Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Lächelnd legte Daniel den Arm um die Taille seiner Frau und sah Danny an.
»Vielen Dank für den Hinweis. Aber das wird nicht nötig sein«, versicherte er. »Ich hab gelesen, dass man an Bord Kampfsportarten lernen kann. Jeder Fremde, der sich deiner Mutter auf fünf Meter nähert, bekommt es mit mir zu tun.« Spaßeshalber hielt er die geballte Faust seiner rechten Hand in die Höhe.
Danny betrachtete sie skeptisch.
»Na, hoffentlich haben sie einen guten Arzt an Bord«, bemerkte er trocken.
Im allgemeinen Gelächter blieb es offen, ob er um die Gesundheit seines Vaters oder eher um die seiner Gegner fürchtete.
*
»Das alles hier wird mir fehlen.« Rebecca Salomon ließ die Blicke über die Menschen gleiten, die sich vor dem Flughafen von Addis Abeba drängten. Bereits beim Betreten der Abflughalle wurden die Fluggäste kontrolliert, sodass sich eine lange Schlange gebildet hatte. Überall wurde geredet, diskutiert, gelacht oder gestritten. »Ich hab mich hier immer heimisch gefühlt. Und jetzt kann ich mir gar nicht vorstellen, wie mein Leben weitergehen soll.«
Ayana, die sie zum Flughafen begleitet hatte, legte tröstend die Hand auf ihre Schulter.
»Das Wichtigste ist, dass die Ärzte endlich herausfinden, was dir fehlt.« Ihr erstes Interesse galt der Gesundheit ihrer Freundin, die ihr wie eine Schwester ans Herz gewachsen war.
Becky sah sie an. Doch ihr Blick ging durch sie hindurch.
»Dr. Johansson hat den Kollegen Norden leider nicht erreicht. Er war gestern schon weg, und sie hatte nur den Anrufbeantworter dran.«
»Das ist doch schon mal der Beweis dafür, dass es die Praxis noch gibt.« Ein Mann wollte sich an der Schlange vorbei direkt in die Abflughalle drängeln. Mit einer ungehaltenen Bemerkung verwies Ayana ihn auf seinen Platz. Dann wandte sie sich wieder ihrer Freundin zu. »Und wenn du ihn in so guter Erinnerung hast, wird er sicher versuchen, dir zu helfen.«
»Er ist der beste Arzt, der mir je begegnet ist«, gestand die Sozialpädagogin. »Nie zuvor hat sich jemand so intensiv um mich gekümmert wie er.«
»Auch nicht Dr. Johansson?«, fragte Aynana augenzwinkernd.
Wie immer, wenn Rebecca nervös war, zupfte sie mit den Zähnen an der Unterlippe.
»Das kann ich nicht sagen. Dr. Norden wusste Dinge von mir, die ich niemals einem Menschen anvertraut hätte. Zu Sigrid Johansson habe ich ein anderes Verhältnis.«
Wie bei fast jedem ernsten Gespräch, das die beiden Frauen führten, kam die Sprache auf Beckys geheimnisvolle Vergangenheit.
»Was waren das für Dinge?«, erkundigte sich Ayana hoffnungsvoll. Vielleicht gelang es ihr ja jetzt, so kurz vor der Abreise, das Rätsel zu lösen.
Einen Moment lang schien es, als ob Rebecca der weichen Abschiedsstimmung nachgeben wollte. Doch dann wurde sie in den Rücken gerempelt und drehte sich um, um den Verursacher zu schimpfen. Als sie sich wieder ihrer Freundin zuwandte, war der schwache Moment vergangen.
»Es ging um eine psychische Geschichte«, erwiderte sie nur knapp, als auch schon die Reihe an ihr war.
Es blieb nur noch Zeit für eine kurze Umarmung.
Mit einem Gesicht voller Fragen blieb Ayana zurück, während Rebecca durch die Sicherheitsschleuse ging und nach einem weiteren Winken gänzlich aus ihrem Blickfeld verschwand.
*
So sehr sich Rebecca Salomon darauf gefreut hatte, den unbeantworteten Fragen ihrer Freundin zu entkommen, so sehr war sie plötzlich auf sich und ihre Vergangenheit geworfen. Um die Erinnerungen zurückzudrängen, setzte sie sich am Gate auf einen freien Platz und zog ein Buch aus der Tasche. Doch sie konnte sich nicht auf den Inhalt konzentrieren. Nach einer Weile steckte sie es entnervt wieder weg und tauschte es gegen Kopfhörer. Musik war schon immer ein probates Mittel gewesen, um sich abzulenken. Doch auch dieser Versuch scheiterte kläglich. Schließlich sah Rebecca ein, dass es kein Entrinnen gab. Sie ließ ihre Gedanken los, die augenblicklich zurück in ihre Kindheit und Jugend wanderten.
Die Ehe ihrer Eltern war früh in die Brüche gegangen, und Becky hatte sehr darunter gelitten, von ihrer Mutter als Partnerersatz missbraucht worden zu sein. Diese Liebe hatte sie erdrückt und dafür gesorgt, dass sie in Zukunft eine weiten Bogen darum machte. Die einzige ernsthafte Beziehung zu einem jungen Mann war in die Brüche gegangen, als sie ungewollt schwanger geworden war. Rebecca war das Kind losgeworden, und Bernd hatte nie etwas davon erfahren. Die Entscheidung, nach Äthiopien zu gehen, war mehr eine Flucht denn ein Lebenstraum gewesen. Das hatte sich im Laufe der Zeit geändert, und Becky war diesen Weg weitergegangen.
»Und jetzt zwingt mich mein Körper zurückzukehren«, murmelte sie vor sich hin. »Ich bin gespannt, was er noch so alles mit mir vorhat.« Dass es nichts Gutes war, war der Sozialpädagogin jetzt schon klar.
Doch das ganze Ausmaß ihres Unglücks lag noch im Dunkeln, und sie war froh, als endlich ihr Flug aufgerufen wurde und es wieder etwas zu tun gab.
*
In letzter Zeit war die Stimmung in der Familie Forberg öfter angespannt gewesen. Lilli wollte mit Samthandschuhen angefasst werden, war aber, wie fast jeder normale Teenager, großartig im Austeilen. So waren Neles Bedenken bezüglich eines gemeinsamen Urlaubs durchaus berechtigt. Entgegen aller Erwartungen verlief der Flug aber ruhig, und ihre Tochter schien bester Dinge zu sein, als sie den Fuß auf New Yorker Boden setzte.
»Die Reise scheint ihre Laune erheblich gehoben zu haben«, teilte Nele ihrem Mann mit, als sie nebeneinander her zum Ausgang strebten.
Lars war an den Flughafen gekommen, um Frau und Tochter in Empfang zu nehmen. Er beobachtete Lilli, die vor ihnen her tänzelte. Wie bei einer Wackelpuppe ging ihr Kopf hin und her. Sie wusste gar nicht, wo sie zuerst hinsehen und wie sie die Eindrücke aufnehmen sollte, die auf sie einströmten.
Lars lächelte zufrieden.
»Genau das war meine Absicht.« Er schob den Kofferkuli mit den drei Koffern – Nele hatte ihrer Tochter doch den Gefallen getan und war mit ihr einkaufen gegangen – und ließ seiner Frau an der Drehtür den Vortritt.
Nele wartete draußen auf ihn.
»Deshalb auch die hundert Euro für Klamotten, was?« Diesen Tadel garnierte sie mit einem Lächeln, das aber keinen Widerhall auf Lars‘ Gesicht fand.
Nele drehte sich um und wollte auf Lilli zugehen, die an einer Säule stand, als sie einen stechenden Schmerz an der Wade fühlte.
»Aua!« Sie schrie auf und drehte sich um.
»Oh, Verzeihung, das wollte ich nicht«, entschuldigte sich Lars. »Warum musst du aber auch so langsam gehen?«
Ehe Nele antworten konnte, lachte Lilli auf.
»Das ist ja mal wieder typisch Mum«, sagte sie zu ihrem Vater. »Kaum bist du in der Nähe, wird sie wieder tollpatschig.« Sie lächelte übertrieben süß. »Ach, muss Liebe schön sein.«
»Das kannst du laut sagen«, bestätigte Lars und winkte ein Taxi herbei. »Nicht wahr, mein