Die Reise in die Rocky Mountains. John Charles Frémont

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Die Reise in die Rocky Mountains - John Charles Frémont Edition Erdmann

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Meute wild aussehender Hunde, die weit mehr einer Herde von Wölfen glichen, folgten ihnen. – Unsere Indianer hatten erfahren, dass sich in dem Arapaho-Dorf etwa 20 Hütten ihrer Landsleute befanden, und sie begannen sogleich, sich zu deren Besuch vorzubereiten. Sie badeten sich im Fluss, banden sich bunte Schurze von Baumwollstoff um, den sie, wie ich später erfuhr, von unseren Leuten gestohlen hatten, ordneten ihr Haar und knüpften es mit roten Bändern in die Höhe. Während sie selbstgefällig damit beschäftigt waren, machte sich das Packpferd der armen Cheyennes, das ihren ganzen irdischen Reichtum auf dem Rücken trug, aus dem Staub. Am meisten beklagten sie den Verlust ihrer Speere und Schilde und eines kleinen Vorrats an Tabak. Indes ertrugen sie es mit der ganzen philosophischen Ruhe eines Indianers. »Unser Volk«, sagte einer von ihnen, »wird uns auslachen, wenn wir zu Fuß zurückkehren, anstatt eine Herde Pawnee-Pferde vor uns herzutreiben.« – Indessen begann die Jagd auf dem anderen Ufer. Die Indianer griffen in zwei Abteilungen an und trieben die zu den Hügeln fliehenden Büffel gegen den Fluss zurück. Zerstreut rannten diese nach allen Seiten. Wir waren zu entfernt, um den Knall der Flinten oder irgendeinen Laut zu hören. In stetem Wechsel kamen durch die von der Sonne erhellten Staubwolken einige flüchtige Büffel zum Vorschein und dicht hinter ihnen ein Indianer mit seinem langen Speer und verschwanden wieder in einer neu aufwirbelnden Wolke. Die anscheinende Stille und die eilend dahinjagenden Schattengestalten gaben dem ganzen Schauspiel etwas Traumhaftes und mehr das Aussehen eines Gemäldes als eines wirklichen Erlebnisses. Es war eine Herde von wohl 300 bis 400 Büffeln, doch, obwohl ich genau achtgab, sah ich nicht einen einzigen aus der unheilvollen Wolke hervorkommen, in der das Werk der Zerstörung vor sich ging.

      Nach einer Stunde schlugen wir den Weg nach dem Indianerdorf ein. Allmählich kam einer derselben nach dem anderen, mit seiner Jagdbeute beladen, dahergeritten, und als wir uns den Hütten näherten, war der ganze Weg von den heimkehrenden Reitern bedeckt. Das Dorf bestand aus etwa 120 Hütten, die auf beiden Seiten einer gegen 150 Fuß breiten Straße, die längs des Flusses hinlief, zerstreut lagen. Als wir an ihm entlangritten, bemerkte ich neben einigen Wohnungen eine Art Gestell, das von drei dünnen und reinlichen Birkenstangen gebildet wurde, an dem der Schild und Speer und einige andere Waffen eines Häuptlings befestigt waren. Alle waren auf das Sorgfältigste geputzt, die Lanzenspitzen glänzend und die Schilde weiß und fleckenlos. Einer der Häuptlinge lud uns zu sich ein. Er breitete, als wir eintraten, für mich ein Gewand zum Sitzen aus, und die Frauen stellten eine große hölzerne Schüssel mit Büffelfleisch vor uns. Der Wirt hatte indessen seine Pfeife angezündet, und nachdem sie bei uns die Runde gemacht hatte, begannen wir die Mahlzeit. Nach und nach kamen gegen sechs andere Häuptlinge und setzten sich schweigend nieder. Nach der Mahlzeit richtete der Wirt eine Anzahl Fragen an uns in Betreff des Zweckes unserer Reise, den ich ihm nicht verhehlte. Obwohl meine Erklärung, dass es sich um die dereinstige Anlegung von Militärposten auf dem Weg zum Gebirge handele, ihnen ebenso wichtig als unerfreulich sein musste, so verrieten doch ihre Mienen nicht das geringste Erstaunen, und sie blieben sich völlig gleich in ihrer gemessenen Höflichkeit. Die anderen hörten zu und rauchten. Ich bemerkte, dass ein jeder, bevor er die Pfeife in den Mund nahm, das Rohr mit einem raschen Blick in die Höhe hielt, als ob er sie dem großen Geist darbringen wollte. – Regentropfen schlugen an die Hütte und mahnten uns zum Aufbruch. Mit einem Vorrat an getrocknetem Fleisch beschenkt, ritten wir in der Abenddämmerung davon, bis wir unsere Leute 8 Meilen weiter aufwärts unter einem alten, dichtbelaubten Baum gelagert fanden. Gerade gegenüber mündete einer der beträchtlichsten Nebenflüsse des Südarms, der Biberfluss.

      1 Eine engl. Elle = 1 Yard = 3 engl. Fuß

      2 Fork = Gabel, Flussarm

      ZWEITES KAPITEL

      Reiseabenteuer auf dem Marsch zum South Pass

      Am 10. erreichten wir nach einem Marsch von 45 Meilen spät am Abend St. Vrain’s Fort. Dieser Posten ist am rechten Ufer des Südarms unmittelbar am Fuße des Gebirges und 17 Meilen östlich von Long’s Peak, in 40° 22' nördl. Breite und 87° 31' westl. Länge von Ferro gelegen. Der Strom, dessen Bett ganz aus Sand und Kies besteht, ist durch kleine Inseln, zwischen denen er schnell dahineilt, in verschiedene Arme geteilt. Zwischen ihm und dem Gebirge, dessen schneeige Spitzen in geringer Entfernung schimmern, liegen die Schwarzen Berge. Die nächsten Gebirge schienen sich nicht weit über die Linie des ewigen Schnees zu erheben, der sich zunächst auf die Nordseite der Gipfel beschränkte und gegen Süden nur einige 100 Fuß herabreichte. Die Fichtenwaldungen, welche tiefer unten das Gebirge umgürten, waren in Rauch gehüllt; in ihnen soll schon seit Monaten das Feuer wüten. Pike’s Peak, ein 100 Meilen weiter südlich gelegener Berggipfel, war wegen der durch Rauch verdüsterten Luft nicht sichtbar. Die Höhe des Platte über dem Meer beträgt hier 5400 Fuß. Herr St. Vrain nahm uns gastfreundlich auf, und durch seine Güte erhielt ich einige Pferde und Maultiere; an Vorräten konnte er uns aber nichts überlassen.

      Am 12. brachen wir nach Fort Laramie, unserem nächsten Bestimmungsort, auf, das gegen 125 Meilen von da fast streng nördlich liegt. Noch begleiteten uns drei Spanier, von denen der eine in meinen Dienst getreten war. Bald verließen wir das in dem Schmuck seiner Blumen einem Garten gleichende Flusstal und zogen längs der Schwarzen Berge, die sich auf dem ganzen Weg zwischen uns und dem westlichen Gebirge hinstreckten. Wir ritten durch zahlreiche Nebenflüsse der beiden Hauptarme des Platte, unter denen der Krähen- und der Pferdefluss die ansehnlichsten waren, und hatten mehrere Höhenzüge zu überschreiten. Das Land zeigte meist ein durchaus ödes und wüstes Aussehen, doch trägt mehr die Trockenheit des Klimas als die Beschaffenheit des Bodens die Schuld daran. Nur an einigen Flüssen zeigte sich wieder frischer Rasen, auf dem Büffelherden weideten; Holz aber wurde so selten, dass wir uns meist des früher erwähnten »Kuhholzes« beim Kochen bedienen mussten. Am Abend des 14. kamen wir durch eine weite Schlucht, die von zwei jäh abfallenden Hügelreihen, durch die ein Fluss strömt, gebildet wird. Der Fels besteht aus Mergel und Kalkstein und zeigt, von Wind und Regen zerklüftet und ausgewaschen, ein seltsames Naturspiel. Er sieht nämlich täuschend einer Festung ähnlich, die einen Halbkreis bildend an beiden Enden in ungeheure Bastionen ausläuft. Längs der ganzen gegen 300 Ellen sich ausdehnenden Linie ragen Kuppeln und schlanke Minarette von 40 bis 50 Fuß Höhe über die Wälle und geben diesen Felsenbildungen das Aussehen einer alten, befestigten Stadt. Noch häufiger finden sich diese am Weißen Fluss. Dort gleichen sie zuweilen in überraschender Weise einer großen Stadt mit zahlreichen Straßen und prächtigen Gebäuden, und andere Male nehmen sie die Gestalt eines leer stehenden Hauses an mit großen Zimmern, in welche die Reisenden über Nacht ihre Pferde treiben und innerhalb dieser natürlichen Schutzwehr vollkommen sicher vor den Angriffen der räuberischen Wilden

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