Der Marquis und das arme Madchen. Barbara Cartland

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Der Marquis und das arme Madchen - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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er hat es strikt abgelehnt, Sie von hier fortzubringen.“

      Während sie sprach, bemerkte Rowena, daß der Marquis die Augen schloß, als sei er erschöpft.

      „Es ist besser, wenn Sie jetzt wieder schlafen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. In einigen Tagen werden Sie kräftig genug sein, nach Hause zu fahren.“

      Der Marquis richtete sich mühsam in seinem Bett auf und betrachtete das Tablett, das man ihm hingestellt hatte.

      „Ich mag keine Tauben!“ sagte er eigensinnig.

      „Ich fürchte, es ist nichts Anderes da“, erwiderte Rowena. „Hühnchen sind sehr teuer, und Rindfleisch hatten Sie erst gestern.“

      „Wenn er keine Tauben mag“, ertönte eine Stimme von der Tür her, „dann kann er vielleicht meine Fleischpastete haben. Ich liebe Tauben und Hermoine auch!“

      Der Marquis drehte sich zu Lotty um, die er inzwischen gut kannte und die ihn bittend von der Tür her ansah.

      Lotty sah ihrer Schwester sehr ähnlich. Während Rowenas Gesicht jedoch zart war und zu ihrer schlanken Figur paßte, war Lottys Gesicht rund und ein wenig zu plump. Der Marquis dachte, daß sie Ähnlichkeit mit einem Botticelli Engel hatte.

      Er war jedoch nicht abzulenken.

      „Warum ist Hühnchen zu teuer?“ fragte er.

      „Weil wir nicht das Geld haben, es zu kaufen, mein Herr“, erwiderte Rowena.

      „Wollen Sie damit sagen, daß ich für meinen Aufenthalt nicht bezahle?“

      „Bis jetzt waren sie noch nicht in einer gesundheitlichen Verfassung, die es erlaubt hätte, Sie nach Geld zu fragen“, antwortete Rowena.

      „Und warum haben Sie nicht meinen Sekretär danach gefragt? Er ist oft genug hier.“

      „Daran habe ich noch nicht gedacht“, sagte Rowena freimütig.

      „Warum, zum Teufel, hat er es nicht von selbst angeboten?“ fragte der Marquis ungeduldig.

      „Er hat einige Früchte gebracht, die wir selbst nicht kaufen können, und den Wein, von dem Papa jedoch nicht möchte, daß Sie ihn trinken, bevor Ihr Kopf besser ist.“

      „Ich glaube, der kann sich gar nicht vorstellen, dass Sie sich nicht jeden Luxus leisten können“, sagte der Marquis, als spräche er mit sich selbst. „Wie dem auch sei, ich hatte Geld bei mir.“

      „Es liegt hier in dieser Schublade, Mylord.“

      „Dann bringen Sie es mir doch bitte her.“

      „Ihr Essen wird kalt“, antwortete sie. „Ich schlage vor, daß Sie zuerst einmal essen.“

      Der Marquis sah Lotty an.

      „Ich glaube, ich ziehe die Fleischpastete vor“, sagte er.

      „Ich hole sie Ihnen. Ich hole sie sofort!“ rief Lotty begeistert.

      „Nein warte!“ rief Rowena, aber es war schon zu spät. Ihre kleine Schwester war schon fast unten.

      „Wenn Sie jetzt anfangen, sich in meine Hausordnung einzumischen und alles durcheinander zu bringen, schicke ich Sie nach Hause, egal was der Doktor sagt“, warnte Rowena den Marquis.

      „Sie haben mich jetzt lange genug tyrannisiert”, erwiderte der Marquis. „Ich werde so lange hierbleiben, wie es mir paßt. Sie wissen genau, daß der Doktor nichts dagegen sagen wird, solange ich seine Anweisungen befolge.“

      „Mein Vater ist nicht auf Sie angewiesen. Er hat genügend andere Patienten.“

      „Aber nicht so wichtige wie mich!“ war die Antwort.

      Er lächelte sie an.

      „Das war eine sehr arrogante Bemerkung“, antwortete Rowena. „Und was meinen Vater betrifft, so sind alle Menschen, die leiden, für ihn gleich.“

      „Aber wie Sie bemerkt haben werden, kann ich es mir leisten, zu bezahlen“, antwortete der Marquis.

      Rowena preßte die Lippen zusammen und unterdrückte eine unfreundliche Antwort.

      Sie hatte bemerkt, daß der Marquis, seit es ihm wieder besser ging, sie auf eine Weise herausforderte, die ihre Autorität den Geschwistern gegenüber untergrub. Noch vor einer Woche hätte Lotty es niemals gewagt, Tauben zu verlangen, wenn sie eigentlich Fleischpastete essen sollte.

      Jetzt betrat sie das Zimmer und reichte dem Marquis den Teller mit der Pastete.

      „Danke dir“, sagte er. „Das sieht aber wirklich sehr appetitlich aus.“

      „Kann ich jetzt Ihre Tauben haben?“ fragte Lotty, die ganz außer Atem war.

      „Mit Vergnügen“, antwortete der Marquis.

      Sie nahm den Teller vom Tablett.

      „Die Hälfte für mich und die andere Hälfte für Mark“, sagte sie. „Hermoine hat schon ihre Pastete gegessen, sie wird sicher nichts wollen.“

      Lotty trug vorsichtig mit beiden Händen den Teller mit den Tauben hinunter.

      „Ich möchte Sie darauf hinweisen, daß wir bemüht sind, Eurer Lordschafts Gesundheit wiederherzustellen. Vielleicht ist es Ihnen bekannt, daß Tauben sehr viel nahrhafter sind als diese Pastete, die hauptsächlich aus Kartoffeln besteht“, sagte Rowena in spitzem Ton.

      „Ich nehme an, daß diese Pastete aus dem restlichen Fleisch gemacht wurde, das ich gestern bekommen habe“, erwiderte der Marquis.

      „Ich bin überrascht, daß Sie wissen, aus welchen Zutaten diese Pastete besteht. Ich glaube kaum, dass Sie jemals gezwungen waren, dieses Gericht zu essen.“

      „Ich finde, sie schmeckt außerordentlich delikat. Und da ich nun nicht mehr hungrig bin, könne wir zum eigentlichen Thema zurückkehren. Geld!“

      „Nicht bevor Sie Ihren Nachtisch gegessen haben”, erwiderte Rowena und ging einen Teller holen. “Hier sind einige frische Himbeeren aus dem Garten, die mit dem Quark sehr gut schmecken werden.“

      „Vielleicht möchte Lotty es gerne essen?“ fragte er.

      „Lotty ist verfressen. Und Sie sollten sie nicht noch ermuntern.“

      Der Marquis aß einen Löffel voll von dem Quark. Er konnte sich nicht erinnern, seit seiner Kindheit welchen gegessen zu haben.

      „Erzählen Sie mir etwas von sich“, bat er Rowena.

      „Da gibt es nichts zu erzählen. Sie haben uns inzwischen alle kennengelernt, und Sie werden selbst festgestellt haben, daß wir eine ganz gewöhnliche Arztfamilie sind, die in einem kleinen Ort lebt. Ganz ohne Aufregungen, abgesehen von Zwischenfällen, die durch verrücktes Fahren auf Hauptstraßen verursacht werden.“

      Die Augen des Marquis zuckten für einen Augenblick. Er hatte den Eindruck, daß Rowena ihn absichtlich ärgern wollte.

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