Die Reise in die Rocky Mountains. John Charles Frémont
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Von der Mündung des Kansas waren wir nun 328 Meilen (71 deutsche) vorgedrungen, und befanden uns etwa 2000 Fuß hoch. Auf unserem ganzen Weg hatten Kalk und Sandstein, welche eine Lage von Sand und Kies bedeckte, das vorherrschende Gestein gebildet. Der Fluss war weit über 1 Meile und sein Tal gegen 4 Meilen breit, und dieses sowie die Inseln, die er bildet, waren meist bewaldet. Als wir denselben aufwärtsgehend am 28. Juni an einer offenen Stelle unsere Mittagsrast hielten, schallte plötzlich aus dem Gehölz der Ruf: »Leute!« Alsbald war in unserem Lager alles für einen Überfall gerüstet, und mehrere unserer Reiter galoppierten mit lautem Geschrei den Ankommenden entgegen. Doch es zeigte sich, dass es eine kleine Schar von 14 Voyageurs unter der Leitung eines gewissen John Lee war, die mit Fellen und ihren Lebensmitteln beladen zu Fuß diese Einöden durchzogen. Sie hatten vor 60 Tagen etwa 300 Meilen weiter stromaufwärts sich auf Barken mit Pelzwerk für die amerikanische Pelzkompanie eingeschifft und auf diesem Wege schnell nach St. Louis zu kommen gehofft. Aber Sandbänke, Untiefen und Hindernisse aller Art hatten sie endlich genötigt, fast ihre ganze Ladung in einem Versteck zu verbergen und ihre Reise zu Fuß fortzusetzen. Dieser abgehärtete und kühne Menschenschlag größtenteils französischer Abkunft durchzieht im Dienst der Pelzkompanien außer den Indianern fast allein die ungeheuren Strecken zwischen dem Missouri und dem Stillen Ozean. Wir versahen sie wieder mit etwas Tabak, ohne den, wie sie sagen, »das Nachtfeuer düster brennt«, und erhielten dagegen einige ausgewählte Stücke Büffelfleisch. Neuigkeiten wurden ausgetauscht, alte Bekanntschaften erneuert; nach einer Stunde bestiegen wir unsere Pferde, sie nahmen ihre Bündel wieder auf die Schultern und wir schüttelten uns zum Abschied die Hand. Unter ihnen fand ich einen alten Gefährten der nördlichen Prärien wieder, einen abgehärteten Veteranen der Gebirge, der zerhackt und vernarbt war, wie ein Schnauzbart von Napoleons alter Garde. Er führte den Spitznamen »La Tulipe«, die Tulpe; seinen eigentlichen Namen habe ich nie gehört. Ihn nahm ich wieder in meinen Dienst.
Bei Sonnenuntergang näherten sich uns drei Gestalten. Es waren Indianer vom Stamm der Cheyennes, zwei Männer und ein Knabe von 13 Jahren. Seit einem Monat hatten sie ihr Volk an dem Südarm des Flusses über 300 Meilen weiter westlich verlassen und waren, nur vier Mann stark, zu den Pawnee-Dörfern gegangen, um Pferde zu stehlen, ohne jedoch ihre Absicht erreicht zu haben. Sie ritten wilde Pferde aus den Arkansas-Ebenen und hatten keine anderen Waffen als Bogen und lange Spieße. Hätten die Pawnees sie entdeckt, so wären sie rettungslos verloren gewesen. Ich lud sie zur Abendmahlzeit ein, und Randolph und der junge Indianer, die einander misstrauisch und neugierig angeschaut hatten, wurden bald die besten Freunde. Nach dem Essen setzten wir uns ins Gras, und sie zeichneten mir in roher, aber doch anschaulicher Weise den Lauf der Gewässer zwischen uns und ihren Dörfern auf.
Am Morgen des 30. stießen wir auf eine zahllose Herde Büffel, die auf der weiten Ebene kaum einen Grashalm übrig gelassen hatten. Sie glichen in der Ferne ausgedehnten Waldstrecken. Das Großartige einer solchen lebendigen Masse ergreift seltsam den Reisenden. Schon von fern hörten wir ein dumpfes und verworrenes Geräusch, und als wir dieser schwarzen Massen ansichtig wurden, war nicht einer unter uns, der sein Herz nicht schneller schlagen hörte. Es war die Morgenzeit, wo die Herden zu weiden pflegen, und überall waren sie in Bewegung. Hier und da wälzte sich ein gewaltiger, alter Bulle im Gras, und Staubwolken stiegen von verschiedenen Punkten auf, deren jede ein hartnäckiges Gefecht dieser Tiere andeutete. Indianer und Büffel bilden die Poesie und das Leben der Prärie. Geschrei und Gesang schallte durch unseren ganzen Zug, und unser Abendlager war der Beginn eines Festes, das erst am anderen Morgen mit unserem Aufbruch endigte. Drei Kühe waren geschossen worden, und die ganze Nacht hindurch brieten die leckersten und ausgewähltesten Fleischschnitten am Feuer. Kit Carson stürzte auf der Jagd mit dem Pferd, und dieses lief mit der fliehenden Herde davon, doch Maxwell fing auf einem flüchtigen Renner nach einem anstrengenden Ritt den Flüchtling wieder ein. Häufig laufen die Pferde oder Maultiere mitten unter den Büffeln in die Ebenen davon und werden dann selten wieder gefangen. – »Der Büffel gehört zum Ochsengeschlecht. Seine scharfrandigen Hörner sind an der Wurzel seitwärts und abwärts gekrümmt, seine Stirn gewölbt, sein Fell schwarz und kurz behaart. Obwohl zähmbar, bleibt er doch stets unbändig und gerät leicht in Wut. Er liebt sumpfige Orte und verbirgt sich vor der Hitze fast ganz im Wasser. Seine Milch ist gut, sein Fleisch essbar; die Häute und die Hörner kommen in großer Menge in den Handel.«
Als wir am 1. Juli längs der Uferhöhe ritten, kam eine große Herde von mehr als 700 Büffeln wimmelnd vom Fluss herauf und zog ruhig grasend über die Ebene. Die Jagd war zu einladend. Kit Carson, Maxwell und ich bestiegen die Jagdpferde und ritten langsam auf sie zu. Wir hatten uns auf etwa 300 Ellen genähert, als eine plötzliche Bewegung und Unruhe in der Herde anzeigte, dass wir bemerkt worden waren. Wir ritten dicht nebeneinander in einem kurzen Galopp auf sie zu. Als wir uns nahten, eilten die Vordersten schon in schnellem Lauf den Hügeln zu, und in wenigen Augenblicken hatte sich diese Bewegung der ganzen Herde mitgeteilt. Ein Trupp Bullen bildete, wie gewöhnlich, die Nachhut. Sie drehten sich zuweilen um und blickten uns an, als ob sie Lust hätten, uns zu einem Gefecht standzuhalten. Doch in wenigen Augenblicken war die Flucht allgemein, und wir jagten wie ein Sturmwind ihnen nach über die Ebene. In einer Nähe von 30 Ellen feuerten wir zum ersten Mal unsere Gewehre ab und brachen darauf in die Herde ein. Die Tiere stoben erschrocken auseinander, und mancher schwerfällige Bulle stürzte auf dem unebenen Boden und überschlug sich in seinem gewaltigen Fall, eingehüllt in dichten Staub. Wir trennten uns, und jeder suchte sich seine Beute aus. Ich ritt ein gut geschultes Ross, berühmt im Westen unter dem Namen Proveau. In die Zügel schäumend und Feuer im Blick, jagte es wie ein Tiger der von mir ausersehenen Kuh nach. Wenige Minuten brachten mich ihr zur Seite, ich feuerte, im Bügel mich erhebend, und die Kugel drang dicht neben dem langen Haar bis nahe zum Herzen. Als sie stürzte, wandte ich mein Pferd und schaute mich nach meinen Gefährten um. In geringer Entfernung zog Kit eben sein Pferd von den Hörnern einer Kuh zurück, die sich zum Stoß anschickte; und weiter unten mitten unter den zerstreuten Haufen wurde auf einen Augenblick Maxwell sichtbar, als eben ein weißer Rauch aus seinem Gewehr drang. Näher zwischen mir und den Hügeln waren die dichtesten Massen; ich ließ meinem Pferd die Zügel und sprengte auf sie zu. Eine dicke Staubwolke, die mir Mund und Augen füllte und mich fast erstickte, verhüllte ihren Nachtrupp. Sie drängten sich so dicht in eine feste Masse zusammen, dass ich nicht einzudringen vermochte. Bald aber teilten sie sich zur Rechten und Linken, das Getöse der aneinanderschlagenden Hörner übertönte jedes andere, und mein Pferd setzte in die Öffnung. Fünf oder sechs Bullen stürzten auf uns, als wir in die Reihen eindrangen, aber sie blieben weit zurück. Ich nahm eine Kuh aufs Korn, schoss aber zu hoch. Sie tat einen furchtbaren Satz und jagte mit verdoppelter Eile davon. Darauf zog ich den Zügel an, und wie ein Strom schoss die Herde an mir vorüber. – Unsere Jagd hatte uns auf einen gefährlichen Grund geführt. Ein Präriehundedorf, welches so stark bevölkert war, dass sich in einem Raum von etwa 20 Quadratellen durchschnittlich drei bis vier Höhlen befanden, bedeckte den ganzen Grund von etwa 2 Meilen Länge. Als ich mich umschaute, gewahrte ich nur einen der Jäger und unsere Karawane in einer Entfernung von 4 Meilen wie eine lange schwarze Linie sich fortbewegen.