Der Marquis und das arme Madchen. Barbara Cartland

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Der Marquis und das arme Madchen - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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ist auf dem besten Wege, eine Schönheit zu werden. Selbst die Chorknaben in der Kirche finden es unmöglich zu singen, wenn sie zugegen ist!“

      „Da stimme ich mit Ihnen überein“, meinte der Marquis. „Und was Sie betrifft, bin ich überzeugt davon, daß Sie den Verkehr am Piccadilly zum Stocken bringen würden, wenn Sie in London auftauchen würden.“

      Rowena sah ihn an, als befürchte sie, er wolle sie veralbern. Dann jedoch bemerkte sie den Ausdruck in seinen Augen und sagte: „Sie sollten nicht versuchen, uns den Kopf zu verdrehen, Mylord. Und bitte, schmeicheln Sie Hermoine nicht. Sie ist so romantisch, daß sie sich einbilden könnte, sie wäre in Sie verliebt. Wenn Sie dann wieder fort sind, werde ich die Schwierigkeiten haben, Hermoine wieder mit den Tatsachen vertraut zu machen und sie davon zu überzeugen, daß sie sich mit ihren Lektionen beschäftigt.“

      „Ist das das Einzige, was Sie für die Zukunft des armen Mädchens tun wollen?“ fragte der Marquis.

      „Und was soll ich sonst tun?“ entgegnete Rowena herausfordernd. Sie hatte festgestellt, daß der Marquis, seit er in dieses Haus gekommen war, viel Unruhe gestiftet hatte.

      Er war jederzeit gegenwärtig. Nicht nur, weil sie für ihn sorgte. Er hatte auch etwas in dieses Haus gebracht, was vorher nicht da war.

      Es war wie ein frischer Wind, der durch die kleinen Räume wehte. Selbst während er bewußtlos gewesen war, fühlte man seine starke Männlichkeit.

      Jetzt, nachdem er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, konnte sie mit ihm reden, mit ihm diskutieren. Irgendwie hatte sie den Eindruck, daß er sie ständig herausforderte.

      Es machte sie wütend, daß er mit seiner ruhigen Arroganz den Eindruck erweckte, als sei er ganz besonders wichtig, und jeder müßte seinen Wünschen Folge leisten.

      Auch konnte sie nicht begreifen, daß er es vorzog, in ihrem Hause zu bleiben, obwohl er nicht weit von hier ein viel größeres und bequemeres Zuhause hatte.

      Oft kam sein Sekretär zu ihm. Schon der Anblick der Pferde verschlug Rowena den Atem.

      Sein Diener erschien jeden Tag, um nach ihm zusehen. Er erzählte Rowena von den großen Besitzungen des Marquis und von seiner wichtigen Stellung in der Gesellschaft. All dies trug dazu bei, daß Rowena sich immer unbedeutender vorkam.

      Der Marquis trank den Rotwein, der auf dem Tablett stand.

      „Ich hätte gern noch ein Glas“, bat er.

      „Ein Glas ist genug. Mehr ist nicht erlaubt“, antwortete Rowena.

      „Unsinn!“ sagte er. „Ich bin durstig, und ich wünsche noch ein Glas zu trinken. Gießen Sie mir eines ein.“

      Fast hätte Rowena ihm gehorcht. Dann jedoch entschied sie sich anders.

      „Da müssen Sie meinen Vater fragen“, meinte sie. „Ich führe lediglich die Anordnungen des Doktors aus nicht die Ihren.“

      Er lächelte auf eine Weise, die sie verunsicherte.

      „Sie wollen mich nur dafür bestrafen, daß ich Lotty vorhin meine Tauben gegeben habe. Hören Sie auf, die autoritäre Amazone zu spielen, und geben Sie mir noch ein Glas.“

      „Und wenn ich mich weigere?“

      „Dann stehe ich auf, und hole mir selbst eines.“

      „Das würden Sie nicht wagen!“

      „Sind Sie sich da so sicher?“ drängte er.

      Ihre Augen trafen sich, und sie hatte das Gefühl, als wäre dies ein Kampf, wer den stärkeren Willen besaß. Da sie jedoch befürchtete, er würde seine Drohung wahrmachen, gab sie schließlich nach.

      „Nun gut“, sagte sie. „Tun Sie, was Sie wollen. Aber wenn Sie heute Nacht entsetzliche Kopfschmerzen bekommen, machen Sie mich nicht dafür verantwortlich.“

      „Sie wissen doch sicher, daß man einem Patienten immer seinen Willen lassen sollte?“ fragte der Marquis.

      Zufrieden beobachtete er, wie sie aus der Karaffe, die der Diener gebracht hatte, den Wein von Swayneling Park in sein Glas goss.

      Rowena antwortete nicht und der Marquis sagte: „Warum so ruhig? Ich bin daran gewöhnt, daß Sie auf jede meiner Bemerkungen eine Antwort haben. Deshalb beunruhigt es mich, wenn Sie nichts sagen.“

      „Ich behalte meine Gedanken lieber für mich, da ich glaube, daß Sie noch nicht stark genug sind, sie aufzunehmen“, war Rowenas Antwort.

      Der Marquis lächelte.

      „So ist es schon besser. Und nun bringen Sie mir bitte meine Brieftasche.“

      „Ich habe eine Aufstellung gemacht, was Sie meinem Vater schuldig sind“, sagte Rowena. „Wollen Sie sie sehen?“

      „Natürlich!“

      Sie öffnete eine Schublade, nahm die Liste heraus und legte sie aufs Bett.

      Er las sie genau und langsam durch. Dann sagte er: „Mein liebes Mädchen, das ist absurd! Glauben Sie wirklich, daß ich die Dienste Ihres Vaters nur halb so hoch einschätze wie die meines Veterinärs, der sich um meine Pferde kümmert?“

      „Papa wird sehr zufrieden sein, wenn er diesen Betrag erhält.“

      „Ich werde Ihrem Vater später das zahlen, was ich für angebracht halte“, erklärte der Marquis. „Auf jeden Fall ist es absurd, was Sie mir für meine Unterkunft und Verpflegung berechnen.“

      „Es ist mehr, als ich jemals von anderen verlangt habe. Und auch das war in den meisten Fällen zuviel“, erwiderte Rowena lächelnd.

      Der Marquis zog einige Banknoten aus der Brieftasche und reichte sie ihr. „Hier sind zwanzig Pfund. Und damit keine Unklarheiten entstehen: das ist für Unterkunft und Verpflegung. Die ärztliche Behandlung werde ich später mit Ihrem Vater persönlich abrechnen.“

      Rowena ging einen Schritt zurück, als hätte er sie gestoßen. „Glau ... glauben Sie wirklich, ich würde einen solchen Betrag von Ihnen annehmen?“ fragte sie.

      „Sie haben keine andere Wahl“, erwiderte er. „Wenn Sie nämlich in dieser Sache Schwierigkeiten machen, werde ich meinen Sekretär beauftragen, einen entsprechenden Betrag bei den hiesigen Geschäften für Sie zu hinterlegen.“

      „Das werden Sie nicht tun!“ rief Rowena ärgerlich. „Und um eines klarzustellen, Mylord, wir verlangen keine Mildtätigkeit von Ihnen.“

      „Ich verlange einigen Luxus dafür. Sie haben selbst gesagt, daß ich wieder zu Kräften kommen muß. Ich möchte in Zukunft Lammkeulen, Hühnerbrust, Rindersteaks und einige andere Delikatessen essen, von denen man viele, wie mir gerade einfällt, von meinem Gut beschaffen kann.“

      „Wir werden diese Dinge nicht annehmen!“ rief Rowena aus.

      „Sie enttäuschen mich. Ich hatte den Eindruck, daß eine gute Geschäftsfrau in Ihnen steckt. Und jetzt zeigen Sie, daß alles nur Humbug ist. Sie füttern die Reichen auf Kosten der Armen. Und das nur aus einem dummen, unrechten Stolz heraus,

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