Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke. Osho
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Читать онлайн книгу Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke - Osho страница 13
Wenn ihr dazu bereit seid, ist es das einfachste der Welt – so einfach, wie einen Schatten aufzugeben. Aber man kann es nicht halb aufgeben und halb behalten. Entweder das Ganze geht oder das Ganze bleibt. Das ist die Schwierigkeit.
Alle eure Freuden und Leiden hängen mit der Tatsache zusammen, dass ihr die Freuden behalten und die Leiden aufgeben wollt. Dann ist es schwierig, und nicht nur das, es ist unmöglich! So kann es nicht geschehen. Was ihr auch tut, es bleibt sinnlos und ergebnislos. Ihr macht euch dann Hoffnungen auf das Himmelreich und die vollkommene Seligkeit eines Buddha.
Wenn ihr Buddha oder Jesus oder mir zuhört, werden Hoffnungen geweckt. Aber ich wecke sie nicht – ihr wollt sie haben. Ihr projiziert eure Hoffnungen und das ist die ganze Verwicklung: Jede Hoffnung ist neue Nahrung für das Ego. Selbst die Hoffnung auf das Paradies, das Himmelreich und die Erleuchtung. Jede Hoffnung stärkt das Ego.
Wer versucht denn, erleuchtet zu werden? Das Ich, das versucht, erleuchtet zu werden, ist das ganze Problem! Niemand wird jemals erleuchtet. Erleuchtung geschieht, aber niemand wird jemals erleuchtet. Wenn das Haus leer ist, geschieht Erleuchtung. Wenn niemand zu Hause ist, der erleuchtet werden will, ist die Erleuchtung da. Weil unsere Sprache auf der Dualität beruht, ist alles immer falsch, was man über so tiefe Dinge sagt. Wir sagen, dass Gautam Siddharta erleuchtet wurde, und das ist falsch. Gautam Siddharta ist der Unerleuchtete. Als er nicht mehr als Ego anwesend war, geschah die Erleuchtung. Eines Tages begriff er, dass er absurden Vorstellungen nachjagte, und dass er selbst das Problem war, und alles, was er tun könnte, nur neue Probleme schaffen würde.
Es kommt nicht darauf an, ob man irgendetwas richtig oder falsch macht. Was auch immer man macht, stärkt das Ego. Diese Einsicht kostete ihn viele Jahre. Aber als Buddha einmal eingesehen hatte, dass alles Tun dem Ego nur immer weiterhilft, gab er das Tun einfach auf. In diesem Augenblick der Erkenntnis wurde er zum Nicht-Tuer, vollkommen passiv. Denkt daran, das ist das Problem: Ihr könnt selbst aus eurem Nicht-Tun ein Tun machen. Ihr könnt aktiv sein, damit Inaktivität zu euch kommt. Dann verfehlt ihr die Sache. Ihr könnt still stehen und ruhig dasitzen, aber wenn ihr euch Mühe gebt, still zu sein, ist euer Stillsein nicht echt. Ihr ruht nicht, ihr bewegt euch. Wenn ihr euch Mühe gebt, ruhig dazusitzen, ist die Ruhe unecht. Dann seid ihr nicht ruhig.
Als Buddha einsah, dass er selbst das Problem war, und dass jedes Tun dem Ego nur mehr Substanz gibt, ließ er es einfach fallen. Dann unternahm er keine Anstrengungen mehr, einen passiven Zustand zu erreichen. Dann tat er nichts mehr. Alles geschah ihm von selbst; der Wind wehte, und der Bodhibaum wiegte sich im Wind. Der volle Mond ging auf, und die ganze Welt feierte ihr immerwährendes Fest. Der Atem ging ein und aus, das Blut zirkulierte in seinen Adern, das Herz und der Puls schlugen, und alles geschah von selbst. Er tat überhaupt nichts. In diesem Nichts-Tun verschwand Gautam Siddharta.
Als der Morgen kam, war niemand da, um die Erleuchtung zu empfangen, aber die Erleuchtung war da. Unter dem Bodhibaum saß ein leeres Wesen – natürlich atmend, das Herz schlug besser denn je, alles funktionierte vollkommen harmonisch, aber es war kein Ich da, das etwas dazu getan hätte. Das Blut strömte in seinem Kreis, und die ganze Welt lebte und tanzte ringsumher. Jedes Atom in Buddhas Körper tanzte mit einem unbekannten Leben, die Energie floss aus eigenem Antrieb. Niemand war da, der etwas beeinflusste oder manipulierte. Buddha wurde zur weißen Wolke. Die Erleuchtung geschah.
Es kann euch auch geschehen, aber macht keine Hoffnung daraus, sondern versteht, worum es geht, und lasst alle Hoffnungen fallen. Werdet vollkommen hoffnungslos. Es ist schwierig, wirklich vollkommen hoffnungslos zu werden. Ihr seid schon oft hoffnungslos gewesen, aber ihr habt nie die wirkliche, die vollkommene Hoffnungslosigkeit erlebt. Eine Hoffnung vergeht, und ihr fühlt euch hoffnungslos, aber ihr schafft euch sofort wieder eine neue Hoffnung als Ersatz und versäumt die echte Hoffnungslosigkeit.
Die Leute gehen von einem Meister zum anderen. Das ist die Bewegung von einer Hoffnung zur anderen. Sie hoffen, dass sie durch den Segen irgendeines Meisters und durch seine Energie erleuchtet werden. Dann sitzen sie da und versuchen und wünschen alles Mögliche, mit einem angestrengten, ungeduldigen Kopf. Denn ein Kopf voller Hoffnungen kann nicht entspannt sein, kann nicht geduldig sein.
Und dann werden sie allmählich nervös, weil nichts passiert. So ist dieser Meister wohl der falsche – und sie gehen zu einem anderen. Es ist keine Reise von einem Meister zum anderen, es ist eine Reise von einer Hoffnung zur anderen. Die Leute wechseln ihre Religion und lassen sich umtaufen, nur wegen der Hoffnung. So könnt ihr es viele Leben lang machen. Und das habt ihr auch gemacht. Jetzt versucht, den Punkt zu verstehen, um den es geht. Es ist weder eine Frage des richtigen Meisters, noch eine Frage der richtigen Methode.
Es ist eine Frage der direkten Einsicht, des sofortigen Penetrierens in das Phänomen, warum ihr hofft und nicht ohne Hoffnung sein könnt. Was habt ihr durch all euer Hoffen erreicht? Seht es… Und es fällt ganz von selbst weg. Ihr müsst es noch nicht einmal selber fallenlassen. Darum sage ich, dass es leicht ist, aber ich weiß natürlich genau, wie schwierig es ist. Es ist schwierig wegen euch – aber an sich ist es leicht. Die Sache ist einfach, aber ihr seid schwierig. Es kann jeden Moment geschehen, und wenn ich das sage, meine ich, dass das Phänomen der Erleuchtung, der Egolosigkeit, keine Ursache hat. Es ist kein Resultat irgendwelcher Ursachen, kein Abfallprodukt von etwas anderem. Es ist eine einfache, klare Einsicht. Es kann einem Sünder geschehen, und es kann sein, dass es einem Heiligen nicht geschieht.
Keine Bedingung muss im Grunde erfüllt werden. Wenn einer sehen kann, dann kann es geschehen – selbst einem Sünder. Wenn einer hoffnungslos wird, wenn einer fühlt, dass es nichts zu gewinnen oder zu erreichen gibt, wenn einer begreift, dass das Ganze ein absurdes Spiel ist, dann kann es geschehen. Es kann sein, dass es einem Heiligen nicht passiert, weil ein Frommer immer noch versucht, etwas zu erreichen. Er ist noch nicht ohne Hoffnung. Diese irdische Welt ist sinnlos geworden, aber die andere Welt bedeutet viel. Er sieht, dass er diese Erde verlassen muss, aber es gibt Himmelreiche im Jenseits, auf die er hofft, und die er erreichen möchte.
Selbst die Leute um Buddha und Jesus fragten immer solche Sachen. Als Jesus kurz vor seiner Gefangennahme stand, und am nächsten Tag umgebracht werden sollte, fragten seine Schüler: „Meister, bitte sage uns, welche Plätze wir einnehmen werden im Himmelreich des Vaters, zu dessen Rechten du sitzest? Wo werden wir sitzen, was wird unser Rang sein?“ Man stelle sich das vor! Die Jünger Jesu stellen solche dummen Fragen! Aber so ist der menschliche Verstand. Sie wollen nichts Diesseitiges. Sie sind Bettler geworden. Aber sie wollen die Welt im Jenseits. Darum sind sie keine echten Bettler. Sie haben Hoffnungen. Sie haben auf diese Welt verzichtet, aber es ist ein Tauschgeschäft – wo werden wir im Jenseits sein? Wer wird neben mir sitzen?
Es muss ein Wettstreit zwischen diesen zwölf Schülern stattgefunden haben. Da muss Politik und Ehrgeiz gewesen sein, einer oben, einer unten, einer wird der Boss. Da müssen Konflikte gewesen sein, Innenpolitik, unterschwellige Aggressionen und Gewalttätigkeit. Selbst mit Jesus bleibt die Hoffnung. In euch ist die Hoffnung tief verwurzelt. Was man euch auch sagt – ihr macht eine Hoffnung daraus. Ihr seid Maschinen für die Produktion von Hoffnungen, und dieser Mechanismus ist das Ego. Was kann man also tun? Man kann tatsächlich gar nichts machen. Ihr braucht nur klare Augen, eine tiefgreifendere Einsicht.
Alles, was man braucht, ist ein ungetrübter Blick für unser Wesen, für unser ganzes Hoffen und Tun. Und ich sage euch, durch diesen ungetrübten Blick, durch diesen unschuldigen Einblick, fällt das Ego ganz von selbst von euch ab. Es ist das Einfachste und gleichzeitig das Schwierigste der Welt. Aber vergesst nicht, dass ich keinerlei Hoffnungen in euch erwecke.
In Bezug auf das, was du gerade gesagt hast, gibt es das Zen-Sprichwort: „Mühelose Mühe“. Kannst du dazu etwas sagen,