Eine Mutter. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Eine Mutter - Gerstäcker Friedrich страница 17

Автор:
Серия:
Издательство:
Eine Mutter - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

fanden, zu amüsiren. Besonders waren einige Artillerie-Officiere, die selber zeichneten und malten, regelmäßige Besucher der »Hölle« geworden und zogen dann wieder Andere nach.

      So hatte sich denn auch am heutigen Abend, während vorn in der Weinstube die steiferen Bürger, Beamten und Professoren saßen, in der »Hölle« ein lustiges Völkchen zusammengefunden, das dem guten Weine des alten Trauvest wacker zusprach. Vom Theater schien aber nur das Schauspiel vertreten, da heute eine Oper gegeben wurde; sonst saß aber eine gemischte Gesellschaft in Uniformen, Sammetröcken und Joppen um den langen Tisch, und das Gespräch hatte sich gerade um einen Wein gedreht, den ihnen Trauvest als Markobrunner vorgesetzt und den ein Hauptmann von Seidlitz für Deidesheimer erklärte, so daß schon eine Wette angeboten und acceptirt war.

      »Wo nur Handor heute bleibt?« rief Höfken, der das Fach der Charakterrollen am Theater bekleidete; »der hat die beste Zunge von uns Allen, und seinem Urtheil füge ich mich.«

      »Topp, angenommen!« rief der Gegenpart.

      »Handor muß etwas auf dem Strich haben,« meinte Berthel, der Heldenvater; »er geht mir schon seit etwa fünf Wochen mit einer Sorgfalt gekleidet...«

      »Bah,« rief einer der Maler, »als erster Liebhaber muß er auf seine Toilette halten; er gilt ja bei der ganzen schönen Welt von Haßburg für das Modejournal der Stadt.«

      »Ach was da, Modejournal,« knurrte Pfeffer, der unten am Tische bei einer halben Flasche Wein saß, »Schulden sind's, und damit er den Leuten Sand in die Augen streut, hängt er den Plunder um sich her; Esel, wenn sie sich davon blenden lassen.«

      »Nein, Höfken hat Recht,« rief aber auch Berthel, »es muß etwas Anderes dahinter stecken – Schulden, bah! Wenn ein Mensch erst einmal so viel Schulden hat, daß er doch ganz gewiß weiß, er kann sie nicht bezahlen, dann machen sie ihm auch keine Sorgen mehr, und so steht's mit Handor. Nein, bei dem spukt etwas Anderes, und ich bezahlte wahrhaftig...«

      »Eine Flasche Champagner, Kellner,« rief in diesem Augenblick eine laute, fröhliche Stimme, und als sich Alle danach wandten, stand Handor, der eben genannte erste Liebhaber, in der geöffneten Thür; »aber wohl in Eis, verstanden?« setzte er rasch hinzu, »oder auch gleich zwei, drei Flaschen, mein Junge, denn ich bin schmählich durstig heut Abend und schmählich vergnügt – Guten Abend, meine Herren!«

      »He, Handor, beim Zeus! Junge, wo kommst Du her? Eben sprachen wir von Dir; wo bist Du gewesen?«

      »Im Himmel, Kinder, im siebenten Himmel,« rief der junge Mann, indem er Hut und Stock an einen Nagel hing und dann einen Stuhl neben dem etwas zur Seite rückenden Höfken nahm, »direct aus den himmlischen Sphären stieg ich nieder in die »Hölle«, und nur der himmlische Trank kann mir Ersatz für das Verlorene geben.«

      »Pff,« zischte Pfeffer durch die Zähne, »den Himmel, in dem der gesteckt hat, kenn' ich.«

      »Alle Wetter, Handor,« lachte aber auch der Maler, »Sie scheinen heute Ihren splendiden Tag zu haben!«

      »So lang der Wirth nur weiter borgt,

      Sind wir vergnügt und unbesorgt!«

      citirte Pfeffer.

      »Vive la bagatelle!« rief aber Handor, ein ihm gereichtes Glas auf einen Zug leerend.

      »Halt,« sagte Höfken »hier gilt es eine Wette; da, Handor, ehe Du uns Dein Abenteuer erzählst, sag' uns einmal, was für Wein das ist.«

      »Und wer hat Dir gesagt, daß ich Euch überhaupt mein Abenteuer erzählen werde?«

      »Als ob der schweigen könnte,« lachte ein Anderer; »hast Du wieder bei Deiner jungen Putzmacherin geschwärmt oder bei der dicken Banquierstochter, oder gar mit der kleinen Jüdin den Romeo gelesen? Der Mensch hat, bei Gott, ein Glück, um das man ihn beneiden könnte.«

      »Thorheiten!« lachte Handor verächtlich; »welchen Wein meint Ihr?«

      »Hier dieses Glas; aber jetzt koste vorsichtig, es gilt eine Wette.«

      »Gebt mir vorher ein Stück Brod.«

      Das Verlangte wurde gebracht, und während jetzt Handor den Wein mit Kennermiene prüfte und kostete, herrschte lautlose Stille in dem kleinen Raum. Trauvest, der gerade in die Thür trat, blieb auf der Schwelle stehen.

      »Nun, wo ist der gewachsen?«

      Handor kostete noch einmal. »Rüdesheimer Berg,« sagte er dann.

      »Rüdesheimer?«

      Handor nickte.

      »Meine Herren,« sagte Trauvest, »ich muß Ihnen mittheilen, daß ich gestern zwei Fässer Wein, eins mit Markobrunner und eins mit Rüdesheimer Berg, habe abziehen lassen, und wie ich eben von meinem Küfer höre, hat er beim Siegeln den Lack verwechselt, was schuld an dem Irrthum ist; Herr Handor hat Recht, es ist allerdings Rüdesheimer Berg.«

      »Alle Wetter,« rief Hauptmann von Seidlitz, »die Zunge muß Handor viel Geld gekostet haben!«

      »Oder anderen Leuten,« meinte Pfeffer.

      »Allen Respect übrigens vor Ihrer Zunge, Herr Handor,« fuhr Trauvest fort, »und wenn Sie das Theater aufgeben wollten, möchte ich Sie wohl als Reisenden engagiren; Sie sollten ganz vortreffliche Provisionen bekommen.«

      »Herzlichen Dank, lieber Trauvest,« lachte der erste Liebhaber, »bin von Ihrer Güte überzeugt, befinde mich aber doch jetzt noch besser so. Sollte ich aber wirklich einmal in den Fall kommen...«

      »Dann wenden Sie sich nur an mich, ich halte mein Wort,« nickte der alte Mann.

      »Apropos, Handor,« rief der Maler Arnold, der ihm gegenüber saß, »haben Sie schon die schöne Fremde gesehen, welche heute angekommen ist, die Gräfin Rottack? Die Familie ist hier nach Haßburg übergesiedelt.«

      »Nein,« rief Handor; »ist sie hübsch?«

      »Bildschön,« versicherte Arnold ganz in Feuer. »Sie wurde mir heute unter den Buden gezeigt, wo sie mit ihrem Manne und den Kindern spazieren ging; ein reizendes Wesen mit einem von den Gesichtern, die der liebe Gott nur wenig Begünstigten mitgegeben, und denen man auf den ersten Blick gut sein muß. Und was für wunderbar goldenes Haar sie hat! Ich bin ihnen eine Weile nachgegangen, nur um die Sonne auf dem Haar blitzen und leuchten zu sehen.«

      »Meiner Seel',« rief Pfeffer »wenn Sie so entzückt von rothen Haaren sind, weshalb malen Sie denn nicht einmal meine Schwester, die Bassini? Die brennt.«

      Alle lachten.

      »Der Pfeffer ist doch ein ganz nichtsnutziger Patron, nicht einmal seine eigene, leibliche Schwester kann er ungeschoren lassen,« rief Berthel.

      »Bah, ungeschoren,« sagte Pfeffer, »sie trägt eine Perrücke!«

      »Lassen Sie mir die Bassini in Ruhe!« rief Höfken dazwischen; »das ist eine ganz brave Person, wenn sie auch sonst vielleicht ihre Wunderlichkeiten hat. Und wie ordentlich und ehrlich bringt sie sich mit ihrer kleinen Gage durch, daß sie nicht einen Pfennig Schulden in der Stadt hat!«

      »Das kann Handor auch von sich sagen,«

Скачать книгу