß sie diesen unbekleideten Herrn ansehen würde.

      Daher reichte sie das Nachthemd lediglich durch die Tür und ging dann hinunter, um etwas heißes Wasser, Handtücher und Verbandzeug zu holen.

      „Sie haben uns einen Patienten gebracht, der bei einem Unfall verletzt wurde, Mrs. Hanson!“ erklärte sie der alten Köchin, die an dem alten Ofen in der Küche stand.

      „Was war das, Miss Rowena?“ fragte Mrs. Hanson.

      Man mußte alles, was man dieser alten Frau sagte, wenigstens einmal wiederholen, da sie sich nicht die Mühe machte, beim ersten Mal überhaupt hinzuhören.

      „Ein Patient, haben Sie gesagt?“ fragte die alte Frau, als Rowena ihre Worte wiederholt hatte.

      Ablehnung war in ihren Augen zu sehen, denn sie wußte, daß es zusätzliche Arbeit bedeuten würde. Da Rowena bestrebt war, den Frieden zu wahren, sagte sie besänftigend: „Aber er sieht sehr reich aus. Also wird er sicher nicht lange bleiben. Sobald Papa ihn behandelt hat, wird ihn sicher eine Kutsche abholen. Wir werden nicht viel Arbeit mit ihm haben. Also machen Sie sich keine Sorgen.“

      „Als ob in diesem Hause nicht genug zu tun ist!“ murrte Mrs. Hanson.

      „Ich glaube nicht, daß unser Patient etwas zu Essen wünscht“, antwortete Rowena.

      Aus dem Regal nahm sie eine chinesische Schale und füllte eine Kanne mit heißem Wasser. Dann ging sie zu dem Schrank, in dem ihr Vater das Verbandzeug aufbewahrte und nahm noch einige frische Tücher mit.

      Gerade wollte sie die Treppe hinaufsteigen, als die vier Männer ihr entgegenkamen.

      „Wir haben den Mann ins Bett gelegt, Miss Rowena. Er hat nicht ’mal mit den Wimpern gezuckt. Wenn Sie mich fragen, wird der Doktor ihn halbtot vorfinden, wenn er zurückkommt.“

      Aufgeregt machte Abe diese Mitteilung, und Rowena wußte, daß es für die Männer nichts Erregenderes gab als den Tod.

      „Ich danke euch sehr für eure Hilfe“, sagte sie. “Aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen; ich bin sicher, daß unser Patient überleben wird, besonders wenn der Doktor ihn mit seinen magischen Händen behandelt haben wird.“

      „Das glaube ich auch, Miss Rowena. Der Doktor hat wirklich ’was Magisches an sich. Meine Frau hat das auch gesagt, nachdem er sie fast aus dem Grab zurückgeholt hat.“

      „Das sagen viele Leute“, lächelte Rowena.

      „Wenn noch irgendwas zu helfen ist, brauchen Sie es nur zu sagen, Miss Rowena. Wir gehen jetzt ’mal gucken, was es an der Unfallstelle noch zu tun gibt. Ick hoffe, wir müssen Ihnen nich’ noch ’nen Verletzten bringen“, sagte Abe.

      „Hier ist kein Platz mehr!“ erklärte Rowena scharf. „Macht das bitte meinem Vater klar, wenn ihr ihn seht. Und sagt ihm bitte, daß er so schnell wie möglich nach Hause kommen soll.“

      „Wir richten es aus.“

      Die Männer lüfteten respektvoll ihre Mützen, Rowena schloß die Tür hinter ihnen und ging dann die Treppe hinauf in das Krankenzimmer.

      Der Patient lag in den Kissen, seine Kleider waren am Kamin sorgfältig über einen Stuhl gelegt.

      Sie setzte sich auf das Bett und begann, das Gesicht des Gentlemans vorsichtig mit einem feuchten Tuch zu säubern. Die Wunde hatte stark geblutet. Dann jedoch sah sie, daß die Verletzung nicht sehr tief war.

      ,Er muß noch andere Verletzungen haben’, dachte sie sich, als sie sein Gesicht mit einem Handtuch abtupfte.

      Jetzt, als sein Gesicht sauber war, konnte sie erkennen, daß er noch hübscher war, als sie vorher bemerkt hatte. Er hatte aristokratische Gesichtszüge, ein eckiges Kinn und einen entschlossenen Mund, der beinahe hart wirkte. Sicher war er eine starke Persönlichkeit.

      Sie schätzte, daß er so um die dreißig war. Sein Haar war nach der neuesten Mode geschnitten.

      ,Sicher ist er eine wichtige Person’, dachte Rowena bei sich, während sie seine langen Finger betrachtete, an denen er einen Siegelring mit Monogramm trug.

      Rowena stellte fest, daß es für sie eigentlich nichts mehr zu tun gab, als auf die Rückkehr ihres Vaters zu warten. Automatisch griff sie nach seinen Kleidern, um sie ein wenig zu ordnen. Sie registrierte die ausgezeichnete Qualität des Anzuges. Als sie ihn aufnahm, fühlte sie eine dicke Brieftasche. Sie nahm sie heraus, um sie auf den kleinen Tisch zu legen. Dabei stellte sie fest, daß sie mit Banknoten gefüllt war. Sie widerstand der Versuchung, die Tasche zu öffnen.

      „Nun, er hat wenigstens Geld“, stellte sie zufrieden fest. „Und er wird nicht fortgehen, bevor er bezahlt hat.“

      Rowena betrachtete die staubigen Schuhe des Patienten und machte sich Gedanken, was wohl zu dem Unfall geführt hatte. Sie wagte nicht daran zu denken, daß den Pferden etwas passiert war. Noch zu gut erinnerte sie sich an den letzten Unfall, als zwei Pferden die Beine gebrochen wurden. Sie mussten getötet werden.

      ,Ob wohl dieser Herr die Schuld trug?’ fragte sie sich für einen Augenblick. Gleichzeitig verwarf sie den Gedanken. Sie war sicher, daß er ein ausgezeichneter Fahrer war. Und hatte Abe nicht erwähnt, daß der Kutscher der Postkutsche betrunken war?

      Es war bekannt, daß in letzter Zeit viele der Kutscher betrunken waren und keine Ahnung vom Umgang mit Pferden hatten.

      Gleichzeitig konnte sich Rowena des Gefühls nicht erwehren, daß der Mann vor ihr vielleicht doch einen Teil Schuld an dem Unfall trug. Vielleicht war er zu schnell gefahren. Sicher war er ein Mann, der ungeduldig seinem Ziel entgegenstrebte. Und sie konnte sich nicht vorstellen, wenn sie ihn so betrachtete, daß er auf der Straße entlang zuckeln würde.

      Während sie so in Gedanken um sich sah, ob es nicht doch noch etwas für sie zu tun gab, hörte sie ihren Vater in der Halle.

      „Papa!“ rief

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