Die Reise in die Rocky Mountains. John Charles Frémont

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Die Reise in die Rocky Mountains - John Charles Frémont Edition Erdmann

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war mir von der Regierung der Vereinigten Staaten die Aufgabe gestellt worden, das Land zwischen der Westgrenze des Staates Missouri und dem Südpass des Felsengebirges, der Rocky Mountains, in der Richtung des Kansas- und großen Platte-Flusses zu untersuchen. Ich reiste am 2. Mai 1842 von Washington ab, erreichte am 22. St. Louis am Mississippi im Staat Missouri und gelangte, nachdem ich gegen 400 Meilen den Missouri auf einem Dampfboot aufwärtsgefahren war, nahe dem Einfluss des Kansas zu Chouteaus Handelsniederlassung, wo die letzten Vorbereitungen für die Reise getroffen wurden. Meine Mannschaft bestand aus 21 Kreolen und Kanadiern, die früher im Dienst der Pelzkompanien gestanden hatten und daher mit dem Leben in den Prärien wohlvertraut waren. Außerdem begleitete mich Herr Karl Preuß, ein Deutscher von Geburt, als mein Gehilfe bei den Ortsbestimmungen, L. Maxwell als Jäger und Christoph Carson, bekannt durch seine Gebirgsreisen unter dem Namen Kit Carson, als unser Führer. Endlich schloss sich uns auch Heinrich Brant, ein Jüngling von 19 Jahren, und ein 12-jähriger Knabe namens Randolph Benton, die Söhne angesehener Eltern, als Begleiter an. Wir waren alle gut bewaffnet und beritten, mit Ausnahme von acht Mann, die ebenso viele mit je zwei Maultieren bespannte Karren führten, in denen sich unsere Mundvorräte und Reisebedürfnisse befanden.

      Am 14. erreichten wir nachmittags die Furt des Kansas, 100 Meilen oberhalb seiner Mündung. Angeschwollen vom Regen eilte er, gelb und trübe wie der Missouri, in einer Breite von 230 Ellen raschen Laufes dahin. Die Tiere wurden in den Strom getrieben und erreichten, einigen meiner Leute folgend, die zu Pferde übersetzten, glücklich das andere Ufer. Die Karren wurden abgeladen, auseinandergenommen und dann auf einem Boot, das wir mit uns führten, einzeln hinübergefahren. Als über dieser Arbeit die Dämmerung schon hereinbrach, ließ ich die letzten zwei Karren zusammen in das Boot laden, doch es schlug um, und sein ganzer Inhalt trieb die Strömung hinab. Unverweilt stürzte sich unsere ganze Mannschaft ins Wasser und rettete fast alles, selbst Flinten und Blei. Da einige infolge dieses kalten Bades sich unwohl fühlten, blieben wir am folgenden Tag im Lager. Eine Anzahl Kansas-Indianer besuchte uns. Einer derselben sprach zu unserer Überraschung so fließend Französisch wie einer der Unsrigen, und es ergab sich, dass er als Knabe in St. Louis gelebt hatte. Von ihnen konnten wir mancherlei Lebensmittel eintauschen, unter anderem auch 30 Pfund Kaffee, nachdem der unsrige ein Raub der Fluten geworden war. – Am anderen Morgen verlegten wir unser Lager 7 Meilen weiter stromaufwärts auf eine anmutige Prärie, die den Pferden eine reichliche Weide darbot, und verweilten da auch den folgenden Tag. Unsere Leute waren mit dem Trocknen der wieder aufgefischten Gegenstände beschäftigt und stellten dann Schießübungen an, die hier mitten in dem Indianerland wohl an der Zeit waren. An dem steilen Flussufer befanden sich unzählige Schwalbennester. In eins derselben war eine ansehnliche Prärieschlange mit halbem Leibe gekrochen und eben beschäftigt, die jungen Vögel zu verschlingen, während die Alten sie ängstlich umflatterten, vergeblich bemüht, sie zu vertreiben. Wir töteten das Tier durch einen Schuss und fanden in seinem Leib 18 junge Schwalben. – Von einem Jäger, der uns besuchte, erfuhren wir, dass eine Schar von 64 Auswanderern drei Wochen vor uns auf dem Weg nach dem Columbia-Fluss begriffen war, unter ihnen aber viele erkrankt und einige Kinder gestorben seien.

      Am 18. traf ich nahe der Mündung des Vermilion einen der vielen kleinen Nebenflüsse des Kansas, die größtenteils schön bewaldet wie Gräben durch die Prärie laufen, auf ein großes, aber verlassenes Dorf der Kansas. Es lag zerstreut in einem offenen Gehölz längs dem Ufer des Flusses, an einer Stelle, die mit der den Indianern eigenen Vorliebe für landschaftliche Schönheit ausgewählt war. Die Pawnees, ein anderer indianischer Stamm, hatten es im letzten Frühling überfallen. Einige Häuser waren verbrannt, andere vom Rauch geschwärzt, und von den gelichteten Stellen nahm schon wildes Gestrüpp wieder Besitz. Unser Weg führte uns am anderen Tag über Hügelland in einer Entfernung von 8 bis 12 Meilen vom Kansas. Hier und da lagen große Sandsteinblöcke zerstreut, und die Blüte mancher schönen Pflanze, unter welchen eine Art purpurrot blühender Blumenginster (Amorpha canescens) am häufigsten in diesem ganzen Landstrich vorkam, belebten das Grün der Prärie. Wir befanden uns etwa 1400 Fuß über dem Meer. Am Abend des 20. lagerten wir an der Westseite des Big Blue, eines klaren und anmutigen Flusses, der in schnellem Lauf durch ein schön bewaldetes Tal eilt. Carson erlegte eine Antilope, von denen wir mehrere zu Gesicht bekamen. Am folgenden Nachmittag führte unser Weg über einen dürren, wasserlosen Höhenzug, und wir hatten viel unter der Hitze zu leiden. Dunkle Linien von Waldungen zeigten den Lauf der Ströme unter uns in den Ebenen an. Außer der Amorpha findet sich häufig auch die Rose, die schönste Blume in den Prärien, und gibt ihnen ein gartenähnliches Aussehen, daneben der Wermut (Artemisia), dessen vom Wind bewegte Blätter in der Sonne wie Silber glänzen. Alle diese Pflanzen haben ihre eigentümlichen Insekten, die gewöhnlich dieselbe Farbe wie die Blumen haben, auf welchen sie leben. Je weiter wir nach Westen vordrangen, desto sandiger wurde der stets aufwärtssteigende Boden. Wir folgten immer den frischen Spuren der Oregon-Auswanderer und wählten öfter dieselbe Stelle zum Lagerplatz, wo sie die Nacht verweilt hatten. Wo wir auf dem sandigen Boden zuerst Kaktusarten gefunden hatten, erreichten wir am 23. abends halb verschmachtet den Little Blue, den Kleinen Blauen Fluss, in den Mann und Ross alsbald fröhlich sprangen, um sich zu baden und den Durst zu löschen. Wir waren jetzt in dem Gebiet der Pawnees, welche in dieser Gegend den Reisenden Pferde zu stehlen pflegen oder, wenn sie sich stark genug fühlen, dieselben offen angreifen und plündern. Wir stellten deshalb zum ersten Mal nachts eine Wache auf. – Am anderen Morgen gingen wir das von anmutigen grünen Hügeln begrenzte Tal aufwärts. Der gegen 50 Fuß breite Fluss war von kanadischen Pappeln und Weiden eingefasst und zuweilen von einem kleinen Eichengehölz umgeben, in denen sich Scharen von Truthühnern aufhielten. Auch zeigte sich zahlreicheres Wild; Elche sahen wir häufig an den Hügeln. Und hier und da kreuzte eine Antilope unseren Weg. Abends lagerten wir an einem Nebenflüsschen, wo der mit Schachtelhalm (Equisetum) bedeckte Boden unseren ermatteten Pferden eine gute Weide darbot. Nachts erhob sich ein heftiger Sturm, der Regen fiel in Strömen, ununterbrochen rollte der Donner, der ganze Himmel zitterte vom Wetterleuchten, und blendenden Blitzen folgte wieder tiefe Finsternis. Carson hatte mit unseren zwei jungen Begleitern bis Mitternacht die Wache. Diese hatten die erste Probe ihres Mutes abzulegen. Erzählungen von den blutigen Gefechten mit den Indianern waren in unserem Lager im Schwang, waldige Schluchten umgaben uns von allen Seiten, und zuweilen hörte ich Randolphs Stimme, wie er Carson auf ein vermeintliches Geräusch in der Finsternis aufmerksam machte.

      Auch wir erfuhren am folgenden Morgen eine der Täuschungen, welchen alle Reisenden in diesen Wildnissen unterworfen sind. Nachdem wir talaufwärts aufgebrochen waren, kam einer der Unsrigen eilig uns nachgesprengt mit dem Ruf: »Indianer, Indianer!« Er war ihnen nahe genug gewesen, um sie zu zählen. Es waren ihrer, wie er sagte, 27. Ich ließ sogleich haltmachen

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