Die Reise in die Rocky Mountains. John Charles Frémont

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Die Reise in die Rocky Mountains - John Charles Frémont Edition Erdmann

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Dolmetscher Bissonette in Begleitung des Indianers und seiner Frau zu uns. Sie lachten über unsere Ungeschicklichkeit und halfen uns, die Arbeit schnell zu beenden. – Von hier hatten wir eine schöne Aussicht auf die enge Felsenschlucht, durch welche der Platte aus den Schwarzen Bergen hervortritt, indem er sich plötzlich von einem Gebirgsstrom in einen Fluss der Ebenen verwandelt.

      Am anderen Morgen machte ich einen Ausflug nach der malerischen Schlucht. Der Fluss hat dort eine Breite von 200 bis 300 Fuß und eilt schnellen Laufes, zuweilen durch Stromschnellen unterbrochen, klar und durchsichtig dahin. Auf beiden Seiten erhoben sich rote, senkrechte und manchmal überhängende Felsen von 200 und 400 Fuß Höhe, deren grüne Gipfel hier und da eine Fichte trugen. Auch zwischen dem Geröll an ihrem Fuß zeigten sich Nadelholz und die Virginische Kirsche. Von der Morgensonne beleuchtet bildete das Ganze in der malerischen Zusammenstellung seiner Teile und dem lebendigen Wechsel der Farben eine höchst anziehende Landschaft. Der Fels besteht oben aus Lagern von festem Ton mit eingesprengten Kieseln und unten aus festem rotem Sandstein. Dicht vor der Schlucht, am linken Ufer des Flusses befindet sich eine kleine, aber anmutige Prärie, und diese Stelle würde sich trefflich zu einem militärischen Posten eignen. Er würde den Weg nach dem Oregon-Gebiet durch das Tal des Süßwasserflusses und den Südpass des Felsengebirges fortwährend offen erhalten und solche feindseligen Verbindungen verhindern, wie sie jetzt die Dickbäuche, die Sioux- und Cheyenne-Indianer wider uns geschlossen haben.

      Nachdem ich der entschiedenen Forderung des Indianers, ihm ein Pferd zu geben, notgedrungen entsprochen hatte, verließen wir das Lager. Wir hatten den ganzen Tag im Süden die jäh abfallende Hauptkette der Schwarzen Berge zu unserer Seite. Große Wolkenmassen hatten sich auf ihren Höhen gelagert und bedeckten auch die Spitze des Laramie-Berges, der nach meiner Schätzung sich etwa 2000 Fuß über das Fort und 6500 über das Meer erhebt. – Seit wir das Fort verlassen hatten, hatte die Gegend ein völlig verändertes Aussehen gewonnen. Östlich von demselben fast keine Waldungen, nur die endlos sich ausdehnende Prärie, bedeckt mit dem Grün reicher Gräser und höchst geeignet für die Viehzucht, und, wo die Nähe von Menschen sie nicht vertrieb, große Büffelherden, die das Land belebten. Westlich vom Laramie-Fluss dagegen eine sandige und unfruchtbare Gegend. Eine ihrer hervortretendsten Eigentümlichkeiten ist der ungeheure Überfluss an Wermut (Artemisia tridentata). Er wächst überall, an den Hügeln und in den Gründen, und bildet ein zähes, verworrenes Flechtwerk, das selbst die Bewegung der Karren erschwert, wenn sie den gewöhnlichen Weg verlassen. Je höher das Land nach Westen hin aufsteigt, desto höher ist auch der Wuchs dieser Pflanze, und die ganze Luft ist davon mit einem Kampfer- und Terpentingeruch erfüllt. Man hat gefunden, dass diese Gegend besonders für Brustkranke sehr heilsam sei, und es ist wohl möglich, dass das Einatmen der vom Duft aromatischer Pflanzen so durchdrungenen Luft hierzu mitwirkt. – Abends schlugen wir unser Lager an dem Hufeisenfluss auf, der in den Platte mündet. Seine Ufer waren gut bewachsen und boten einen Überfluss an Gras- und Schachtelhalm dar. Unser getrocknetes Fleisch war zu Ende, und eine Antilope, die unsere Jäger am Abend schossen, reichte nur notdürftig für so viele hungrige Menschen aus. Es war, wie schon früher gesagt, ein sehr dürres Jahr. Während, wie ich hörte, auch in dieser Gegend die umherschweifenden Indianer und die Reisenden sonst hinreichend Gras für ihre Pferde gehabt hatten, so fanden wir jetzt erst nach langem Suchen ein kleines Fleckchen, kaum genügend, die Tiere auf den Füßen zu halten. Es war dies ein großer Übelstand, da die Fortsetzung unserer Reise durchaus vom Zustand unserer Pferde abhing.

      Als wir am Nachmittag des 23. im Tal des Platte aufwärtszogen, kam unser Vortrupp mit dem Ruf: »Indianer!« zurückgesprengt. Wir wandten uns sogleich nach dem Fluss, der hier ein steiles und hohes Ufer hatte, und bildeten aus unseren Karren eine Schutzwehr, in deren Mitte wir unsere Pferde und Maultiere festbanden. Die Gewehre wurden geladen, und unser Dolmetscher ging mit dem Indianer den Angekündigten entgegen. Bald kamen sie mit zwei Sioux zurück. Diese hatten ein mürrisches Aussehen, und wir erfuhren von ihnen, dass sie zu der Schar gehörten, welche den Auswanderern nachgesetzt und sie am Süßwasserfluss eingeholt hatte. Hier hätten sie sich, wie sie erzählten, zerstritten und seien beinahe miteinander selbst in Kampf geraten. Der eine Teil habe verlangt, die Weißen anzugreifen, während der andere sich dem widersetzt habe, und endlich seien sie in kleinen Banden aufgebrochen und hätten sich über das Land zerstreut. Die Mehrzahl sei in das Gebiet der Krähenindianer gegangen, die anderen kämen in kleinen Abteilungen längs dem Platte hernieder. Diese beiden hatten mit für die Niedermetzelung der Auswanderer gestimmt, und einige meiner Leute schlugen vor, sie auf der Stelle zu erschießen, doch ich widersetzte mich entschieden einer solchen Maßregel. Sie teilten uns ferner mit, dass sich nur selten Büffel zeigten und, da es gänzlich an Regen mangelte, sich nur wenig oder gar kein Gras finde. Unzählige Scharen Heuschrecken hätten auch das wenige aufgezehrt. Schon seit wir das Fort verlassen hatten, waren diese Insekten so zahlreich geworden, dass von ihnen der ganze Boden zu leben schien. Das waren böse Nachrichten. Kein Gras, keine Büffel – Nahrung weder für Ross noch Mann! Ich gab den beiden Sioux etwas Tabak, und sie gingen davon, anscheinend sehr zufrieden, so von uns gekommen zu sein, denn meine Leute warfen ihnen eben keine zärtlichen Blicke zu, und sie schielten misstrauisch auf unsere kriegerischen Zurüstungen und den engen Kreis von Flinten, der sie umgab. – Ich fand an den Hügeln die von den Indianern so genannte »Brotwurzel« (Psoralea esculenta), welche die Sioux viel genießen und bei denen ich sie häufig in Stücke geschnitten und getrocknet antraf.

      Auch diesen und die folgenden Tage gingen wir immer im Tal des Platte aufwärts und waren gewöhnlich so glücklich, abends einen Grasplatz zu finden, wo wir lagern konnten. Es zeigten sich wieder Büffel. Am 24. schossen die Jäger deren drei und am 25. sechs. Wir beschlossen, uns einen Fleischvorrat auf etwa 14 Tage herzurichten. Niedrige Gerüste wurden errichtet, das Fleisch in dünnen Stücken daraufgelegt und darunter ein schwaches Feuer unterhalten. Unsere Leute gewannen ihre Fröhlichkeit wieder, und die geschäftigen Figuren um die lodernden Flammen gaben unserem Lager ein malerisches Aussehen. Am Morgen des 26. beluden wir unsere Wagen mit einem reichlichen Vorrat an getrocknetem Fleisch, der nur, wenn unsere Flinten uns den Unterhalt nicht schaffen könnten, angegriffen werden sollte. Abends lagerten wir am Wildbretfluss, Deer River, dem ansehnlichsten Zufluss des oberen Platte. Das Tal war durch Bäume beschattet und hatte reichen Überfluss an Gras.

      Am 27. lief die Hauptkette der Schwarzen Berge nur 7 Meilen südlich von uns hin und erhob sich zu einer jähen Höhe von 800 und 1200 Fuß. Am 28. erreichten wir die Stelle, wo der gewöhnliche Weg über den Platte führt. Die Breite des Flussbettes wechselte zwischen 800 und 1500 Fuß, dasselbe war aber hier nur in einer Breite von 200 Fuß mit Wasser bedeckt. Obwohl eckige Felsstücke auf dem Grund den Übergang etwas erschweren, so ist es doch die beste Furt des Platte, der wenigstens in nasseren Jahren nur an wenigen Stellen überschritten werden kann.

      Das ganze Land, durch das wir seit dem Fort Laramie zogen, kann nicht eigentlich bergig genannt werden. Es ist eine Aufeinanderfolge lang gedehnter, niedriger Hügel, welche durch die zahlreichen Flüsse, die von der benachbarten Bergkette herabkommen, gebildet werden. Sie geben dem Land ein wellenförmiges Aussehen, ähnlich dem des Meeres bei mäßigem Wind. Der Weg ist sehr gut zu nennen und hat keine schwierigen Höhen zu übersteigen. Man muss bedenken, dass nur ein oder zwei Mal des Jahres Wagen denselben befahren und dass das nicht hinreicht, die festen Wurzeln der unzähligen Wermutbüsche zu zerstören. Das geringere Vorkommen derselben zeigt oft allein die Richtung des Weges an. Dieser Teil gilt als der beschwerlichste des ganzen Weges östlich vom Gebirge und doch kann er mit wenig Mühe um vieles verbessert werden. Von der Mündung des Kansas bis zum Tal des Grünen Flusses, westlich vom Felsengebirge, ist auf der ganzen Verbindungslinie keine Strecke, die einem Gebirgsweg gleicht. Vier Meilen jenseits der Furt trafen wir wieder auf Indianer, die zu demselben großen, auf der Rückkehr begriffenen Dorf gehörten. Sie gaben uns eine sehr entmutigende Schilderung von dem Land. Die große Dürre und die Heuschrecken hätten es in eine Wüste verwandelt, in der kaum ein Grashalm und kein Büffel zu sehen seien. Ihre Leute seien fast verhungert, und wir würden auf ihrem Weg Hütten, die sie, um schneller fortzukommen, zurückgelassen hätten, und Gerippe von aufgezehrten oder verhungerten Pferden finden. Das war die Aussicht, die wir vor uns hatten! – Bissonette, der nur bis hierher uns zu begleiten sich verbindlich gemacht hatte,

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