Der exzellente Butler Parker 28 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Wer, zum Teufel sind Sie denn?« fragte ein vierschrötig aussehender Mann, der etwa vierzig Jahre zählte.
»Mister Dave Braddock?« wollte Parker wissen.
»Braddock.« Der Vierschrötige mit dem kantigen Kopf und dem kurzen Haar nickte knapp und stand auf. Dabei schob er sich wie zufällig an einen kleinen Turm heran, der von einigen Ablagekörben gebildet wurde. Seine Absicht war für den Butler aber dennoch unverkennbar. Dave Braddock bemühte sich um eine Waffe, die dort liegen mußte.
»Falls Sie die Absicht hegen, nach einer Waffe zu greifen, Mister Braddock, sollten Sie tunlichst davon Abstand nehmen«, warnte der Butler ihn höflich und ... schickte umgehend einen Pfeil auf die kurze Luftreise. Er stammte aus dem Schirmstock, der als Blasrohr diente und seine Energie aus einer Patrone bezog, die mit komprimierter Kohlensäure gefüllt war.
Braddock zuckte zusammen und starrte ungläubig auf den bunt gefiederten Pfeil, der kaum länger war als eine normale Stricknadel. Darüber vergaß der Mann seine ursprüngliche Absicht.
»Wer nicht hören will, junger Mann, der muß eben fühlen«, ließ Lady Agatha sich genußvoll vernehmen. »Gehen Sie davon aus, daß dieser Pfeil vergiftet ist.«
»Sind Sie verrückt?!« Braddock setzte sich und hatte sich längst verfärbt, was seine Gesichtsfarbe betraf. Er wagte nicht, den Pfeil aus dem Unterarm zu ziehen.
»Falls Sie sich nicht zu nachhaltig und zu stürmisch bewegen, Mister Braddock, dürften Ihre Überlebenschancen recht zufriedenstellend sein«, versicherte Parker dem Boß der Diebesbande. »Übrigens mit Ihrer gütigen Erlaubnis!«
Parker war an den Schreibtisch herangetreten und faßte hinter den kleinen Turm aus Ablagekörben. Seine schwarz behandschuhten Finger ergriffen eine Pistole, die umgehend in einer der Taschen seines Covercoats verschwand.
»Vergiftet?« fragte Braddock mit einiger Verspätung. Seine Stimme klang heiser.
»Sie können davon ausgehen, daß bestimmte Hospitäler hier in London über die entsprechenden Gegengifte verfügen«, sagte Parker. »Sie sollten sich also keine unnötigen Sorgen machen.«
»Schnell, rufen Sie an«, brüllte Braddock. »Ich kratz’ sonst ab. Mir wird schon schlecht.«
»Man wird Ihnen umgehend helfen, Mister Braddock«, erwiderte Parker. »Aber vorher sollten Sie sich vielleicht noch zu Mister John Ronnars äußern, der Ihnen ja nicht unbekannt sein dürfte.«
»Der is’ abgehauen, haben die Nachrichten gebracht«, gab Braddock zurück. »Mann, ziehen Sie mir diesen verdammten Pfeil raus! Ich spür’ bereits das Gift.«
»Wo könnte man ihn oder seine Stellvertreter finden, Mister Braddock?« fragte Parker ohne jede Hast weiter.
»Hat sein Gesicht nicht bereits eine gelbe Farbe angenommen?« frage Mylady interessiert dazwischen. Sie hatte ihre Stielbrille aufgeklappt und betrachtete Braddocks Gesicht durch die Lorgnette. »Oder ist das mehr grün, Mister Parker?«
»Könnte man sich vielleicht auf türkis einigen, Mylady?« gab der Butler zurück.
»Aber nein«, widersprach Agatha Simpson energisch. »Es ist wohl doch ein fahles Gelb.«
»Wo Ronnars steckt, weiß kein Mensch«, rief der Bandenboß hastig dazwischen. »Halten Sie sich an Ron Turner!«
»Der sicher unter einer bestimmten Adresse zu erreichen ist, Mister Braddock.«
Der Vierschrötige nannte sie umgehend und verlangte dann erneut nach einem Hospital.
»Nehmen Sie das hier«, gab Parker zurück und reichte ihm auf der flachen Hand eine Tablette. »Sie ist das ganz spezielle Gegengift, Mister Braddock. Aber Sie sollten sich nach der Einnahme wenigstens für fünfzehn Minuten so gut wie nicht bewegen.«
»Zwanzig Minuten sind besser«, fügte die ältere Dame sachkundig hinzu.
Braddock griff ungemein langsam nach der Tablette und schob sie sich in den Mund. Er merkte nicht, daß wahre Schweißbäche über sein Gesicht rannen.
*
»Was haben Sie diesem Subjekt eigentlich verabreicht, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson, nachdem sie im Fond von Parkers Wagen Platz genommen hatte.
»Mister Braddock nahm eine Magentablette ein, Mylady, die sich durch Bitterstoffe auszeichnet«, erwiderte der Butler. »Sie ist völlig harmlos, erweckt jedoch den Anschein, hilfreich zu sein.«
»Also ich hätte ihm solch eine Tablette nicht gegeben«, mokierte sich Lady Simpson umgehend. »Aber Sie sind einfach zu gutmütig, Mister Parker. Daran werden Sie noch arbeiten müssen.«
»Meine Wenigkeit wird sich unentwegt bemühen, Mylady«, versprach Josuah Parker. »Mister Braddock wird sich aber in jedem Fall um Mylady sehr intensiv kümmern.«
»Sie meinen, daß er mir nachstellen wird?«
»Mit letzter Sicherheit, Mylady. Sein Selbstwertgefühl dürfte empfindlich verletzt worden sein.«
»Hat er nun gelogen oder nicht, was diesen Brillenträger angeht?«
»Sein Hinweis auf einen Mister Ron Turner dürfte in jedem Fall sehr interessant sein, Mylady. Man hat die Möglichkeit, die beiden Herren gegeneinander auszuspielen.«
»Um solche Finessen kümmere ich mich nicht, Mister Parker«, entschied sie. »Ich bin immer für den direkten Weg. Ich fahre jetzt zu diesem Stellvertreter?«
»Er könnte inzwischen bereits von Mister Braddock verständigt worden sein, Mylady.«
»Dieses Risiko nehme ich auf mich. Ist es noch weit?«
»Es handelt sich nur noch um wenige Minuten, Mylady«, versicherte der Butler. »Mister Turner wohnt ebenfalls hier in den Docklands. Laut Mister Braddock geht er dem Beruf eines Versicherungsagenten nach.«
»Und dagegen schreitet die Polizei nicht ein?« wunderte sich die ältere Dame.
»Mister Ron Turner dürfte ungemein pünktlich und auch sehr korrekt die anfallenden Steuern entrichten, Mylady«, erklärte der Butler. »Gangster dieser Größenordnung schützen stets einen ordentlichen Beruf vor.«
»Ich werde diesem Subjekt die Maske vom Gesicht reißen, Mister Parker«, kündigte Lady Agatha energisch an. »Fallen Sie mir also nicht in die Arme, falls ich etwas unangenehm werden sollte.«
»Mylady können sich auf meine Wenigkeit fest verlassen«, versprach Josuah Parker, der das Temperament seiner Herrin nur zu gut kannte. Er hütete sich, sein doppeldeutiges Versprechen näher zu erläutern.
»Wie ist diese ›Brille‹ denn eigentlich entkommen?« Die Detektivin wechselte das Thema.
»Einzelheiten dazu waren noch nicht in Erfahrung zu bringen, Mylady. Wahrscheinlich hält die Polizei vorerst noch die Details dieser Flucht zurück.«
»Sie hüllt sich in Schweigen, weil sie nichts weiß«, behauptete Lady Agatha. »Man kennt das ja, Mister Parker. Der gute McWarden ist doch wieder